31.12.2019 17:01 - bearbeitet 06.01.2022 18:23
Liebe Börsenfreunde!
@Karatevater und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.
Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.
Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.
Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:
- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)
- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze
- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)
- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)
- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)
- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)
Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.
Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".
Zwei aktuelle Beispiele:
1. DAX-Discount-Zertifikat
WKN: PZ3V10
Underlying: DAX (WKN 846900)
Laufzeit: 21.05.2020
Obergrenze: 12000 Punkte im DAX
Bezugsverhältnis: 100:1
Emittent: BNP Paribas
Ausübung: nur Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76
Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei Festgeld. Anmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.
2. Aktien-Discount-Zertifikat
WKN: CL152U
Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR
Laufzeit: 26.06.2020
Obergrenze: 15 Euro
Bezugsverhältnis: 1:1
Emittent: Commerzbank
Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich
aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70
Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!
Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.
Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.
Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:
Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?
Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!
Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.
Ich gehe davon aus, dass @Karatevater in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.
@Karatevater fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!
Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.
Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:
https://www.zertifikate.commerzbank.de/
https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite
Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:
https://www.sg-zertifikate.de/
Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.
Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:
Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.
Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.
Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.
Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.
Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.
Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:
WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.
WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.
WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.
WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.
Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.
Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.
Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.
1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!
Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.
Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.
Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.
2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.
Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.
Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.
Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.
Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.
Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.
Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.
Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:
1. Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).
2. Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.
3. Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.
4. Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.
5. Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!
Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.
Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.
Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.
Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 03.06.2020 17:08
Danke für die Erklärung. Völlig neue Sphären tun sich auf...
Hab das gerade mal für "meinen" Discounter nachvollzogen (Cap 60 bis 21.08.) und komme auf Delta von fast 17%.
Ich finde das wirklich spannend und muß mich mal mit den Zusammenhängen befassen.
Nochmals vielen Dank.
03.06.2020 17:36 - bearbeitet 03.06.2020 17:41
03.06.2020 17:36 - bearbeitet 03.06.2020 17:41
@dg2210 schrieb:
@Zilch schrieb:Deshalb überlege ich ja gerade ob ich nicht darin etwas Geld anlege - Laufzeit ist okay, Rendite ist bombig, Risiko dass das Cap unterschritten wird ist gering
Einspruch!
Risiko und Rendite gleichen sich aus, oder wie die Profis sagen: Man muß das Mittagessen bezahlen.
Sprich: die Rendite ist nur deshalb so hoch, weil es viele Profis gibt, die nicht nur daran glauben, daß es noch weiter runter geht, sondern sogar ihr Geld darauf wetten.
Kleine Anmerkung, euer Ehren.
Stichwort ist hier "wetten". Schon viele Profis haben auf irgendetwas gewettet und waren sich sicher - und lagen falsch. Irgendwer verliert immer.
Tja, wer kann das Risiko schon genau beziffern? Außer Insider die genau wissen ob was an den Vorwürfen dran ist und ob das rauskommen wird, natürlich.
Wenn du daran glaubst dass an den Vorwürfen nichts dran ist - dann ist für dich das Risiko eigentlich gering. Wenn du glaubst dass da etwas dran ist - dann wählst du sowieso das niedrigste Cap überhaupt denn dann wäre das Risiko für dich sehr hoch. Sehr subjektiv das Ganze.
Aber nur weil Profis auf irgendetwas wetten ist das für mich kein Grund wenn ich ehrlich bin. Nicht weil ich superschlau bin und super Profi und erfahren - sondern weil die Vergangenheit oft genug zeigte dass auch Profis ziemlich daneben liegen können. Wenn ich falsch liege bin nur ich schuld. Und manchmal darf man auch etwas Glück haben - denn ohne Risiko ist nichts an der Börse und ein bisschen Glück gehört auch dazu.
Edit: und liebe*r @dg2210 auch von mir ein fettes Danke für die Eurex-Zusammenhänge - wirklich sehr interessant 🙂
am 03.06.2020 17:39
@GetBetter schrieb:Danke für die Erklärung. Völlig neue Sphären tun sich auf...
Hab das gerade mal für "meinen" Discounter nachvollzogen (Cap 60 bis 21.08.) und komme auf Delta von fast 17%.
Ich finde das wirklich spannend und muß mich mal mit den Zusammenhängen befassen.
Nochmals vielen Dank.
Ach komm, hab zwar keine Ahnung, kriegst aber trotzdem en Daumen ![]()
am 04.06.2020 02:03
@dg2210 schrieb:
@hmg schrieb:Deshalb habe ich mich für Zertifikate mit sehr niedrigen Caps und eine vergleichsweise kurze Laufzeit entschieden, einmal mit Cap 40 Euro bis Ende September und einmal Cap 58 Euro bis Ende August.
Selbst bei diesne Werten besteht noch ein Risiko. nach Marktmeinung liegt die Wahrscheinlichkeit, daß die Wirecard Ende September bei < 40 notiert, bei ca 9% und für Ende August /Cap 58 bei ca 15 %
Vielen Dank für den Hinweis, wie ich das Risiko quantifizieren kann.
Ich habe aber auch nie behauptet, dass meine Wahl risikofrei wäre. Wer kein Risiko will, ist an der Börse mit Zertifikaten sicher falsch, sondern sollte sich anders orientieren. Das Risiko für meine Wahl erscheint mir persönlich für mich aber "nach Bauchgefühl" gut vertretbar.
Und 85% bzw. 91% Wahrscheinlichkeit für einen für mich positiven Ausgang finde ich übrigens nicht schlecht
Und ansonsten könnte ich mit dem aktuellen Kaufkurs der besagten Zertifikate für eine längerfristige Anlage in Wirecard eben auch gut leben. Denn langfristig glaube schon daran, dass es dort wieder weit bergauf geht. Nur die kurz- und mittelfristige Prognose ist wegen der genannten Unwägbarkeiten schwierig.
am 07.06.2020 12:39
Hallo zusammen,
was haltet ihr von einem Zertifikat auf AMD (z.B. WKN MC6GGV) in Hinblick folgender Annahme?
Meine Annahme bis Jahresende ist eine Seitwärtsbewegung bzw. ein leicht steigender Kurs bis ca. 52€ (und grundsätzlich hätte ich die Aktie auch gerne in meinem Depot)
Fragen die ich in diesem Zusammenhang noch habe:
- Lassen sich Zertifikate ähnlich wie Aktien per Stopp-Loss absichern? Die AMD-Aktie würde ich normalerweise per SL bei ca. ~42€ absichern. Mein Zertifikat würde ich daher auch gerne verkauen, falls sich ein Negativ-Trend abbilden würde
- Wie errechne ich mir den max. zu investierenden Betrag bei Zertifikaten (vgl. Money Management bei Aktien?)
Wie ihr merkt bin ich bei dem Thema trotz der vielen Beiträge noch etwas unsicher. Ich freue mich über Eure Antworten
LG
schnitter
am 07.06.2020 12:57
Hey @Schnitter
nur kurz: Du sagst du hättest grundsätzlich auch gerne die Aktie. Laut Basisinformationsblatt bekommst du die jedoch nicht:
"Ziele
(Bezeichnungen, die
in diesem Abschnitt in
Fettdruck erscheinen,
werden in der bzw. den
untenstehenden Tabellen
näher erläutert.)
Das Produkt zielt auf die Erwirtschaftung eines Ertrags in Form einer Barzahlung am Rückzahlungstermin ab. Die Höhe dieser
Zahlung hängt von der Wertentwicklung des Basiswerts ab. Das Produkt hat eine feste Laufzeit und endet am Rückzahlungstermin.
Bei Beendigung des Produkts am Rückzahlungstermin erhält der Anleger:
1. falls der endgültige Referenzpreis auf oder über 52 USD liegt, eine Barzahlung in Höhe von 52,00 USD und zum
Wechselkurs in EUR umgerechnet; oder
2. falls der endgültige Referenzpreis unter 52 USD liegt, eine Barzahlung entsprechend dem Ergebnis aus (i) dem
endgültigen Referenzpreis multipliziert mit (ii) dem Bezugsverhältnis und (iii) zum Wechselkurs in EUR umgerechnet."
Bist du dir dessen bewusst?
Ansonsten: Ja, auch Zertifikate lassen sich per Stop-Loss absichern. Frag mich bitte nicht nach der genauen Berechnung, denn du musst das Verhältnis zwischen Basiswert und Zertifikat ermitteln damit du den richtigen SL setzt.
Money Management ist meiner Meinung nach immer anzuwenden - auch bei Zertifikaten. Da auch diese Verluste erzeugen können erscheint mir dies logisch.
am 07.06.2020 13:22
Hi Zilch,
danke, mir ist bewusst, dass es am Ende der Laufzeit um eine Barzahlung geht. Ich wollte damit ausdrücken, dass ich AMD grundsätzlich "interessant" finde. Im konkreten Fall könnte ich die Auszahlung ja nehmen, um anschließend in die Aktie zu investieren?
Für mich noch interessanter war der zweite Teil der Frage. Ob und wie man solche Zertifikate absichert. Wie macht ihr das denn normalerweise? Beobachtet ihr den Basiswert und wenn dieser unter den gedachten SL-Kurs fällt, verkauft ihr entsprechend das Zertifikat? Orientiert ihr Euch für den zu investierenden Betrag grob an dem Betrag, den Ihr in die Aktie investieren würdet?
am 07.06.2020 13:44
Ein festes Verhältnis zwischen Basiswert und Zertifikat kann es m.E. nicht geben.
Der Zertifikat ändert sich doch nicht nur durch Kursänderung des Basiswerts sondern Volatilität, Wechselkurs, Zeitwert etc. beinflussen den Preis.
Vielleicht wäre eine Watchlist mit Email/SMS-Benachrichtigung eine Lösung. Dort könnte man den Basiswert eintragen und sich informieren lassen wenn man händisch aktiv werden muss.
am 07.06.2020 14:04
@Towo schrieb:
Ein festes Verhältnis zwischen Basiswert und Zertifikat kann es m.E. nicht geben.
Der Zertifikat ändert sich doch nicht nur durch Kursänderung des Basiswerts sondern Volatilität, Wechselkurs, Zeitwert etc. beinflussen den Preis.
Ich habe nicht von festem Verhältnis gesprochen sondern allgemein Verhältnis. Das heißt man muss zum Zeitpunkt genau wissen wie sich das Zertifikat berechnet. Aber wenn man genau darüber nachdenkt ist es eigentlich auch egal wenn man ehrlich ist. Wenn man sagt man möchte maximal zum Beispiel 200€ verlieren kauft man nach Money Management ein und setzt seinen Stop-Loss sodass man entsprechend maximal zum Beispiel 200€ verliert - wichtig hierfür ist der Wert des Zertifikates, nicht der Wert des Basiswertes oder Zeitwert. Wenn das Zertifikat nämlich unter das eigene Limit rutscht heißt es ja man hat die Verluste erlebt die man maximal bereit ist zu erleben. Ob der Basiswert 10% gesunken oder 80% gesunken ist und ob noch 5 Monate oder 1 Jahr Restlaufzeit ist spielt dabei keine Rolle.
Ich hab das Ganze nicht durchdacht gehabt, oder sehe ich es jetzt womögilch noch falscher als zuvor?
07.06.2020 15:36 - bearbeitet 07.06.2020 15:46
@Schnitter : Vielen Dank für Dein Feedback. Es freut mich, dass mein Artikel über Discount-Zertifikate interessant für Dich ist.
Kurze Antwort auf Deine Fragen:
1. Einlösung: wie bei den meisten Zertifikaten auf US-Aktien gibt es keine physische Einlösung (gebührenfreier Umtausch in Aktien), sondern "nur" eine Barabfindung, dann in Höhe des Aktienkurses (oder Cap, je nachdem, was niedriger ist) bei Fälligkeit. Haste ja schon selbst gesehen. Natürlich kannst Du das dann direkt in die Aktie investieren, kostet halt Gebühren für den Kauf (Einlösung des Zertifikates ist gebührenfrei).
2. Money-Management: Wie @Zilch völlig richtig anmerkt, funktioniert das bei Zertifikaten genau wie bei Aktien. Man wählt erst den maximalen Verlust (in Euro) und den Stopkurs für das Zertifikat , und berechnet dann die zu kaufende Stückzahl. Alternativ kannst Du diese Rechnung auch auf Basis des Aktienkurses durchführen und die ermittelte Stückzahl dann in das Zertifikat stecken. Das ist i.d.R. bei einem Bezugsverhältnis von 1:1 (so wie bei Deinem Papier MC6GGV) ohne weiteres möglich.
3. Stopkurs: Profis verwenden für alle Derivate (inkl. Discount-Zertifikate) einen Stop auf Basis der Kursentwicklung des Basiswertes. Also nicht "verkaufe das Zertifikat, wenn das Zertifikat unter X Euro fällt", sondern "verkaufe das Zertifikat, wenn die Aktie unter X Euro fällt". Leider kann man das als normaler Privatanleger nicht automatisieren. Aus diesem Grund wählt man eine pragmatische Lösung: Entweder den Kurs des Zertifikates analysieren und dort einen Stopkurs auswählen, oder den Aktienkurs analysieren, dort einen Stopkurs auswählen und dann versuchen, auf den Kurs des Zertifikates umzurechnen. Ein Beispiel: Wenn das Discunt-Zertifikat MC6GGV derzeit ca. 7 Euro billiger ist als die Aktie, dann sollte auch der Stopkurs für das Zertifikat ungefähr 7 Euro unter dem entsprechenden Stopkurs für den Aktienkurs liegen. Funktioniert zwar nicht perfekt, aber auch nicht schlecht. Hauptsache, Du setzt überhaupt irgend einen Stopkurs.
Wichtig: Dein vorgeschlagener Stopkurs von 42 Euro für die AMD-Aktie ist nicht ideal, weil er leicht über der 200-Tage-Linie liegt. Eine besserer Stopkurs für AMD (WKN 863186) liegt bei etwa 34 Euro. Anleger, die etwas agressiver und kurzfristiger auf der Straße unterwegs sind, dürfen AMD auch schon bei ca. 44 Euro mit einem Stop absichern. Der "Frankfurter Börsenbrief" schlug Anfang Mai einen Stopkurs bei 51,40 USD (45,54 Euro) vor. "Börse online" hat Anfang Mai einen Stopkurs von 38 Euro angegeben, und das Schmierblatt "Der Aktionär" empfiehlt derzeit die Absicherung bei 39,50 Euro.
Für Dein Zertifikat MC6GGV empfehle ich Dir mit Blick auf den Chart des Zertifikates einen Stopkurs im Bereich 30 bis 32 Euro.
Wichtig: Ich habe mit Morgan Stanley (MS) als Emittent nicht so gute Erfahrungen gemacht und empfehle Dir, lieber ein Zertifikat der Societe Generale oder von BNP zu kaufen, falls Du eines findest. Wobei MS natürlich notfalls auch OK ist.
Viel Erfolg mit dem AMD-Papier!
nmh