am 19.08.2020 11:11
@isabel schrieb:[...] Mit den Stop Kursen habe ich auch noch viel Mühe, ich lese mich durch die Tipps, die es bisher gab, und trotzdem bin ich sehr sehr unsicher und mir ist nicht wohl dabei Stop Kurse zu setzten - eben weil ich im März/April letztlich sehr glücklich darüber war, eben KEINE Marken gesetzt zu haben, sonst wäre alles leer gewesen. Nun kommt ja nicht ständig eine historische Talfahrt, aber dennoch ist ja eine zweite recht wahrscheinlich oder zumindest nicht gerade unwahrscheinlich.
Kann mich vielleicht jmd verlinken zu einer Dikussion, in der es um "Stopp Kurse aussetzen" oder "Wie verhindern, dass das ganze Depot leergefegt wird?" geht? [...]
Hallo @isabel ,
ich war für ein paar (Urlaubs-)Tage nicht hier in der Community unterwegs, will aber meine (Anfänger-)Antwort nachreichen:
Ich habe zwei Aktiendepots mit unterschiedlichen Strategien:
In der Corona-Krise hat sich schon der Wunsch der steigenden Dividenden aus Depot 1 nicht erfüllt (daher auch die Einschränkungen in den Klammern).
Und steigende Kurse gab es schon mal gleich gar nicht, als die Talfahrt an allen Börsen so richtig in Schwung gekommen ist. Das Ende vom Lied: Ich habe alle (!) Aktienpositionen des Kursdepots verkauft. Und mich gefreut, dass ich noch mit einem passablen Plus aus der Geschichte rausgekommen bin. Den Cash-Berg, den ich plötzlich hatte, habe ich nach und nach wieder investiert - manchmal in die gleichen, manchmal in andere Unternehmen.
Im Nachhinein wünschte ich mir, dass ich schneller wieder mehr Geld investiert hätte. Im April war ich aber noch unsicher, und stehe daher zu meiner Entscheidung, schrittweise zu re-investieren.
Und was war jetzt besser? Die Aktien im Dividendendepot zu halten oder alles aus dem Kursdepot zu verkaufen?
Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Meine beiden Depots stehen inwischen wieder in ähnlichem Maße etwas besser da als noch kurz vor dem großen Einbruch...
19.08.2020 11:48 - bearbeitet 19.08.2020 11:53
19.08.2020 11:48 - bearbeitet 19.08.2020 11:53
Ich habe im Crash fast sämtliche Stoppkurse vor Schwellenerreichung gelöscht und es bis heute nicht bereut. Ich setze Stoppkurse vor allem, um mich von einzelnen, im Marktvergleich schlecht performenden Aktien zu trennen, nicht aber um auf geschlossene Bewegungen des Gesamtmarktes zu reagieren. Sich in einem Crash / nach einem Crash neu zu sortieren fällt eh' schwer genug und da bin ich froh, wenn mir der noch vorhandene Depotbestand einen Großteil der Entscheidungen schon mal abnimmt. Lieber sehe ich dann zu, wo ich mit vorhandenem Cash überlegt Positionen nachbessern kann. So hoffe ich auch jetzt - trotz gut gefüllten Depots - auf einen zweiten heftigeren Knick, in dem ich investieren kann. Den Rest wird die Zeit schon irgendwann wieder richten...
Dabei bin ich allerdings schon immer eher buy-and-hold Anleger als Trendfolger, auch wenn ich immer wieder gerne mal Trends mitnehme, die ich dann aber auch konsequent mit SL-Schwellen absichere. Ohne dem könnte ich z.B. als Tesla-Anleger wohl auch nicht ruhig schlafen. Wenn ich mir so einige KGV's und auch andere Fundamentaldaten von Trendaktien ansehe, verliere ich regelmäßig den Glauben an den Anlegerverstand und dennoch zeugen etliche Kursverläufe vom derzeitigen Erfolg der Strategie, die allerdings auch fleißig überall gepuscht wird und mich manchmal an Schneeballsysteme erinnert. Dabei spreche ich ausdrücklich nicht unseren @nmh an, den ich für seine zahlreiche Tipps und Hilfestellungen hier ehrlich schätze und der die Trendfolgestrategie ja auch ausschließlich und dabei eindringlich in Verbindung mit "Absicherungswerkzeugen" verknüpft.
am 19.08.2020 11:59
@willywupps , @SLi und @isabel :
Das mit den Stopkursen ist so eine Sache. Grundsätzlich sollten immer ALLE Positionen mit Stopkurs abgesichert sein. Ob man alle Stopkurse auch an der Börse setzt oder teilweise nur beobachtet, ist eine andere Frage.
Stopkurse haben zwei wichtige Funktionen: Sie verhindern, dass einzelne Aktien dauerhaft schlechter laufen als der grosse Rest. Das nennt man "relative Schwäche", und das müsst Ihr Euch nicht antun. Bitte verkaufen und das Geld in andere Titel investieren, die besser laufen. So vermeidet Ihr die psychologische Falle "Ach, die steigt schon wieder, so billig gebe ich die nicht her". Oder mit anderen Worten: "Ich bin klüger als alle anderen". Solche Stopkurse schützen Euch auch vor den Wirecards dieser Welt.
Die zweite Funktion ist, in einer Krise Aktien auszustoppen, damit Ihr genug Bargeld habt und handlungsfähig seid, wenn die Krise vorüber ist. Das hat @SLi sehr anschaulich beschrieben. Nach der Krise darf man wieder einsteigen.
Wie gehe ich vor? Da ich eigentlich immer über ausreichend Bargeld verfüge, kann ich es mir erlauben, auch mal nur einzelne Aktien mit einem "harten" Stopkurs an der Börse abzusichern, und alle anderen nur mit einen "internen" Stopkurs (ICO = in computer only).
Meine Strategie ist dabei, die Aktien mit einem harten Stopkurs zu sichern, die den niedrigsten RSL-Wert haben, also am weitesten unterhalb der 200-Tage-Linie notieren. Da ist es gut möglich, dass in Krisenzeiten wie aktuell mal nur die 20% schwächsten Aktien hart abgesichert sind und die andere 80% nur mit ICO-Stopkurs.
Aktuell sind beispielsweise bei mir alle Aktien mit RSL kleiner 84% mit einem harten Stopkurs gesichert, und der Rest nur teilweise.
Ich hoffe, das hilft ein wenig.
Viele Grüsse aus einem hochsommerlichen München
nmh
am 19.08.2020 21:23
Nur mal am Rande: Ich habe von der Comdirect eine Nachricht über die Streichung einer Order bekommen - aufgegeben bei Lang und Schwarz.
Hat nicht @FakeAccount geschrieben die comdirect würde seit drei Jahren den Fehler suchen, warum man eben keine Mitteilung bekommt? Haben sie es etwa geschafft das Problem zu lösen? 😄
am 19.08.2020 22:04
@poeddl :
Das interessiert mich sehr! Könntest Du mir bitte mitteilen
1. Livetrading mit Limit oder Inlandsbörse "LS Exchange"?
2. Welches Streichungsdatum?
3. Falls bekannt: Warum wurde die Order gestrichen?
Ich werde gleich mal einige Test-Orders über L&S aufgeben für Aktien, die in den nächsten Tagen Dividende bezahlen, und prüfen, ob bei der Streichung ein Hinweis kommt.
nmh
19.08.2020 22:24 - bearbeitet 19.08.2020 22:25
Klar, gerne:
1. Live Trading mit Limit
2. 18.08.2020 (Die Order wurde am 06.08.2020 erstellt)
3. Da steht nur "... konnte nicht ausgeführt werden. Ihre Order wurde vom Handelsplatz ausgeschlossen."
Falls es hilft: Es geht um die Microsoft Aktie.
P.S.: Handelsplatz ist LT Lang & Schwarz
am 19.08.2020 22:31
@poeddl :
Vielen Dank, damit hilfst Du mir sehr. Ich habe jetzt einige Testorders aufgegeben. Wer mitmachen möchte: Bei folgenden Aktien kommen in den nächsten Tagen Dividenden, also werden die Orders gestrichen: 918422, 851745, 868746. Einfach eine Kauf-Order mit Limit 1 Euro aufgeben, und mal schauen, ob über die Streichung eine Benachrichtigung kommt. Ich werde berichten.
nmh
am 20.08.2020 00:32
@nmh schrieb:
Aktuell sind beispielsweise bei mir alle Aktien mit RSL kleiner 84% mit einem harten Stopkurs gesichert, und der Rest nur teilweise.
Danke für die Einblicke. Magst du 1) verraten, was deine Strategie dahinter ist? Aktien die deutlich unter der 200-Tage-Linie liegen sind tendenziell angeschlagen und sollten beim nächsten Verlust aussortiert werden? Und wie beurteilst du die Strategie von @willywupps , einen Rücksetzer, der den ganzen Markt betrifft, einfach auszusitzen?
am 20.08.2020 08:40
@nmh:
Ich kann die Aussage von @poeddl bestätigen. Mein SL-Order von Microsoft (WKN: 870747) mit Ultimo September wurde mir bei LT Lang & Schwarz vorgestern (18.08.) gestrichen und ich hatte gestern morgen die Benachrichtigung von comdirect in meinem Postfach. Ein Grund in dem Brief wurde nicht genannt. Vermutlich lag es aber am Ex-Tag vom 19.08.
am 20.08.2020 15:42
Richtig, meine Strategie ist, "angeschlagene" Aktien beim nächsten Dip rauszuwerfen.
@MadMattNJ und @poeddl :
Noch Wunder und Zeichen! Soeben erfahre ich von meinem Kontakt bei comdirect, dass es bei Streichungen (z.B. wegen Dividende) "ab nächsten Montag" auch im LiveTrading mit L&S einen Streichungsbeleg für den Kunden gibt (so wie bisher schon bei Baader und Societe Generale). Die Commerzbank in Frankfurt hat nach drei Jahren endlich den Fehler gefunden. Perfekt, dann kann man künftig auch wieder L&S für Stop Loss-Orders nutzen. Schön!
nmh