Ja, die letzten Veröffentlichungen der Commerbank haben für Unruhe gesorgt; zur Einordnung des Geschehens hilft ein Blick in die Vergangenheit; eine Vergangenheit, in der Spa noch ein Ort in Belgien bzw eine Mineralwassermarke war, das Beauty-Treatment-Center noch Kosmetikstudio und die IBAN noch Bankleitzahl hiess.
In jener Zeit begab es sich, daß sich eine Gruppe wohlriechender, gutaussehender und intelligenter junger Menschen darüber ärgerte, daß nach dem täglichen Besuch im Kosmetikstudio und in der Parfümerie keine Zeit für Bankgeschäfte blieb. Und wenn es doch einmal Zeit gab (z.B. weil das Kosmetikstudio im Betrieburlaub war), dann waren die vorhanden Filialen voll mit nicht-wohlriechenden, nicht-gutaussehenden, alten Menschen.
Die wohlriechenden, gutaussehenden und intelligenten jungen Menschen überlegten: Wie wäre es, wenn es eine 24 Stunden geöffnete Bank für wohlriechende, gutaussehende und intelligente junge Menschen gäbe?
Sie beliessen es aber nicht bei der Frage, sondern schritten zur Tat und gründeten eine 24 Stunden geöffnete Bank für wohlriechende, gutaussehende und intelligente jungen Menschen. Schon bald hatten sie geschäftlichen Erfolg (es würde mich nicht wundern, wenn damals Teile des @nmh - Teams dort Kunde oder Vorstand gewesen wären).
Hier könnte die Geschichte enden, aber das tut sie nicht.
Eines Tages zogen nämlich dunkle Wolken über der Frankfurter Skyline auf. Im 400sten Stockwerk eines Bankturms erhob sich der Sprecher des Vorstandes einer grossen deutschen Bank von seiner Sonnenbank, blicke in den zimmerhohen Spiegel und frug:
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im Bankenland?
worauf der Spiegel diplomatisch antwortete:
Du, oh Sprecher des Vorstandes einer grossen deutschen Bank bist der schönste im Bankenland, aber die Kunden der Bank 24 sind noch viel wohlriechender und besseraussehender als Du.
Dies grämte den Sprecher des Vorstandes einer grossen deutschen Bank und eine Finsterniss fiel über sein Reich.
Hier könnte die Geschichte enden, aber das tut sie nicht.
In seiner Verzweiflung befahl der Sprecher des Vorstandes einer grossen deutschen Bank seinen Untergebenen, an die Firmenschilder jeder seiner Filialen die Zahl "24" anzuhängen und alle Bankleitzahlen auf "24" enden zu lassen. Angelockt von der magischen Zahl betraten wohlriechende, gutaussehende junge Menschen die Filialen.
Doch das Unglück nahm unaufhaltsam seinen Lauf...
Der erste Altkunde fragte "Was macht der wohlriechende Mensch in meiner Filiale?", der zweite Altkunde fragte "Was macht der gutaussehende Mensch in meiner Filiale?" und der dritte Altkunde frage "Was macht der junge Mensch in meiner Filiale?" --- und so stürzten alle Kunden in eine grosse Verwirrung.
Hier könnte die Geschichte enden, aber das tut sie nicht - denn sie ist immer noch im Gange ... und der Vorstand einer grossen deutschen Bank bastelt immer noch an einer online-Strategie...
Bettina Orlopp : „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ (Focus online 24.06.2025)
