am 09.09.2021 08:31
Hallo an Alle 🙂
Ich beschäftige mich jetzt seit einigen Wochen mit ETFs, da auf Tagesgeld und anderen Bankangeboten keine Renditemöglchkeiten mehr bestehen; ganz im Gegenteil durch die Inflationsraten das Vermögen schwindet.
Folgende Ausgangssitutationen:
1. Ich bin 48 und mein Mann 50; wir wollen 25.000 Euro vom Tagesgeld in einen FTSE All World stecken um in 15 bis maximal 20 Jahren (Rente) noch das Maximum an Rendite zur Rentenaufstockung erzielen.
Pro Jahr wird etwa 3.000 zusätzlich in den ETF fließen.
Es wird im Forum immer darauf hingewiesen, mit einem ausschüttenden ETF zu beginnen, bis der Sparerfreibetrag (1.602 €) ausgeschöpft ist und dann in einen thesaurierer ETF zu gehen.
Wenn wir allerdings das Maximum (Zinseszins) im Zeitraum 15-20 Jahre mitnehmen wollen, wäre dann ein thesaurierer ETF vom Start her nicht besser?
2. Wir wollen für unsere Kinder (15 und 12) je ein Depot anlegen (oder je einen extra ETF in unserem Depot, je nachdem was besser wäre) in dem über eine Sparplan pro Monat 150 Euro pro Kind eingezahlt werden sollen.
Sollten für jedes Kind ein Depot angelegt werden (Kosten wären höher für die Depotverwaltung) oder sollten wir jeweils einen ETF für jedes Kind in unserem Depot anlegen und den ETF später an die Kinder übertragen?
Vielen Dank vorab für die Hilfe; ich bin kein Finanzexperte.
Grüße
Michèle
09.09.2021 13:30 - bearbeitet 09.09.2021 13:55
Hallo,
da habe ich drei Anmerkungen für Euch. Zuerst die mit Humor
1) Haltet Euch an @ae ! Ladet Ihn zu einem ordentlichen Essen ein, so dass er sich revanchieren möchte und quittiert dies mit einem erfreuten: "Oh, Ja! Dann bringen wir einen guten Wein mit!"
Höchstwahrscheinlich wird ae Euch dann zu sich nach Hause einladen und genau das ist Euer Ziel.
@ae schrieb (und zwar in seiner Signatur):
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden
Da habt Ihr's: Es dürfte sich generell lohnen, ae's Anlagetipps zuzuhören, aber darauf seid Ihr gar nicht aus. Unter dem Vorwand eine Toilette zu benötigen schleicht Ihr Euch an die geputzte Glaskugel heran und versucht von ihr zu erfahren, Welcher Vanguard FTSE All World für die Zukunft optimal sein würde ...
Das weiss hier niemand und kann auch niemand wissen.
Ich habe im Basisinvestment (so nenne ich den passiven Teil bei mir) den Vanguard ESG Global All Caps und ein paar möglichst global gestreute Öko-Aktienfonds, um möglichst (politisch und bezüglich aller zukünftigen Verwerfungen) robust an der globalen Marktentwicklung beiligt zu sein. All World ist da schon ganz gut nah dran. Eher das Gegenteil eines Exoten, als exotisch. Von Zusätzen wie "High Dividends", "Large Caps" und was es da so alles geben mag, würde ich eher Abstand nehmen. Einfach den Heuhaufen (Weltmarkt) kaufen.
2)
@relax4you schrieb (und zwar in der Überschrift):
für 15-20 Jahre Anlage (Rentenaufstockungt)
Kann es sein, dass man Euren Anlagehorizont auch ganz anders einschätzen kann?
Ihr wollt sicher nicht nach 15-20 Jahren alles verkaufen und in's Kopfkissen einnähen, oder? Ich würde das meiste liegen lassen um während der Entnahmen den Rest weiterhin Renditen erwirtschaften zu lassen. Idealerweise kann man irgendwann "von den Zinsen leben" aber auch bei einer Aufstockung liefern die Anlagen ja weiterhin Renditen.
Dieser Teil ist absolut mitentscheidend, wird aber in fast allen Berechnungen außen vor gelassen, weil man für einen klaren Vergleich von Szenarien gern den Netto-Momentanwert nach der Ansparphase zugrundelegt.
Ich schätze Euren Zeithorizont jedenfalls eher auf 40 bis 50 Jahre. (Im Zweifel: ae's Glaskugel weiss es genau!)
Damit kommt nun Punkt 3)
@relax4you schrieb:Es wird im Forum immer darauf hingewiesen, mit einem ausschüttenden ETF zu beginnen, bis der Sparerfreibetrag (1.602 €) ausgeschöpft ist und dann in einen thesaurierer ETF zu gehen.
Wenn wir allerdings das Maximum (Zinseszins) im Zeitraum 15-20 Jahre mitnehmen wollen, wäre dann ein thesaurierer ETF vom Start her nicht besser?
Nun, diese Empfehlung kommt jedenfalls nicht von mir. Der Mechanismus, erst in Ausschütter, dann in Thesaurierer zu gehen ist schon sehr cool. Sehr viel Ergebnis für sehr wenig Arbeit. Finanztip hat einmal zwischen 20000 un 30000 € in Ausschütter empfohlen, wobei ich nach meinen unter Spaßbremse deutsche Kapitalertragsteuer und Thesaurierer (acc) oder Ausschütter (dis)?
zu findenden Überlegungen anmerken kann, dass bei einem sehr kurzen Anlagehorizont (Auflösen des Investments am Tag des Erreichens der Grenze, an dem die Ausschüttungen den Freibetrag ausmachen) das Ausschöpfen des Freibetrages durch Ausschüttungen ideal ist. Bei sehr langen Zeithorizonten ist ein Investieren fast ganz ohne Ausschütter optimal - immer vorausgesetzt, dass der "erst Ausschütter, dann Thesaurierer" Tip angewandt wird. Je länger der Anlagehorizont nach dem Wechsel vom Ausschütter zum Thesaurierer, desto kleiner sollte der Ausschüttende Teil anfangs sein (der wächst Euch sonst über den Kopf und erzeugt Steuerpflichten). Im Tip von Finanztip würde das bedeuten: Langer Anlagehorizont eher die 20000€, kurzer Anlagehorizont eher die 30000€.
Was noch zu den Details anzumerken ist, dass die Ausschüttungen nach dem Wechsel in die Thesaurierende und nicht länger in die Ausschüttende Anlage reinvestiert werden sollten. Es geht zwar grundsätzlich beides, führt aber zu unterschiedlichen Empfehlungen für den Zeitpunkt des Wechsels.
So: Langer Rede kurzer Sinn: Tut doch einfach die 25000€ in einen Ausschütter und spart - einschließlich aller Reinvestitionen - danach alles weitere im Thesaurierer. Das ist zufällig recht optimal.
Und im Übrigen: Ich finde ein Junior-Depot pro Kind am besten, weil man dann in jedem Depot mit den jeweils Beteiligten konfliktfrei verschieden agieren kann. Auch die Freibeträge je Kind dürften bei Euch sofort punkten.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 09.09.2021 14:32
@ae oder alle anderen: Darf ich mal eine kleine steuerliche Frage einstreuen?
Verstehe ich das eigentlich grundsätzlich richtig, dass ich bei Aktien-Fonds und ETFs (Anteil Aktien größer als 51%) auf den Veräußerungsgewinn von sagen wir mal 1.000€ immer nur 70% versteuern muss, weil 30% des Gewinns steuerfrei sind?
Bei Einzelaktien hingegen muss man immer 100% des Gewinns versteuern?
Also Beispiel:
1000 € Gewinn mit Aktienfonds oder ETF = Steuerbasis 700€
1000 € Gewinn mit einzelnen Aktien = Steuerbasis 1.000€
(Von Pauschbeträgen und diese Pille Palle Vorabbesteuerung/pauschale mal abgesehen.)
am 09.09.2021 14:33
So ist es
Gruß Crazyalex
am 09.09.2021 14:48
Ich frage jetzt nicht nach der Sinnhaftigkeit, ok?
Es freut mich aber, dass es so ist. 🙂
09.09.2021 15:30 - bearbeitet 09.09.2021 15:32
09.09.2021 15:30 - bearbeitet 09.09.2021 15:32
Bezüglich der Frage, ob man für die Kinder ein eigenes (Junio-)Depot aufmachen sollte oder für die Kinder im eigenen Depot sparen sollte, wollte ich nur noch einen Aspekt rein bringen, der bisher noch nicht genannt wurde.
Bei der Berechnung des BAFöG werden die Einkünfte und das Vermögen des Kindes berücksichtigt, wohingegen bei den Eltern nur die Einkünfte mit in die "Bedarfsberechnung" einfließen.
Man kann sich also möglicherweise je nach Höhe des Juniordepots das BAföG kaputt machen.
Das nur als weiterer Aspekt, den man noch berücksichtigen kann. Aber einen Tod muss man schließlich sterben.
Ich habe für meine beiden Mädels jedenfalls und jeweils direkt nach der Geburt ein eigenenes Juniordepot eröffnet. Ich gucke da mit den beiden nun auch regelmäßig rein, um ihnen ein Gespür dafür zu geben, was Zeit, Geduld und "Zinseszins" gepaart mit regelmäßigen Einzahlungen mit einem Depot so alles anstellen.
Viel Erfolg!
09.09.2021 16:33 - bearbeitet 09.09.2021 16:34
09.09.2021 16:33 - bearbeitet 09.09.2021 16:34
@Crazyalex schrieb:So ist es
...mit hoher Wahrscheinlichkeit noch bis zum 31.12.2021. Über die Besteuerung nach dem 01.01.2022 kannst du (in Grenzen) selbst entscheiden.
am 09.09.2021 17:23
@dg2210 schrieb:
@Crazyalex schrieb:So ist es
...mit hoher Wahrscheinlichkeit noch bis zum 31.12.2021. Über die Besteuerung nach dem 01.01.2022 kannst du (in Grenzen) selbst entscheiden.
Magst du das kurz noch weiter ausführen oder zumindest mit einer Quelle versehen, was du genau meinst?
am 09.09.2021 17:51
@Zilch schrieb:
@dg2210 schrieb:
@Crazyalex schrieb:So ist es
...mit hoher Wahrscheinlichkeit noch bis zum 31.12.2021. Über die Besteuerung nach dem 01.01.2022 kannst du (in Grenzen) selbst entscheiden.
Magst du das kurz noch weiter ausführen oder zumindest mit einer Quelle versehen, was du genau meinst?
https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2021.html
am 10.09.2021 07:03
Vielen lieben Dank an alle für die freundliche Unterstützung; jetzt ist mir doch einiges klarer geworden 🙂
am 10.09.2021 07:31
@ae schrieb:Wenn Du jetzt 25000€ anlegst und Du kaufst z. B. 250 Anteile a 100 € so hast Du einen gesamten Wert von aktuell 25000€ abzüglich der Kaufkosten.
In ein paar Jahren brauchst Du 5000€ ganz dringend. In dieser Zeit ist der Kurs auf 150€/Anteil gestiegen.Der Wert wäre dann 250*150€=37500€
Um 5000€ zu entnehmen musst Du ca. 34 Anteile a 150€ verkaufen = 5100€ abzüglich der Verkaufsgebühren.
In diesen 5100€ (34Anteilen) steckt ein Kursgewinn von :5100€ - Anschaffungskosten von 34*100€ = 1700€
Aktien Fonds haben eine Teilfreistellung von 30% als 1700€*0,7= 1190€ bleiben als steuerpflichtig übrig, davon ist noch der vorhandene Freibetrag abzuziehen.Sorry für die umständliche Erklärung, aber ich hatte Bock mal wieder Kopfrechnen zu üben 😉
Es ist nicht alles auf den Cent genau berücksichtigt, aber um die Frage zu beantworten sollte es reichen.
Ich habe die Sparpläne nicht berücksichtigt, da diese in meinem Beispiel keine Rolle spielen aufgrund der FIFO Regel (First In First Out) die hier schon mehrfach erwähnt wurde.
gruss ae
Müsste es nicht 34*100€ = 3.400 € sein; und somit 30% also 3.400€*0,7 = 2.380 bleiben steuerpflichtig; oder habe ich doch noch etwas nicht verstanden ? 🤔😉