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Wann kauft man Aktien? Abstauberlimit, Tiefflieger oder Allzeithoch?

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe (um 15 Grad) geneigte Aktienfreunde (m/w),

seit der Veröffentlichung meines Tiefflieger-Artikels (hier klicken) im April 2017 haben mich viele von Euch per E-Mail, Postkarte und Flaschenpost angesprochen. Ihr hattet Klärungsbedarf! Viele Hobby-Anleger haben ja gelernt, dass man Aktien am besten per Limit kauft, wenn sie schön billig sind. Meine These paßt doch irgendwie nicht dazu. Ob ich Unsinn schreibe?

Zunächst nochmal vielen Dank für Euer Feedback. Es bleibt bei meiner Aussage aus dem Tiefflieger-Artikel.

Tatsächlich helfen Abstauberlimits in der Theorie, die eigene Rendite zu verbessern, indem man Aktien billig einsammelt und teurer wieder hergibt. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Aktie nach dem Kauf tatsächlich steigt. Genau das klappt aber in aller Regel nicht. Es gibt meistens einen Grund für den Rückgang der Aktie. Mit anderen Worten, der Markt hat immer recht. Wer dann billig einsteigt, ist klüger als alle anderen. An der Börse ist das doch eine sehr steile und auch gefährliche Behauptung.

Es mag Ausnahmen geben. Bei kurzen, etwa politisch motivierten Rücksetzern, wenn also alle Aktien in die Knie gehen, mag sich ein spotaner Kauf tatsächlich lohnen. Beispiele waren die unerwartete Brexit-Abstimmung letzten Sommer oder die Wahl von Donald Trump in 2016, mit der ebenfalls niemand gerechnet hat.

Gefährlich wird es aber, wenn -- wie in 2017 -- eigentlich fast alle Aktien steigen, und Ihr kommt auf die Idee, einzelne Tiefflieger aufzufangen. Dann haben wir es mit so genannter "relativer Schwäche" zu tun. Solche Aktien werden normalerweise jedenfalls nicht schnell wieder steigen, und oft fallen sie sogar noch jahrelang weiter. Die Begründung lest Ihr in dem verlinkten Artikel. Natürlich nur, wenn Ihr Lust und Zeit habt.

Bevor ich Euch hier mit Behauptungen belästige, dachte ich mir, ich lasse mein Rechenzentrum mal einige Statistiken aufstellen. Dazu habe ich viele dausend [sic!] Wertpapiere anhand der Schlusskurse analysiert, die mir vorliegen, teilweise seit den 1980er-Jahren. Das war sehr aufwendig -- für meine Leser gerne! Die @Praktikantin aus der Grafik ist auf einem Fortbildungskurs "Fotos verfälschen mit Photoshop für Fortgeschrittene", daher gibt es die Statistik heute nur als Bleiwüste ohne Infografiken.

These 1: Tiefflieger auffangen

Zunächst habe ich die Abstauberlimit-/Tiefflieger-These untersucht, also den Erfolg beim Kauf von Aktien, die urplötzlich stark abstürzen. In meiner Datenbank sind ca. 1,8% aller Schlusskurse kleiner als 90% des Vortageskurses. Die Aktie ist also um mindestens 10% abgestürzt. Bei 0,75% aller Schlusskurse hatten wir einen Absturz um mindestens 15%, und in 0,45% aller Fälle ist das Papier um 20% oder mehr abgestürzt -- ein echter Crash!

Ich habe nun in all diesen Fällen einen Kauf simuliert und dann geprüft, wie sich die Aktie nach einer Woche, nach einem Monat und nach einem Jahr entwickelt hat.

Ergebnis: Bei einem Absturz um 15% lag der Kurs nach einer Woche in nur 17% aller Fälle höher als nach dem Absturz. Im Durchschnitt waren die Aktien nach einer Woche um weitere 8% gefallen. Nach einem Monat hatte man bei einem Kauf direkt nach dem Absturz nur in 16% aller Fälle Gewinn gemacht. Durchschnittlich fallen diese Tiefflieger im ersten Monat nach dem Absturz um weitere 9%. Und nach einem Jahr war man immer noch nur in 37% der Fälle im grünen Bereich. Nach einem 15%-Absturz geht es innerhalb von einem Jahr durchschnittlich um weitere 5% nach unten.

Bei den anderen Rückgängen, also minus 10% und minus 20%, sind die Ergebnisse ähnlich schlecht. Wobei man mit einem 10%-Tiefflieger noch besser liegt als mit einem 15er oder gar einer Aktie, die 20% verloren hat.

Ich habe die Statistik auch nach der Zeit aufgeteilt. Dabei ist festzustellen, daß das Auffangen von Tieffliegern tendenziell in den letzten 10 oder 15 Jahren noch schlechtere Ergebnisse bringt als in den Jahren davor. Das mag daran liegen, daß mehr und mehr automatische Handelssysteme am Markt sind, die gefallene Aktien nicht anfassen. Die Älteren von uns waren früher noch erfolgreicher mit ihren Abstauberlimits, und dieses Wissen wird eben von Generation zu Generation weitergegeben. Wie immer im Leben ist es aber sinnvoll, auch mal "quer zu denken" und das Gelernte zu hinterfragen.

Eine Auswertung nach Herkunftsländern der Aktien brachte keine signifikanten Unterschiede.

Auch die Aufgliederung nach Branchen ist grundsätzlich unauffällig. Allerdings habe ich festgestellt, daß man bei Aktien der Branche Telekom mit dem Auffangen von Tieffliegern deutlich besser fährt als mit anderen Branchen; die Trefferquote nach einem Jahr beträgt immerhin etwa 50% im Gegensatz zu den genannten 37% über alle Branchen. Ich kann mir das nur mit der relativ hohen Dividendenrendite erklären, die in dieser Branche traditionell gezahlt wird und die möglicherweise private Schnäppchenjäger anlockt. Telekom-Aktien laufen aus genau diesem Grund ohnehin seltener in klaren Trends, sondern eher seitwärts.

Bei der Auswertung habe ich auch nach Aktien und nach anderen Wertpapieren (Anleihen, Zertifikate usw.) unterschieden, aber in dieser Kategorie keine wesentlichen Unterschiede festgestellt.

These 2: Kauf am Allzeithoch

Der Hobby-Anleger kauft gerne mit Abstauberlimit, der Profi kauft gerne am Allzeithoch. Um für Euch zu prüfen, wie dumm die Profis sind, habe ich auch hierfür eine Statistik rechnen lassen. Ergebnis: die Profis sind ganz und gar nicht dumm!
 
Zunächst: Etwa 5,4% aller Schlusskurse in meiner Datenbank sind Allzeithochs, etwa 2,2% sind Allzeittiefs. Das passt, weil die Aktienmärkte langfristig steigen, siehe hier. Wenn man die Auswertung nur auf Aktien, nicht auf andere Wertpapiere begrenzt, dann sind 4,0% der Schlusskurse Allzeithochs und 1,2% Allzeittiefs.

Nun habe ich wieder für jedes einzelne Allzeithoch einen Kauf simuliert und dann beobachtet, wie sich das Wertpapier nach dem Kauf verhalten hat. Und jetzt haltet Euch fest:

Bei einem Kauf am Allzeithoch notierte die Aktie in 82% aller Fälle nach einer Woche noch höher. Im Durchschnitt beträgt der Kursgewinn nach einer Woche 2,7%. Einen Monat nach einem Allzeithoch notieren die Aktien in 74% der Fälle noch höher, nämlich im Schnitt bei 6,4% plus. Und nach einem Jahr habe ich mit einem Kauf am Allzeithoch in 66% aller Fälle Gewinn gemacht, und zwar durchschnittlich 9% -- das ist etwas besser als die langfristige Renditeerwartung von Aktien, die bei grob 7% liegt.

Fazit: Rein statistisch hat sich das Auffangen von Tieffliegern in den letzten 30 Jahren nicht gelohnt. Rein statistisch verspricht eher der Kauf einer Aktie, die ein Allzeithoch markiert, weitere Kursgewinne.

Die theoretische Begründung für diese Thesen habe ich ausführlich in meinem Tiefflieger-Beitrag gegeben. Die statistische Auswertung der letzten Jahrzehnte zeigt jetzt auch ganz praktisch und plastisch, daß diese Behauptung richtig ist.

Wenn Ihr also das nächste Mal ängstlich auf Aktien schaut, die bereits sehr hoch notieren, und die "jetzt doch sicher schon zu teuer" sind, und wenn Ihr stattdessen lieber Absturzkandidaten kauft, dann führt Euch bitte vorher nochmal diese Statistik zu Gemüte.

Und das Schöne: Ihr müßt, wenn Ihr einfach Trendaktien kauft, auch nicht wochenlang analysieren, ob die Papiere fundamental attraktiv sind. Die Allzeithoch-Technik ist sehr einfach und macht wenig Arbeit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist dann allerdings, dass Ihr Verluste begrenzt, also Aktien strikt wieder verkauft, wenn sie fallen und somit Euer Investment-Case nicht mehr zutrifft. Wie das geht, steht hier und hier.

Mir ist klar, dass das Gesagte im Widerspruch zu dem steht, was der Hobby-Investor fühlt und ahnt und vielleicht auch von den Älteren gelernt hat. Auch ich kann nicht hellsehen und verfüge nicht über die allein gültige Weisheit. Aber ich verfüge über sehr breite (hicks) und tiefe Datenbestände. Und vielleicht kann Euch die Statistik einen Denkanstoß geben, um langfristig Eure Trefferquote an der Börse noch etwas besser zu machen, als sie es sicherlich ohnehin schon ist.

Dabei wünsche ich Euch viel Erfolg und -- ebenso wichtig -- viel Vergnügen!

Viele Grüße aus München
herzlichst

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
25 ANTWORTEN

MaxHeadroom
Experte ★
204 Beiträge

Hallo @nmh,

herzlichen Dank für deinen Beitrag. Ich kaufe ungern Aktien, deren Abstand zur 200-Tage-Linie mehr als 20% beträgt. Ist es sinnvoll beim Kauf von Aktien auf den Abstand zu gleitenden Durchschnitten zu achten? Wenn ja, vielleicht könntest du diesen Wert noch mit in deine Sterneauswertung nehmen?

Danke und viele Grüße

Max

haxo
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

RDF schrieb:

@nmh

Wie war das nochmal damals  1996 ?

[...]

Naja. War ja auch ausdrücklich fürs dumme Volk.

 

Grüße

RDF 


@RDF, ja, da würde ich dir 100%ig zustimmen. Sie war für's dumme Volk und wer damit Geld verloren hat, muss sich vorwerfen lassen dürfen, einfach dumm gehandelt zu haben.

 

Zu viele Leute springen auf zu wenig Substanz. Das wäre so, als würde man einer Stadt voller Couchpotatoes nicht sagen: "Geht doch mal in die Stadt essen." sondern "Geht doch mal (alle) zum Chinesen in der Hauptstr. 24a essen."

Der Chinese freut sich über massig Kundschaft, weitet aus, bläht sein Angebot auf, kann dem Ansturm nicht gerecht werden, lässt nach und geht pleite.

Und die Couchpotates maulen und futtern wieder zu Hause.

 

Die Telekom-Aktie ist m.E. immer nur eine Ausnahme, die die Regel bestätigt.

 

 

hx

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Weinlese
Mentor ★
1.384 Beiträge

nmh schrieb:

Meine Auswertung basiert nicht auf "Bärenmärkten", sondern nur auf Kursrückgänge zwischen zwei Schlusskursen. Also eine Aktie, die auf einmal abstürzt, nicht über einen längeren Zeitraum.


Oh Verzeihung, da hab ich mich total verlesen. Verlegener Smiley  Zwischen zwei Schlusskursen sind solche hohen Verluste tatsächlich äußerst selten.

 


Noch ein Hinweis. Du schreibst, Aktien können irgendwann kein neues Allzeittief mehr ausbilden.


So extrem war das gar nicht gemeint. Es ging mehr um die Durchschnittsaktie. Langfristig steigt ja der gesamte Markt, weil die Mehrheit der Aktien in einem übergeordneten Bullenmarkt mit steigenden Hochs und steigenden Tiefs ist. Einzelne Aktien können natürlich trotzdem immer wieder neue Tiefs ausbilden. Griechische Bankaktien sind darin ja z.B. sehr erfolgreich.

 


Ich plane aber bereits Auswertungen, wie ein Kauf von Aktien abschneidet, die seit dem letzten Hoch um sagen wir mal 20, 30, 40 Prozent gefallen sind. Das ist nicht weiter schwierig; wenn Du dabei bleibst, werde ich sowas in den nächsten Tagen oder Wochen gerne mal veröffentlichen.


Das wäre super! Smiley (fröhlich)

 

Viele Grüße

Weinlese

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Hallo @MaxHeadroom,

 

vielen Dank für Dein Feedback. Der Abstand zur 200-Tage-Linie ist bereits in meinen Auswertungen enthalten, nämlich als RSL (relative Stärke nach Levy, siehe hier). Ein Wert von 123 gibt beispielsweise an, dass die Aktie 23% über der 200-Tage-Linie notiert.

 

Aktien mit einem RSL von über 120 gelten technisch als stark. Von einer Überhitzung oder einer "Fahnenstange" spricht man in der Regel erst bei RSL-Werten ab etwa 150 oder 160, wenn also die Aktie 50 oder 60 Prozent über dem gleitenden Durchschnitt notiert. Das ist aber Geschmacksache.

 

Falls Du Dich also mit einem RSL zwischen 100 und 120 wohler fühlst, kannst Du ja die Auswahl entsprechend einschränken.

 

Hilft Dir das?

 

Viele Grüsse und einen wunderschönen Tag an alle

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

PsI
Autor ★★
19 Beiträge

Hallo Zusammen,

ich habe mich heute endlich dazu durchringen können, eine Aktie am Allzeithoch zu kaufen. Ich bin soeben in Microsoft eingestiegen. 

Es ist wirklich ein komisches Gefühl, weil der Verstand sagt: "Es ist zu teuer, warte bis die Aktie fällt". Aber egal, ich wollte es streng nach der @nmh Methode ausprobieren.

Lediglich bei Stop-Kurs war ich mir unsicher. Diesen habe ich bei 92,00 € platziert.

Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.

Schöne Grüße

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@PsI:

 

Gut gemacht! Dann hoffen wir mal, daß nicht der "Vorführeffekt" zuschlägt und Dein Vertrauen gleich wieder zerstört. Danke für Dein Vertrauen! Microsoft ist eine gute Aktie, die Dich hoffentlich nicht enttäuschen wird.

 

Ich würde einen Stopkurs irgendwo zwischen 87 und 89 Euro setzen. Denn die 200-Tage-Linie steht derzeit bei ca. 93 Euro. Daher erscheinen mir 92 Euro ein wenig knapp (ist aber auch OK).

 

Wichtig: Stopkurse bitte auf "krumme" Werte setzen, zum Beispiel 88,91 Euro, nicht auf glatte Zahlen. Auch Schnapszahlen wie 88,88 Euro sollte man vermeiden, weil dort sehr viele andere Anleger ihre Stopkurse liegen haben.

 

Viel Erfolg mit der Aktie!

 

nmh

 

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

hvd
Mentor ★★★
2.049 Beiträge

Auch auf die Gefahr , dass ich mich hier unbeliebt mache: 

Nach eurer Definition bin ich ein dummer Hobby Aktionär.

Ich kaufe antizyklisch, also dann, wenn Trendnachfolger schon lange verkauft haben. 

Das mache ich schon seit Jahrzehnten und erfolgreich , vor allem in den letzten 10 Jahren. Ich orientiere mich bei meiner Strategie an den echten Profis , u.a. Buffett, Kostolany. Den Erfolg kann ich ganz leicht an der Höhe der Depotwerten ablesen. 

Auch heute haben die Depotwerte ein neues AZH erreicht. 

 

Ich mache es mal an zwei Aktien fest, die hier genannt sind:

Microsoft halte ich schon sehr lange. Nach der Internetblase ging auch der Kurs von MSFT in die Knie, für mich Anlass , die Aktie nachzukaufen, obwohl viele Profis abrieten. Ähnliches machte ich bei Intel und Cisco. 

 

In den letzten Jahren gingen diese Tiefflieger fast durch die Decke, so, dass ich einige Stücke verkaufte, weil deren Depotanteil zu groß geworden war.

Jetzt verkaufe ich kein Stück mehr, auch wenn die Kurse durch die berühmte Linie fallen würden.

Die ersten Deutsche Post Aktien habe ich auch bei Schwäche gekauft. Danach habe ich nicht verkauft, als die Aktie zum Tiefflug ansetzte, sondern vor kurzem bei Bodenbildung nachgekauft. Jetzt freue ich mich, dass Trendsetter die Aktie zu viel höheren Preisen kaufen.Smiley (zwinkernd) 

Ähnliches habe ich vor Kurzem bei Heidelberg Cement gemacht, eine Aktie, die jetzt die 200 Tage durchbrochen hat. Und der Kurs von Basf hat sich auch  wieder stabilisiert.

Ich beschäftige mich mit dem Unternehmen, in zweiter Linie mit dem Chart. 

 

Ich halte das Risiko zu groß, bei Höchststand Aktien zu kaufen. Ich würde jetzt MSFT, Cisco etc nicht kaufen und würde den Kauf auch Freunden nicht empfehlen.

 

Ich kaufe immer mit Discount. Vielleicht bin ich ja für Andere ein unverbesserlicher, dummer Hobbyaktionär.

Als Antizykliker kann ich Häme ertragen.Smiley (zwinkernd)Herz

 

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@hvd:

 

Was Du beschreibst, ist die klassische Fundamentalanalyse, und die ist alles andere als dumm. Es ist einfach ein anderer Ansatz als der technische Ansatz, über den ich oft berichte.

 

Auch ich verfolge mehrere Strategien gleichzeitig. Ich analysiere Aktien ebenfalls fundamental und charttechnisch. Die Signale, die ich aufgrund des Kursverlaufs erhalte, waren bei mir in den letzten 20, 25 Jahren, in denen ich dieses Geschäft betreibe, erfolgreicher, daher schreibe ich hauptsächlich darüber. Konkret:

 

Die Analyse von Fundamentaldaten ist wesentlich aufwendiger als die Untersuchung eines Kursverlaufs. Außerdem erfordert sich Zugang zu den Daten der Unternehmen, die man außerdem "glauben" muß. Kann ich dem "G" in der KGV-Formel wirklich vertrauen, oder hat das Unternehmen sich reich gerechnet? Im Chart sind dagegen alle Informationen schon verdichtet. Das bedeutet:

 

Die Analyse von Charts hat außerdem viel mit "Demut" zu tun: Man glaubt nicht, als einziger eine Unterbewertung entdeckt zu haben, sondern schwimmt einfach mit der Masse mit.

 

Meine Analyse (siehe Startpost dieses Threads) zeigt klar, daß ein Kauf in steigende Kurse hinein produktiver ist als ein Abfischen von Tieffliegern. Vor allem aber:

 

Die Erfahrung zeigt auch, dass Fundamentalanalysten oft zu lang an Verlustaktien festhalten und Gewinne zu früh realisieren. Da Du das vermeidest, kann ich mir durchaus vorstellen, daß Du mit Deiner Methode erfolgreich bist. Und da Du Dich mit dieser Methode wohl fühlst, ist es unwahrscheinlich, daß man Dich für eine andere Herangehensweise begeistern kann. Aber nicht schlimm, im Gegenteil:

 

Das ist doch das schöne an der Börse: Jeder darf seinen eigenen Ansatz verfolgen!

 

Viele Grüße aus München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

NordlichtSH
Mentor ★★
1.823 Beiträge

Als aktuelles Beispiel fällt mir Goodman Group ein, A0MWRF, die kürzlich in einer Sterneliste auftauchte, deren Kurs heute aber um 5% zurückgegangen ist.

 

Kann ich das als schöne Kaufgelegenheit nehmen, um eben nicht zum absoluten Höchstkurs zu kaufen? Du hattest ja nur höhere Kurseinbrüche erwähnt.

 

Ich habe mir letztes Jahr ein paarmal die Finger verbrannt, weil ich bei einigen Aktien tatsächlich zum Höchstkurs oder kurz davor gekauft hatte und die danach einbrachen.

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@NordlichtSH 

 

Ja, natürlich! Bei Goodman verläuft die 200-Tage-Linie aktuell erst bei ca. 6,60 EUR; so weit darf die Aktie also zurückkommen, bevor echte Gefahr droht.

 

Was wir heute sehen ist eine kleine Korrektur im Aufwärtstrend. Da kann man gerne nachkaufen. Werde ich wahrscheinlich auch tun.

 

Derartige Rückgänge sind natürlich gute Nachkaufgelegenheiten. Gefährlich ist es nur, Aktien zu kaufen, die deutlich unter dem gleitenden Durchschnitt (200 Tage) liegen und die schon jahrelang fallen, nur weil sie jetzt so "billig" sind. In aller Regel fallen solche Aktien auch Zukunft noch weiter. Wer dann "durchhält", weil er unfehlbar ist und nicht einsieht, dass sonst niemand sich für die Aktie interessiert, verliert auf lange Sicht viel Geld.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.