09.12.2022 10:17 - bearbeitet 09.12.2022 10:18
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Eine vollgeladene Powerbank, ein UKW-Radio mit Batterien, Kerzen, Lebensmittelvorräte; vorallem alkoholfreies Bier, literweise Wasser und ein voller Dieseltank – so bereite ich mich auf den Blackout vor. Ich würde vermutlich zu meinen Eltern fahren, die haben noch einen Kamin und viel Holz. Man hört ja in den Nachrichten inzwischen öfter, dass wir bald wieder in der Steinzeit leben werden. Ich kann nicht einschätzen, wie wahrscheinlich das ist und wieviel Panikmache dabei ist. Kommt kein Stromausfall, habe ich ein paar Euro sinnlos ausgegeben, aber tritt der Worst Case doch ein, bin ich zumindest etwas vorbereitet.
Die Aktie aus dem heutigen Türchen hilft auf jeden Fall, wenn der Strom weg ist. Es geht um die Generac Holdings. Mir ist das Papier sicher mal auf einer Sterneliste von @nmh über den Weg gelaufen, womit wir wieder beim Thema Panikmache wären, in diesem Fall Kaufpanik, hehehe. Seitdem befindet es sich auf meiner Watchlist – sozusagen bei meinen Vorräten, um im Bilde zu bleiben.
Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Jahr 1959, man verkaufte am Anfang tragbare Generatoren. Heute bietet Generac hauptsächlich (Not)stromgeneratoren, Solar- und Batteriespeicheranlagen, Energiemanagementgeräte, zugehörige Software und weiteres Zubehör an.
Die Umsätze teilen sich in drei Kategorien auf: Da wären zum einen die Haushaltsgeneratoren mit einer Leistung von 800 W bis 150 kW, die überwiegend mit Erdgas oder Flüssigpropan betrieben werden. Auch die Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen gehören dazu. Die leistungsstarken Geräte haben alle eine Smart Grid Funktion – sie können dezentral zum Stromnetz dazugeschaltet werden und so die Ausfallsicherheit des Gesamtnetzes verbessern. Die Besitzer werden dafür finanziell belohnt. Motor- und akkubetriebene Gartengeräte runden das Sortiment ab. Die Geräte für den Haushalt machen 65,8 Prozent vom Umsatz aus.
Der zweitgrößte Bereich sind Handels- und Industrieprodukte: Die Generatoren für gewerbliche Kunden wie Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen oder Telekommunikationsunternehmen verfügen über eine Leistung von 10 kW bis 3.250 kW. An Gewerbekunden verkauf man ebenfalls Energiespeichersysteme, die auch direkt mit einem Dieselgenerator gekoppelt werden können, um die Emissionen und die Lärmbelästigungen zu den Geschäftszeiten zu minimieren. Im B2B-Geschäft werden 26,7 Prozent der Umsätze erzielt.
Die dritte Sparte umfasst Service und Zubehör – die Einnahmen kommen hier aus der Installation, aus Wartungsarbeiten, aus Zahlungen der Netzbetreiber für die Sicherstellung der Netzstabilität oder aus der Fernüberwachung der Generatoren. Dieser Bereich trägt 7,5 Prozent zum Umsatz bei.
Hauptmarkt sind die USA: 85 Prozent des Absatzes wird im Heimatmarkt erzielt, der Rest teilt sich auf internationale Märkte auf. Man verkauft die Geräte über mehrere Kanäle: Einzelhändler, E-Commerce-Partner, Elektro- oder Solargroßhändler, Solarinstallateure oder direkt an den Endkunden also private Haushalte oder beispielsweise Telekommunikationsunternehmen oder Versorger.
Die operative Entwicklung ist stark von Übernahmen geprägt – alleine im Jahr 2021 hat man vier neue Unternehmen in das Portfolio von Generac integriert. Die Neuzugänge ergänzen die Produkte rund ums Thema Strom sehr gut: Chilicon Power verkauft Mikrowechselrichter und Überwachungslösungen für Solarmodule, Deep Sea Electronics stellt Steuerungen für Stromerzeugungs- und Mikronetzanwendungen bereit, Off Grid Energy entwickelt mobile Energiespeichersysteme für die industrielle Anwendung und ecobee bietet Smart-Home-Lösungen wie intelligente Thermostate an.
Der Umsatz stieg von 2017 bis 2021 um 17,4 Prozent p.a. auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn je Aktie legte überproportional sogar um 26,5 Prozent auf 8,30 US-Dollar zu. Im aktuellen Jahr steigt der Umsatz nach neun Monaten um mehr als 31 Prozent auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Die operativen Kosten legten jedoch sogar um 59 Prozent zu. Im dritten Quartal belastete ein insolventer Kunde den Vorsteuergewinn mit 17,9 Millionen US-Dollar, zudem sorgten Gewährleistungsmängel für zusätzliche Kosten in Höhe von 37,3 Millionen US-Dollar. Übernahmen gehören zum Geschäft, man musste Abschreibungen auf den Wert von neuen Beteiligungen in Höhe von 13,5 Millionen US-Dollar vornehmen. Die Zinskosten stiegen um etwas mehr als 50 Prozent auf 35,3 Millionen US-Dollar. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn je Aktie von 4,61 US-Dollar, mehr als ein Viertel weniger als noch im Jahr 2021. Für das Gesamtjahr geht der Vorstand von einem Nettoumsatzwachstum von etwa 22 bis 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Die Nettogewinnmarge soll vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen etwa 9,0 bis 10,0 Prozent betragen. Im Jahr 2021 lag diese noch bei 14,7 Prozent.
Dividenden stehen bei Generac nicht auf dem Zettel. Logisch, man nutzt das vorhandene Geld lieber für Übernahmen und baut damit das operative Geschäft aus. Die Schätzungen der Nasdaq gehen von einem bereinigten Gewinn für das Gesamtjahr von durchschnittlich 8,90 US-Dollar aus. Damit ist die Aktie mit einem erwarteten KGV von 10 sehr billig. Im Jahr 2023 soll es nochmal einen Rückgang beim Gewinn je Aktie geben und ab 2024 vermutet man wieder steigende Erträge.
Hmmm … Dieses Jahr stelle ich Aktien von meiner Watchlist vor, die mich aus irgend einem Grund faszinieren. Zu Generac habe ich bisher nie groß recherchiert, das konnte ich für das heutige Türchen endlich nachholen. Zudem ist das Thema Blackout in Deutschland ziemlich aktuell. Nach zwei Dritteln Text für das heutige Kalendertürchen hatte ich noch ein gutes Gefühl mit der Aktie. Dann habe ich einen Blick in den aktuellen Quartalsbericht und auf den Chart geworfen. Aua! Die Kosten sind deutlich stärker gestiegen als die Umsätze – die Margen gehen also deutlich in den Keller. Die Zinswende belastet gleich doppelt: Die Übernahmen werden mit Fremdkapital finanziert, was die Schulden weiter ansteigen lässt. Die Leizinsen in den USA kletterten zuletzt auf ein Niveau zwischen 3,75 und 4 Prozent. Neue Verbindlichkeiten von Generac kosten also deutlich mehr als letztes Jahr. Die operative Entwicklung spiegelt sich auch im Kurs wider – positiv wie negativ. Im Hoch aus dem November 2021 ging es auf 436,30 Euro nach oben und kürzlich stand die Aktie bei ungefähr 85 Euro – von der Spitze hat das Papier also 80 Prozent verloren. Der Chart sieht aus wie das fallende Messer – Finger weg!
Zum Glück hat die Aktie nur einen Platz auf der Watchlist und nicht in meinem Depot oder gar im wikifolio. Ich hoffe, dass Trendinvestoren hier rechtzeitig einen scharfen Stopkurs gesetzt haben. Christian W. Röhl hat mal in einem Video an das "Buy-and-Hold" ein "Check-and-Change" drangehangen. Diese Strategie verfolge ich auch. Generac ist ein Musterbeispiel dafür, dass man sich über die eigenen Aktien informieren sollte. Ein Verkauf meiner Papiere kommt immer dann in Frage, wenn der Grund für den Kauf weggefallen ist. Hier wären die steigenden Umsätze und Gewinne der letzten Jahre eine Motivation für einen Kauf gewesen. Aktuell läuft es operativ deutlich schlechter, also wäre die Aktie spätestens heute (ohne Stopkurs!) aus meinem Depot geflogen.
Generac eignet sich vielleicht noch für Turnaround-Investoren. Solche Sondersituationen sind jedoch nicht mein Beuteschema. Ich werde die Aktie von meiner Watchlist löschen.
Wie immer ist das hier keine Anlageberatung.
Grüße aus Dresden
Sonni
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++++ Achtung. Teaser für das Türchen #10 ++++
Seine Krone herrscht zu Wasser, zu Land und in der Luft
Na, wisst ihr schon, was sich hinter Türchen 10 verbirgt? Super!
Schreibt eure Lösung an adventskalender@comdirect.de
Stichwort Türchen 10 (im Betreff)
Nennt im Text die Lösung und - ganz wichtig - euren Nutzernamen
Einsendeschluss ist der 09.12.2022 um 23:59 Uhr
am 29.11.2024 19:27
Der hat die schon 🤣
Ich nicht, mein Bauch fühlt sich nicht angesprochen.
am 29.11.2024 20:03
Schade das @sonnenbrille hier nicht mehr dabei ist. Wird mir so wie eben immer mal wieder bewußt.