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steuerliche Optimierung zum Jahresende

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Ein Leser hat mir per Flaschenpost eine sehr wichtige Frage gestellt. Aufgrund des allgemeinen Interesses erlaube ich mir, die Frage und meine Antwort hier für Euch alle zu posten. Mit einer Optimierung der steuerlichen Situation könnt Ihr zum Jahresende bares Geld sparen. Der Tipp ist für Euch relevant, falls in Eurer Steuerübersicht bei comdirect im persönlichen Bereich -> Verwaltung -> Steuerübersicht in den Zeilen "Verbleibender Freibetrag" oder "Anrechenbare ausländische Quellensteuer" etwas anderes als eine Null steht, und falls Ihr gleichzeitig Wertpapiere mit Gewinn im Depot habt. In diesem Fall habt Ihr Verluste aus Aktien, oder Verluste aus sonstigen Wertpapieren, oder beides. Diese Verluste stehen in den ersten beiden Zeilen in der "Steuerübersicht", sie sollten durch einen Verkauf von Wertpapieren mit Gewinn eliminiert werden, so dass in beiden Zeilen ein Gewinn steht.

 

Ob Ihr auch Wertpapiere mit (ausreichend) Gewinn habt, erfahrt Ihr in der Depotübersicht -> Steuersimulation -> alle simulieren.

 

Frage:

 

Mein erstes Jahr an der Börse neigt sich dem Ende zu und es wurden gute Entscheidungen getroffen und Fehler gemacht. Nun bin ich in der glücklichen Lage, dass wenige meiner Werte ausgestoppt wurden, ich aber trotzdem einige Verluste generiert habe (auch durch Zockereien). Jetzt ist es ja am Ende des Jahres so, dass man um den Steuerfreibetrag auszureizen, seine Verluste durch realisierte Kursgewinne ausgleichen soll und soweit zu verkaufen, dass der Freibetrag ausgenutzt wird. Und danach natürlich gleich wieder zurück zu kaufen. Das heißt ja, um möglichst nicht zu viele Transaktionskosten zu generieren, würde ich meine besten Werte ver- und dann wieder zurückkaufen. Würdest du hier ein Rebalancing betreiben? Oder gilt weiter: Gewinne laufen lassen?

 

Meine Antwort:

 

Du hast  es genau richtig erklärt! Aus steuerlicher Sicht ist es sehr sinnvoll, möglichst wenige* Werte mit Gewinn zu verkaufen und sofort wieder zu kaufen, bis der "verbleibende Freibetrag" und auch die "anrechenbare, noch nicht angerechnete Quellensteuer" auf Null stehen. Denn beides geht sonst am Jahresende verloren. Wenn Du Titel mit Gewinn hast, empfehle ich Dir das. 801 Euro Freibetrag (für Ledige) entspricht über 200 Euro an Steuern, das entspricht ungefähr 20 Trades, also Verkauf und Rückkauf von zehn Titeln.

 

Bitte beachte, dass Aktiengewinne mit allen Verlusten (Aktien und sonstige) verrechnet werden, während Aktienverlust nur mit Gewinnen aus Aktien (aber nicht mit Gewinnen aus Zertifikaten) verrechnet werden. Also vor dem Verkauf prüfen, ob Verluste aus Aktien oder Verluste aus sonstigen Wertpapieren oder beides bestehen. Mit einem Verkauf von Aktien kann man beide Arten von Verlusten ausgleichen.

 

Durch den sofortigen Rückkauf der verkauften Wertpapiere gilt weiter: Gewinne laufen lassen. 

 

Ein Rebalancing würde ich nicht empfehlen. Also einfach die gleiche Stückzahl wieder zurückkaufen. Bei Titeln, die sehr stark im Gewinn lagen, ist die Position sehr groß, dadurch kann man für einen Teilbestand strenge "trailing" Stopkurse setzen.

 

Ich erlaube mir, Deine Frage und die Antwort anonym zu posten, weil beides von allgemeinem Interesse ist.

 

nmh

 

___________

*)  um Gebühren zu sparen

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
185 ANTWORTEN

GetBetter
Legende
7.309 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Ergänzend zu @ehemaliger Nutzer unbedingt die Steuersimulation vorher nutzen um nicht nur die TFS der Dividenden zu beachten sondern auch des ETFs bei Verkauf. Nicht, dass du zu wenig verkaufst 😉 


Und dabei kann man auch direkt festzustellen, ob manche Anteile vielleicht vor 2018 gekauft wurden und nur teilweise teilfreigestellt sind.

Nicht, dass man zu viel verkauft Smiley (zwinkernd)

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Guter Einwand @GetBetter! 🙂

 

@Brem der Kurs wurde schon am 17.12. angepasst. Heute verkaufst du, übrigens im LiveTrading bis 22 Uhr also ist dein Fenster noch offen bezüglich Überschneidung, und morgen ist Ausschüttung.

Die beispielhaften 2€ wurden aber schon am 17.12., am EX-Tag, abgezogen.

Das heißt bei deinem Beispiel:

 

Kurs 16.12: 100€

Ex Tag: 98€, da 2€ Ausschüttung geplant sind

Heute: wieder 100€

Morgen: 100€ weil Ausschüttung schon abgezogen wurde.

 

Ansonsten würde ja jeder Dividenden kassieren und bei Ausschüttung noch mal vorher verkaufen und neu kaufen und damit fette Gewinne machen 😉 

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Brem
Autor ★★
14 Beiträge

@Zilch 

Super, vielen Dank. Jetzt habe ich es verstanden. 

Ich kaufe generell im Livetrading, heißt da ist es egal? Hauptsache ich trade von 07:00-22:00 Uhr ?

 

Dann könnte ich heute noch verkaufen und direkt danach wieder kaufen, somit könnte ich alles noch heute erledigen und hätte keinen Nachteil dadurch?

 

Bei der Teilfreistellung ziehe ich einfach 30% ab ?

 

Sorry, für die vielen und wahrscheinlich sehr laienhaften Fragen! 🙂

hvd
Mentor ★★★
2.049 Beiträge

Das Thema wird  in verschiedenen Varianten  heiß erörtert.

Steueroptimierung ist sicherlich ein wichtiges Thema , nicht nur bei Aktien. 

Aber kurz vor Toresschluss ?  

 

Steueroptimierung  sollte man das ganze Jahr im Blick haben.

Da hat man reichlich Zeit , in Ruhe zu "gestalten".

Brem
Autor ★★
14 Beiträge

@hvd 

Da gebe ich dir recht. Für nächstes Jahr gehe ich das auf jeden Fall früher an.

Leider schüttet Vanguard im Dezember nochmal so spät aus..

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

@hvd hat recht, seine Steuersituation sollte man ganzjährig im Blick behalten und auf ein Optimum hin arbeiten. Nicht erst kurz vor Ende

 

@Brem nächstes Jahr also besser machen 😉

 

Zu deinen Fragen:

 

LiveTrading ist bis 22 Uhr möglich, die Überschneidung mit den US Börsen ist also von 15:30 Uhr bis 22:00 Uhr.

Und ja, wenn es nicht über Sparplan günstiger ist ODER ein Aktions-ETF ist dann über LiveTrading handeln um Gebühren zu sparen.

Und das zwischen 15:30 Uhr und 22 Uhr 😉 

 

Verkaufe also heute, warte kurz, kaufe zurück, kein Problem. Dein "Verlust" ist nur Spread und Gebühren, halte also etwas Kleingeld auf dem Verrechnungskonto zur Verfügung um auch wieder gleich viele Anteile kaufen zu können!! 

 

Nutze die Steuersimulation, dann weißt du genau wie viel du verkaufen musst. Teilfreistellung und Co ist da schon mit eingerechnet 🙂 

 

Edit: und die späte Ausschüttung ist keine Entschuldigung, die kannst du vorher schon einberechnen. Befasse dich möglichst früh genug um im Notfall auch einen Übertrag durchführen zu können in andere Depots falls zum Beispiel dort keine (hohen) Verrechnungstöpfe vorhanden sind und du den FSA ausnutzen willst. 

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

isi1969
Experte ★★
324 Beiträge

Wow.... ich Trottel habe diesen Thread leider zu spät gelesen...

Ich hätte schon seit Jahrzehnten meine Freibeträge ausnutzen sollen... indem ich meine Fonds-Anteile kaufe und verkaufe...

Da ich mich erst seit relativ kurzer Zeit intensiver mit Aktien befasse und hier jetzt immer mal wieder investiere, war ich 2020 (fast) das erste Mal über 801 Euro Freibetrag und es wurden sogar schon ein paar wenige Euro abgezogen für Kapitalertragssteuer... jedoch nur kurz, da ich MEGATROTTEL aus DUMMHEIT meinen beiden Alibaba Aktien zum Tiefststand verkauft habe... ich hatte einen Stopkurs bei 210 Euro... habe sie dann aber behalten... und beim Tiefstand Schiss bekommen und doch verkauft... nur um sehen, wie sie danach wieder hochgeklettert sind.... 😣 jetzt habe ich natürlich den Freibetrag nicht ausgenutzt...

 

Verstehe ich es richtig, dass ich jedoch diese Verluste mit ins kommende Jahr nehmen kann? Und dann Aktienverkäufe mit Gewinn erst diesen Verlusttopf auffüllen,bevor der Freibetrag ausgenutzt wird? Und dass man notfalls ETF anteile verkauft und kauft, da diese Gewinne nicht mit den Aktienverlusttopf verrechnet werden? Oder habe ich einfach nur den Freibetrag nicht ausgenutzt und fange wieder bei 801 Euro Freibetrag in 2021 an?

 

LG 

Isi

 

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"Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld. Die Nächste (Einstiegsgelegenheit) kommt mit Sicherheit!“ -Kostolany-

GetBetter
Legende
7.309 Beiträge

@isi1969  schrieb:

Verstehe ich es richtig, dass ich jedoch diese Verluste mit ins kommende Jahr nehmen kann? Und dann Aktienverkäufe mit Gewinn erst diesen Verlusttopf auffüllen,bevor der Freibetrag ausgenutzt wird? Und dass man notfalls ETF anteile verkauft und kauft, da diese Gewinne nicht mit den Aktienverlusttopf verrechnet werden?


Ja, das hast Du alles korrekt verstanden.

 

 


@isi1969  schrieb:

Oder habe ich einfach nur den Freibetrag nicht ausgenutzt und fange wieder bei 801 Euro Freibetrag in 2021 an?


Trotzdem hast Du natürlich für 2021 zusätzlich wieder einen neuen Freibetrag von 801 €.

 

 


@isi1969  schrieb:

Wow.... ich Trottel habe diesen Thread leider zu spät gelesen...


Kein Problem. Nach dem Jahresende ist vor dem Jahresende. Smiley (zwinkernd)

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Nur um sicherzugehen @isi1969

Dein Freibetrag resettet sich jährlich. Egal ob Du 800€ oder 1€ ausnutzt - zum neuen Jahr resettet sich der Betrag, Du sammelst den nicht oder überträgst den mit ins neue Jahr.

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ChiRho
Experte ★
164 Beiträge

@isi1969  Wenn Du vor dem Alibaba-Verkauf bereits > 801 EUR Erträge hattest, wird Dich der Verkauf von 2 Aktien nicht ins Minus gebracht haben, oder wären die Erträge ausschließlich "Sonstige" (Dividenden, Ausschüttungen, etc.)?