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am 03.11.2021 12:31
Liebe Tierfreunde (m/w),
in dem Derivate-Magazin "Märkte und Zertifikate" von BNP paribas ist in der aktuellen Ausgabe (Nov. 2021) ein wunderbarer Artikel erschienen -- leider ohne Angabe des Autors. Dieser Text bestätigt, was ich hier schon seit Jahren predige: Zeitraum schlägt Zeitpunkt. Daraus wird deutlich, dass stolz gemeinte, aber dumme Aussagen wie "Ich habe bei der Aktie X heute nach dem Absturz ganz billig zugegriffen!" für langfristige Investments völlig irrelevant sind. Am besten steigt man einfach peu-à-peu in den Aktienmarkt ein und kauft unlimitiert, immer zum aktuellen Kurs. Da der Artikel von allgemeinem Interesse ist, erlaube ich mir, ihn hier zu posten.
Volker U. (!) Meinel, den Chefredakteur des Magazins, kenne ich seit über zwanzig Jahren, und uns verbindet eine erbitterte Feindschaft. Dennoch empfehle ich sein monatliches Blatt an dieser Stelle auch meinen Leserinnen und Lesern gerne. Man kann es auf der BNP-Website abonnieren.
Also viel Spaß beim Lesen
und herzliche Grüße aus einem herbstlichen München
nmh
Eine Katze geht an die Börse
Kaufen oder verkaufen? Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt zum Ein- oder Ausstieg ist nicht einfach so zu beantworten. Beides kann richtig sein, wie uns der Physiker Erwin Schrödinger anhand einer Katze zeigt.
Als der österreichische Physiker Erwin Schrödinger in den 1930er-Jahren über die Quantenphysik nachdachte, kam er zu einem folgenreichen Gedankenexperiment: Eine Katze, mit einer tödlich wirkenden Substanz in einer Kiste eingeschlossen, kann, so Schrödinger, tot und lebendig sein. Der Zustand lässt sich erst klären, wenn man in die Kiste schaut. Bis dahin überlagern sich beide Zustände, die Katze ist vor der Öffnung der Kiste quasi beides, tot und lebendig. Was die Katze ist, ist eine Frage nach dem Kontext, nach der Wechselwirkung mit der Außenwelt. „Schrödingers Katze“ wurde berühmt und wird bis heute diskutiert und als Paradebeispiel für Probleme herangezogen, die sich eben nicht mit einem „richtig“ oder „falsch“ pauschal klären lassen. Und solche Probleme gibt es auch an der Börse. Denn auf die Fragen „Wann soll ich kaufen“ und „Wann soll ich verkaufen“ gibt es kein „jetzt“ oder „später“. Das hat zwei Gründe. Erstens ist zu keinem Zeitpunkt sicher, ob die Kurse in naher Zukunft steigen oder fallen; zweitens hängt es im Wesentlichen vom Depot ab, was „richtig“ oder „falsch“ ist. „Wann soll ich kaufen“ oder „Wann soll ich verkaufen“ ist also, wie Schrödingers Katze“, eine Frage nach dem Kontext, nach der Wechselwirkung mit der Außenwelt, sprich dem eigenen Depot.
Nehmen Sie Schlaftabletten. Dass man den Verlauf an den Aktienmärkten nicht vorhersagen kann, hat der Altmeister der Börse André Kostolany treffend formuliert: „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ Soll heißen, Börse ist nicht Zufall, aber eben auch nicht berechenbar, planbar. Alle Versuche der Anleger, in die Zukunft zu schauen – ob das nun mithilfe von fundamentalen Kennzahlen oder der sogenannten Technischen Analyse passiert, ist dabei erst einmal egal –, sind früher oder später zum Scheitern verurteilt. Daraus folgert Kostolany: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an.“ Kostolany spielt hier vor allem auf den Umstand an, dass die Aktienkurse langfristig steigen, es also letztendlich egal ist, wann man einsteigt. Entscheidend ist seiner Meinung nach nicht der Zeitpunkt des Kaufs, sondern die Ausdauer, die man beim Halten der Papiere mitbringt. Das ist ein durchaus wichtiger Punkt, der vor allem langfristig denkenden Anlegerinnen und Anlegern in die Karten spielt.
Wie schwierig die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt eines Einstiegs oder eines Verkaufs ist, und dass Kostolanys „Schlaftabletten“ eine von ihm durchaus ernst gemeinte Investmentidee sind, zeigt auch eine Studie von Merrill Lynch. Die US-Bank hat sich den S&P 500 vorgenommen und untersucht, wann dieser in welchen Zeiträumen gestiegen ist und was man am besten hätte machen sollen. Ergebnis: Hätte ein Anleger 1989 1.000 Dollar in den Index investiert und bis 2018 durchgehalten, hätte er über 17.000 Dollar verdient. Hätte er hingegen nur die zehn Monate mit der besten Performance des S&P 500 verpasst, wäre sein Gewinn auf knapp 7.000 Dollar zusammengeschmolzen. Zehn Monate, in denen man so richtig Geld verdienen kann, und das in 30 Jahren. Die Gefahr, genau diese Monate zu verpassen, wenn man ständig auf der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt ist, ist jedoch groß. Ergo: Kaufen und „Schlaftabletten“ nehmen, folgert auch die US-Bank.
Nach und nach statt auf einmal. Doch das mit den Schlaftabletten ist so eine Sache. Sie haben nämlich die unerwünschte Nebenwirkung, dass man dann auch wirklich alles verschläft. Unternehmen, die heute „fit“ sind, können in zehn Jahren marode sein. Die Märkte sind extrem agil, ändern sich, Konkurrenten treten auf die Bühne und verändern alles. Will man das wirklich alles verschlafen? Wohl nicht. Es bleiben also die Fragen „Wann soll ich kaufen“ oder „Wann soll ich verkaufen“. Kostolany und die Untersuchungen von Merrill Lynch wirken beruhigend – man muss nicht immer auf alles und jedes reagieren, sondern langfristig denken –, aber irgendwann sollte man dann vielleicht doch mal reagieren, spätestens dann, wenn es darum geht, das Depot umzuschichten, neu auszurichten. Doch wann ist dazu der richtige Zeitpunkt? In gewisser Weise drehen wir uns an diesem Punkt im Kreis, aus dem es nur ein Entkommen gibt, wenn man die Frage nach dem Timing – „Wann soll ich kaufen oder verkaufen?“ – auflöst in ein „Steige sukzessive ein, kaufe nach und nach“. Das Gleiche gilt auch für die Verkaufsseite. Aus einem „Wann soll ich verkaufen?“ wird ein „Verkaufe nach und nach“. Durch das „nach und nach“ löst sich die exakte Timing-Frage auf. Denn Untersuchungen zeigen, dass sich der eine optimalen Kauf- beziehungsweise Verkaufszeitpunkt ohnehin nicht vorhersagen lässt. Zu verschiedenen Zeitpunkten einzusteigen oder zu verkaufen wird unter dem Strich wahrscheinlich einen besseren Kauf- oder Verkaufskurs bringen, als in einem bestimmten Moment die gesamte Investitionssumme anzulegen oder alle Aktien zu verkaufen. Zumindest aus statistischer Sicht sollte das zutreffen, wenn man einmal von einigen wenigen glücklichen Zufallstreffern absieht. Erfolgreiches Investieren wird so Teil eines Handlungssystems, das eben nicht auf Glück und Zufall baut. Erfolg an der Börse hat man nur, wenn man systematisch arbeitet, sagen Experten, die seit vielen Jahren an der Börse aktiv sind.
Eine Frage des Kontexts. Doch was hat das nun mit Schrödingers Katze zu tun? Nun, ganz einfach: Löst sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt von Kaufen und Verkaufen auf, weil man den weiteren Verlauf der Kurse nicht vorsagen kann, verwischt sich auch die Antwort darauf, was überhaupt zu tun ist: grundsätzlich kaufen oder verkaufen? Die Antwort fällt hingegen vielschichtig aus und ist vor allem eine Frage nach dem aktuellen persönlichen Grad der Investition. Wer noch relativ wenig engagiert ist und noch einsteigen möchte, kauft eben nach und nach, über die kommenden Monate verteilt. Wer voll investiert ist, kann auch mal einige Gewinne mitnehmen. Beides ist also richtig, Kaufen und Verkaufen (wir erinnern uns: Tot oder lebendig, die Katze kann beides sein). Am Ende zählt nämlich nicht, ob gerade jetzt am Markt ein Hoch erreicht ist, sondern wie die Gesamtperformance in einem Depot ausfällt. Und die ergibt sich immer relativ über einen langen Zeitraum betrachtet. Erfolgreich investieren, das gleicht an der Börse „Schrödingers Katze“. Kaufen oder Verkaufen – was richtig ist, ergibt sich allein aus dem Kontext.
o.V.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
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Märkte
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am 03.11.2021 12:45
Sorry could not resist 🙂
Danke für den spannenden Beitrag 🙂
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD
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am 03.11.2021 12:59
hm,
so oder ähnlich stelle ich mir unseren hoch geschätzten Ändy vor 😍
Strenger Ausdruck, aber sympatisch 😊
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am 03.11.2021 13:08
Sorry, da täuscht Du Dich gewaltig. In dieser Community sind mindestens drei Ändies unterwegs (keine Ahnung, welchen Du meinst), und keiner von denen ist so. Alle drei sind sympathisch, aber ohne strengen Ausdruck. Schrödinger war ein Hochschulprofessor, und die sind alle ohne Ausnahme verkniffen, unsympathisch, streng und langweilig.* Professoren im Ruhestand sind dagegen ohne Ausnahme nett, sympathisch, herzlich, lustig und haben auch keinen Mundgeruch.**
Dieses Posting erfüllt nicht die üblichen Qualitätsstandards aus dem Hause nmh. Wir bitten daher, das Posting in aller Form zu entschuldigen. Die Chefredaktion.
nmh
*) Sorry, schlechter Gag! Aber für einen schlechten Witz würde ich sogar meine Grossmutter verkaufen, wenn ich das nicht schon getan hätte.
**) Kurve gerade noch gekriegt.
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- Shots fired! :-)
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03.11.2021 13:43 - bearbeitet 03.11.2021 13:44
Ach, ich liebe solche schrägen Vergleiche (kein ironisches Danke!).
Und mit @Zilch kann ich auch noch ->so gerade mithalten .
Da kommt es natürlich sehr zupass, dass Börse an sich ja nun echt keine Raketenwissenschaft ist, weil es ja eh nur rauf oder runter geht. Man stelle sich vor, wir müssten alle Flip-Flop-Schaltungen für einen Space-Shuttle-Start richtig entscheiden um zum Erfolg zu kommen.
hx.
(Prof. Dr. A. Celentano, Universität Mailand, 1967, Finanzprognostiker)
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am 03.11.2021 14:09
@nmh schrieb:
Sorry, da täuscht Du Dich gewaltig. In dieser Community sind mindestens drei Ändies unterwegs (keine Ahnung, welchen Du meinst), und keiner von denen ist so. Alle drei sind sympathisch, aber ohne strengen Ausdruck. Schrödinger war ein Hochschulprofessor, und die sind alle ohne Ausnahme verkniffen, unsympathisch, streng und langweilig.* Professoren im Ruhestand sind dagegen ohne Ausnahme nett, sympathisch, herzlich, lustig und haben auch keinen Mundgeruch.**
Dieses Posting erfüllt nicht die üblichen Qualitätsstandards aus dem Hause nmh. Wir bitten daher, das Posting in aller Form zu entschuldigen. Die Chefredaktion.
nmh
*) Sorry, schlechter Gag! Aber für einen schlechten Witz würde ich sogar meine Grossmutter verkaufen, wenn ich das nicht schon getan hätte.
**) Kurve gerade noch gekriegt.
Der, den ich meine schimpft immer mit mir,
obwohl ich mir größte Mühe gebe, ....beim Antworten.
Du wirst gleich sicherlich sehen...gibt es wieder was auf die Mütze.
Und zu den Emeritiertierten Personen kann ich nichts sagen,
...beim Werte Prof. bin ich befangen 😊
Bei denen die a.D. sind, bin ich höchst erfreulich bei Dir 😉
Grüße aus dem Regen
P.....
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am 03.11.2021 15:21
@haxo gut gefunden, ich liebe nichtlustig 🙂 ich musste herzlich lachen (real, nicht nur virtuell!) 🙂
@huhuhu Meine Profs (m/w, divers war da noch kein Thema), also die sich mit Bau beschäftigt haben, waren allesamt gut drauf und sehr nette Menschen. Nur die Architekturprofessorin war etwas schräg drauf, aber auf eine liebevolle Art 😉 😛
Bei den anderen....
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am 03.11.2021 15:46
@Zilch schrieb:@haxo gut gefunden, ich liebe nichtlustig 🙂 ich musste herzlich lachen (real, nicht nur virtuell!) 🙂
@huhuhu Meine Profs (m/w, divers war da noch kein Thema), also die sich mit Bau beschäftigt haben, waren allesamt gut drauf und sehr nette Menschen. Nur die war etwas schräg drauf, aber auf eine liebevolle Art 😉 😛
Bei den anderen....
vielleicht was DAS ja so en verkleideter Jeck 🤡 vom Rhein 🤣 😂
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- Vielleicht :)

03.11.2021 16:16 - bearbeitet 03.11.2021 16:18
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03.11.2021 16:16 - bearbeitet 03.11.2021 16:18
@nmhEin wirklich schöner Text. Ich kenne Schrödingers Katze nur aus "The Big Bang Theory". Die Meinung von Kosto teile ich, man sollte in Aktien investiert bleiben, jedoch regelmäßig checken, ob noch alles in Ordnung ist.
Grüße aus Dresden
Sonni
PS: Gibt es schon eine Liste "Die besten Aktien fürs Haustier von A wie ... bis Z wie Zoetis"
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am 03.11.2021 16:31
...so Ihr Lieben,
ich ziehe mich nun ins 🥚 er Zimmer zurück,
Arthos & Wiwaldi sind auch schon dort, sind zwar keine Stuben Tiger,
aber Kuscheln auch ganz gerne.
Ich werde dann mal AMC, Gamestop un Co. bebachten, mal schauen was geht 😉
Wurde von der Jugend beauftragt, ...mit uns alten kann man es ja machen.
Schönen Abend allerseits
P.....
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