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Mitarbeiterkapitalbeteiligung und Aktienkultur verbessern - Teilhabe am Wohlstand sichern

38 ANTWORTEN

maddin808
Experte ★★★
619 Beiträge

@cestmoi Da würde ich die Kirche etwas weiter in's Dorf stellen: Die Rente ist ein Generationenvertrag einer Solidargemeinschaft. Schafft Frieden, Gesundheit, Gerechtigkeit (nicht jede ist in der Lage privat Kapital aufzubauen) usw.

 

Ich finde aber auch etwas doof: Diese ganze Maschmeyer-AWD-Rieser-Rürup-Schröder-Suppe. Hat mich als naiven Jungarbeitnehmer und bis mitten in die 30er hinein viel Geld gekostet. Gleich mehrere gute Bekannte konnten ihre "Karriere" als angeheuerter Vollidiot (und Adresslieferant) bei einem Finanzdienstleister mit mir als early adopter starten 🥳

cestmoi
Mentor ★
1.209 Beiträge

Generationenvertrag...
Tja, ein Kind der 50er und da ... mit wachsender Bevölkerung sehr lukrativ.
Pillenknick so ab 1970 ausgebildet schaute man tatenlos zu und mit Blüm (mitte 80er) war das Problem schon lange aktuell - aber getan hatte sich immer noch wenig.
50 Jahre mehr oder minder tatenlos das Fähnchen "Generationenvertrag" hochhalten führte zu der heutigen Altersarmut. Die wird jetzt mit Steuergeldern abgefedert.

Das System ist schon ca. 30 Jahre tot - weiter künstlich beatmen?

dg2210
Legende
6.228 Beiträge

@cestmoi  schrieb:

Generationenvertrag...
Tja, ein Kind der 50er und da ... mit wachsender Bevölkerung sehr lukrativ.
(...)
Das System ist schon ca. 30 Jahre tot - weiter künstlich beatmen?


Der "Generationenvertrag" ist ca 150 Jahrt alt und hat zwei Weltkriege und Inflationen überlebt...

 

Das Problem ist nicht das System, sondern die Verwendung der Rentenkasse zur Finanzierung von Wahlgeschenken (seit mehr als 30 Jahren). Das ist allerdings auch -aus Politikersicht- vernünftig, da sich Wahlgeschenke sofort auszahlen, die Rechnung aber erst 20 oder 30 Jahre später kommt.

 

Eine Sache muß man verstehen:

In einer Volkswirstschaft kann man nicht sparen (im Sinne von: für die Zukunft Geld zurücklegen), weil jede Geld-Transaktionen einen Sender und einen Empfänger hat.

 

Das bedeutet: Das Geld, das die Renter/Pensionäre in einer bestimmten Periode (z.B. Jahr) erhalten, muß in dieser Periode erwirtschaftet worden sein. 

 

Beispiel:

- ein gesetzlicher Rentner lebt von dem Geld, das die Versicherten (=Noch-Nicht-Renter) einzahlen, dieses kommt aus dem Arbeitslohn, d.h. aus gegenwärtiger wirtschaftlicher Tätigkeit

- Ein Renter, der von seinen Sparbuchzinsen lebt (heute selten), lebt von dem Geld, das die Kreditkunden der Bank als Zins bezahlen. Und dieses Geld stammt aus wirtschaftlicher Tätigkeit.

- Ein Renter, der von Dividenden lebt, erhält dieses direkt durch die wirtschaftlichte Tätigkeit des Unternehmens.

 

Folge: Egal, ob das System "Generationenvertrag" oder "Aktiensparplan" heisst, es wird immer aus der gleichen Quelle gespeist: der gegenwärtigen wirtschaftlichen Tätigkeit.

Listener
Experte ★★
311 Beiträge

@dg2210  Vielen Dank für den Post! Über einen solchen Sachverhalt macht man sich bewusst überhaupt keine Gedanken, obwohl es vollkommen logisch und (fast) offensichtlich ist. Zumindest habe ich heute wieder was gelernt 🙂 

cestmoi
Mentor ★
1.209 Beiträge

@dg2210wenn Du das so aufdröseln magst, kannst das auch bis in die Steinzeit datieren: da wird es auch kaum anders gewesen sein, als die des sammelnde und jagende Mächtigen den Alten und Gebrechlichen was von der Beute abgaben...

Auch Kleinkrümelsuche: natürlich ist "das Geld" im Umlauf - es ist nur die Frage, wer wieviel von welchen Quellen zugriff erhält. Und da fängt es an, einen Unterschied zu machen:
gesetzlicher Rentner bekommt eben einen Teil der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung bzw. einen Teil der gesamtaufgenommenen Kredite
Zinsrentner (dazu gehören auch Mietzinsen) gibt es doch nicht so selten. Das zahlt wiederum auch aus der hiesigen Wirtschaftsleistung (Sozialwohnungen mal ausgenommen)
Während Dividendenrentner prinzipiell an der gesamten Weltwirtschaft partizipieren...

Also: es macht sehr wohl einen Unterschied

 

dg2210
Legende
6.228 Beiträge

@cestmoi  schrieb:


Zinsrentner (dazu gehören auch Mietzinsen) gibt es doch nicht so selten. Das zahlt wiederum auch aus der hiesigen Wirtschaftsleistung (...)
Während Dividendenrentner prinzipiell an der gesamten Weltwirtschaft partizipieren...

Also: es macht sehr wohl einen Unterschied


@cestmoi: nur, wenn du "Volkswirtschaft" auf die nationalen Grenzen einengst.

 

Wenn SiemensHealth ein Röntgengerät nach Indien verkauft, dann profitiert sowohl der SiemensHealth-Aktionär, die Bank (und damit der "Sparbuchzinsrenter"), die dass Unternehmen mit Krediten versorgt und der "Mietzinsrenter" in Fürth, der eine Wohnung an einen SiemensHealth-Mitarbeiter vermietet. 

cestmoi
Mentor ★
1.209 Beiträge

eine Volkswirtschaftliche Darstellung bekommen wir alle nicht in drei Zeilen hin.
Wenn man nun noch die EU als Wirtschaftsraum dazunimmt, mit den dann doch nationalen Unterschieden, dann wird das ultrakomplex.
Der langen Rede kurzer Sinn und zurück von offtopic light: in meinem Augen ist die "Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen" so eine wahrhaft halbherziger Versuch, die Steuerbegünstigungsverhinderer der privaten Altersorsorge elegant zu umgehen, weil die bösen, erfolgreichen Aktiendepotinhaber ja abgegriffen werden müssen.
Entweder ich will als Rentenverantwortlicher, dass privat vorgesorgt werden darf/soll - dann halte ich das für alle offen und nicht nur für die, welche in einem börsennotierten Verein beschäftigt sind. Privatgeführte Unternehmen überlegen sich das einmal und kommen zu dem Schluss, dass sowas eben gar nicht funktionieren kann. Wieder ein Nagel mehr für Unternehmer.

Sonnenwiese
Experte
127 Beiträge

@dg2210  schrieb:

 

Das bedeutet: Das Geld, das die Renter/Pensionäre in einer bestimmten Periode (z.B. Jahr) erhalten, muß in dieser Periode erwirtschaftet worden sein. 

 

Dazu hat sich Christoph Butterwegge vor vielen Jahren mal in einem Interview mit der Tagesschau geäußert. Wie ich finde ziemlich treffend! Hier ein kleiner Auszug:

 

 

Rente ist keine Frage der Demografie!

 

Butterwegge: Die Entwicklung der Rente hat wenig mit der demografischen Entwicklung zu tun. Allerdings wird immer so getan, als handle es sich hier um ein Naturereignis: Wenn die Gesellschaft kollektiv altert, müssten die Renten sinken oder die Beiträge drastisch steigen. Das ist aber eine politische Milchmädchenrechnung. Denn die Höhe der Rente ist keine Frage der Biologie: Wie alt ist die Gesellschaft? Sondern erstens eine Frage der Ökonomie: Wie groß ist der gesellschaftliche Reichtum zu dem Zeitpunkt, zu dem die Rente bezahlt werden muss? Und zweitens eine Frage der Politik: Wie wird der ja weiter wachsende gesellschaftliche Reichtum auf die einzelnen Schichten und Altersgruppen verteilt?

 

Er spricht sich im weiteren Verlauf klar gegen die Rente mit 67 Jahren aus, gegen die Riesterrente und gegen den Niedriglohnsektor. Er ist der Meinung, dass ein Mensch nach vielen Jahren Erwerbsarbeit einen Anspruch auf eine angemessene Rente hat. Die gesetzliche Rente ist kein Almosen, sondern die Anerkennung von Lebensleistung.

dg2210
Legende
6.228 Beiträge

@Sonnenwiese  schrieb:

 

Dazu hat sich Christoph Butterwegge vor vielen Jahren mal in einem Interview mit der Tagesschau geäußert. Wie ich finde ziemlich treffend! Hier


Butterwege braucht 12 Zeilen für das, was ich in zwei Zeilen erkläre. Das macht mich schon ein bisschen stolz.

 

"vor vielen Jahren" hat Butterwege (damals noch als Professor) noch argumentiert. Leider tut ihm der Ruhestand nicht gut, seine aktuellen Texte sind grausam.

KWie2
Mentor ★★
1.565 Beiträge

@cestmoi  schrieb:

wäre immer noch besser als der jetzige Zwang, Rentenversicherungsbeiträge abzuführen, die - rechnerisch betrachtet - so schlechter angelegt sind.


Absolt. Ich bin ja auch gegen eine Zwangsumlage, hatte das nur nicht explizit erwähnt. Interessant ist daher der Übergang von einer Umlagebasierten Rente (Generationenvertrag) zu einer freieren (dann meist Kapitalbasierten)  Altersversorgung.

 


@dg2210  schrieb:

Folge: Egal, ob das System "Generationenvertrag" oder "Aktiensparplan" heisst, es wird immer aus der gleichen Quelle gespeist: der gegenwärtigen wirtschaftlichen Tätigkeit.


Da fehlt mir aber etwas: Die derzeit wirtschaftlich aktiven zahlen nicht nur das Gros der Umlagen sondern auch das Gros der Kapitalerträge. Als Rentner bekommt man im Umlagesystem aber nur die Umlagen und nicht die Kapitalerträge.

 

Durch das Umlagebasierte Rentensystem entgeht den Rentnern ein Großteil der von ihnen erwirtschafteten Kapitalerträge. Unser Rentensystem beinhaltet faktisch eine  systematische Umverteilung von unten nach oben.

 

Interessant ist m.E. eigentlich nur, wie wir als Gesellschaft aus der Nummer anständig herauskommen, denn wir werden denjenigen, die seit 10 oder mehr Jahren in die Rentenversicherung einzahlen, bei einer Umstellung ein faires Angebot unterbreiten müssen.

 

Gruß: KWie2

... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...