Da ich dir ausführlich und hoffentlich nicht prahlerisch geantwortet habe, eine Frage. Wie machst du es ? Hast du Aktien und auch länger? Wenn ja, wie wählst du sie aus?
Hallo @hvd, du fragtest wie ich mich an der Börse verhalte.
Ich investiere hauptsächlich in Einzelwerte, die ich so lange laufen lasse, wie sie sich positiv entwickeln. Ab und zu mal eine kleine DAX- oder CO2-Preis-Zockerei, ETFs habe ich nur zwei Stück, Sparplan keinen.
Zuerst traute ich mich nur an DAX-Werte, von denen ich schon mal was gehört bzw. mit denen ich schon was zu tun hatte (Daimler, Allianz, Lufthansa …). Das waren und sind halt nicht die großen Renner. Damals gab es nicht die Möglichkeit sich umfassend zu informieren und über den Tellerrand, bzw. über die Landesgrenze hinauszuschauen. Wenn ich mir z.B. die Lufthansa anschaue, ist sie heute auf dem Stand, als ich sie vor 20 Jahren das erste Mal in den Fingern hatte. Mal abgesehen von den durchschnittlich ca. 3 % Dividende und dem Genuss sich wie Warren Buffett zu fühlen kam nicht viel mehr dabei rum. Bei MSFT war es zwischen 2002 und 2014 ähnlich.
Anfangs waren wirklich hauptsächlich die Dividende ein Auswahlkriterium für mich. Mittlerweile sehe ich es aber so, dass eine Aktie im Kurs steigen sollte und nicht nur seitwärts laufen darf. Ich habe dann auch kein Problem damit, mich von einem Unternehmen zu trennen, wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird. Oft handelt man ja nach Gefühl, weil man meint die Firma könnte sich gut entwickeln oder sie hat ein gutes Geschäftsmodell usw. Aber nach Gefühl zu handeln fordert viel Erfahrung und verursacht schlaflose Nächte. Einfacher ist es, wenn man sich einen klaren Plan aufstellt (bevor man kauft), nach dem man dann handelt. Dazu gehört für mich ein Stoppkurs, bei dem die Aktie dann rausfliegt oder die Entscheidung bei Seitwärtsläufern das Geld anderswo zu investieren (kann natürlich auch dumm ausgehen, wie bei Rheinmetall, das ich im November 2021 verkaufte).
Bei den Stopps, die seit November 2021 auslösten sind im Rückblick über 2/3 noch tiefer gefallen. Bei einigen fiel mir es schwer zu verkaufen (z.B. Varta), bei einigen bin ich wieder eingestiegen (SAF Holland). Im Moment halte ich einen für mich hohen cash-Anteil, weil ich dem ganzen Frieden nicht traue. Wir können ja in drei Monaten nochmal drüber reden.
Insgesamt sehe ich es als enorm wichtig an, dass jede/r sich selbst um seine Altersvorsorge kümmert, weil in 20 oder 40 Jahren von der staatlichen Rente wenig bis nichts mehr zu erwarten ist. Die langfristige Vermögensbildung mit Aktien ist für mich der einzige Weg dahin. Und ich finde es hervorragend wie informativ und hilfreich die Schreiberlinge hier im Forum ihr Wissen weitergeben und Neulinge immer wieder unterstützen. Die täglichen Lagemeldungen von einigen dienen eher der Selbstdarstellung.
Es soll jede/r ermutigt werden zu investieren, auf welche Art auch immer. Am einfachsten und wahrscheinlich sorgenfreiesten geht das wirklich mit einem Sparplan in einen Welt-ETF. Und deswegen war ich auch so ungehalten am vergangenen Sonntag am Stammtisch, wenn solche Investoren hier herabgewürdigt werden.
