am 04.11.2025 19:45
Hey Zusammen,
möchte mit euch diskutieren, ob die comdirect durch ihre Weigerung auf komplett kostenfreie Sparpläne umzustellen das Sparplangame gegen andere Onlinebroker wie ING und Neobroker wie TR verloren hat?
Dazu möchte ich auf zwei ETFs schauen, die bei Privatanlegern beliebt sind, der Vanguard FTSE All-World in der Thesaurierenden Variante und der iShare Core MSCI World.
Dazu habe ich mir die Sparplanausführungen gestern angeschaut. Wichtig ist zu sagen, dass das nur eine Tendenz zeigt, natürlich fehlen bei der comdirect diesen Monat dann noch 3 Sparplantermine, genauso wie bei den anderen angesehenen Brokern wie DKB und TR noch Termine fehlen. Für die ING kann man keine direkten Rückschlüsse ziehen, da sie in der Xetra Eröffnungsauktion kaufen.
A2PKXG - Vanguard FTSE All World ACC:
comdirect ca. 6800 Stück für insg. 995.000 €
DKB ca. 16800 Stück für insg. 2,35 mio € (DKB führt mittlerweile am 1. aus, hat klassisch aber noch viele auf den 5. laufende Sparpläne, da kommen nochmal etwa 5 mio € dazu)
ING bei Xetra gab es heute in der Eröffnungsauktion etwa 8000 Stück gestern 110.000, davon dürfte ein großer Teil auf den ING Sparplan entfallen. Wieviel genau ist nicht bekannt.
TR etwa 183.000 Stück für insg. 26,7 mio €
A0RWPH - iShares Core MSCI World:
comdirect etwa 65.000 Stück für insg. 7,3 mio €
DKB etwa 58500 (wichtig, am 5. wird wieder mehr ausgeführt) für ca. 6,6 mio €
ING Xetra Eröffnungsauktion heute etwa 14.000 gestern etwa 368.000 davon wahrscheinlich wieder ein Großteil von der ING
TR ca. 780.000 Stück für insgesamt ca. 87 mio € - in anderen Worten ein ganz ganz anderes Level
Datenquelle: Comdirect Kursdaten und LS Exchange Kursblatt.
am 05.11.2025 18:28
Also eine klassische Mischkalkulation - danke für die Erklärung.
am 05.11.2025 18:42
@Nordischgut schrieb:Die Bank bekommt eine Bestandsprovison von dem ETF Anbieter oder Fondsgesellschaft. Das bezahlt der Anleger automatisch mit der Kostenpauschale (TER). mit großen Volumen kommt da was zusammen.
Bestandsproviosionen gibt es bei aktiv gemanagten Fonds, bei ETFs ist sowas praktisch nicht existent.
Die Antwort auf Deine Frage nach der Einnahmequelle bei ansonsten kostenlosen Sparplänen (oder teilweise auch Einzelkäufen) lautet "PFOF" (Payment for Order Flow). Bevor ich das hier lange erkläre am besten einfach mal danach googlen.
am 05.11.2025 18:48
"die Gebühreneinnahmen aus den gesttrigen Verkäufen belaufen sich also jeweils auf 0,00 €"
Die direkten Gebühren vom Kunden? Ja. Dazu kommen allerdings Zahlungen vom Handelsplatz und von den ETF Emittenten. Bei der ING beispielsweise werden teilweise die alten 1,75 % vom Emittenten als Werbeausgaben getragen (wie bereits erwähnt bezahlt durch die TER). Da kommt also eine ganz andere Summe bei raus, womit die Rechnung hinfällig ist. Wieviel genau weiß ich nicht. Bei den Ex Ante Kosten bei Sparplanerstellung ist da gerne die Rede von etwa 15 € Zuwendungen. Die finale Summe erfährt man ja meist in der Kostenübersicht des Jahres.
Das dürfte eine der seltenen Angelegenheiten sein, bei der Institutionelle Anleger durch ihre Gebühren Privatanleger querfinanzieren.
am 05.11.2025 18:54
Habe einen Thread gefunden, dass es beim iShares wohl 0,15 % für die ING sind Quelle bei r/Finanzen . Wie man an dem anderen ETF sieht können es auch 0,6 % sein. Das wären also immerhin ca. 80.000 € bei 0,15 %.
am 05.11.2025 19:00
Die Zahlungen der Emittenten und auch PFOF bekommen die Neobroker genauso wie die comdirect. Der große Unterschied sind die Kosten die eine Bank hat. Scalable zum Beispiel hat kein moderiertes Forum, das sparen die sich einfach.
am 05.11.2025 19:18
@Avendo schrieb:Habe einen Thread gefunden, dass es beim iShares wohl 0,15 % für die ING sind Quelle bei r/Finanzen . Wie man an dem anderen ETF sieht können es auch 0,6 % sein. Das wären also immerhin ca. 80.000 € bei 0,15 %.
Aktuelle Zahlen im direkten Vergleich von ING und comdirect (jeweils beispielhaft für einen 100€-Sparplan auf den A0RPWH):
Die einen kriegen also 1,44 € (0,12%) und die anderen 0,60 € (0,05%).
So gesehen macht die ING von der Sparplangebühren-Differenz von 1,5% zur comdirect also immerhin 0,07% wett.
Dann klafft aber trotzdem noch eine nette Lücke.
am 05.11.2025 19:32
Nennt mich dumm, aber als Kunde bin ich auch daran interessiert, dass die Bank, bei der ich bin, auch Gewinn macht und Geld verdient. Die "Alles kostenlos" Mentalität ist eine Sackgasse und ist eben kein tragfähiges Modell - dem uninformierten Kunden gefällt das natürlich erstmal, aber die Frage, wo der Haken ist, wenn alles 4free ist, sollte eigentlich Jeden ein wenig kümmern.
05.11.2025 20:18 - bearbeitet 05.11.2025 20:18
05.11.2025 20:18 - bearbeitet 05.11.2025 20:18
@GetBetter schrieb:Die einen kriegen also 1,44 € (0,12%) und die anderen 0,60 € (0,05%).
So gesehen macht die ING von der Sparplangebühren-Differenz von 1,5% zur comdirect also immerhin 0,07% wett.
Dann klafft aber trotzdem noch eine nette Lücke.
Das Geschäftsmodell der Commerzbank trägt ohne weiteres, zumindest aktuell. Die Frage ist wie das in Zukunft aussieht. Wenn man sich die demographischen Verteilung der Kunden ansieht, hat, zumindest bei Depots, die etablierte Branche bereits eine ganze Generation an Kunden verloren. Die werden mit 40 nicht zur Commerzbank (oder zur Deutschen Bank, oder zu Consors, whatever) wechseln und freiwillig die zehnfachen Gebühren zahlen, nur weil sie dann zum Establishment gehören. Schaut man sich die Angebote für U30 Kunden an, die kürzlich von der comdirect (und auch von Consors z.B.) aufgesetzt wurden, bei denen man quasi die gleichen / ähnliche Konditionen wie bei Neobrokern bekommt, ist klar dass das Management sich dessen durchaus bewusst ist und anfängt, Kunden einzufangen, die man verloren hat bevor sie überhaupt hier waren.
@Floppy85 schrieb:Nennt mich dumm, aber als Kunde bin ich auch daran interessiert, dass die Bank, bei der ich bin, auch Gewinn macht und Geld verdient. Die "Alles kostenlos" Mentalität ist eine Sackgasse und ist eben kein tragfähiges Modell - dem uninformierten Kunden gefällt das natürlich erstmal, aber die Frage, wo der Haken ist, wenn alles 4free ist, sollte eigentlich Jeden ein wenig kümmern.
Zwischen "Alles kostenlos" und den knapp 3 Mrd Nettogewinn der Commerzbank scheint mit ganz hauchdünn noch eine ausgedruckte Börsenorder zu passen.
am 05.11.2025 20:32
Auch beim Neobroker ist man von kostenlos entfernt: die Kosten fallen nur nicht direkt als Orderentgelt an, sondern sind "versteckt".
Letztendlich sind sie jedoch niedriger. Liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Neobroker weniger Kundenservice bieten - dafür aber ihre Prozesse im Griff haben müssen, damit dieser auch nicht so exzessiv benötigt wird wie woanders...
Gruß Crazyalex
05.11.2025 20:51 - bearbeitet 05.11.2025 20:52
05.11.2025 20:51 - bearbeitet 05.11.2025 20:52
Was man so liest, ist da Einiges im Argen.
Das würden Investoren anders sehen. Im weltweiten Vergleich verdienen Dt. Banken unterm Strich recht wenig.