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Fragen zu comdirect Depot in Verbindung mit ETFs

Acerick
Autor ★
10 Beiträge

Liebe Community,

 

ich bin kompletter Neueinsteiger in Sachen Börse, Kapitalanlage, etc. und hoffe, dass ihr mir helfen und mit euren Ratschlägen die „Angst“ vor der Börse oder etwas falsch zu machen nehmen könnt. Ich habe verschiedene Antworten zu einem Teil der unten genannten Fragen im Netz gefunden und bin verunsichert. Ich habe mich die letzten Wochen ausgiebig mit dem Thema ETFs auseinander gesetzt, da mich die teilweise hohen Ausgabeaufschläge und Verwaltungsvergütungen von Filialbanken abhalten dort meine Altersversorgung in deren Hände zu geben, ich aber trotz allem das Prinzip von Diversifikation durch Fonds dem aktiven Handel mit Aktien vorziehe.

 

Ich habe also einen langen Anlagehorizont und möchte monatlich innerhalb eines Sparplans mein Geld ansparen. Beginnen möchte ich mit monatlich 50 Euro in einen MSCI World und ggf. dann aufstocken, vielleicht auch irgendwann mit Emerging Markets ETFs im Verhältnis 75%/25%.

 

Frage 1: Der Comstage MSCI World ist im Gegensatz zum Lyxor nicht mehr kostenlos besparbar und fällt mit 1,5% Kosten ins Gewicht. Ich für mich habe durch die Antworten in anderen Threads nicht zwingend einen Nachteil verstanden, da es keine Garantie gibt, dass irgendein Sparplan für immer kostenlos besparbar ist. Sprich, die Aktions-ETFs sind eine Momentaufnahme und sollten bei langen Anlagehorizonten nicht das Kriterium Nummer 1 sein bzw. haben dann keinen Vorteil? Würdet ihr in meinem Fall also den Comstage (ETF110, TER 0,2%) dem Lyxor (LYX0AG, TER 0,3%) bevorzugen?

 

Frage 2: Ich brauche Dividende nicht und sehe schon Vorteile in Zinseszinsen. Daher wäre ein thesaurierender ETF für mich wahrscheinlich besser geeignet. Oder gibt es die Möglichkeit aus einem ausschüttenden einen thesaurierenden zu machen? Also gibt es im comdirect-Depot die Option die Dividende automatisch im Sparplan anzusparen und falls ja würdet ihr das empfehlen (Stichwort Steuer)?

 

Frage 3: Man sagt ja immer, ein Sparplan kostet nur 1,5% der Sparplan-Summe. Was hat es dann aber mit dem TER auf sich? Habe ich richtig verstanden, dass diese Kosten ohne, dass ich es merke schon im Kursverlauf bzw. der Rendite mit eingerechnet sind? Kann ich den vernachlässigen oder sind es doch nicht nur die 1,5% und kommen noch irgendwelche Kosten hinzu, die außerhalb der 1,5% liegen? Was kostet der Verkauf des ETFs, wenn ich mein angespartes Geld haben möchte (normale Ordergebühr)?

 

Frage 4: Gehen wir mal von dem Fall aus, ich würde mein Depot gerne zu einem anderen Broker übertragen. Sei es dadurch, dass die comdirect plötzlich mit der Preisschraube andreht oder was auch immer. Habe ich das richtig verstanden, dass ich einen ETF-Sparplan mitnehmen kann, also alles was ich bisher an Anteilen habe, bis auf Nicht-Ganzteilige-Anteile. Ganz vereinfacht: Würde ein Anteil 40 Euro kosten und ich habe mit 50 Euro also 1,25 Anteile, kann ich 1 Anteil mitnehmen, 0,25 nicht? Diese könnte ich dann aber verkaufen mit den dafür anfallenden Gebühren?

 

Frage 5: Ich habe etwas an Geld (sagen wir 2000 Euro als Start oder nach 2, 3 Jahren Laufzeit), was ich gerne in meinen ETF-Sparplan als Einmalzahlung einfließen lassen möchte. A) Geht das überhaupt und B) wird das dann zusammengefasst und gemeinsam „aufaddiert“? Würdet ihr zu so etwas überhaupt raten oder eher abraten und je früher desto besser? Die Kosten für eine solche Einmalzahlung würden zum Punkt Orderkosten zählen also 2000*0,0025 + 4,90 = 9,90 + 1,50 Gebühren von Xetra?

 

Ich hoffe ihr seid nicht durch die Flut an Fragen abgeschreckt und könnt mir diese beantworten. Ich weiß nicht in wie fern ich mich schon in den Strukturen auskenne und wie viel von dem was ich geschrieben habe absoluter Quatsch ist.

 

Schon mal im Voraus vielen Dank für jede Antwort! Smiley (fröhlich)

15 ANTWORTEN

paba
Mentor
889 Beiträge

@nmh  schrieb:

... Angeblich ist @paba  steuerlicher Laie, aber das glaube ich ihm nicht: Seine steuerlichen Postings sind ohne Ausnahme (und ohne Ironie) korrekt, kompetent und hilfreich. Vermutlich arbeitet er irgendwo als Finanzminister.

 


Hallo @nmh,

 

Danke für dein Lob, aber ich kann dir versichern, ich habe beruflich garantiert nichts mit steuern zu tun (ganz andere Baustelle). Deshalb ist alles was ich sage auch unverbindlich und es sollte wie alles was man irgendwo liest hinterfragt werden.

 

Gruß paba

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@paba:

 

Lob war absolut ehrlich gemeint. Na gut, wahrscheinlich glauben auch mir die wenigsten meiner Leser, daß ich beruflich überhaupt nichts mit Finanzen zu tun habe.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

paba
Mentor
889 Beiträge

Hallo @Acerick,

 

im Bild unten habe ich mal eine einfache Rechung gemacht, um zu zeigen, warum thesaurierende Fonds gegenüber ausschüttenden steuerlich besser gestellt sind, wenn der Sparerpauschbetrag bereits verbraucht ist. Denn dieser Effekt wird von vielen Anlegern - auch hier in der Community - immer wieder bezweifelt. Die Rechnung kann man aber mit Excel leicht nachvollziehen (wie wir Techniker sagen würden: eine Rechnung sagt mehr als tausend Worte).

 

Annahme: Du legst im Jahr 0 je 10.000€ in einen thesaurierenden und in einen ausschüttenden MSCI Word an. Um den Effekt etwas zu verstärken habe ich mal angenommen, dass der Index (bzw. die Fonds) jähriche Ausschüttungen von 3% und jährliche Kusrsgewinne von ebenfalls 3% generiert. Der Steuersatz ist in jedem Jahr 26,357%. Der einzig Unterschied zwischen den beiden ETFs ist die Steuerbemessungsgrundlage: Weil der Index ja immer positiv verläuft ist sie beim thesaurierenden ETF konstant 7,70€ und beim ausschüttenden ist sie immer 21€ je 1000€ Fondsvermögen (jeweils mit 30% Teilfreistellung 21€ = 3%*1000€*70%). In der Tablle unten siehst du wieviel Fondsvermögen du am Ende jedes Jahres nach Abzug der jeweiligen Steuer hast (die Jahre 3 bis 18 und 22 bis 37 sind ausgeblendet, um platz zu sparen).

 

Wichtig für das Verständnis: Die erhaltene Ausschüttung beim ausschüttenden ETF legst du jedes Jahr wieder in deinen ETF an, so als sei auch dies ein thesaurierenden ETF (er muss nur jährlich mehr Steuern zahlen und kann so weniger wiederanlegen). Allerdigs musst du beim Verkauf die Summe der jährlich neu angeschafften Anteile als Anschaffungskosten vom Verkaufserlös abziehen.

 

Nach 40 Jahren verkaust du die beiden ETFs, wobei 70% der jeweiligen Kursgewinne wieder mit 26,375% versteuert werden müssen (30% Teilfreistellung).

 

Das Endergebnis siehst du in der letzten Zeile: Satte 10.000€ oder 13,8%  3.575€ oder 4,7% Mehrertrage beim thesaurierenden ETF obwohl ja beide im Prinzip gleich besteuert wurden. Der Effekt wird um so stärker, je länger die Laufzeit ist. Er verstärkt sich auch, wenn die jährlichen Ausschüttungen zu lasten der Kursgewinne steigen. Hier bestätigt sich wiedermal, was @nmh  immer sagt: "Dividenden sind gut, Kursgewinne sind besser".

 

Edit: Ich habe leider einen Fehler in meiner Rechnung endeckt (sorry for that): Beim ausschüttenden ETF werden nach der Ausschüttung ja jährlich neue Anteile angeschafft. Die Summe dieser neu angeschafften Anteile muss beim Verkauf nach 40 Jahren aber als Anschaffungskosten vom Verkaufserlös abgezogen werden (so viel zum Thema "man sollte alles hinterfrage was man irgendwo liest"). Der Effekt ist dadurch zwar abgeschwächt, aber immer noch vorhanden. Die Korrekturen oben und im Bild in ist rot.

 

In dem Zusammenhang habe ich gleich auch noch mal eine zusätzliche Rechnung angestellt für einen Anleger, der seinen Sparerfreibetrag währen der gesamten Laufzeit nie ausschöpfen kann. Hier aber mit anfänglich 1000€ sonst überschreitet man schnell den Freibetrag (siehe zweites Bild unten).

 

 

Gruß paba

 

Thes_Auss_spV.jpg

 

Thes_Auss_spNV.jpg 

 

Acerick
Autor ★
10 Beiträge

Wow. Danke, das ist sehr sehr interessant und nachvollziehbar erklärt! Und sicher nicht nur für mich sondern für einige auch Alteingesessenen hier im Forum.

 

Edit: Gut, dann ist die Frage ob in meinem Fall ein thesaurierender ETF lohnen würde, auch wenn ich anfangs nicht über dem Freibetrag bin. Je mehr ich auch später investiere, desto eher komme ich irgendwann über den Freibetrag, grade wegen meinem langen Anlagehorizont. Aber wer weiß schon was in 10 Jahren ist... Alles Spekulation

paba
Mentor
889 Beiträge

Hallo @Acerick,

 

Wichtig: Bitte zuerst den Sparerfreibetrag soweit möglich ausschöpfen, sonst verschenkst du bares Geld. Meine Rechnung gilt nur für jemanden, der seinen Sparerfreibetrag bereits verbraucht hat. Bei 50€ Sparrate im Monat wirst du den Sparerfreibetrag (801€) mit einem ausschüttenden ETF wohl erst nach ca. 25 bis 30 Jahren überschreiten. Mit einem thesaurierenden ETF wirst du ihn wohl nie überschreiten.

 

Gruß paba

demoriaan
Experte ★
144 Beiträge

@Acerickeinen Rechner zum Fondssparen findest du hier.

Da sieht man recht anschaulich wie dein Vermögen im Laufe der Zeit schön anwächst.