am 24.08.2017 19:19
Wenn ich schn dabei bin, ist hier noch eine zweite aktie, die mir aufgefallen ist: Church+Dwight, WKN 864371. Soweit ich weiß, ist das sowas wie Henkel oder Beisersdorf oder Reckit aber aus den USA. Auch bei der mag ich den Tend, und Putzmittel sind doch zeitlos, oder? Wie sehr Ihr diese aktie?
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 20.11.2020 23:26
wahrscheinlich deine ehrliche Ansicht, aber es scheint, du hast dein Urteil vielleicht zu vorschnell gefällt.
Beiersdorf
Na ja, Beiersdorf betreibt keine Aktionärspflege, die knausern schon seit Gedenken mit ihren Ausschüttungen, wobei die blaue Dose (Nivea) wohl jedes Kind in Deutschland kennt. Und der Konzern spielt auch nur in der zweiten Reihe mit.
Henkel
die wenigsten wissen wahrscheinlich, dass sich dahinter Marken wie Persil, Pril, Somat, Spee, Perwoll, Der General, Weißer Riese, Taft, FA oder Schauma, verbergen. Insgesamt nämlich über fast 200 dieser Marken. Henkel ist jetzt zwar kein Ausnahmeunternehmen der Extraklasse, welches mit astronomischen Kurszuwächsen und traumhafter Dividende bezaubert, aber ein bodenständiger, zuverlässiger und solider deutscher Konzern (wer z. B. gern in deutschen Landen verweilen will). Das Problem ist wegen der Absatzschäche der PKW-Sparte der Klebstoffbereich und dürfte auf Dauer keine dauerhafte Schwachstelle sein.
Dividende
also ich schaue mal auf den US-Chart von Church &Dwight. Eigentlich ein Traumchart und der Konzern bezahlt inzwischen seit 120 Jahren ununterbrochen Dividende. Den Umsatz hat der Konzern in den letzten 32 Jahren 30 Jahre davon gesteigert, der Gewinn ist in dieser Zeit 26 x gestiegen, der Aktienkurs stand in 30 Jahren höher.
Obwohl unter göttlichem Schutz stehend (ist meines Wissens symbolisch der Arm und Hammer des Gottes Vulkanus) schlägt mein Herz dennoch weiterhin für P&G !
Warum wohl??
Weil mir keine einzige Marke des Konzerns geläufig ist? Weil ich zu Altersstarrsinn neige ? Oder weil ich vielleicht keine teuren Sternenaktien aus nmh`s Schmiede mag?
Nein, einfach weil P&G fast 100.000 Mitarbeiter beschäftigt und viel profitabler wirtschaftet (C&D 4.800 Mitarbeiter) P&G knapp 60 Milliarden Umsatz in der Bilanz stehen hat (C&D weniger wie 4 Milliarden), P&G einen Gewinn von 11 Miliarden einsteckt und Church and Dwight gerade mal eine halbe Milliarde Gewinn gemacht hat.
Wer unter dem Strich alle Faktoren in einer Entscheidungstabelle aufführt erkennt, dass es sich bei allen Unternehmen um Konzerne handelt, welchen man sein Geld anvertrauen darf. Nur wenn ich mein Geld einem Konzern andiene, suche ich mir doch logischerweise immer den Besten davon aus.
Warum sollte ich mich unter rationalen Gesichtspunkten grundlos für den Zweitbesten Konzern entscheiden, wenn ich den Besten haben kann ?
Dafür darf der Blick natürlich nicht nur allein auf einen Faktor (wie Chart, Dividende, oder Relative Stärke) fallen, sondern das Gesamtbild muss stimmen.
Wer hier seine Hausaufgaben vorher ordentlich macht, wird sich später bestimmt viele Jahre an steigenden Kursen im Depot erfreuen und kurzfristige Kapriolen gelassener zur Kenntnis nehmen.
Grüßle - Shane
am 21.11.2020 00:11
@Shane 1Eine Aktie als "Die Beste" zu bezeichnen, bloß weil Umsatz, Gewinn und Mitarbeiterzahl am höchsten sind, halte ich für zu kurz gedacht. Wenn das alleine den Aktienkurs bestimmen würde, wäre die Aktien-Welt sehr einfach. Das von dir angesproche "profitabler wirtschaften" lässt sich zudem auch nicht nur an den genannten Faktoren festmachen.
Church & Dwight hat zum Beispiel ein besseres Umsatzwachstum als Prochter & Gamble (das von P&G war zeitweise sogar negativ...), höhere Eigenkapitalrendite, höhere Marge und so weiter. Genau genommen wäre C&D sogar das "profitablere" Unternehmen...
am 21.11.2020 11:10
@Marin Genau. Würde sagen, dass die meisten Variablen über viele Jahre für C&D als besseres Unternehmen bzw. bessere Aktie sprechen. In diesem Jahr war P&G beeindruckend, das muss man zugeben, habe jedenfalls C&D und Unilever im Sparplan und hoffe, dass die Kombination aus stärkeren Dividendensteigerungen und steileren Kurswerten bei diesen beiden über die Jahre und Jahrzehnte P&G übertreffen werden. Aber wer kann dies schon vorhersehen. Vielleicht sollte ich nächste Woche doch bei P&G einsteigen statt Nvidia und Amd hinterherzujagen (wie geplant).
am 21.11.2020 11:45
Ich denke hier scheiden sich die Geister. Höherer Umsatzwachstum ist ja schön, aber wenn der Umsatz absolut dennoch sehr gering ist was heißt das schon? Bei geringem Umsatz auch eher größeres Wachstum zu erreichen. Ich mache 10€ Umsatz, im Jahr darauf 20€, boom: 100% Umsatzwachstum. Klasse. Auch Eigenkapitalquote: wichtig, aber je kleiner das Unternehmen desto eher/einfacher zu erreichen.
Man muss also alles im Verhältnis sehen. P&G ist ein Platzhirsch in Sachen Konsum, das lässt sich nicht bestreiten, und sind die Zweitgrößten Konsumgüterhersteller der Welt - nur Nestlé ist größer während C&D nicht mal in den Top 10 auftaucht. Und Nestlé auch nur weil die sehr viel in Sachen Nahrungsmittel machen während P&G Verbrauchsgüter herstellt und die bekanntesten (und teuersten) Marken herstellt: Head & Shoulders, Gillette, Pampers, Ariel, Lenor, Always, und und und. Und wer hat einen Elektrorasierer von Braun? Gehört Procter & Gamble und ist kein eigenständiges Unternehmen wie man vermuten mag. Schaut euch die Produkte an, unter Garantie habt ihr welche im Haushalt.
Deshalb hab ich es einfach gemacht: nichts spricht dagegen beide im Depot zu haben.
am 21.11.2020 12:27
Hallo Marin, danke für deine abgegebene Antwort. Wenn ich von einer besten Aktie spreche ist das immer auch eine subjektive Einstellung. So geht z.B. deine Einschätzung zu Coloplast vor zwei Tagen nicht unbedingt mit meiner Ansicht konform.
Die Dänische Coloplast stand vor nicht allzu langer Zeit bei 153 Euro und ist zurückgefallen auf 127 Euro. Ausschlaggebend sind die hohen Erwartungen bei Trendaktien und wer wie bei Coloplast 50 Jahre warten will, bis der Konzern den Gewinn erwirtschaftet den allein 1 Aktie kostet, ist das immer eine subjektive Einschätzung. Und wenn man Medizintechnik untereinander vergleicht gibt es wesentlich günstigere Konzerne.
Aber du hast ja nicht Unrecht mit deinen Zahlen, ich sage ja nur, dass man für eine objektive Bewertung mehrere Faktoren vergleichen muss.
Und hier vergleichen wir tatsächlich Äpfel mit Äpfeln. Beide Konzerne produzieren Artikel aus dem Hygienebereich. Beide Konzerne haben den Betriebssitz in den USA. Und die relative Stärke (RSI) ist bei C&D tatsächlich in 10 Jahren doppelt so gestiegen. Dafür hat der Konzern wiederum ein wesentlich höheres KGV wie P&G, was zu einem niedrigeren Beta führt. P&G bezahlt wiederum eine mehr wie doppelt so hohe Dividende, ist ein Weltkonzern im Gegensatz zu dem kleinen C&D Konzern.
Und wenn wir die Mitarbeiter (letzter Stand wie beim KGV) zum Verhältnis zum ausgewiesenen Gewinn setzen, erarbeitet bei P&G jeder Mitarbeiter 110.500 Euro, während bei Church and Dwight jeder der Mitarbeiter auf einen Nettogewinn von 107.800 Euro kommt.
Da ich die industrielle Buchführung gelernt habe, weiß ich natürlich, dass Bilanzen aufgehübscht werden können, bzw. Unternehmen in Deutschland sogar zwei Bilanzen (fürs Finanzamt und für die Banken) vorlegen gelten.
Meine Anregung dient dazu festzuhalten, dass es ein Fehler ist, sich nur auf einen Chart oder eine einzige Kennzahl zu verlassen und man immer das Gesamtbild heranziehen sollte.
Die Gretchenfrage für uns Kleininvestoren lautet doch : Wie ermittle ich den wahren Wert eines Unternehmens? Ausreichend sind nach Greenblatt zwei Kennzahlen: die Suche nach Unternehmen mit möglichst hohem Ertrag auf das eingesetzte Kapital und die Gewinnrendite.
Um nicht zu weit auszuschweifen, einfach auf Deutsch:
Unter den Unternehmen mit der höchsten Kapitalrendite suchen sich Anleger am besten die Unternehmen mit dem niedrigsten KGV. Und da hat P&G eben die Nase vorn.
Unabhängig davon ist es für kleinere Konzerne immer leichter stärkeres Umsatzwachstum zu erzielen wie bei Global-Playern. Ein Handwerker, welcher einen Auftrag in 2019 hatte und dieses Jahr zwei Aufträge erhalten hat, generiert bei gleichen Voraussetzungen dieses Jahr immerhin 100 % mehr Umsatz und eventuell auch eine Gewinnverdoppelung.
Abschließend zu P&G
P&G ist die Nummer 1 im globalen Hygienemarkt. Die 65 verbleibenden Marken des Konzerns (zuvor 170 Produkte) gehören zu den weltweit größten und erfolgreichsten überhaupt. Darunter sind Mega-Blockbuster wie „Pampers“ mit einem Jahresumsatz von über 10 Milliarden Dollar, aber auch andere Milliardenmarken wie „Tide, Febreze und Oral-B.“
Dank solcher Namen hat der Konzern im Supermarktregal eine dominierende Stellung – und kann sich künftig noch besser auf die wichtigsten Ertragsbringer konzentrieren. Und inzwischen greift der jahrelange Umbau und die Aktionäre werden nicht nur mit einer soliden Dividende belohnt. So hat das Unternehmen durch diese Maßnahmen rund 14 % des Umsatzes abgestoßen, aber nur 6 % des Gewinns eingebüßt.
Dadurch wird eine Beteiligung bei C&D doch nicht abgewertet oder als schlecht dargestellt, im Gegenteil, der Chart der Aktie ist wirklich beeindruckend und lädt zum Kauf des Papiers ein. Wer einen schnellwachsenden amerikanischen Hygienekonzern für sein Depot sucht trifft mit C&D mit Sicherheit keine schlechte Entscheidung.
Grüßle - Shane
am 21.11.2020 12:30
richtig erkannt, hättest du den Beitrag vorher eingestellt, hätte ich mir viel Zeit gespart
am 21.11.2020 12:39
@Shane 1 schrieb:richtig erkannt, hättest du den Beitrag vorher eingestellt, hätte ich mir viel Zeit gespart
Ich schreibe eben schneller, aber das war ein Handybeitrag also hat Autokorrektur noch mal geholfen (Microsoft SwiftKey hilft) 😉
Dennoch sind deine Beiträge fundamentaler, also war es nicht verschwendete Zeit 🙂
21.11.2020 13:03 - bearbeitet 21.11.2020 14:23
21.11.2020 13:03 - bearbeitet 21.11.2020 14:23
@Shane 1 schrieb:Die Gretchenfrage für uns Kleininvestoren lautet doch : Wie ermittle ich den wahren Wert eines Unternehmens?
Hallo Shane, vermutlich liegt hier der Unterschied zwischen uns beiden: Für mich ist der "wahre" Wert eines Unternehmens zwar auch wichtig, aber kein entscheidendes Kriterium. Mich interessiert eher, wie hoch die Chancen sind, dass der Aktienkurs steigt und mein eingesetztes Kapital vermehrt wird. Du willst nicht 50 Jahre warten, bis KBV oder KGV stimmen. Ich will nicht 50 Jahre warten, bis der Aktienkurs steigt.
Ich glaube deinen Ansatz zu verstehen, Aktien günstig einzukaufen. Hab ich auch mal eine Zeit lang versucht, für mich war es aber nichts. Dafür koppelt sich die Börse mittlerweile zu oft von realen Kennzahlen ab – ob man das persönlich gut findet, ist eine andere Frage. Ich bin mir sicher, wir könnten uns stundenlang Kennzahlen von C&D und P&G um die Ohren hauen, die jeweils unsere Position belegen. Als gelernter Buchhalter weißt du aber, dass das für uns beide nicht wirtschaftlich wäre
Das wichtigste Kriterium bleibt am Ende sowieso, dass man ruhig mit seinem Invest schlafen kann.
am 02.06.2021 09:31
Hallo zusammen,
ich werde irgendwie nicht glücklich mit C&D. Habe für knapp unter 80 EUR gekauft und bin eigentlich dauerhaft im minus. Aktuell zweistellig. Die 200-Tage-Linie wurde ja nun auch gerissen. Ist die Aktie immer noch ein Kauf (Sektorrotation scheint sich ja nicht positiv ausgewirkt zu haben). Ist ein Halten zu empfehlen oder doch ein Verkauf?
Was denkt Ihr?
Danke & Grüße
am 02.06.2021 10:29
Ich werfe hier einfach mal unkommentiert den logarithmischen Chart der letzten 20 Jahre in die Runde: