Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Blick hinter die Kulissen: Portfoliosteuerung per Hub von nmh

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe professionelle Aktionäre (m/w),


es hat sich ja inzwischen rumgesprochen, daß ich irgendwie ein bisschen doof bin und daher mein Portfolio extrem breit gestreut habe. Ich halte tatsächlich mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Andere sammeln Kronenkorken oder Spielzeugautos oder Briefmarken, ich sammle halt WKNs. Gibt schlimmeres.

In den letzten Monaten haben einige von Euch angeklopft, mich aus dem Schönheitsschlaf aufgeschreckt, und wollten wissen, wie man denn da den Überblick behalten kann. Danke für all die Nachrichten per Postkarte, Flaschenpost, E-Mail und daß Ihr Euch um mich sorgt -- zu Recht um mich sorgt! Ich glaube, von Warren Buffett stammt der Spruch mit dem Harem und den Ehefrauen und daß man nicht zu viele davon haben soll, um jede einzelne besser kennenzulernen. Ähnlich soll das auch mit den Aktien sein: bloß nicht verzetteln. Manche sagen, Privatanleger sollen nicht mehr als zehn verschiedene Aktien halten. Gilt nicht für mich. Erfolgreich mit meinem breiten Portfolio, in den letzten 20 Jahren. Allerdings macht es schon viel Arbeit. Klar, das ist nicht für jeden etwas. Und eindeutig nicht erforderlich: Gutes Geld verdienen kann man auch mit nur zehn verschiedenen Aktien. Das ganz deutlich. Ihr müßt nicht so schlimm sein wie ich, das ist wirklich nur ein Hobby.

 

Risikosteuerung über den "Hub"


Ich möchte Euch heute einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen professioneller Portfoliosteuerung gewähren und Euch das System erklären, mit dem ich meine Wertschriften unabhängig von ihrer Anzahl gut und effizient kontrolliere. Ich nutze dazu massive Computerunterstützung; es handelt sich um hochgezüchtete EDV-Systeme, die ich mir in den letzten 20 Jahren selbst eingerichtet und programmiert habe und die dem Normalanleger nicht zur Verfügung stehen. Aber für kleinere Portfolien (also nur wenige WKN) könnt Ihr das System durchaus auch ganz einfach mit Excel umsetzen, wenn Ihr's sympathisch findet. Vielleicht mag der eine oder andere mein System und nützt es künftig selbst zur Risikosteuerung. Das würde mich sehr freuen. Ich habe es nicht patentiert. Geschäftsmethoden sind in Europa nicht patentfähig.

Und zwar möchte ich Euch erklären, wie ich für jedes meiner vielen unterschiedlichen Wertpapiere einen sogenannten "Hub" berechne. Das klingt kompliziert, ist aber (wie die meisten erfolgreichen Systeme) im Prinzip ganz einfach. Keine Sorge, nach der theoretischen Erklärung gebe ich ein Beispiel. Es ist wirklich nicht schwierig.

Für den eiligen Leser läßt sich mein System in drei Zeilen zusammenfassen:

  • Gib für jedes Wertpapier einen Stopkurs und einen Nachziehkurs vor.
  • Wenn der Börsenkurs unter den Stopkurs fällt, dann entscheide, ob Du verkaufst.
  • Wenn der Börsenkurs über den Nachziehkurs steigt, dann erhöhe den Stopkurs und den Nachziehkurs.
  • Berechne regelmäßig für jedes Wertpapier die Formel: Hub = (Nachziehkurs - Stopkurs) x Stückzahl und prüfe, ob das Ergebnis zwischen z.B. 200 und 1.000 Euro liegt.

Gut, waren jetzt vier Zeilen. Zählen war noch nie so meine Stärke.

Und jetzt die Langfassung. Uff, alle nochmal durchatmen bitte; keine Angst, es wird nicht schlimm.

 

1.   Stopkurse werden maschinell nachgezogen


Basis meiner Systeme ist, daß es fast ohne Ausnahme* für jedes Wertpapier einen Stopkurs gibt. Ich predige ja immer: Gewinne laufen lassen, bloß nicht zu früh verkaufen, und Verluste strikt begrenzen. Die meisten Privatanleger machen es ja leider genau umgekehrt, aber alle Leser dieser Community wissen Bescheid. Wenn eine Aktie anfängt zu fallen, muß ich über einen Verkauf nachdenken, aber erst dann. In allgemein schwierigen Börsenphasen mag das anders sein, wenn ohnehin alles fällt. Aber wenn Euer Papier als einzige von vielen Aktien fällt, nennt man das relative Schwäche -- raus damit und vom Geld was besseres kaufen.

 

Denn merke: das einzige, das ich an der Börse von vorn herein festlegen kann, ist mein maximaler Verlust. Das ist das einzige, was ich beeinflussen kann. Alles andere ergibt sich aus dem Markt!


Außerdem gibt es bei mir für jede WKN oberhalb vom Stopkurs einen "Nachziehkurs", und wenn der erreicht wird, dann ziehe ich den Stopkurs nach.

 

Bei der Vielzahl meiner Papiere geht das nicht manuell, das macht freundlicherweise mein Computer. Der schaut sich regelmäßig alle Positionen an. Wenn der "Nachzieh-Kurs" erreicht ist, dann wird der Stopkurs nachgezogen. Im Prinzip** funktioniert das dann so: Der Stopkurs und der Nachziehkurs werden jeweils um denselben Betrag so weit nachgezogen, daß der aktuelle Aktienkurs genau in der Mitte zwischen dem neuen Stopkurs und dem neuen Nachziehkurs steht.

Diese Differenz zwischen dem Stopkurs und dem Nachziehkurs verändert sich beim Nachziehen der Stops also nicht. Das ist wichtig für mein System.

Also: für jede einzelne WKN gibt es einen Stopkurs und einen Nachziehkurs. Beide klettern im Idealfall regelmäßig nach oben, ohne daß ich etwas tun muß. Der Abstand der beiden ist für jede WKN individuell festgelegt. Wie, zeige ich weiter unten im Text.

Ein Beispiel: Mein alter Stopkurs für die X-Aktie lag bei 102 Euro. Sobald 114 Euro erreicht werden (Nachziehkurs), soll der Stopkurs angehoben werden. Die Differenz beträgt 12 Euro (114 minus 102). Jetzt ist die X-Aktie tatsächlich über 114 geklettert, nämlich auf 115 Euro. Also sieht mein Computer, daß er den Stopkurs nachziehen muß. Der Aktienkurs soll exakt zwischen Stop- und Nachziehkurs liegen. Also liegt der neue Stopkurs bei 109 Euro und der neue Nachziehkurs bei 121 Euro. Der Börsenkurs 115 ist genau in der Mitte. Die Differenz beträgt weiterhin 121 - 109 = 12 Euro. Wenn die Aktie dann demnächst hoffentlich über 121 klettert, wird der Stopkurs wieder maschinell nachgezogen. Das ist der Idealfall.

Doch es gibt leider auch Aktien, die fallen. Die Stopkurse dienen dazu, Verluste zu begrenzen oder dann später Gewinne zu sichern. Wenn jetzt also die X-Aktie unter den Stopkurs von (neu) 109 Euro fällt, schlägt mein Computer Alarm. Dann muss ich entscheiden, ob ich sofort verkaufe, ob ich einen Börsen-Stopkurs setze, vielleicht nur einen Teil verkaufe, oder ob ich die Warnung ignoriere, zum Beispiel weil derzeit alle Aktien fallen.

Dazu muß ich sagen, daß nicht alle Stopkurse auch automatisch als Orders an der Börse liegen. Positionen, die als riskant eingestuft werden, sind meistens auch an der Börse mit einem Stop abgesichert. Meine Kernpositionen, das könnten ETFs oder breite Indexzertifikate sein, haben dagegen oft nur den Stopkurs in meinen Systemen.

So eine ähnliche Strategie bietet Euch auch comdirect für Börsenorders an, das heißt "trailing stop loss". Das nutze ich aber nicht, weil ja mein eigener Computer die Stopkurse überwacht und nachzieht. Dazu brauche ich die Bank nicht. Aber vielleicht ist das etwas für Euch.

Ihr habt gesehen, daß der Abstand zwischen Stopkurs und Nachziehkurs eine wichtige Rolle spielt. Und damit komme ich zum zweiten Teil meiner langwierig erklärten, aber im Kern ganz simplen Technik. Nämlich dem "Hub".

 

2.   Der "Hub" als Risikomaß


Der Hub ist einfach die Differenz zwischen den beiden Kursen multipliziert mit der Stückzahl. Wenn ich von der X-Aktie 50 Stück halte und Stopkurs/Nachziehkurs bei 109 bzw. 121 Euro liegen, dann beträgt der Hub (121-109) x 50 = 600 Euro.

Mein System achtet auch darauf, daß für jede einzelne Aktie der Hub einen bestimmten Euro-Betrag nicht überschreitet, andererseits aber auch nicht zu klein wird. Dieser Euro-Grenzwert ist im Prinzip für jedes Wertpapier gleich. Es handelt sich, grob gesagt, um den maximalen Verlust in Euro, den ich bereit bin, in einer einzelnen WKN zu tragen. Die genaue Höhe hängt wiederum davon ab, wie das Investment klassifiziert ist. Ich besitze Kern-Positionen, die ich nur ungern verkaufen würde. Zum Beispiel ETFs, Indexzertifikate, solche Sachen. Das sind die Positionen, in die ich mich "verliebt" habe (sollte man ja eigentlich nicht tun) und die ich viele Jahrzehnte halten möchte. Und ganz außen gibt es Satelliten, also Spielereien, Aktien also, bei denen ich keine größeren Verluste toleriere. Die Kernpositionen haben einen viel höheren Grenzwert als die Satelliten.

In meinem Fall gibt es also mehrere unterschiedliche Grenzen für den Hub. Nehmen wir der Einfachheit halber mal ein, ein typischer Privatanleger setzt sich immer einen Hub von maximal 1.000 Euro. Mehr will er pro WKN nicht verlieren.

Das Schöne ist, daß Ihr diese Entscheidung prinzipiell nur einmal im Leben treffen müßt. Sagen wir also 1.000 Euro. Das ist Eure Vorgabe an Euer Portfolio. Und die entscheidet jetzt bei jedem Aktienkauf, wieviele Stücke Ihr kaufen dürft!

Das nennt man "Money Management" -- ebenfalls eine Strategie, die alle Profis verfolgen. Vor dem Kauf einer Aktie denkt der Profi erst über den Stopkurs nach, und dann entscheidet er, wieviele Stücke er kauft. Noch vor dem Kauf drüber nachdenken, wo man wieder verkauft -- für den Privatanleger gewöhnungsbedürftig.

Wieder ein Beispiel. Angenommen, wir wollen jetzt die Y-Aktie kaufen. Bevor wir kaufen, werfen wir einen Blick auf den Chart. Die Y-Aktie steht derzeit bei 59 Euro. Der Profi entscheidet bereits vor dem Kauf, bis zu welcher Untergrenze er Verluste tolerieren wird, wo also der Stopkurs liegen soll. Nehmen wir mal an, die Aktie ist in den letzten Monaten schwankend zwischen 55 und 70 Euro aufwärts gelaufen. Also können wir unterhalb von 55 einen Stopkurs setzen, sagen wir mal bei 53 Euro. Und wenn die Aktie über 70 Euro steigt, dann ist sie aus diesem Korridor ausgebrochen, und wir dürfen den Stopkurs nachziehen. Also soll der Nachziehkurs bei 72 Euro liegen.

Die Differenz zwischen den beiden Kursen beträgt also 72 - 53 = 19 Euro. Und jetzt können wir ausrechnen, wieviele Stücke wir kaufen dürfen. Der Hub, also diese Differenz multipliziert mit der Stückzahl, soll ja nicht größer als 1.000 Euro sein. 1.000 geteilt durch 19 ist 52,6. Also wäre ein Kauf von 40 oder 50 Stück eine gute Idee. Das kostet z.B. 50 x 59 Euro = 2.950 Euro und ist auch eine ganz passable Größe, wenn man die Bankgebühren dazurechnet.

Mein Computer geht jedes Wochenende durch alle meine Positionen, berechnet die Differenz zwischen Stopkurs und Nachziehkurs und multipliziert diese Differenz mit der Stückzahl. Das Ergebnis ist der "Hub" jeder WKN. Wenn bei einer Position der Hub größer ist als mein Grenzwert, sagen wir mal 1.000 Euro, dann schlägt der Computer Alarm. Denn das bedeutet, daß bei dieser WKN mein Stopkurs zu weit vom Nachziehkurs entfernt liegt. Ich muß dann eingreifen und den Stopkurs anheben oder den Nachziehkurs absenken.

Mein Computer meckert aber auch, wenn der Abstand multipliziert mit der Stückzahl zu klein ist, zum Beispiel nur 150 Euro. Dann liegen Stop- und Nachziehkurs zu nah beieinander. Denn dadurch ergibt sich das Problem, daß der Stopkurs zu häufig nachgezogen wird. Dadurch steigt das Risiko, ungewollt aus der Position ausgestoppt zu werden.

 

Was soll das alles? Warum so und nicht anders?


Das System hat den großen Vorteil, daß es Euch eine risikoadjustierte Kontrolle jeder einzelnen Position liefert. Mit anderen Worten, wenn Ihr von einer Aktie viele Stücke und damit einen größeren Euro-Betrag besitzt, dann sorgt die Mathematik dafür, daß der Stopkurs und der Nachziehkurs enger beieinander liegen müssen. Diese große Position führt Ihr also an einer kürzeren Hundeleine als eine kleinere Position. Das ist auch sinnvoll, denn Verluste bei einer großen Position können ein Portfolio stärker beschädigen als Verluste in einer kleinen Nebenposition.

Ergebnis ist, daß Euer Computer bei größeren Positionen schneller mal warnt, daß ein Stopkurs unterschritten ist. Ihr könnt dann selbst entscheiden, ob Ihr beispielsweise einen Teil der Position aus Sicherheitsgründen verkaufen wollt. Nach einem Teilverkauf sinkt die Stückzahl im Depot, und somit dürft Ihr den Stopkurs und den Nachziehkurs etwas auseinanderziehen. Mit anderen Worten, Ihr verlängert dann die Hundeleine für diese WKN.

Der weitere große Vorteil eines solchen Systems ist seine Skalierbarkeit. Mit dem Hub-Prinzip könnt Ihr ein Depot aus nur fünf unterschiedlichen Aktien steuern, oder schlimmstenfalls auch ein Portfolio mit mehreren tausend Aktien und Zertifikaten. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die Differenz zwischen Nachziehkurs und Stopkurs multipliziert mit der jeweiligen Stückzahl sollte bei jeder WKN nicht größer als zum Beispiel 1.000 Euro sein und nicht kleiner als beispielsweise 200 Euro.

 

Und noch ein Vorteil: Dieses System könnt Ihr unabhängig davon anwenden, warum Ihr eine Aktie kaufen wollt: seien es charttechnische Signals, oder Trends (Sternelisten), oder auch Fundamentalanalyse oder schlicht eine Empfehlung, die Ihr gelesen habt. Das Hub-System ist perfekt kompatibel zu allen Kauf-Strategien!

 

Nachtrag, April 2021: Es gibt immer wieder Misverständnisse über den Unterschied zwischen Money-Management (siehe hier) und der Hub-Technik (siehe oben). Daher hier ein allgemeiner Hinweis zur Ergänzung:

Stopkurse kann man nicht berechnen, auch nicht über das Hub-System. Meine Hub-Technik berechnet nur ICO-Stopkurse ("in computer only"). Diese werden in aller Regel nicht automatisch an der Börse platziert, sondern eben nur im Computer. Wenn ein ICO-Stopkurs unterschritten wird, löst mein System erstmal nur eine Warnung aus. Falls eine Aktie dann noch keinen "scharfen" Stop Loss an der Börse hat, kann ich eine entsprechende Order erteilen. Bei der Wahl des "echten" Börsenstopkurses analysiere ich dann den Kursverlauf der Vergangenheit, um einen passenden "scharfen" Stopkurs zu ermitteln.

Für das Money-Management sollte man sich an den "echten" Stopkursen orientieren und nicht an den ICO-Stopkursen, die über die Hub-Technik berechnet werden.


Ihr seht: viele Worte, um ein im Kern ganz billiges, einfaches System zu beschreiben. Ich nehme an, Stopkurse setzen die meisten von Euch bereits ein -- hoffentlich. Überlegt Euch doch mal, ob diese Portfoliosteuerung über den Hub nicht auch etwas für Euch wäre.

Viele Grüße aus einem sonnigen München

nmh


_________________
*)  Ausnahme: für sehr kleine Positionen, deren Euro-Wert unterhalb einer bestimmten Grenze liegt, habe ich keinen Stopkurs. Man nennt das "Risikosteuerung über die Positionsgröße".

**) Es gibt Ausnahmen. Beispielsweise werden Stopkurse auch nachgezogen, wenn Kursziele meiner Pressedatenbank erreicht sind. Beim Nachziehen der Kurse wird gerundet, auch aus diesem Grund ist der aktuelle Kurs nicht immer genau in der Mitte des Intervalls. Und um Schlafmützen-Aktien rauszuwerfen, die jahrelang nur seitwärts laufen, können Stop- und Nachziehkurse außerdem auch ganz sanft zeitgesteuert automatisch erhöht werden.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
147 ANTWORTEN

slobology
Experte
83 Beiträge

Hi @nmh,

 

ich melde mich hier nochmal zu Wort, denn so ganz habe ich das mit dem Hub ehrlich gesagt noch nicht verstanden bzw., nachdem ich mich gestern ein paar Stunden damit beschäftigt habe, mir eine entsprechende Excel zu bauen, merke ich gerade beim erneuten Durchlesen deines Posts, dass ich dich vielleicht missverstanden habe. Also, hier nochmal zur Sicherheit:

 

Ich hatte dich zuerst so verstanden, dass der Hub immer der Maximalbetrag ist, den ich bereit bin, zu verlieren. Sprich, der Hub soll immer z.B. 1.000 € sein, auch wenn ich die Kurse verändere.

Jetzt, wo ich noch einmal aufmerksam(er) gelesen habe, soll der Hub aber z.B. zwischen 200 und 1.000 € liegen, korrekt?

Heißt, er darf meinen maximal akzeptierten Verlust von 1.000 nicht überschreiten, sollte aber auch nicht zu klein werden?

 

Wenn ich es richtig verstehe, ergibt sich der Hub ja aus dem Stop-/Nachziehkurs, den ich mir für eine WKN vorher überlegt habe und der Stückzahl. Kann es also sein, dass mein Hub heute z.B. 450 ist und in ein paar Wochen 650, weil ich mich entscheide, den Stop/Nachziehkurs etwas näher an oder weiter weg vom aktuellen Kurs der WKN zu legen? Das widerspricht ja aber eigentlich der o.s. Regel, dass die Differenz zwischen Stop- und Nachziehkurs immer gleich sein muss und der aktuelle Kurs genau in der Mitte liegt - Oder denke ich da zu starr?

 

Wahrscheinlich ist es ganz einfach zu verstehen, aber ich habe den Schalter zum Umlegen noch nicht in meinem Hirn gefunden 😄

 

Danke und viele Grüße

Timo

 

 

 

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@slobology 

 

Hast Du meine Beiträge von 27.12.2020 um 11:21 Uhr sowie um 16:21 Uhr (eine Seite vorher) gelesen? Die schaffen vielleicht etwas Klarheit.

 

- Die Hub-Methode betrifft nur Warnungen (ICO-Stopkurs) und keine an der Börse scharf geschalteten Stopkurse.

- Über den vor dem Kauf definierten maximalen Verlust definierst Du die Stückzahl, die Du kaufen darfst (Money-Management).

- Also bitte nicht Hub und maximalen Verlust verwechseln.

- Wenn Du nicht kaufst oder verkaufst, sollte der Hub (in Euro) konstant bleiben.

- It's complicated, sorry.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

slobology
Experte
83 Beiträge

@nmh  schrieb:

Hast Du meine Beiträge von 27.12.2020 um 11:21 Uhr sowie um 16:21 Uhr (eine Seite vorher) gelesen? Die schaffen vielleicht etwas Klarheit. 

Ich wusste doch, dass ich irgendwo ein Beispiel gelesen hatte, aber da ich gestern so viele Beiträge von dir offen hatte, habe ich es natürlich nicht mehr gefunden (so nah und doch so fern ;))... Danke nochmal für den Hinweis. Das macht es durchaus etwas klarer.

 


@nmh  schrieb:

- It's complicated, sorry.


Das hatte ich befürchtet und ist somit eingetreten 😄

Versuchender
Experte ★
226 Beiträge

@nmh  schrieb:

@slobology 

 

Hast Du meine Beiträge von 27.12.2020 um 11:21 Uhr sowie um 16:21 Uhr (eine Seite vorher) gelesen? Die schaffen vielleicht etwas Klarheit.

 

- Die Hub-Methode betrifft nur Warnungen (ICO-Stopkurs) und keine an der Börse scharf geschalteten Stopkurse.

- Über den vor dem Kauf definierten maximalen Verlust definierst Du die Stückzahl, die Du kaufen darfst (Money-Management).

- Also bitte nicht Hub und maximalen Verlust verwechseln.

- Wenn Du nicht kaufst oder verkaufst, sollte der Hub (in Euro) konstant bleiben.

- It's complicated, sorry.

 

nmh

 


Ich glaube die Irritation rührt daher, da im Eingangsposting Hub und Money Management durcheinander gehen.

 


@nmh  schrieb:

Wieder ein Beispiel. Angenommen, wir wollen jetzt die Y-Aktie kaufen. Bevor wir kaufen, werfen wir einen Blick auf den Chart. Die Y-Aktie steht derzeit bei 59 Euro. Der Profi entscheidet bereits vor dem Kauf, bis zu welcher Untergrenze er Verluste tolerieren wird, wo also der Stopkurs liegen soll. Nehmen wir mal an, die Aktie ist in den letzten Monaten schwankend zwischen 55 und 70 Euro aufwärts gelaufen. Also können wir unterhalb von 55 einen Stopkurs setzen, sagen wir mal bei 53 Euro. Und wenn die Aktie über 70 Euro steigt, dann ist sie aus diesem Korridor ausgebrochen, und wir dürfen den Stopkurs nachziehen. Also soll der Nachziehkurs bei 72 Euro liegen.

Die Differenz zwischen den beiden Kursen beträgt also 72 - 53 = 19 Euro. Und jetzt können wir ausrechnen, wieviele Stücke wir kaufen dürfen. Der Hub, also diese Differenz multipliziert mit der Stückzahl, soll ja nicht größer als 1.000 Euro sein. 1.000 geteilt durch 19 ist 52,6. Also wäre ein Kauf von 40 oder 50 Stück eine gute Idee. Das kostet z.B. 50 x 59 Euro = 2.950 Euro und ist auch eine ganz passable Größe, wenn man die Bankgebühren dazurechnet.


In dem Beispiel rechnest du: Stückzahl = Verlust / (Nachziehkurs - Stoppkurs).

 

Die Formel im Money Management kennt den Nachziehkurs nicht: Stückzahl = Verlust / (Kurs - Stoppkurs)

 

Im Eingangsbeispiel wären demnach Stückzahl = 1.000€ / (59€-53€) = 1.000€ / 6€ = 166,6 und damit etwa die dreifache Menge (für 167 x 59€ = 9.853€).

 

Folglich bringt die (umgestellte) MM-Formel bei dem zitierten Beispiel lediglich einen zugestandenen Verlust von 300€. (Und schon hat sich der vorhin selbstprogrammierte MM-Rechner gelohnt Lachender Smiley ) (Gut, kann man auch mit 50 x 6€ im Kopf rechnen...)

 

Vielleicht habe ich aber auch einen Denkfehler?!

Zilch
Legende
7.865 Beiträge

@Versuchender nein, darauf habe ich irgendwo auch schon hingewiesen. Es ist verwirrend, dass die Stückzahl einerseits mittels Hub und andererseits mittels Money Management berechnet wird 😉 Irgendwo hat er dazu aber auch eine Antwort formuliert. 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Versuchender
Experte ★
226 Beiträge

Ich hatte gerade eben Muße und habe das nochmal durchdacht:

 

Money Management-Berechnung: Dient zur Absicherung der (jeweiligen) initialen Investition. Begrenzt den finanziellen Schaden vor dem bzw. den ersten Nachziehen des Stop Loss.

 

Hub-Berechnung: Gibt, wenn ich es richtig verstanden habe, nichts anderes als die "Spannbreite" der Investition an. Wie viel Geld (des gestiegenen Kurses) bin ich bereit (wieder) zu verlieren, wenn ich den Stop Loss nicht nachziehe.

 

Heißt in dem von mir zitierten Beispiel (nmhs Zahlenwerte): Im schlimmsten Fall verliere ich 700€, die ich zwischenzeitlich gut gemacht habe, und 300€ von denen, die ich investiert habe.

 

Das wiederum gilt nur, solange ich mit meinem Stop Loss unter dem Einstiegskaufpreis bin. Ansonsten gehe ich mindestens +-0 raus. (Gebühren außen vor gelassen.)

 

Das Risiko ließe sich folglich minimieren, wenn ich beim Zugewinn der Kaufpreis-Stop Loss-Differenz 50% der Aktien verkaufe. (Wenn die anderen 50% abschmieren, wäre es wieder +- 0.)

 

Mehrere Sachen erschließen sich mir nicht, @nmh :

1. Im Eingangsposting schreibst du, dass der gegenwärtige Kurs beim Stop Loss und Nachziehkurs mittig zwischen beiden liegen soll. In dem daran anschließenden Beispiel (Ja, es ist nur ein Beispiel!) führt das aber zu einer Verschiebung zu Ungunsten des Stop Loss.

Beim Einkauf zu 59, SL 53 und NZ 72, Spannbreite 19 liegt die Differenz bei 6 beziehungsweise 13. Überschreite ich die 72, führt das (jetzt) zu SL 62,5 und NZ 81,5 (jeweils +- 9,5). Dadurch erhöht sich das relative Verlustrisiko?!

 

2. Mir erschließt sich die Fixation des Hubs nicht ganz. Angenommen ich steige mit 10 Aktien á 10€ ein und habe eine Spannbreite von 4, liegt SL bei 8, NZ bei 12 und der Hub beträgt 40€.

Wenn diese 10 Aktien auf 100€ pro Stück steigen und ich "linear verschiebe", liegen SL bei 98 und NZ bei 102. Die "Schwankungsbreite" reduziert sich aber von 20% auf 2%. Hub verändert sich gar nicht.

 

Ich frage mich, ob eine prozentuale Schwankung (SL/NZ) nicht mehr Sinn macht, um die relative statt absolute Schwankung konstant zu halten? (Oder zumindest gewichtet, um einerseits mehr Spielraum zu haben und andererseits Gewinne nicht aus dem Fenster zu werfen.)

 

3. Wenn ich es richtig verstehe, läuft das Hub nur aus dem Ruder, wenn ich an der (konstant zu haltenden) SL-/NZ-Differenz rumspiele oder mehr Aktien (desselben Typs/WKN) kaufe? Heißt: Wenn ich Stop Loss (absolut) nachziehe und keine neuen Aktien (desselben Typs/WKN) kaufe, ändert sich an der Variable nichts?!

 

Vielleicht steht das alles auch gar nicht im Widerspruch zum Eingangsposting, wenn dieses nur das vereinfachte/grundsätzliche Prinzip darlegen soll?

Tabou3S
Autor ★
3 Beiträge

Liebe Community,

 

ich bin neu hier und möchte in das Aktiengeschäft einsteigen. Mit großer Interesse verfolge ich seit Wochen die Beiträge hier und hoffe, nun genug gelernt zu haben um mit dem Aktienkauf beginnen zu können. Trotzdem würde ich mich einmal gern rückversichern, ob ich nicht irgend etwas doch falsch verstanden habe. Ich bitte euch mein Denkmuster / Beispielrechnung einmal anzuschauen und mich gegebenenfalls zu verbessern. Das wäre wirklich ganz toll. 🙂

 

Ich habe mir hier als Beispiel die Infineon-Aktie rausgesucht. Warum ? Weil sie im 200 Tage Chart kontinuierlich nach oben geht und keine Seitwärts-Tendenz zu entdecken ist.

Der Aktuelle Kurs beträgt 34,35 .

Ich würde diese nun nach dem Hub-System wie folgt kaufen.

Nachziehkurs 38 , Stopkurs 30 ....Differenz sind 8. Somit erlaube ich der Aktie zu "atmen" und ich habe mir als max. Verlust Limit 1000,-€ gesetzt. Also würde ich mir jetzt 125 Aktien in einem Wert von 4.293,75€ kaufen. Sollte die Aktie auf 39,-€ steigen, setze ich den neuen Stopkurs auf 35,-€ und den Nachziehkurs auf 44,-€. Den Stopkurs setze ich jetzt nur für das Beispiel auf Runde Summen , der "echte" würde dann aber 29,83 € oder so ähnlich lauten.

 

Sollte die Aktie durch den Stopkurs verkauft werden, analysiere ich die Situation ( fällt nur diese Aktie oder durch Corona 2 alle weiteren auch ) und sollte ich meinen, dass diese bald wieder steigen wird, setze ich ein Order damit die Aktie sobald sie zu steigen beginnt wieder " eingesammelt " wird.

 

Hab ich das System so ungefähr begriffen oder habe ich grobe Schnitzer drin ? Vielen lieben Dank für Eure Hilfe und viele Grüße aus Berlin.

ae
Mentor ★★★
2.971 Beiträge

Hallo @Tabou3S herzlich willkommen,

 

Hubsteuerung denke ich hast Du verstanden. 
Allerdings bitte für Stoppkurse nicht den 200 Tageschart verwenden, sondern 2, 3, 5 Jahre Chart, und den 200 Tagesdurchschnitt. Dein Stoppkurs befindet sich weit über der 200 Tageslinie und ist für ein langfristiges Investment eher ungeeignet. 

Abgesehen davon, dass ich Infineon für nicht besonders geeignet als Anfänger halte, scheint Dein Ansatz bei der Auswahl des Stoppkurses eher kurzfristig zu sein.

 

Geeignete Aktienwerte für Anfänger findest Du mit Sicherheit in @nmh ' Sternelisten und zu Stoppkursen werden sich mit Sicherheit die Experten dafür hier melden


Nachtrag: für Infineon würde ich den SL bei knapp unterhalb der 200 Tageslinie bei 23€ bis 24€ setzen 

 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Tabou3S 

 

Herzlich willkommen in dieser Community und vielen Dank für Dein Feedback. Es freut mich sehr, dass meine Beiträge hilfreich für Dich sind.

 

Ich finde Deinen Stopkurs bei etwa 30 Euro für Infineon gar nicht so schlecht. Unter Berücksichtigung der "Atembewegungen" der Aktie in den letzten zwei Jahren und des Aufwärtstrends seit März 2020 könnte man tatsächlich im Bereich zwischen 28 und 29 Euro absichern. Auch der Nachziehkurs bei 38 Euro geht in Ordnung.

 

Ein Stopkurs auf Höhe der 200-Tage-Linie (22,99 Euro) erscheint mir für Infineon zu konservativ. Und die von @ae  empfohlenen Stopkurse liegen leicht über der 200-Tage-Linie; das sollte man vermeiden.

 

Andererseits stimme ich @ae  zu, dass Infineon keine geeignete Aktie für Einsteiger ist. Das Papier hatte in den letzten zehn Jahren eine Performance von 16 Prozent pro Jahr. Das ist ordentlich, aber es gibt bedeutend bessere Aktien. Vor allem aber ist der Verlustparameter bei Infineon extrem hoch. Das bedeutet, die Aktie schwankt sehr stark und hat häufige schwere Verlustphasen.

 

Wenn Du in Infineon einsteigen willst, dann bitte sicherheitshalber nur mit wenig Geld. Es gibt bedeutend bessere Aktien als Infineon. Eine aktuelle Auswahl findest Du in meinem Beitrag hier. Diese zehn Aktien sind für langfristige Anleger wesentlich besser geeignet. Sie steigen stärker und schwanken weniger als Infineon.

 

Viel Erfolg mit Deinen ersten Schritten an der Börse

und herzliche Grüße aus einem schneematschigen München in die Hauptstadt

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Zilch
Legende
7.865 Beiträge

Hey @Tabou3S 

 

Ergänzend findest du hier eine Übersicht aller Listen. Schau dich doch einfach in den zuletzt erschienenen um und dir die ein oder andere Aktie genauer an. Wenn du was nicht verstehst einfach fragen 🙂 

 

Zudem lese dir noch den sehr guten Beitrag von @nmh zum Thema Money Management durch, was die Basis dieses Beitrages hier ist.

Einfach Google nach "nmh comdirect money management" fragen.

 

Und wenn du dann noch verstehst, welche Limittypen es gibt hast du alles in der Hand um zu starten und in die Welt der Aktien einzutauchen. Auch hier einfach googlen: "nmh comdirect Limit Typen" sollte dich ans Ziel bringen.

 

Um die Zeit zu vertreiben nutze die Forumsuche und suche nach "7000" - auch hier erscheint als erster Vorschlag ein Beitrag von nmh. Den durchstöbern.

 

Wenn du Fragen hast wird dir die Community helfen. 

 

Also, herzlich Willkommen und viel Spaß 🙂 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD