09.07.2025 13:05 - bearbeitet 09.07.2025 13:16
Ich möchte eine Summe über mehrere Jahre gleichbleibend anlegen, und mit - sagen wir mal- weniger als 5% Wahrscheinlichkeit überhaupt Geld verlieren und mit höherer als 50%iger Wahrscheinlichkeit so um 5% Rendite machen.
So in etwa:
Meine derzeitigen Favoriten sind:
50% ALLIANZ EO CASH ATEOA(A3D4YD) oder ISHS ULTRA EOA(A3DJQJ) (bessere Alternativen? Dies ist allerdings nicht die kritische Entscheidung)
+ 50% ISHSIII-CORE MSCI WLD DLA(A0RPWH) <- und da ist die Frage, ob:
a) jemand einen besseren oder wenigstens interessanteren Vorschlag hat.
und:
b) Setzt jemand von euch bereits die Barbell-Strategie (erfolgreich) ein? Mit welchen Werten?
c) Was haltet ihr von der ganz verwegenen Idee von z.B. 95% Langweiler + 5% "Alles oder nichts" wie bspw. Krypto?
Auf eine spannende Diskussion, hier im langweiligen Regenbogen-Sommerloch. ![]()
(C) arnold-schwarzenegger.com
hx.
am 09.07.2025 13:34
Normalerweise kenne ich den Begriff aus der Bullet vs. Barbell Strategie aus dem Fixed Income Bereich.
Bei diesem geht es in erster Linie darum die unterschiedliche Convexity der Portfolien auszunutzen. Das Barbell Portfolio hat eine höhere Convexity und outperformed das Bullet, wenn sich die Zinskurve abflacht, oder es zu Parallelverschiebungen der Zinskurve kommt.
Eine Kombination mit einem Aktien ETF kenne ich so nicht. Vielleicht erläuterst du nochmal, was das ist. Für mich sieht das nach einer klassischen Marktportfoliogewichtung zwischen einer "risikolosen" Anlage und dem Aktienmarktportfolio aus und du suchst die Gewichtung, die dein erwartetes Rendite/Risiko-Profil ausweist.
am 10.07.2025 09:47
Die Barbell-Strategie wurde von Nassim Nicholas Taleb entwicket und wird auch von ihm eingesetzt. Wirklich funktionieren tut das nur, zumindest so wie er das meint, wenn man verschiedene Voraussetzungen erfüllt. Man benötigt z.B. eine sehr umfangreiche Bildung, die von der Antike bis in die Gegenwart über alle Kulturen hinweg reicht. Die entsprechenden Zusammenhänge für die Geschäfte, die er tätigt, sind sonst kaum ausfindig zu machen. Mathe sollte man zumindest soweit beherrschen, das es für ein paar Semester an der Uni reicht. Dann muss man in der Lage sein, einfach nichts weiter zu machen, als den ganzen Tag über die Welt nachzudenken, um zu erkennen, was passieren könnte.
Bei ihm bedeutet das, das er 80% oder sogar noch mehr absolut sicher anlegt. Wenn es nicht anders geht, auch zinslos. Den Rest legt er in verschiedene Investitionen, die jeweils extrem gefährlich sind. Bei diesen Geschäften wiederrum verliert er meistens. Mit nur sehr wenigen erreicht er das, was er erreichen wollte. Dann macht er aber 1.000%, 5.000% oder sogar noch deutlich mehr mehr.
Man benötigt also Bildung, Risikobereitschaft, Reichtum und sehr viel Vertrauen in diese Strategie. Es kann passieren, das er 10 oder 20 Mal daneben liegt um dann dreimal hintereinander mehrere Tausend Prozent Gewinn zu machen. Dadurch hat er am Ende dann hohe zweistellige Prozentgewinne im Jahr, vielleicht sogar dreistellig. Für ihn und sein Vermögen bedeutet es, das es keine Katastrophe gibt, die ihm sein Vermögen nehmen könnte, das meiste ist sicher angelegt.
Der Finanzguru, was immer man von ihm halten mag, hat das ganz gut beschrieben. Kannt du ja mal nachlesen. Ansonsten glaube ich, das es kaum mehr als eine handvoll Menschen auf der Welt gibt, die ihr Vermögen so anlegen können. Im Prinzip widerspricht das dem, was uns aus allen Ecken entgegenschallt, wie man sein Geld anlegen sollte. Bei Interesse solltest du die die Bücher von NNT zu Gemüte führen.
Und vielleicht auch noch "Das Risiko und sein Preis."
Gruß kio
ps: ich fahre eine abgeschwächte Strategie, die so lala funktioniert. Da ich auf allen Zeitebenen handeln kann, fahre ich, wenn mir der Markt zu unsicher erscheint, meine Langzeitinvestitionen herunter und handel mit kleineren Summen auf kürzeren Zeitebenen. Da ich zur Zeit nach wie vor darauf warte, das es knallt, habe ich nur noch einen kleinen fünfstelligen Betrag in Aktien, dass meiste in Geldmarktfonds und handele mit ein paar Tausend Euro inzwischen I-Day. Das ist aber so ziemlich die unangenehmste Art der Geldanlage, den Stundenlohn rechne ich besser nicht aus. 😭
Den ganzen Tag Charts beobachten, damit nichts durchrutscht ist langweilig und hat das Potential einen zu verblöden. Da ich z.B. Stopps beim CFD-Trading nicht traue, kann ich kaum estwas anderes machen, was mehr als wenige Minuten in Anspruch nimmt. Ich bin ehrlich froh, wenn das wieder vorbei ist.
10.07.2025 10:24 - bearbeitet 10.07.2025 10:30
@Kio , der gute, alte Nassim Taleb ... ![]()
Das Buch "Der schwarze Schwan" steht in meinem Bücherschrank, allerdings in irgendeiner Hinterreihe unter allen anderen nur halb gelesenen Büchern.
Ich erinnere mich, dass er die eigentlich charmante und nicht so unbedingt komplexe "Schwarze Schwan"-Theorie derart ausgewalzt, aufgeblasen und von allen Seiten aus wiederholt hat, dass es langweilig wurde.
Außerdem scheint er ein übler Streithansel zu sein, da er seinen ehemaligen Freund Rolf Dobelli, der diese (simple) Theorie in seinen klaren, logisch aufgebauten Büchern, die bei mir übrigens in der vorderen Reihe stehen, erwähnt und "volkstümlicher" erläutert hat, mit Klagen überzog.
Schon aus charakterlichen Gründen würde ich jetzt seine Bücher meiden.
Also insofern ist klar, dass er aus der simplen, streng linearen ( @Glücksdrache ) mathematischen Betrachtung (s)eine Wissenschaft macht.
Google/Alphabet macht das auch nicht anders: 20 Firmen mit völlig irren Projekten gründen oder kaufen, davon sind 18 für die Mülltonne (Google Glass oder das WLan in Ballons über Afrika) und zwei eben Goldgruben.
Die machen das aber intuitiv und mit weniger (nervender) Sprachgewalt. ![]()
Aber du hast Recht: Das Prinzip ist dasselbe und anscheinend effektiv.
hx.
am 10.07.2025 23:07
Von diesem Streit wußte ich nichts. Da Taleb ein wenig durchgeknallt und äußerst arrogant ist, wundert es mich aber nicht, dass er da irgendwo Plagiate sieht. Ich habe nicht herausgefunden, was aus diesen Plagiatsvorwürfen geworden ist, weißt du da was? Ich habe nur etwas darüber gefunden, dass es von Seiten Talebs vor 13 Jahren entsprechende Vorwürfe gab, aber nichts darüber, was daraus geworden ist. Sollte da etwas dran gewesen sein, hat es nichts mit Streitsucht zu tun. Dann hätte er ein Recht darauf, dass das geklärt wird.
Es mag ja sein, das die Idee dahinter simple ist, aber auch die Umsetzung? Denn erst da wird es zur Realität. Warum macht das kaum jemand, wenn es so einfach ist...
Ich fand die Bücher damals sehr unterhaltsam. Auch wenn es beim Schwarzen Schwan (oder war es Antifragilität?), die ersten hundert Seiten ziemlich viel Überwindung gekostet hat. Die waren eher langweilig. "Narren des Zufalls" war dagegen durchgängig sehr unterhaltend. Da habe ich zwar nicht viel Neues erfahren, aber es hat ein paar Gedanken geordnet.
Ich hätte zwar keine Lust, mit Taleb spazieren zu gehen (insider), die Bücher fand ich aber gut.
Gruß kio