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Arbitrage mit offenen Immobilienfonds

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hallo zusammen,

 

offene Immobilienfonds sind in der community kaum ein Thema - richtig so, hier werden eher Wertpapiere mit höherer Renditeerwartung besprochen. Trotzdem habe ich einen Immofonds im Depot. Meine Mutter hat als Kind/Jugendlicher für mich Geld angelegt. Es musste vorallem sicher sein, deshalb wurde von der Sparkasse der Deka Immobilien Europa empfohlen.

 

Den Immobilienfonds konnte man früher börsentäglich an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Man kombiniert also die Anlage in illiquiden Immobilien mit der Liquidität von Tagesgeld.

 

In der Finanzkrise 2008 wurde dies einigen Fonds zum Verhängnis. Institutionelle Anleger und Privatanleger zogen innerhalb von kurzer Zeit viel Geld ab. Immobilien können aber nicht von heute auf morgen verkauft werden - es braucht Zeit, bevor man einen Käufer findet und den Kauf zu einem ordentlichen Preis abwickeln kann. Also mussten Fonds die Anteilsrücknahme aussetzen, Immobilien verramschen oder selbst liquidiert werden.

 

Deshalb schritt der Gesetzgeber ein: Seit dem 22. Juli 2013 gibt es eine Mindesthaltefrist von offenen Immobilienfonds von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von 12 Monaten. Also, wenn ich heute einen Immofonds kaufe, kann ich ihn am 17.06.2024 zurückgeben. Wenn ich meinen Fonds schon vor drei Jahren gekauft habe, kann ich am 17.06.2023 an die Fondsgesellschaft verkaufen.

 

Für Altanleger gibt es Bestandsschutz. Privatanleger können Immofonds im Wert von bis zu 30.000 Euro, die sie vor dem 21. Juli 2013 gekauft haben, ohne die Berücksichtigung der beiden Fristen zurückgeben. Es gelten dann die Bedingungen der Fondsgesellschaft - in meinem Fall kann ich heute den Verkauf an die Fondsgesellschaft auslösen, das Geld wäre dann in zwei oder drei Tagen auf dem Konto.

 

Jetzt wird es interessant: Der letzte Kurs den die DEKA mir für den Immofonds bietet, ist 47,07 Euro. Im Livetrading bei Bader konnte ich jedoch den Fonds gestern für 44,85 Euro einkaufen. Teuer verkaufen und günstiger zurückkaufen, die Differenz ist mein Gewinn.

 

Der Markt preist offenbar Risiken ein - die Verkäufer verkaufen lieber schnell im Livetraiding und nehmen dafür einen Abschlag in Kauf, erhalten dafür jedoch ohne Kündigungsfrist sofort das Geld. Bei Rückgabe an die DEKA würde man einen ungewissen Preis in einem Jahr erhalten, wenn man den Fonds schon mindestens 24 Monate hält. Zudem stellt sich die Frage, ob die Verkäufer im LiveTraiding schnell verkaufen müssen oder wollen oder ob sie die Werthaltigkeit des Fonds gefährdet sehen.

 

Der Deal hat folgenden Nachteil: Sollte ich die Anteile neu kaufen, verzichte ich auf meinen Bestandsschutz. Die Liquidität wäre verloren und auch ich müsste 24 Monate warten und ein Jahr im Voraus kündigen.

 

Ich werde nochmal ein paar Nächte drüber schlafen. Der Immofonds ist Teil des trockenen Pulvers - liquide wie Tagesgeld mit einer Rendite von ungefähr 2 Prozent pro Jahr. Dafür ist das Risiko etwas höher als beim Tagesgeld. Sollte es an der Börse richtig rappeln, plane ich den Fonds zu verkaufen und davon günstig Aktien zu kaufen.

 

Für jemanden, der den Immofonds langfristig halten möchte und dem die Rückgabefrist und Kündigungsfrist egal sind, hat der Deal den Vorteil, dass man damit Geld verdienen kann - man tauscht Liquidität gegen Geld.

 

Ich möchte nochmal ausdrücklich betonen, dass dies keine Anlageberatung ist. Der Beitrag wurde nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben, ich übernehme jedoch keine Haftung für die vollständige Richtigkeit. Mich interessiert am Ende nur, ob mein Szenario klappt, deshalb habe ich mir über andere Konstellationen weniger Gedanken gemacht.

 

Grüße aus Dresden

Sonni

3 ANTWORTEN

maddin808
Experte ★★★
673 Beiträge

Spannende Entdeckung, @ehemaliger Nutzer . In deinem Fall würdest du tatsächlich wertvolle Crash-Liquidität gegen eine einmalige Rendite tauschen. Du würdest deine Optionen mindern, dabei dürften günstig gekaufte Aktien einen höheren Zinseszins haben, als ein paar Anteile vom Immofonds mehr oder ein bisschen Dealcash. 

Wüstensand
Experte
100 Beiträge

Von mir ein klares Nein dazu. Offene Immobilienfonds waren mal gut, zählen inzwischen jedoch zu den illiquiden Vermögenswerten mit intransparenten Portfolios. Was in 24 Monaten ist, weiß niemand. Und eine Verzinsung/Rendite von 2% ist in der jetzigen Lage nicht hilfreich. Im übrigen bietet der Bertelsmann Genußschein von 2001 derzeit eine laufende Verzinsung von rund 5%.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hallo @maddin808 und @Wüstensand,

 

ich habe den Deal nicht gemacht. Die Liquidität ist mir wichtiger als ein kleiner Gewinn. Noch ist für mich die Zeit für weitere Nachkäufe aus der Cashreserve nicht gekommen, da sollte es schon noch ein wenig runtergehen.

 

Grüße aus Dresden
Sonni

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