am 16.11.2023 10:30
Vielleicht gibt es ja einen Charttechniker, der mir weiterhelfen kann...
vor etwas über 20 Jahren gab es bei TECHNICAL INVESTOR (später tso) eine Möglichkeit sich den Chart als Counter Clockwise Chart anzeigen zu lassen. Leider wurde das damals mit einem Update entfernt und ich habe diese Chartdarstellung auch nicht wieder gefunden.
Hat zufällig irgendjemand diese Darstellung bei irgendeiner (bezahlbaren) Börsensoftware gesehen?
Gruß
kio
29.11.2023 11:05 - bearbeitet 01.12.2023 14:14
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29.11.2023 11:58 - bearbeitet 29.11.2023 15:31
Hallo GetBetter,
ich habe gerade bei deinem Beitrag versehentlich auf den Button "ist das hilfreich" geklickt, da war er ohne weitere Rückfrage markiert. Wollte ich gar nicht. Trotzdem, irgendwie hat er es auch verdient. Denn schließlich stellst du hier eine weitere sinnvolle Frage in Bezug auf das Diskussionsthema.
Derzeit scheitere ich aber noch an der Frage der praktischen Verwendung solcher Charts.
Der Faktor Zeit steckt ja durchaus im Chart, wenn auch indirekt Mit länger werdendem Betrachtungszeitraum müsste ja auch die dargestellte Linie tendenziell länger werden (länger i.S.v. mehr Stützpunkte). Aufgrund des wilden Hin und Her ergibt sich dann aber entweder ein nicht mehr nachvollziehbarer Knäuel und/oder jeder Stützpunkt steht für die Summe (Volumen) bzw. den Durchschnitt (Preis) längerer Zeiträume und/oder man begrenzt den Betrachtungszeitraum auf handhabbare Portionen.
Wie ist hier das übliche Vorgehen, so dass am Ende eine sinnvolle Balance zwischen im Chart enthaltener Information und deren Ablesbarkeit gewährleistet ist?
Auf die genaue Vorgehensweise bei der Interpretation des CCC schauen wir später. Auch wenn sich die meisten Mitlesenden schon mal mit dem Volumen auseinandergesetzt haben, beachtet wird es kaum. Da wird von Kaufsignalen berichtet, weil irgendein Wert neue "Allzeithochs" erklommen hat. Schaut man sich das jedoch genauer an, wurden vielleicht nur zwei Millionen Aktien gehandelt und nicht wie sonst üblich 20 Millionen. Da würde ich erst einmal die Finger von lassen und auf Bestätigung warten. Vielleicht hat da ja nur eine kleine Gruppe übereuphorisierter Anleger an einem Brückentag einen "Der Aktionär" Titel gepuscht. Bei so geringem Handelsvolumen besteht eine erhöhte Gefahr für Fehlausbrüche.
So, wie würde sich dieser Tag nun auf dem CCC darstellen? Hier wieder die Bitte, kurz innezuhalten und sich vorzustellen, wie das aussehen würde.
Kurz nachdenk.
Genau, Die Richtung des Verbindungspfeiles vom gestrigen auf den heutigen Tag geht nach links und nach oben. Man sieht also auf einen Blick, dass die Preise bei fallendem Volumen steigen und so etwas sollte man nicht kaufen. Besonders dann nicht, wenn neue Hochs erreicht wurden, was man auch auf den ersten Blick sehen kann.
Kommen wir zu der Frage des dargestellten Zeitraumes. Da der CCC, wie von dir schon angemerkt, unübersichtlicher wird, je mehr Zeiteinheiten dargestellt werden, ist er nicht dafür geeignet größere Zeiträume zu überblicken. Das ist aber auch nicht die Intention dahinter. Ein Zeitraum von 10 bis vielleicht max. 15 Tagen (Zeiteinheiten) erscheint mir ausreichend, auch um Kauf, bzw. Verkaufssignale zu generieren. Denn das kann dieser Chart auch. Möchte ich aber noch nicht drauf eingehen. Ich habe es immer lieber, wenn die Leute mit der Macht ihrer Phantasie selber auf die Lösung kommen, dann werden Dinge mehr wertgeschätzt und tiefer verstanden.
Was ahnen wir:
Jetzt übertragen wir das mal auf einen typischen Trend, der ein paar Tage später dann ein Verkaufssignal generiert.
Wert XY kostet 1000€ und es werden 100 Aktien gehandelt. Hier ist der Startpunkt. Am nächsten Tag springt der Kurs auf 1100€, das Volumen steigt auf 130 Aktien. Also ein gesunder Trend
Der Pfeil geht nach rechts oben.
Am dritten Tag sinkt das Volumen auf 100 Aktien und der Preis steigt auf 1120€
Der Pfeil geht ein wenig nach links und nach oben.
Am vierten Tag sinkt der Preis auf 1080€ und das Volumen sinkt auf 80 Aktien.
Der Pfeil geht nach links und nach unten.
Am fünften Tag sinkt der Kurs auf 1020€ und das mit 120Aktien, einem recht hohen Wert.
Der Pfeil sinkt also nach rechts unten und schneidet dabei die erste Linie, die nach rechts oben ging.
Durch das Schneiden der ersten Linie wird ein Verkaufssignal generiert. Die Pfeile bewegen sich also im Kreis. Dabei wird ein "eindeutiges" Kauf-, bzw. Verkaufssignal nur generiert, wenn die beiden Linien, die sich schneiden, steigende Volumen haben. Ein Verkaufssignal wird also nur herausgegeben, wenn ein Pfeil mit sinkendem Preis und steigendem Volumen einen irgendwann zuvor entstandenen Pfeil mit steigendem Preis und steigendem Volumen schneidet. Bei Kaufsignalen bewegt sich der Chart im Uhrzeigersinn, ansonsten das Gleiche.
Wie viele Tage benötigt werden, um den Kreis zu vervollständigen, ist nicht definiert.
Wie gesagt, da hat sich vermutlich weltweit kaum mehr als eine Handvoll Menschen mit beschäftigt.
Gruß kio
am 29.11.2023 12:09
Kann man sicherlich machen - ist eine Strategie für sich.
Es gibt - logischerwiese - zig unterschiedlicher Herangehensweisen/Wege eine Investition zu tätigen.
Ich sehe hier aber bei liquiden Titeln und für langfristige Anleger keinen Vorteile.
Für kurzfristigere Anleger und/oder bei marktengen Papieren kann das natürlich anders aussehen.
Vermutlich wird das aber für die große Mehrzahl der Investoren tatsächlich zu vernachlässigen sein, da das gehandelte Volumen bei eben o.g. liquiden Papieren eben (wenn auch indirekt) schon vom Preis (mit)abhängig ist.
Die Herangehensweise als solches bleibt natürlich trotzdem interessant - man darf ja schließlich seinen Horizont erweitern, selbst wann man die gewonnene Erkennis nicht oder nicht direkt anwenden kann.
Gruß Crazyalex
am 29.11.2023 14:38
@Crazyalex schrieb:Kann man sicherlich machen - ist eine Strategie für sich.
Es gibt - logischerwiese - zig unterschiedlicher Herangehensweisen/Wege eine Investition zu tätigen.
Zweifelsohne. Ich bin leider auch daran gescheitert den heiligen Gral zu finden. Den einen für alles. 😭
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Ich sehe hier aber bei liquiden Titeln und für langfristige Anleger keinen Vorteile.
Für kurzfristigere Anleger und/oder bei marktengen Papieren kann das natürlich anders aussehen.
Vermutlich wird das aber für die große Mehrzahl der Investoren tatsächlich zu vernachlässigen sein, da das gehandelte Volumen bei eben o.g. liquiden Papieren eben (wenn auch indirekt) schon vom Preis (mit)abhängig ist.
Deine Theorie ist also, dass der Preisfindungsprozess ein geheimnisvolles Konstrukt aus Preis und Volumen ist. Da muss ich dich aber enttäuschen, dass ich nichts anderes gesagt habe. Nur stelle ich mit dem CCC den Anteil, den das Volumen an der Preisfindung hat, bildlich dar.
Auf deinen Einwand hin habe ich mir mal einen liquiden Titel herausgesucht, der von Langfristanlegern bevorzugt wird. Berkshire Hatheway an der Amerikanischen Börse. Schauen wir doch mal, ob wir hier ein AHA-Erlebnis erzeugen.
Hier sind 16 Tage und somit 15 Tagespfeile dargestellt. Der rot dargestellte Pfeil ist der aktuellste. Ich mache mal eine Schnellanalyse:
Der Chart startet mit einem sehr hohen Volumen von 5,5 Millionen gehandelten Stücken. Was vorher passiert ist, wissen wir nicht, also ob der Kurs von oben, oder von unten gekommen ist. Was wir aber sehen ist, dass sich in den nächsten Tagen ein Trend etabliert. Steigende Preise, während sich das Volumen innerhalb einer Range halbwegs stabil verhält. Dann, vor ein paar Tagen stieg der Preis weiter an, diesmal jedoch mit stark fallendem Volumen. Dann fiel der Preis wieder, diesmal jedoch mit steigendem Volumen. Die beiden Pfeile überlagern sich, man könnte auch sagen, der Anstieg wird zum Teil negiert. Dann, am letzten Tag fiel der Preis noch stärker und das Volumen ist dabei weiter angestiegen.
Zugegeben, wir haben hier keine klassische X-Reversal Formation, s.o., aber schon etwas, das eine gewisse Aufmerksamkeit bekommen sollte. Da es hierfür keinen Namen gibt, taufe ich diese Formation mal auf den Arbeitstitel Nihdt-Formation (Nachtigall, ick hör dir trapsen – Formation). 😁
Ob ich an dieser Stelle verkaufen würde, würde ich aber noch von verschiedenen anderen Signalen abhängig machen. Natürlich ist der CCC nichts weiter als ein zusätzliches Instrument zur Entscheidungsfindung. Bei allem, was ich so kennengelernt habe, gehört er aber sicher nicht zu den schlechtesten Signalgebern.
Aber das herauszufinden, soll die Aufgabe dieser Diskussion sein.
Gruß kio
am 30.11.2023 01:05
Hallo xox,
da hier im Moment etwas Ruhe eingekehrt ist, äußere ich mich dazu auch mal.
@xox schrieb:Hallo kio, es kann Livermoore gewesen sein der das sagte. Er schaute immer dass das Volumen mit dem Preis geht. Trotzdem ist er arm "gestorben".
Das hat natürlich erst einmal null Bedeutung. Wie viele Trader, die sich an Preis-Zeit Charts orientiert haben, sind verarmt gestorben? Sollten wir deshalb diese Charts nicht mehr beachten. Das wäre doch fahrlässig.
Wenn ich kryptisch schreibe, dann hat das damit zu tun, das unsere Sprache dahingehend begrenzt ist um das zu erklären worin es sich unterscheidet warum alle genau dann zun Eingang des Supermarktes laufen während an anderen Tagen der Markt leer bleibt.
Na ja, nennt man auch Zufall. Allein in deutschland leben 80 Millionen Menschen, die jeden Tag zig mal eine Entscheidung treffen, wo sie als nächstes hingehen. Daraus entstehen mehrere hundert Millionen Entscheidungszustände. Natürlich trifft man sich da auch mal vor dem Supermarkt, alles andere wäre merkwürdig.
Und unsere Sprache ist nicht begrenzt. Es gibt keine Zustände, die mit Sprache nicht erklärt werden können. Es gibt nur Ausreden und Fluchten in esoterisch imaginäre Erklärungen für Dinge, die wir nicht verstehen. Wenn ich etwas schreibe und hoffe, eine Antwort zu bekommen, muss ich den Adressaten mit Respekt behandeln. Dieser Respekt besteht aber erst einmal darin, dass ich das, was ich denke für einen möglichen Empfänger so aufbereite, das dieser eine Chance hat zu verstehen, was ich meine.
Gut, es kann mal passieren, das man ganz aufgeregt etwas Merkwürdiges in die Tastatur hämmert - geschenkt. wenn dieses Phänomen jedoch mit einer penetranten Regelmäßigkeit auftritt, ist das ein Fehler in der Matrix. So etwas verhindert das maximale Potential eines Themas auszuschöpfen. Nicht schön.
Das Volumen bestätigt dir dann nur, dass an Schaltstellen eben etwas passiert. Die Schaltstellen sind aber schon vorher da! Das wissen auch die-,das- od. derjenige und drücken den Knopf. Oder aber wie Jesse Livermoore sagte: I always bought to late and sold to soon.
Hm, ok., wenn doch alles schon so festgelegt ist, warum zeichnest du dann überhaupt irgendwelche Linien in Charts ein, oder benutzt Indikatoren welcher Art auch immer? Meinst Du, da ist so eine Finanzelite zu gange, die jetzt schon wissen, was übermorgen passiert? Aber gleichzeitig sind die so blöd uns versteckte Hinweise zu geben, damit die ganz Schlauen unter uns das durchblicken?
Ich mag schräge Arbeitshypothesen, wie z.B. den CCC, aber hier bin ich raus!
Noch etwas. Es gibt mathematische Verfahren, mit denen man berechnen kann, wie viele Kassen geöffnet sein müssen, damit bei jedem erdenklichem Kundenaufkommen vor den Kassen eine bestimmte Wartezeit für den Kunden nicht überschritten wird. Für mich hat etwas, das man berechnen kann, seine Übernatürlichkeit verloren.
gruß kio
am 30.11.2023 03:45
So, kurzes Update.
Der heutige Kurspfeil zeigt nach rechts und unten. Also weiter fallende Kurse bei weiter steigendem Volumen. Nicht wirklich das, was man als Anleger sehen möchte. Wir erinnern uns an die "klassische" Interpretation der X-Reversal Formation. Ein nach rechts gerichteter Pfeil wird von einem nach rechts gerichteten Pfeil gekreuzt und erzeugt dadurch ein Kauf-, bzw. Verkaufsignal. Hier kreuzt jetzt der aktuelle fallende Kurs mit steigendem Volumen, einen schon zuvor entstandene Pfeil mit fallendem Preis und steigendem Volumen. Ein doppeltes Shortsignal sozusagen.
Also besser als gestern sieht das keinesfalls aus. An dieser Stelle würde ich bei größeren Aktienpositionen schauen, wie ich sie am Besten absichern könnte und den morgigen (äh, heutigen) Tag genau beobachten.
Mal schauen, wie das morgen, (äh, heute) weitergeht.
gruß kio
30.11.2023 06:09 - bearbeitet 30.11.2023 06:10
Vielen Dank für die Erklärung - die ich zweifelsohne interessant finde!
Dennoch muss ich Dir gewissermaßen widersprechen: Was interessiert den Langfristanleger welcher Punkt in den letzten 15 Tagen (Deiner Meinung nach) irgendein Signal erzeugt?
Ich habe mit, passen zu Deinem gewählten Beispiel Berkshire Hathaway, den klassischen Zeit-Preis-Chart geschnappt und würde als Langfristanleger sagen: Das Ding ist weiterhin in einem gesunden Korridor - alles passt. Fertig!
Aber gerne können wir das doch mal weiter verfolgen... @Kio bitte gib doch in diesem Thread an dem Tag hier Bescheid wenn Du (bzw. das CCC-Diagramm) der Meinung ist, dass der richtige Verkaufzeitpunkt für einen Langfristanleger gekommen ist.
Gruß Crazyalex
30.11.2023 09:21 - bearbeitet 01.12.2023 14:14
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30.11.2023 09:31 - bearbeitet 01.12.2023 14:15
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am 30.11.2023 10:56
@Crazyalex schrieb:
Dennoch muss ich Dir gewissermaßen widersprechen: Was interessiert den Langfristanleger welcher Punkt in den letzten 15 Tagen (Deiner Meinung nach) irgendein Signal erzeugt?
Ich habe mit, passen zu Deinem gewählten Beispiel Berkshire Hathaway, den klassischen Zeit-Preis-Chart geschnappt und würde als Langfristanleger sagen: Das Ding ist weiterhin in einem gesunden Korridor - alles passt. Fertig!
Aber gerne können wir das doch mal weiter verfolgen... @Kio bitte gib doch in diesem Thread an dem Tag hier Bescheid wenn Du (bzw. das CCC-Diagramm) der Meinung ist, dass der richtige Verkaufzeitpunkt für einen Langfristanleger gekommen ist.
Gruß Crazyalex
Du hast recht. Als Langfristanleger mit einem Anlagehorizont von mehreren Jahren ist das völlig egal. Ich habe übrigens BH als Langfristanlage seit 2016 im Depot. Natürlich verkaufe ich die nicht, nur weil die mal 10% einknicken. Ich habe den Titel hier gewählt, weil er einer der absolut konservativsten Anlegerpapiere ist, die ich kenne. Ganz Berkshire betrachtet, gibt es einen Aufwärtstrend, der mit kleinen Schwächen seit über 60 Jahren anhält. Und das mit wenig Vola. Auch streut man sein Kapital u.a. in Werte, die an der Börse gar nicht handelbar sind. Was will man mehr? Also dürfen die auch mal sehr tief atmen.
Aber ich verfolge Nachkaufstrategien, die sich am Chart orientieren. Nur weil ich einen Wert nicht verkaufe, muss ich ihn ja nicht in ungünstigen Momenten nachkaufen. So ein ungünstiger Moment könnte jetzt gerade gekommen sein.
Allerdings bin ich mit BH inzwischen eh bei den 5% meines Börsenkapitals angekommen, die ich max. in einen Wert investiere. Die Flasche ist verkorkt und muss reifen. Evtl. suche ich aber einen OS, um einen Teil des möglichen Kursrutsches abzufangen. So ich denn einen vernünftigen Schein finde, der für meine Zwecke brauchbar ist.
Aber gerne verfolge ich hier die weitere Entwicklung und ob sich mit dem CCC vielleicht einen Moment früher etwas erahnen lässt.
Gruß kio