am 07.11.2018 17:28
Aus heiterem Himmel und ohne jeden Hinweis auf einen Anlass wurden meine beiden seit Jahren bestehenden comdircect Kontoverbindungen (Giro, Depot, TG+VerrKto) durch comdirect vollständig gekündigt. Die Konten waren stets im Haben. Irgend ein Anlass ist für mich nicht ersichtlich. Auf Rückfrage wurde lediglich auf die AGB und die Reklamationsstelle Bankenverband verwiesen.Gibt es dafür irgendeine Erklärung? Ich finde das Ganze sehr irritierend, zumal ich mit den Leistungen der Bank bisher sehr zufrieden war.
am 06.04.2019 16:32
Hallo Joerg,
was heißt verunsichernd. Ich finde das katastrophal, vor allem, weil für mich danach überhaupt nicht abschätzbar ist, was zugrunde gelegt wird.
Führen misliebige Überweisungen (jetzt mal nicht die Sache mit dem waffenfähigen Plutonium) möglicherweise zu Kündigungen? Also eine Spende an eine Partei? Oder zuviele Zahlungen an Fluggesellschaften (schlechter ökologischer Fußabdruck), oder zuviele Bordellbesuche? Diese Beispiele würden mich zwar alle nicht treffen (jaja, glaubt was Ihr wollt 😉 ), aber die Beispiele ließen sich ja beliebig erweitern.
Was den Verwendungszweck angeht: Ja, auch ich habe schon von Strafverfolgern den Ausspruch gehört "Wir kriegen meistens leider nur die Dummen!", aber wer so blöd ist, seine Waffen per Überweisung zu zahlen und dann als Verwendungszweck auch noch anzugeben "Vielen Dank für die Handgranaten, habe viele Leute getoetet", der wäre wohl auch schon anderweitig aufgefallen. Dass so ein 'Witz' "eingermaßen" geschmacklos ist, darüber braucht man sich nicht zu streiten.
Und wer weiß, was da noch alles ausgewertet wird. Bislang bin ich mit elektronischen Zahlungsmitteln (man hat ja nichts zu verbergen) sehr sorglos umgegangen, weil ich bislang davon ausging, Überwachung findet erst statt, wenn ich einer Strafverfolgungsbehörde einen begründeten Verdacht liefere und die dann bei der Bank anfragt.
Dass aber das Geldinstitut von sich aus tätig wird, wundert mich schon. Und das in einem Land, in dem die Vorratsdatenspeicherung (die für alle folgenlos ist, solange kein begründeter Verdacht und darauf fußender gerichtlicher Beschluss vorliegt!) tausende Menschen auf die Straße treibt und zu Empörung in den Medien führt.
Was ist, wenn Comdirect feststellt, dass ich auffällig häufig in St. Denis und Moelenbeck mit meiner VISA zahle, obwohl ich da nicht wohne? Stehe ich dann unter Terror-Verdacht?
Fazit: Man sollte mehr Bargeld einsetzen. Anonym, geheim, nicht nachvollziehbar. Nur leider unpraktisch und unbequem.
Aber so langsam komme ich vom Thema ab. Aber das Fazit bleibt: Für mich ist nicht mehr abschätzbar, wann ich hier rausfliege.
am 06.04.2019 16:58
@Tobsen : Ich habe bereits kurz nach der Kündingung das Auskunftsersuchen nach § 34 BDSG angefragt. Das geht direkt über das Kundenkonto im Bereich Hilfe & Service > Kontakt > Kontaktformular. Anschließend "Weitere Themen" und das Unterthema "Datenschutz". Es kamen nach 20 Jahren "geduldeter Mitgliedschaft" mehrere interessante Seiten an Papier zustande. Empfehlenswerte Lektüre; inbesondere der Abschnitt "Ranking" oder "Score" (eben Schufa like).
Komischerweise habe ich mir nun bereits Gedanken gemacht wie ich vorgehen soll, wenn ich mein nächstes Weihnachtsgeld bekomme. Man möchte ja nicht wieder grundlos "auffallen". Da fängt man glatt an wie ein Kirimineller zu denken 😞 . Eigentlich schizophren. Keine Ahnung wie lange ich hier noch mitreden darf. Vermutlich wird der Community-Zugang nach der Mitgliedschaft nicht mehr verfügbar sein. So long...happy banking...muss jetzt in die Waschküche!
am 07.04.2019 05:54
Wo siehst Du die Bank "von sich aus" tätig werden? Oben wurden die Regeln zum Schutz vor Geldwäsche genannt. Die müssen von den Banken nun mal umgesetzt werden, da muss sich die Bank dem Gesetzgeber fügen. Rechercheaktivitäten darüber hinaus wird die Bank wohl nicht einleiten, das würde unnötig Zeit und Geld kosten.
Davon abgesehen gelten diese Spielregeln für alle Banken gleichermaßen. Du kannst ja mal spaßeshalber im Internet suchen, ob Du für eine spezielle Bank keine Berichte über plötzliche/unerklärliche Kontokündigungen findest. Ich weiß nicht, ob Du bei anderen Banken deshalb "sicherer" wärst.
Viele Grüße
Weinlese
am 07.04.2019 14:36
Ich sehe die Bank bei mehreren hier erwähnten Kündigungen von sich aus tätig werden. Hier müßte man jetzt ja unterteilen in die Geldwäsche-Fälle (Bargeldbeitrag der eingezahlt wird) und die anderen.
Selbst bei den "Geldwäschefällen" halte ich die Frage für interessant, ob die Bank kündigen muß oder kündigen kann oder ob vielleicht nur eine Verdachtsmeldung erfolgen muß.
Bei mir bleibt halt das mulmige Gefühl, dass die Sache hier nicht ganz berechenbar ist. Bis zur Lektüre verschiedener Threads in diesem Forum und dann im Netz war ich mir völlig sicher das mich sowas nicht treffen kann (Konto meist im Guthaben, gelegentlich im Dispo, regelmäßiger Geldeingang, normale Zahlungen usw.). Aber was ist nun, wenn ich mal einen Pkw gegen Bargeld verkaufe und 15.000 € einzahle? Oder ich spende an eine missliebige Organisation Geld? War's das dann mit dem Konto (tatsächlich habe ich im Netz einen Artikel über jemanden gefunden, der bei einer bayrischen Bank gekündigt wurde, weil er Mitglied der KPD war - sicher nicht schön, aber ist es Sache einer Bank, die Gesinnung ihrer Kunden zu prüfen?)?
Die einzigen Banken, wo man davor sicher zu sein scheint, sind die Sparkassen, weil die eine gesetzliche Pflicht zur Kontoführung haben.
Die sollte es IMHO für jede Bank geben. Girokonto auf Guthabenbasis als absolutes unkündbares Minimum, dahingehend sollte der Gesetzgeber die "Geschäftsfreiheit" halt eingreifen.
am 08.04.2019 05:57
@codiO schrieb:Die einzigen Banken, wo man davor sicher zu sein scheint, sind die Sparkassen, weil die eine gesetzliche Pflicht zur Kontoführung haben.
Leider ist man selbst bei den Sparkassen nicht zu 100% sicher vor solchen Kontokündigungen. Allerdings sind die Anforderungen dort tatsächlich höher als bei anderen Banken. So dürfen Kontokündigungen bei Sparkassen nur aus "sachgerechten Gründen" (was auch immer das genau heißen mag) erfolgen und müssen entsprechend begründet werden.
Die sollte es IMHO für jede Bank geben. Girokonto auf Guthabenbasis als absolutes unkündbares Minimum, dahingehend sollte der Gesetzgeber die "Geschäftsfreiheit" halt eingreifen.
Es gibt tatsächlich solch ein "Jedermann-Konto". Hier sind die Hürden für eine Ablehnung oder Kündigung nochmal höher (anderes Konto existiert bereits, kriminelles Verhalten, anhaltender Zahlungsverzug usw.). Das höhere Risiko für die Bank wird hier in der Regel auch durch höhere Kontoführungsgebühren gegenfinanziert.
Viele Grüße
Weinlese
14.06.2019 14:33 - bearbeitet 14.06.2019 14:38
14.06.2019 14:33 - bearbeitet 14.06.2019 14:38
In der heutigen Zeit von großer Vielfalt (kostenloser) Girokontenanbieter - teilweise sogar inkl. Eröfnungsprämie - sollte man eiegentlich immer mind. zweigleisig fahren. Bei einer Hausbank vor Ort, kann ich ein Exklusivkonto/en noch ansatzweise nachvollziehen, aber ich sehe keinen Grund, sich auf Gedeih & Verderb auf eine (Direct)Bank zu fixieren (Stichwort: Andere Mütter haben auch schöne Töchter). Ganz nebenbei teilen sich Umsätze und pot. "Risiken" entsprechend auf bzw. relativieren sich.
Und im Notfall kann man ohne großen Aufwand sein Ass aus dem Ärmel zaubern und zeiht den Teil der gekündigten Bank, auf die andere(n) um und muss dann nicht "einer" comdirect hinterher weinen.
am 15.06.2019 12:10
@genetic schrieb:In der heutigen Zeit von großer Vielfalt (kostenloser) Girokontenanbieter - teilweise sogar inkl. Eröfnungsprämie -
Kostenloses Konto ohne Nebenbedingungen (Mindesteingang/Umsatz/Kauf anderer Produkte) gibt es nicht mehr ganz so häufig. Ich stimme zu, daß man ein Zweitkonto braucht.
am 15.06.2019 15:11
@dg2210 schrieb:Kostenloses Konto ohne Nebenbedingungen (Mindesteingang/Umsatz/Kauf anderer Produkte) gibt es nicht mehr ganz so häufig.
Ein paar gibt es schon noch:
Commerzbank (je nach Aktion)
Consors
DKB
ING
1822direkt
Fidor
N26
Tomorrow
fallen mir im Inland spontan ein.
Im Ausland:
Revolut
Transferwise
Monese
DiPocket
eingeschränkt Bunq
am 15.06.2019 16:10
@Elbblick schrieb:Ein paar gibt es schon noch:
Ja, ganz schön wenig, verglichen mit der Situation vor ein paar Jahren. Die Fintechs (N26 o.ä.) sind nicht besonders zuverlässig (vgl Presseberichte der letzten Zeit), die Commerzbank eignet sich nicht zur Diversifikation (gleiche Infrastruktur wie comdirect), das alte kostenlose DKB-Konto gibt es nur noch für Aktivkunden (Mindestgeldeingang von 700 EUR/Monat) und 1822direkt will eine Gutschrift pro Monat (oder 3,90 EUR Gebühr)
am 03.08.2019 20:35
Hallo
Auch ich (Deutscher, ausländischer Wohnsitz) bekam soeben die Kündigung. Kunde der ersten Stunde, seit fast 25 Jahren dabei. Mit 100+ Trades pro Halbjahr zahle ich locker über 2.500,-€ Gebühren pro Jahr, man verdient also mit mir Geld.
Ich habe in letzter Zeit keine Änderung in meinem Anlageverhalten gehabt, keine ungewöhnlichen Zahlungsein- oder ausgänge gehabt und auch angeboten dass ich was auch immer ich verdächtigt werde, problemlos widerlegen kann.
Mir wurde auf hartnäckige Nachfrage nur gesagt dass "ich es nicht persönlich nehmen solle" und ich durch mein Verhalten kein Grund zur Kündigung geliefert hätte. Ich passe nur nicht mehr ins Geschäftskonzept. Echt ein Hammer. Bekannte von mir kaufen lediglich für 20,- monatlich einen Sparplan und sind noch gerngesehene Kunden.
Ich kann nur jedem Kunden mit ausländischem Wohnsitz raten sich rechtzeitig nach Alternativen umzuschauen. Wenn ich jetzt nicht zufällig zwecks Urlaub in deutschland wäre, würde ich nämlich erst richtig alt aussehen und gar keine Chance haben ein neues Konto zu eröffnen bevor das Alte leergeräumt werden muss.