am 02.10.2017 08:30
Hallo Zusammen,
wir haben drei Kinder im Alter von 4-7 Jahren.
Alle haben ein Konto bei der Ortsansässigen Bank. Zinsen = 0 !
Wir haben dort Geschenkzahlungen von Geburt und Geburtstagen eingezahlt. Bei allen ist das ein vierstelliger Betrag, jährlich wachsend.
Wir sind nun am Überlegen einen Sparplan einzurichten und das Kapital nach und nach umzuschichten.
Ziel soll ganz klar der Vermögensaufbau in den nächsten 15-20 Jahren sein. Evtl. für Ausbildung, Studium, oder dass sie diesen irgendwann übernehmen und selbst weiterführen können.
1 . Was haltet ihr hier von z.B. ETF 110 oder ETF 701? Beide thesaurierend.
Ich wollte die Sparpläne in mein Depot mit aufnehmen und auf meinen Namen laufen lassen.
2. Aber was, wenn die Kids die Sparpläne selbst fortführen wollen. Kann man diese umschreiben, oder muss verkauft werden?
Ich bin für alle Tipps dankbar!
Gruß Mike
am 02.10.2017 10:24
Hallo @wood83,
erst einmal Glückwunsch dazu, dass Du erkannt hast, dass Deine bisherige Bank Dir einfach unverschämt die kalte Schulter zeigt. Der Zinssatz ist gruselig.
Zu Deiner Anlageidee in den ETF110 hat die Ratingagentur Morningstar eine sehr interessante Seite - auf der Du die Wertentwicklung nachverfolgen kannst und die auch eine **** Bewertung für diesen Fonds enthält.
http://www.morningstar.de/de/etf/snapshot/snapshot.aspx?id=0P0000IZNN
Der zweite, von Dir genannte Fonds ist relativ neu, weshalb es noch keine langfristige Wertentwicklungsinformation gibt. Der Anlageschwerpunkt liegt in der Eurozone.
http://www.morningstar.de/de/etf/snapshot/snapshot.aspx?id=0P00017XG8
Grundsätzlich halte ich beide Anlageideen für interessant.
Liebe Grüße
Glücksdrache
am 02.10.2017 11:26
Hallo @wood83,
zunächst einmal herzlich willkommen hier in der Community.
Ich würde für alle drei Kinder je ein Juniordepot einrichten. Solange die Kinder nicht volljährig sind, sind die Erziehungsberechtigten die Verwalter der Depots. Eigentümer sind und bleiben die Kinder, die bei Volljährigkeit selber über ihr Depot verfügen (und natürlich ihre Sparpläne weiterführen oder abändern können).
Für eine Langfristige Geldanlage eignen sich vor allem ETFs, die in breit angelegte Aktien-Indices wir dem MSCI World investieren. Für einen Euro-Inverstor ist aber auch der STOXX Europe 600 hervorragend geeignet, weil er ein geringeres Währungsrisiko hat (vielleicht 50/50 besparen). Mit Blick auf die Reform der Fondsbesteuerung ab 2018 würde ich auch ausschüttender ETF nicht ausschließen (falls deine Kinder Abgeltungssteuer zahlen müssen, könnte das von Vorteil sein). Unten habe ich einige gute ETFs aufgelistet. Den S&P 500 habe ich nur der Vollständigkeit halber aufgenommen. Er hat sehr geringe Kosten und eine niedrige Volatilität. Er hat aber auch ein hohes Währungsrisiko (100% US$) und trotzdem – oder vielleicht sogar gerade deswegen? – eine besseren Langfristperformance als die meisten anderen ETFs.
iShares Core MSCI World | A0RPWH | thesaurierend | TER: 0,20% p.a. |
ComStage MSCI World | ETF110 | thesaurierend | TER: 0,20% p.a. |
iShares STOXX Europe 600 | 263530 | ausschüttend | TER: 0,20% p.a. |
ComStage STOXX Europe 600 | ETF060 | thesaurierend | TER: 0,20% p.a. |
iShares S&P 500 | 622391 | ausschüttend | TER: 0,07% p.a. |
Noch ein wichtiger Punkt: Wenn du einen Sparplan einrichtest, solltest du dich keines falls durch ein momentan gerade gültiges Top-Preis-Angebot in die Irre führen lassen. Es gibt gerade herbe Kritik an der comdirect, weil die jetzt gerade laufenden Top-Preis-Angebote von ComStage zum Jahresende abgekündigt wurden: Kunden haben das Gefühl, sie seien in die Kostenfalle gelockt worden. In der Tat werden die Top-Preis-Angebote von comdirect „alle Naselang“ ausgetauscht. Danach kosten die Sparraten 1,5% von jeder Sparrate.
P.S.: Ich weiß, dass das viele Teilnehmer in der Community anders sehen, aber vom ETF701 bin persönlich nicht begeister, weil dieser kein klassischer passiv gemanagter ETF ist. Der Manager versucht seine Strategie umzusetzen und damit besser als der Markt zu sein. Ob das langfristig gelingt, würde ich doch eher bezweifeln. Der ETF701 ist damit leider auch etwas intransparenter als man das von einem ETF erwartet darf und er hat relative hohe Kosten (eine TER von 0,45% finde ich für einen normalen ETF zu hoch).
Gruß paba
am 02.10.2017 12:15
Hallo Glücksdrache,
vielen Dank für die schnelle Einschätzung.
Ich werden mir die beiden Artikel mal anschauen!
Vielen Dank
am 02.10.2017 12:32
Hallo paba,
vielen Dank für deine umfangreiche Ausführung.
Da ich mich am Anfang und im Aufbau meines ETF-Depot befinde sauge ich alle Infomationen und Hilfstellungen auf!
Zu Deinen beiden Schlussanmerkungen:
Wenn ich einen Aktions-ETF als Sparplan abgeschlossen habe, z.B. ETF701, der lt. Aktion kostenfrei bespart werden kann, kostest im nächsten Jahr 1,5% pro Sparrate ?????
Der ETF 701 war mit sympatisch da
Währung in €
Fonddomizil Deutschland
verschiedene Anlage mit drin sind wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe
Ich dachte durch eine einzige monatliche Sparrate hier genug gestreut zu haben. Der Einfachheit möchte ich für die Kinder nur einen ETF und nicht mehrere besparen.
Für unser eigenens Depot zur Altervorsorge sehe meherer ETF die durch unterschiedliche Sparraten bespart werden.
Gruß wood83
02.10.2017 14:01 - bearbeitet 02.10.2017 14:06
Hallo @wood83,
Mit einem MSCI-World ETF wie dem ETF110 kannst du aus meiner Sicht eigentlich nichts falsch machen.
Zu empfehlen ist sonst auch der MSCI World ETF von Lyxor, WKN Lyx0ag.
Beide sind auch von den Kosten her annehmbar.
Auf lange Sicht sind global aufgestellte ETFs eine gute Wahl.
Gute Hinweise zu ETF-Anlagen gibt sonst auch die Zeitschrift FINANZTEST der Stiftung Warentest.
Viel Erfolg
Gruß
dietus
P.S. ich habe erst jetzt entdeckt, dass du zwischenzeitlich schon jede Menge weiterführende Hinweise erhalten hast.
am 02.10.2017 14:09
Hallo @wood83,
ja, wenn das Top-Preis-Angebot beendet wird, kostet der Sparplan sofort ab Beendigung des Angerbots 1,5% der jeweiligen Sparrate. Und comdirect wechselt die Fonds im Angebot häufig. Die derzeitige Kritik an comdirect ist daher nicht ganz unberechtigt: Es sind in der Tat Lockangebote. Allerdings habe ich auch Verständnis für die Banken, sie müssen Geld verdienen und comdirect macht es eben durch solche Lockangebote. Hier ist man als Kunde gut beraten, wenn man auch das Kleingedruckten liest und es ernst nimmt (da steht fast immer das wichtigste, comdirect ist da leider keine Ausnahme).
Zu den Währungen der Fonds: Das Fondsdomizil oder die Währung eines Fonds ist völlig belanglos (das gilt besonders ab 2018, wenn die Steuerreform greift). Übrigens haben auch 263530 und 622391 als Fondsdomizil Deutschland. Die Fondswährungen lauten für 263530 auf EUR und für 622391 auf US$. Aber den tatsächlichen Währungsmix (also die Mischung der „Heimat“ der darin enthaltenen Investments) kannst du z.B. bei comdirect im Informer einsehen (siehe die Hyperlinks): 263530, 622391, ETF110, ETF060, ETF701. Du siehst, dass auch ETF701 mit „99,76% Global“ kein EUR Investment ist. Der ETF701 investiert in eine Vielzahl anderer ETFs oder ETCs (alle von ComStage was allein schon kritikwürdig ist). Es ist eine Art Dachfonds: Zu den Kosten der anderen ETFs kommen noch einmal eigene Kosten hinzu. Außerdem ist der Fonds nicht wirklich transparent: Wenn man wissen will was drin steckt, muss man sich die anderen ETFs/ETCs anschauen. Allerdings wird die Zusammensetzung laufen geändert (was die Sache schwierig macht und was hohe Kosten verursacht).
Zum Währungsmix: Ich bin davon überzeugt, dass eine breite Anlage über alle möglichen Währungen und Aktien aus aller Welt langfristig gesehen die besten Renditechancen bietet. Kurzfristig gesehen sind Währungsschwankungen riskant. Aber gerade wenn du per Sparplan anlegst profitierst du langfristig gesehen doppelt aufgrund des Kostaverage-Effekts durch Währungsschwankungen und durch Kursschwankungen in den Indices (vorausgesetzt ist dabei natürlich eine langfristig konstante Sparrate).
Gruß paba
02.10.2017 15:35 - bearbeitet 02.10.2017 15:36
02.10.2017 15:35 - bearbeitet 02.10.2017 15:36
Den Ausführungen von @paba kann ich soweit zustimmen, mit Ausnahme des Cost-Average-Effekts 😉
Dieser Effekt kann mal positiv, aber je nach Kursverlauf auch negativ für den Anleger sein. Es ist ganz sicher so, dass damit häufig bei Sparplänen geworben wird; und diese Werbung wird dann mit einem Kursverlauf bekräftigt, aus dem man den positiven Effekt direkt ablesen kann. Fällt der Verlauf anders aus, was keiner vorhersehen kann, ist jedoch auch der positive Effekt dahin.
Das soll jetzt aber niemanden davon abhalten, einen Sparplan anzulegen! Diese sind natürlich ansolut sinnvoll.
am 02.10.2017 21:40
@paba Wovon hängt es denn ab ob Kinder Abgeltungssteuer zahlen müssen? Per se nahm ich an, dass jedes Kind einen Steuerfreibetrag wie ein Erwachsener hat und damit erstmal jede Kosten gedeckelt sind? Das führt mich aber auch zu der Frage, die ich eh dem Steuerberater stellen wollte, aber evtl. weiß es ja sicher jemand hier: Was passiert, wenn der Steuerfreibetrag des Kindes ausgeschöpft ist bzw. muss man dann immer eine Steuererklärung für das Kind machen? O_o
am 03.10.2017 09:24
Hallo @wullewuu,
Kinder haben genauso wie Erwachsene je einen eigenen Sparerfreibetrag von 801€. Kapitaleinkünfte, die darüber hinaus gehen, werden zunächst mit der normalen Abgeltungssteuer belastet. Achtung: Der Freistellungsauftrag muss natürlich für die Kinder bei der Bank erteilt werden.
Wenn die Gesamteinkünfte des Kindes im ganzen Jahr unter dem Grundfreibetrag von 8820€ (gilt für 2017) liegt, kann sich das Kind sämtliche bezahle Steuern vollständig über eine Steuererklärung zurückholen. Kinder haben auch einen eigenen Grundfreibetrag auf die von ihnen erzielten Einkünfte. Eventuell können Kinder in diesen Fällen (Einkommen unter 8820€ im Jahr) eine generellen Freistellungsbescheinigung beim Finanzamt beantragen (sollte man gegebenenfalls prüfen).
Gruß paba