Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Was bedeuten (negative) Werte im Finanzreport unter Steuerübersicht->Gewinne/Verluste

MesaVerde
Autor ★
3 Beiträge

Hallo,

Ich habe meine Aktien wegen einem Immobilienkauf vor 2 Jahren alle veräußert. Die beiden letzten Steuerbescheinigungen der Comdirect weisen 0,00€ in allen Punkten aus, auch das Depot ist leer. Eine Verlustbescheinigung gab es nicht. Die Finanzreports aber haben regelmäßig unter Steuerübersicht-> Gewinne/Verluste negative Werte gelistet: ca -260€ bei Aktien und ca -70€ bei Sonstige.

 

Ganz naive Frage: was besagen diese beiden (sich nicht verändernden) Werte, und was mache ich damit?

 

Danke im Voraus....

11 ANTWORTEN

GetBetter
Legende
8.089 Beiträge

Dabei handelt es sich wahrescheinlich um den Stand Deiner Verlustverrechnungstöpfe. Demnach hast Du beim Verkauf Verluste in entsprechender Höhe gemacht. Diese Beträge werden nun vorgetragen und mit zukünftig anfallenden Gewinnen verrechnet.

 

Solltest Du also irgendwann Aktien mit einem Gewinn von besipielsweise 500 € verkaufen, dann werden die ersten 260 € gegegn Deinen Aktientopf gerechnet, der Topf wird auf Null gesetzt, Du zahlst aber auf die Gewinne keine Steuern, unabhängig davon ob Dein Steuerfreibetrag bereits ausgeschöpft ist oder nicht.

Die restlichen 240 € werden gegen den Freibetrag gerechnet bzw. mit der Abgeltungssteuer belegt.

paba
Mentor
962 Beiträge

Hallo @MesaVerde,

 

noch ein wichtiger Hinweis zu der sonst völlig richtigen Anmerkung von @GetBetter: Einer Verlustbescheinigung bekommst du nicht automatisch von comdirect (zum Glück, wäre ich fast geneigt zu sagen sagen). Wenn du eine Verlustbescheinigung haben möchtest, musst du diese bei comdirect beantragen. Wenn du das aber machst, werden die Verlusttöpfe bei comdirect sofort automatisch gelöscht. Ein Verlustvortrag über comdirect ist dann nicht mehr möglich: Du musst deine Verluste dann selber in die Steuererklärung eintragen, damit diese nicht verloren gehen und mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden können.

 

Grup paba

MesaVerde
Autor ★
3 Beiträge

Klasse, vielen Dank an Euch beide.

 

Wie lange bleiben diese Beträge denn so stehen, d.h. wann darf ich spätestens Verluste machen, die dann verrechnet werden?

Und verstehe ich das richtig, ich muss im Jahresverlauf insgesamt Verluste haben, um diese Beträge verrechnen zu können, es reichen also nicht Verluste auf einem Aktienposten bei Gewinne auf allen anderen?

 

Thx

MesaVerde

GetBetter
Legende
8.089 Beiträge

@MesaVerde  schrieb:

Wie lange bleiben diese Beträge denn so stehen, d.h. wann darf ich spätestens Verluste machen, die dann verrechnet werden?

Und verstehe ich das richtig, ich muss im Jahresverlauf insgesamt Verluste haben, um diese Beträge verrechnen zu können, es reichen also nicht Verluste auf einem Aktienposten bei Gewinne auf allen anderen?


Irgendwas geht hier noch durcheinander:

Die Verluste hast Du schon gemacht, zur Verrechnung brauchst Du folglich Gewinne.

 

Also nochmal von vorne.

Ich beschränke mich dabei ausschließlich auf Aktiengeschäfte (Käufe und Verkäufe). ETFs, Fonds, Spareinlagen sowie daraus resultierende Dividenden, Ausschüttungen, Zinsen etc. bleiben der Einfachheit halber unberücksichtigt.

Der Stand Deiner Verlusttöpfe sei anfangs Null.

 

Wenn Du nun innerhalb eines Kalenderjahres durch Deine Aktienverkäufe Gewinne erzielst, so werden diese zunächst Deinem Steuerfreibetrag gegengerechnet. Sollte dieser nicht mehr ausreichen, so zahlst Du für den nicht gedeckten Betrag sofort Abgeltungssteuer. Das ist sozusagen der Gutfall, da Du ja Gewinne erzielt hast.

 

Im Schlechtfall stehen am Jahresende Verluste. An diesem beteiligt sich aber das Finanzamt leider nicht in der gleichen Weise. Es erlaubt Dir aber, diese Verluste mit zukünftigen Gewinnen zu verrechnen. Dazu wird Dein realisierter Verlust im Aktienverlusttopf dokumentiert.

 

Zukünftige Gewinne werden dann zunächst Deinem Aktienverlusttopf gegenübergestellt. Die dadurch gedeckten Gewinne sind steuerfrei, gleichzeitig wird der Stand des Verlusttopfes entsprechend reduziert.

Dies passiert so oft, bis der Verlusttopf auf Null steht. Weitere Gewinne werden anschließend Deinem Steuerfreibetrag gegenübergestellt und nur was auch dadurch nicht gedeckt ist unterliegt der Abgeltungssteuer.

 

Wie lange Du dafür brauchst ist unerheblich. Nach aktueller Gesetzeslage wird der Aktienverlusttopf zeitlich unbegrenzt weitergeführt.

 

Es lassen sich aber immer nur frühere Verluste mit zukünftigen Gewinnen verrechnen. Anfänglich erzielte Gewinne werden ja sofort besteuert falls Sie nicht durch Verluststopf oder Steuerfreibetrag gedeckt sind (s.o.). Der Stand des Verlusttopfs kann also nie positiv sein.

 

Warum die anfängliche Einschränkung auf Aktiengeschäfte?

Weil es für Aktien einen eigenen Verlusttopf gibt.

Verluste aus dem Verkauf sonstiger Wertpapiere (inkl. Aktienfonds und ETFs) sowie sämtliche Erlöse jenseits des Aktienverkaufs (Gewinne aus dem Verkauf von ETFs, Fonds, Zinsen, Dividenden etc.) werden im Verlusttopf "Sonstige" dokumentiert.

 

Da es sich um getrennte Töpfe handelt, können die von Dir realisierten Verluste aus dem Aktienverkauf auch ausschließlich mit dem zukünftigen Gewinn aus Aktienverkäufen verrechnet werden. Eine Verrechnung mit anderen Einkunftsarten ist nicht möglich, auch nicht mit Dividenden.

 

Zu guter Letzt:

Falls Du für die Zukunft keine weiteren Aktiengeschäfte planst und somit keine Möglichkeit hättest Deine Verlusttöpfe steuerlich geltend zu machen, kannst Du DIr eine Verlustbescheinigung ausstellen lassen. Diese Beträge kannst Du dann in Deiner Steuererklärung angeben und so steuermindernd werden lassen.

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

@GetBetter  schrieb:

Zu guter Letzt:

Falls Du für die Zukunft keine weiteren Aktiengeschäfte planst und somit keine Möglichkeit hättest Deine Verlusttöpfe steuerlich geltend zu machen, kannst Du DIr eine Verlustbescheinigung ausstellen lassen. Diese Beträge kannst Du dann in Deiner Steuererklärung angeben und so steuermindernd werden lassen.


Wobei das auch nichts nützt, denn das Finanzamt wird Aktienverluste ebenfalls nur mit Aktiengewinnen verrechnen. Ansonsten stellt es nur einen Verlustvortrag fest; letztlich nichts anderes als ein Verlustverrechnungstopf, nur eben nicht bei einer Bank. Der Vorteil ist nur, daß man so Verluste und Gewinne bei verschiedenen Banken verrechnet bekommt.

GetBetter
Legende
8.089 Beiträge

@chi

Ja, Du hast natürlich völlig Recht. Danke für die Korrektur.

MesaVerde
Autor ★
3 Beiträge

Euch beiden vielen Dank. Besser und vollständiger hätte man es nicht erklären können.

Natürlich meinte ich in meiner Frage 'Gewinne' und nicht 'Verluste', da hatte ich schneller geschrieben als gedacht. Aber für den Kern der Frage war das letzlich irrelevant. Vielleicht habe ich dadurch aber sogar diese excellente und umfassende Antwort herausgefordert 🙂 . Die sollte eigentlich in die comdirect FAQ ...

 

Danke nochmals 

GetBetter
Legende
8.089 Beiträge

@MesaVerde  schrieb:

Vielleicht habe ich dadurch aber sogar diese excellente und umfassende Antwort herausgefordert 🙂 .


Danke für die Blumen. Und ja, Deine Verwechselung von Verlusten und Gewinnen war in der Tat der Hauptgrund für mich da mir die Verständnisprobleme bedeutend schienen.

Ich hoffe der Weg macht keine Schule – ich brauche meinen Schönheitsschlaf.  Smiley (zwinkernd)

Necoro
Mentor ★
1.071 Beiträge

@GetBetter  schrieb:

Es lassen sich aber immer nur frühere Verluste mit zukünftigen Gewinnen verrechnen. Anfänglich erzielte Gewinne werden ja sofort besteuert falls Sie nicht durch Verluststopf oder Steuerfreibetrag gedeckt sind (s.o.). Der Stand des Verlusttopfs kann also nie positiv sein.


Ganz kleine Korrektur: Innerhalb eines Jahres wird schon automatisch verrechnet: Wenn du im Januar einen Gewinn machst und den versteuerst, im Dezember dann einen Verlust hast, so werden beide miteinander verrechnet und du bekommst die im Saldo zuviel gezahlten Steuern zurück.

 

Machst du den Gewinn hingegen im Dezember und den Verlust im darauffolgenden Januar, so gibt es keine Verrechnung.