Liebe Community,
der Beitrag der Dividende zur Gesamtrendite einer Aktie wird oft unterschätzt.
In den letzten Jahrzehnten war die Gesamtrendite der Aktienanlage zu mehr als 40 Prozent durch Dividendenzahlungen bestimmt. Vor allem im turbulenten Jahr 2011 mit zwischenzeitlichen Kursverlusten von 20 Prozent zeigte sich der besondere Vorteil der Ausschüttungen. Sie sind zuverlässig ohne komplizierte Schätzungen oder Hochrechnungen zu ermitteln und tragen erheblich zur Ertragsstabilität der Aktie bei -- auch wenn die Börse auf der Stelle tritt.
Man erkennt den enormen Einfluss der Dividenden gut am DAX, der bekanntlich sowohl als Performanceindex inklusive aller Ausschüttungen und Bezugsrechte (WKN: 846900) als auch -- weniger bekannt -- als Kursindex ohne Dividenden (WKN: 846744) berechnet wird. Beide starteten am 31.12.1987 zu 1000 Punkten. Der Performance-DAX stand gestern bei 12.200, der Kursindex hat im selben Zeitraum bis zum Redaktionsschluß nur auf 5.900 Punkte zugelegt. Der Unterschied sind die gezahlten Dividenden! Allein in den letzten 10 Jahren hat sich bei der Performance dieser beiden Indizes eine Differenz von etwa 3.000 Punkten ergeben.
Das Schöne an starken Dividendenwerten ist aber auch: Sie laufen an der Börse meist besser als die Masse. Die Bereitschaft, einen großen Teil der Erträge als Dividende auszuschütten, ist ein Indiz dafür, dass die Unternehmensleitung von ihrem positiven Ausblick überzeugt ist und die Interessen der Aktionäre im Blick behält. Das gilt aber nur, wenn die Dividende nicht aus der Substanz bezahlt wird.
Ich weiß, die Leser der Community lechzen nach Informationen über zuverlässige Dividendenzahler. Jeder Börsenbriefredakteur kann sicher sein, daß sich Ausgaben mit einer Dividendenstory auf dem Titel (bitte mit fränkischem Dialekt ["Dobb-Dibb"] lesen: "840 Milliarden Dividenden -- was Sie jetzt kaufen müssen") mit Abstand am besten verkaufen. Daher auch die Überschrift meines Postings -- billiges Lockmittel.
Aber ich will Euch nicht enttäuschen. Grund genug also, den Hahn meiner Datenbank mal wieder zu öffnen und dieses Mal die Top-25-Dividendenzahler aus Deutschland, gemessen nach der Dividendenrendite 2017 (in Prozent, Dividende geteilt durch Aktienkurs) herauszulassen -- sozusagen* als frühes Ostergeschenk. Der größte Teil der Ausschüttungen steht in den nächsten Wochen an; traditionell werden Dividenden in Deutschland im April und Mai bezahlt, normalerweise drei Börsentage nach der Hauptversammlung (HV).
WKN Div.rend.2017 KGV 2018 HV-Termin Gesellschaft
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645932 9.01 10.12 13.07.17 Lang & Schwarz
697250 8.25 5.13 20.06.17 publity
576550 7.58 12.52 27.04.17 Sino
A0SMSH 7.30 9.38 19.05.17 Mutares
A16130 7.19 27.80 20.04.17 KST Beteiligung
585090 6.64 13.54 23.05.17 GBK Beteiligungen
A141J3 6.24 8.13 28.04.17 Corestate Capital
540811 6.07 11.23 31.05.17 Aareal Bank
A0L1NN 5.71 6.56 22.06.17 Heliad Eq. Partners
A1J5RX 5.65 Verlust 09.05.17 Telefonica Dtld.
620140 5.58 16.55 28.06.17 PEH Wertpapier
A0Z2ZZ 5.55 14.79 01.06.17 Freenet
A0NFN3 5.46 5.32 16.03.17 BB Biotech
TUAG00 5.46 10.60 14.02.17 TUI
750450 5.45 10.00 22.06.17 Turbon
620990 5.43 299.40 07.06.17 Alba
861149 5.31 14.57 19.04.17 RTL Group
553340 5.29 15.92 27.06.16 Dt. Grundstcksaukt.
PSM777 5.24 14.87 12.05.17 Pro7SAT.1
577580 5.19 14.45 12.06.17 Foris
710000 5.15 7.79 29.03.17 Daimler
A0HG3U 4.99 14.31 05.05.17 C-Quadrat Investment
509310 4.97 19.49 18.05.17 Amadeus Fire
519003 4.91 6.91 11.05.17 BMW Vz.
727413 4.89 11.73 14.06.17 Sto Vz.
EDIA 00.000.00 C45DIV DATENSTAND: 10.04.2017
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Na, mitgezählt? Doch, das waren tatsächlich exakt 25 Aktien!
Dividendenrendite und KGV stimmen möglicherweise nicht mit der gewohnten Anzeige im Informer bei comdirect überein. Grund wären unterschiedliche Schätzungen für Dividenden und Gewinne.
Bitte beachtet bei der Auswahl von Aktien nach der Liste aber zwei wichtige Einschränkungen:
1. Die Dividende sollte nicht höher sein als der Gewinn. Andernfalls wird die Ausschüttung aus der Substanz gezahlt (Beispiele aus der obigen Tabelle: Alba, Telefonica Deutschland). Das Geld fehlt dem Unternehmen dann für Investitionen in die Zukunft, und ob auch weiterhin solch hohe Dividenden gezahlt werden können ist fraglich.** Auf der sicheren Seite seid Ihr, wenn Ihr Aktien wählt, deren Dividendenausschüttung höchstens etwa dem halben Gewinn (Faustregel) entspricht. Rückläufige Ausschüttungsquoten (Dividende geteilt durch Gewinn) deuten auf erhöhte Vorsicht bei Unternehmen hin.
Der Gewinn pro Aktie ist im KGV enthalten. Es gilt die Formel:
Ausschüttungsquote = KGV x Dividendenrendite
Für Eure Auswahl sollte daher die Dividendenrendite (in Prozent) multipliziert mit dem KGV kleiner sein als 100 Prozent (oder kleiner als 50 Prozent nach obiger Faustregel). Beispielsweise hat die BASF eine Dividendenrendite von 3,34% und ein KGV von 16. Die Ausschüttungsquote, also das Produkt aus KGV und Dividendenrendite, beträgt demnach ca. 53%.
Nach diesem Kriterium wäre in der obigen Tabelle die BMW-Vorzugsaktie am attraktivsten: Dividendenrendite 4,91%, Ausschüttungsquote jedoch nur 34%. Da besteht also genügend Potential für künftige Steigerungen der Dividende. Bei BB Biotech als Holding ist das KGV nicht aussagekräftig.
2. Wie immer gilt: Trendaktien bevorzugen; die steigen in der Regel auch weiter. Bitte keine Tiefflieger auffangen. Warum, steht hier. Leider gilt das auch für die günstige Heliad-Aktie.
Zu Platz 1 der Tabelle (Lang & Schwarz) bitte das Posting weiter unten beachten.
Nach der Hauptversammlung wird die gezahlte Dividende vom Aktienkurs abgeschlagen ("Ex-Tag"). Das Unternehmen ist schließlich um den Dividendenbetrag weniger wert. Allerdings wird jedenfalls bei Qualitätsaktien dieser Abschlag in der Regel schnell wieder aufgeholt.
Wie jetzt? "Dividenden interessieren mich nicht, ich will Schokolade!" Na, kein Problem. Hier noch ein Ostergeschenk:
WICHTIGER HINWEIS: Nach Ostern kosten die nur noch die Hälfte. Mein Waschkorb ist bereits im Kofferraum. Wer statt Schokolade lieber in Lindt-Aktien investiert, liest bitte hier weiter.
Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Euren Investments. Besonders herzliche Ostergrüße gehen in die PK 15.
Viele Grüße aus einem sonnig-kalten München
nmh
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*) sprich: sozagen oder sotzhagen; bitte googeln!
**) Teilweise werden in solchen Fällen die Dividenden aus Kapitalrücklagen aus dem steuerlichen Einlagenkonto im Sinne des §27 KStG bezahlt. Dann fällt für die Dividendenzahlung keine Abgeltungsteuer an ("bretto für nutto" oder so ähnlich). Wirklich steuerfrei sind diese Dividenden nur für Anleger, die die Papiere bereits vor Ende 2008 erworben haben. Wer die betreffenden Aktien später gekauft hat, bekommt lediglich einen bis zum Verkauf des Anteils befristeten Steueraufschub. In der Praxis reduziert die Depotbank den Einstandskurs der Aktie um die Höhe der ausgezahlten Dividenden. Beim Verkauf der Papiere fällt der steuerpflichtige Kursgewinn entsprechend höher aus.
