18
Zukunftstechnologie aus NRW - gibt's sowas? In der heutigen Zeit, bei all der Deindustrialisierung, macht man sich Gedanken, ob Deutschland als Ganzes überhaupt zukunftsfähige Technologie hat.
Doch Deutschland hat eine eigene Börsenliga für Technologie: den TecDAX, und da schauen wir mal rein.
Dort finden wir das Unternehmen, welches als einziges Unternehmen den Firmenhauptsitz in NRW hat* und sich hinter Türchen 18 versteckt: AIXTRON SE (WKN A0WMPJ).
Herzlichen Glückwunsch an alle, die das erraten haben! Ich hoffe, ihr habt die Mail nicht vergessen!
Wenn man sich den langjährigen Chart dieses 1983 in Aachen gegründeten Unternehmens anschaut, so kann man sich schon fragen: "Warum wird das Unternehmen im Adventskalender vorgestellt"?
Ganz einfach: Der Chart ist nicht alles beim Adventskalender. Deswegen reisen wir jetzt gemeinsam in das schöne Nordrhein-Westfalen (nur echt mit einem h!) und schauen uns das Unternehmen mal genauer an.
Wer oder was ist "Aixtron"?
Der Name "Aixtron" setzt sich aus der französischen Bezeichnung für Aachen ("Aix-la-Chapelle") und dem Wort "Elektronik" zusammen. Wilde Gerüchte behaupten, dass sich "Tron" auf dem gleichnamigen Film von 1982 bezieht - angeblich war Gründer Holger Jürgensen großer Fan.
Der Chart lässt sich auch erklären: Aixtron ist 1997 an die Börse gegangen, damals noch an den "Neuen Markt". Deswegen nimmt der Kurs nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes auch rapide ab. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen dieser Zeit hat Aixtron überlebt und ist noch heute, nach fast 40 Jahren Firmengeschichte, präsent. Das ist doch ein gutes Zeichen.
Aixtron ist in erster Linie ein Maschinenbauunternehmen, welches CVD-Anlagen (CVC = Chemical Vapour Deposition, nicht Chef Vom Dienst) herstellt, mit denen sich Bauelemente für elektronische und opto-elektronische Anwendungen herstellen lassen. Diese Sachen finden sich wiederum in LED- und Displaytechnologien (der hübsche OLED-Fernseher zum Beispiel), bei der Datenübertragung, Sensorik und Energiemanagement, Energieumwandlung, Kommunikation, Signal- und Lichttechnik sowie andere anspruchsvolle High-Tech-Anwendungen. Eben alles, was Zukunftstechnologie ist und nun immer stärker in den Fokus rückt: E-Mobilität und 5G-Telekommunikation zum Beispiel.
Zum Kundenkreis im Bereich der organischen Halbleiter gehört das Frauenhofer Insitut für Photonische Mikrosysteme, Philips, die RWTH Aachen oder die TU Chemnitz. Doch auch bekannte Universitäten wie Harvard oder Yale sind Kunde im Bereich der Nanotechnologie von Aixtron.
Im Bereich der Verbindungshalbleiter sind bekannte Größen wie Infineon, Hitachi, LG Electronics, MicroLink Devices, das MIT in Cambridge, Samsung oder Thales zu nennen.
Und die Liste der bekannten Kunden geht weiter und weiter, sodass sicher sein kann, dass Aixtron keine unbekannte Marke ist.
Doch wie bekannt sind die und wie wirkt sich das auf die Zahlen aus?
Mein ehemaliger Chef wollte immer "Marktführer" sein. Er hätte vielleicht Geschäftsführer von Aixtron werden sollen, denn die sind genau das: Weltmarktführer im Bereich der MOCVD-Anlagen, mit denen Verbindungshalbleiter produziert werden**.
2018 hatte das Unternehmen noch Umsätze von 268 Millionen Euro, für 2022 rechnet man bereits mit 460 Millionen Euro. Hiervon bleibt ein Gewinn von 105 Millionen Euro übrig, was 2018 gerade mal nur 42 Millionen war. Das Unternehmen ist wichtig für alle Zukunftstrends: Mobilfunk, E-Mobilität, Lichttechnik, Smart-Homes, erneuerbare Energien. Mit wachsenden Umsätzen und Gewinnen ist also zu rechnen.
Um diese Umsätze zu erwirtschaften sind weltweit gerade mal 718 Mitarbeiter für Aixtron tätig. Diese besetzen die Büros und Produktionshallen in Herzogenrath, aber auch in China, Großbritannien, Japan, Korea, Taiwan, Malaysia, den USA, Italien, Singapur und Indien und sichern so den hohen Serviceanspruch des Unternehmens.
Wer nun zaudert, weil 460 Millionen Euro Umsatz nun nicht wirklich viel sind, dem möchte ich noch folgende Kennzahlen an die Hand geben, welches diese Zahl in ein besseres Licht rücken lässt:
Aixtron hat einen Schuldenstand von gerade einmal 6 Millionen Euro, und das bei einem Cash-Bestand von 340 Millionen Euro. Niedrige Schulden sind für einen Technologiekonzern bei steigenden Zinsen sehr wichtig, weshalb derzeit die großen Tech-Konzerne auch korrigieren.
Doch Aixtron zeigt relative Stärke:
Die Corona-Pandemie war wie ein Befreiungsschlag für die Aktie, welche seit 2020*** im Aufwärtstrend ist. Auch in 2022 kann die Aktie mit einem Plus von 60% überzeugen, während die Indizes dieser Welt im Bärenmarkt unterwegs sind und ordentlich verloren haben. Nach der Korrektur Anfang des Jahres hat die Aktie einen Aufwärtstrend eingelegt, der nur mit einer kleinen Verschnaufpause unterbrochen wurde, aber nicht stark korrigierte.
Doch nicht nur der Kurs zeigt derzeit relative Stärke, auch die Dividendenpolitik nimmt Fahrt auf: Aixtron schüttet seit 2020 eine Dividende an seine Aktionäre aus. 2020 waren es noch 0,11 Euro pro Aktie, inzwischen sollen 0,28 Euro pro Aktie bezahlt werden. Und diese Steigerung soll anhalten.
Aixtron bietet also eine Chance, an einem Unternehmen beteiligt zu sein, welches für die Zukunftstrends unserer Zeit von enormer Bedeutung ist. Wie sich das langfristig auf den Kurs auswirkt vermag ich nicht zu sagen, weshalb dies keine Kaufempfehlung ist, sondern nur ein Ideengeber.
Für alle Käufer dieser Aktie drücke ich die Daumen, dass der positive Trend anhält.
Viel Spaß damit!
__________________________________________________________
* = Qiagen hat seinen Firmenhauptsitz im niederländischen Venlo, wenn auch 1984 in Düsseldorf gegründet
** = Ich habe gehört, dass es auch bei Aixtron Montagsprodukte gibt. Wenn das der Chef vom Dienst erfährt!
*** = Genauer genommen seit 2017
18
++++ Achtung: Teaser für das Türchen Nummer 19 ++++++
Dunkel wär's sonst in der Autostadt
Eine Idee, was sich hinter Türchen 19 verbirgt? Super! Dann schreibt eure Lösung an
Stichwort "Türchen 19" (im Betreff)
Nennt im Text die Lösung und - ganz wichtig - euren Nutzernamen
Einsendeschluss ist der 18.12.22 um 23:59 Uhr
Viel Erfolg!
Hier geht es zurück zum Leitartikel für den diesjährigen Adventskalender.
