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Sharpe Ratio gesucht

10 ANTWORTEN

Kio
Experte ★★
345 Beiträge

@KWie2  schrieb:

Hallo,

 

zu den seriösen Seiten fällt mir ein, dass ich die Aussagen auf Wikipedia zum Thema Sharpe Ratio (dort Sharpe Quotient genannt) nicht ausnahmslos nachvollziehen kann oder bestätigen möchte.

Ich habe auch überhaupt gar kein Problem damit, wenn die Sharpe Ratio auf Einzelwerte angewandt wird, obwohl sie von Sharpe ursprünglich unter dem Titel Mutual Fund Performance präsentiert wurde. Letztlich können Managementwechsel den Kurs einer Firma so verändern, dass historische Werte keine Aussagekraft bezüglich der Zukunft mehr haben.

An der Stelle mit den Einzelaktien möchte ich dir nicht folgen. Der Punkt mit dem Managementwechsel hatte damals auch keine so gravierenden Auswirkungen wie heutzutage. Durch die spezielle Konzeption der Mutual Fonds, die zu der Zeit alle die gleiche Anlagestrategie hatten, unterschieden sie sich nur in der Rendite und im Risiko, welches hier als Volatilität definiert wird. Das Ziel war den Fond aufzuspüren, bei der die Chance, zu einem beliebigen Zeitpunkt einen möglichst fairen Preis zu erhalten am größten ist. Heute ließen sich sehr breit gestreute ETFs mit dem Sharpe-Ratio vergleichen.

 

Also ist eine Bedingung, dass sich die zu vergleichenden Anlageformen in ihren Risikoeigenschaften gleichen, da man sonst keine Risikoadjustierung hinbekommt, indem man nur die Volatilität ins Verhältnis setzt. Einzelaktien unterscheiden sich aber maßgeblich von dieser Vorgabe. Genau die vielen Risiken, die einem Einzelwert implizit sind, fallen bei der Beurteilung raus, als gäbe es sie nicht.

 

Eine weitere Bedingung dafür, eine langfristige Anlage zu identifizieren ist, dass die Rendite nicht mit Strategien erkauft wird, die eine Zeitlang gut funktionieren, dann aber innerhalb weniger Tage alles verlieren können, was sie in Jahren aufgebaut haben. Es hat ja schon so manchen Hedge-Fond zerrissen. Undurchsichtige Hedge-Fonds mit dem Sharpe-Ratio zu vergleichen hat zwar eine Aussage für die Vergangenheit, hilft aber nicht dabei, die Anlageform aufzuspüren, die voraussichtlich in der Zukunft die besten Bedingungen bietet. Hier wird ein böser Gedankenfehler begangen. Gleichmäßigkeit ist nicht immer und unter allen Umständen das Gegenteil von Risiko. Martingale-Strategien können jahrelang gute, gleichmäßige Gewinne generieren, irgendwann wird einen dieses Verhalten aber ruinieren. Da reicht ein schwarzer Schwan zur falschen Zeit. Das Sharpe-Ratio war dabei möglicherweise richtig gut, es wiegt den Nichtwissenden aber in einer falschen Sicherheit.

 

Genausowenig macht es Sinn, einen Branchen-ETF mit einem extrem breit gestreuten weltweit anlegenden ETF zu vergleichen.

 

Ohne zu wissen, was genau mit dem Sharpe-Ratio dargestellt, bzw. berechnet wird und was nicht, wird diese Zahl in einer „falschen“ Umgebung eingesetzt nicht die erhofften Resultate bringen, oder sogar falsche Sicherheit vortäuschen. Wenn man verstanden hat, was einem das Sharpe-Ratio verraten kann und was nicht, kann es helfen.

 

Ansonsten, Finger weg! Dann ist es nur wertlose Zahlenmakulatur. 😉

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)