am 08.11.2023 19:00
Hallo liebe Bordfreunde,
zwischendurch mal eine Randnotiz, welche wohl den meisten hier entgangen sein wird.
Es geht um einen Konzern, welcher ebenso wie Air Liquide und Linde seit Jahren gutes Geld mit Luft verdient, also um einen Industriegashersteller.
Genau genommen um den drittgrößten Konzern nach den beiden oben genannten, nämlich Air Products aus Pennsylvania (WK: 854912).
Dieser hat am Montag seine Ergebnisse veröffentlicht und eigentlich keine schlechten Zahlen bekannt gegeben.
Anscheinend fanden die Anleger wie immer wieder mal ein Haar in der Suppe und haben den Konzern jetzt regelrecht ausgebombt.
Da ich das Witwen & Waisenpapier Air Liquide halte, hatte ich den Konzern selbst noch nie auf dem Radarschirm.
Auf Grund dieses Schlachtfestes beträgt das 24-er KGV nun nur noch 22,6, das Kurs-Gewinn-Wachstumsverhältnis für den fast Weltmarktführer ein akzeptables PEG von 2 , die aktuelle Div. Rend. 2,5%, denn die Aktie wurde diese Woche von 295 USD (am03.11.) um 42 Dollar auf 253 USD (08.11.) heruntergeprügelt.
Wer ich mir den Gewinn der letzten Jahre ansehe, erkenne ich kein nachvollziehbares Verhalten, danach müsste das Gewinnwachstum bis nächstes Jahr um 21,5 % anwachsen.
Da müssten doch den Schnäppchenjägern im Bord die Freudentränen über die Wangen laufen (jedenfalls denjenigen, welche die Aktie nicht haben), und sogar als Derivat locken hier herzerwärmende Chancen (allerdings bei BNP-Paribas nur mit Barausgleich).
Im ganzen Bord finde ich leider keine Meinungen zu dem aktuellen Ausverkauf, ebenso scheint diesen Konzern auch niemand im Radar zu haben.
Ist ja kein Beinbruch, ich will mit diesem kleinen Beitrag unsere kleine Pfarrei hier nur auf interessante Möglichkeiten aufmerksam machen.
Man muss deshalb ja nicht gleich jede Blume, welche am Wegrand wächst und blüht auch unbedingt gleich pflücken!
Grüßle - Shane
08.11.2023 19:03 - bearbeitet 08.11.2023 19:48
08.11.2023 19:03 - bearbeitet 08.11.2023 19:48
Und wenn Schnäppchen nicht langt: Ist sparplanfähig und kann damit über den Umweg über Sparplan aktuell ohne comdirect interne Gebühren gekauft werden.
am 08.11.2023 20:14
@Shane 1 schrieb:Auf Grund dieses Schlachtfestes beträgt das 24-er KGV nun nur noch 22,6, das Kurs-Gewinn-Wachstumsverhältnis für den fast Weltmarktführer ein akzeptables PEG von 2
nasdaq.com gibt dieses PEG sogar nur mit 1,82 an.
Linde hat ein PEG (für die nächsten 12 Monate) von 2,64.
Ich erlaube mir, die Erklärung von nasdac.com zum PEG zu zitieren:
Investoren sind stets auf der Suche nach Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten, die zu attraktiven Preisen gehandelt werden. Eine beliebte statistische Kennzahl, die zur Erkennung solcher Aktien genutzt wird, ist das KGV-Wachstums-Verhältnis; schlicht das Kurs-Gewinn-Verhältnis geteilt durch die Wachstumsrate. In diesem Fall beruht unsere Berechnung auf der prognostizierten Wachstumsrate (basierend auf dem Konsens professioneller Analysten) und den prognostizierten Erträgen für die kommenden 12 Monaten. Theoretisch wäre ein möglichst niedriges KGV-Wachstums-Verhältnis wünschenswert – Sie würden für zukünftiges Ertragswachstum weniger bezahlen. Das KGV-Wachstums-Verhältnis basiert auf den prognostizierten Erträgen für zwölf Monate mit Ende zum October 2024
am 08.11.2023 22:20
Ja, aber wenn eine Aktie an einem Tag über 13% abgestraft wird, obwohl ein Gewinnanstieg von 110 Millionen Dollar ausgewiesen wurden, dürfte hier eine schnelle Ernüchterung (Rebound) eintreten.
Anschließend, nach meinem Beitrag um 19:00 Uhr habe ich mir zwei Folgen Babylon Berlin aus der Mediathek reingezogen und inzwischen ist die Aktie 7,60 Euro/Stück teurer geworden.
Grüßle - Shane
am 08.11.2023 23:23
ich erkenne, du hast dir das Papier angesehen.
Ob für das PEG jetzt 2,0 oder 1,82 ausgewiesen werden, bringt wahrscheinlich keine großen Abweichungen. Damit berechne ich für mich das mögliche Kursziel, da es aussagekräftiger ist. So gesehen haben A. Liquide und Linde beide höhere PEGs, ebenso wie die ausgewiesenen KGVs.
Und da Air Products ein abweichendes Wirtschaftsjahr ausweist (begann im Oktober), nehme ich das kommende Jahr 2024 (2023 ist ja fast schon vorbei und hätte jetzt ein berechnetes PEG von nur 1,51).
Wichtig und für mich ausschlaggebend für den Kauf war die Gewinnentwicklung der letzten Jahre, in denen es immer bergauf ging (der Gewinn wurde in 34 Jahren 22 mal gesteigert, der Umsatz 27 mal in diesem Zeitraum (Quelle Bloomberg).
Die relative Stärke (Kursanstieg ohne Dividende berechnet), verlief wunderbar linear, in 20 Jahren im Schnitt 10 % jährlich, und in 10 Jahren 11 % jährlicher Kursgewinn. Dazu kann man als Langzeitinvestor nun noch 2,5 % ziemlich gesicherte Dividendenrendite draufsatteln, denn Air Products bezahlt seit 1954 stets Dividenden.
Ein lustiger Nebeneffekt nebenbei bemerkt, sogar die Dividende wurde vom Konzern in einem Zeitraum von 10 Jahren im Schnitt um jährlich 10 Prozent angehoben.
Für mich ist es aber wichtiger, dass in den USA nur 15% Quellensteuer einbehalten werden, welche wie bei Air Liquide in Frankreich nicht umständlich zurückgefordert werden müssen und mir jedenfalls den Aufwand nicht wert sind. Deshalb meide ich bis auf wenige Ausnahmen (z.B. LVMH) eher Frankreich, obwohl dort erstklassige Konzerne ihren Sitz haben.
Da auch die weiteren fundamentalen Daten für den Konzern sprechen, neigt sich die Waagschale bereits mehr in Richtung eines Wechsels.
Und auch wenn nun die Aktien bereits schon wieder angezogen haben (aktuell 242 Euro), wird sich ein Kauf durch den herben Kurseinbruch dennoch lohnen. Dieses Jahr jedenfalls kam man noch an keinem Tag nicht so billig an die Anteilscheine.
Grüßle - Shane
am 09.11.2023 04:34
Linde schaut nicht schlecht aus aber das KGV von 22 finde ich immer noch zu hoch.
am 09.11.2023 07:55
@Nobka schrieb:Linde schaut nicht schlecht aus aber das KGV von 22 finde ich immer noch zu hoch.
Damit wäre Linde fast schon ein Schnäppchen …
Für 2023 wird je nach Quelle sogar ein erwartetes KGV > 30 errechnet
z. B. Marketscreener:
Marketscreener
gruss ae
am 09.11.2023 09:24
auf Grund der erhaltenen Likes und der nun folgenden Beiträge ist erkenntlich, dass das Thema Industriegas größere Beachtung findet. Aber geplant war von mir lediglich eine allgemeine Information, dass da ein unbeachtetes Sonderangebot im Raum steht. Viel mehr dazu wollte ich nicht schreiben.
So betrachtet haben beide Aussagen ihre Berechtigung.
Zuvor, Chemie ist und war immer eine schwankungsbreitere Branche und damit müssen Anleger einfach zurechtkommen, oder die Finger davon lassen.
Nobka hat recht, für die kommenden Jahre sehen die Analysten keine so hohen Wachstumszahlen am Börsenhimmel und die Aktie kann als teuer eingestuft werden. Jedenfalls ist sie sportlich bewertet.
ae zeigt eine schöne Grafik und verweist auf die historische Entwicklung.
Wem soll der Anleger nun glaubhaft folgen ??
Die tatsächlichen Fakten und eine sachliche Einschätzung könnten zur Lösung beitragen.
Linde hat im jüngsten Quartal einen Rekordgewinn gemeldet. Noch nie wurde in einem Dreimonatszyklus mehr verdient als die knapp 1,6 Milliarden Dollar zwischen April und Juni.
Das heißt einfach nüchtern betrachtet, In den letzten fünf Jahren hat der Konzern den Gewinn über den Daumen um 25 Prozent gesteigert, und es sieht so aus als wird das Jahr 2023 zum einträglichsten Geschäftsjahr der Konzerngeschichte.
Der Vorstand hat inzwischen den Ausblick angehoben und erwartet heben nun rund 6 Milliarden Dollar als Gewinn (eine Steigerung um 45 %).
Wen wundert es da, dass Linde begehrt ist und die Glücksritter bei dem Marktführer mit dabei sein wollen und auf den Zug aufspringen?
Egal für welchen der drei Branchenriesen sich der interessierte Anleger entscheidet ( kurzfristig wissen kann es im Voraus sowieso niemand), alle haben das Potential ihren Anlegern auch künftig viel Freude zu bereiten. Es sind kleinere Merkmale, welche die Entscheidung beeinflussen, z.B. die Dividendenrendite, die Steuererstattungsprozedur, kurzfristige Schnäppchenkurse durch irrationalem Verhalten , eine anhaltend hohe relative Stärke, die Zukunftsaussichten usw. Richtig daneben greifen, kann man hier eigentlich nicht.
Denn alle drei sind Qualitätsaktien und meiner Einschätzung mit gutem Gewissen zu empfehlen.
Grüßle -Shane
am 09.11.2023 10:17
@Shane 1: wir sind doch alle in der ein oder anderen Weise Glücksritter 😉
Keine der drei - Air Liquide/Air Products/Linde - ist eine Luftnummer, da sind wir uns absolut einig. Ich hab das ausdauernde Islandpony namens Linde ausgewählt um aufzuspringen, noch bevor sie den Dax verlassen haben.
Wenn die Zahlen es hergeben, darf man sich von einem hohem KGV nicht abschrecken lassen. wollte nur darauf hinweisen dass es je nach Quelle und Berechnung zu verschiedenen Ergebnissen kommen kann …
Dieser Wert für sich allein betrachtet ergibt auch wenig Sinn und ist noch weniger hilfreich. Wie man letztens bei Lanxess erfahren musste half auch eine hohe erwartete Div. Rendite nicht! Über Nacht eingestampft, mitsamt dem Gewinn 🤷🏻♂️
gruss ae
am 09.11.2023 10:41
Ja, aber du hast einen uneinholbaren Vorteil, nämlich deine stets gewienerte Kristallkugel !! Ich dagegen muss immer meine Tarotkarten befragen, nachdem der Arzt mir von erhöhtem Kaffeegenuss abgeraten hat und Kaffeesatzlesen dem zu Folge nicht mehr geht.
Einem KGV allein darf man kein zu hohes Gewicht beimessen und immer in der Relation zum Gewinnwachstum sehen (zumal wie du richtig erwähnst, sich jeder nach Methode sein eigenes basteln kann).
Die Dividendenrendite ist sogar ein recht komplexes Thema (hier könnte man einen eigenen Thread zur Aufklärung füllen), hohe Ausschüttungen sind kein Merkmal für ein gutes Unternehmen, denn diese entstehen auch durch gesunkene Kurse automatisch.
Da sollte man stets auf das Payout-Ratio (Ausschüttungsquote vom Gewinn) achten, denn auch Dividendenausschüttungen weit über den Gewinn gehen auf Dauer nicht gut!
Und wie bei Lanxess erwähnt, auch die regelmäßige Beständigkeit der Dividenden sind ein Qualitätsmerkmal, lieber also weniger und dafür konstanter über die Jahre hinweg, wobei da natürlich jährliche Anhebungen optimal bei der Auswahl sind.
Grüßle - Shane