@Klimaaprima
Hallo, eigentlich gab es vorher keine ungewöhnlichen operativen Probleme. Der Kurs stand zu dieser Zeit noch bei über 1.100 Euro. Analysten finden natürlich immer passende Probleme, schließlich müssen sie es auch begründen.
Auch an so einem Giganten gehen die Auswirkungen der weltweiten Rezessionsangst und Inflation nicht vorbei. In vielen Segmenten ist der koreanische Konzern gut aufgestellt, doch der weitaus größere Teil wird mit Speicherchips eingenommen. Hier rechnete man aufgrund von Inflation und zögerlicher Nachfrage bei PCs und Laptops lange Zeit mit einem weiterem Kaufrückgang, jetzt wieder mit Überproduktionen.
Aber es es war der erste Rückgang seit 2019. Und wenn ich den Chart betrachte, dann haben die Koreaner einige Tiefs der Vergangenheit erfolgreich überwunden.
Das Land hat eine stabile Demokratie, allerdings konnte eventuell das gelegentliche Säbelrasseln mit Nordkorea kurzfristig die Börse beeinflussen. Nicht zu vergessen ist auch die koreanische Währung. Wechselkursveränderungen zwischen Won und der europäischen Einheitswährung beeinflussen automatisch den Kurs.
Das eigentliche große Problem war Lee Jae-Yong, der Sohn des langjährigen Konzern-Patriarchen Lee Kun-Hee, welcher durch dessen Tod die Führung des Konzerns übernahm.
Dieser hat aber schon zwei Haftstrafen hinter sich und wurde dann wegen seiner Rolle in dem Korruptionsskandal um die frühere südkoreanische Präsidentin der Bestechung für schuldig befunden, und bekam 2,5 Jahre gesiebte Luft im Gefängnis verschrieben.
Als der Kurs deshalb zu schwächeln begann, wurde er aber nach 18 Monaten auf Bewährung entlassen und im August 2022 vom neuen Präsidenten Südkoreas freigesprochen (er leitete vom Gefängnis aus die Geschäfte, so gut das eben ging).
Während seiner Zeit im Gefängnis durfte Lee Jae-Yong nicht offiziell für Samsung und den Vorstand des Unternehmens arbeiten, sondern wurde nur über die Geschäftsvorgänge informiert. (zuvor war er schon einmal in Haft wegen Korruption). Außerdem gab es bereits andere Verfahren gegen ihn, seinen Vater und diverse andere ranghohe Manager von Samsung, bei denen es um ähnliche Themen ging.
Er wurde meiner Ansicht deshalb begnadigt, um den Dampfer (Südkoreas Vorzeigeunternehmen) wieder auf Kurs zu bringen, wobei die weltwirtschaftliche Lage ja derzeit nicht gerade rosig glänzt.
Samsung ist mit einem aktuellen Marktwert (wie ich mich eben noch einmal vergewisserte) von umgerechnet gut 219 Milliarden Euro der größte Elektronikhersteller des Planeten und vor allem als führender Chip-Vertragsfertiger, größter Hersteller von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets nach Stückzahlen sowie als größter Hersteller von TV-Geräten bekannt.
Der (eigentlich) schuldenfreie Konzern verfügt sichtbar über eine gute Bilanzstruktur, die u.a. an der sehr komfortable Eigenkapitalquote von ca. 81% erkennbar wird.
Nur um die Dimensionen zu verstehen - das Unternehmen könnte theoretisch alle Verbindlichkeiten von 102 Billionen Won (knapp 76 Milliarden Euro) in bar bezahlen. Des Weiteren besitzt das Unternehmen Vermögenswerte in Höhe von 374 Billionen Won (277 Milliarden Euro).
Also wenn ich oben schrieb, der Konzern ist derzeit für mich lediglich eine Halteposition, denke ich dabei nicht, Samsung könnte in finanzielle Schieflage geraten, sondern eher daran, mit einem Nachkauf oder Neueinstieg zu warten, bis wieder ein klarer Aufwärtstrend erkennbar wird.
Ich hoffe mit meiner Antwort deine Frage einigermaßen zufriedenstellend begründen konnte, weiß natürlich nicht, ob diese auch die Ursache ist. Eindeutige Fakten liegen jedenfalls nicht vor.
Grüßle - Shane
