am 08.05.2023 16:36
Hallo @KWie2 ,
Bitte gestatte mir den Einwand, mir ist dein Blick auf KI etwas zu eindimensional. Ohne Frage, KI enthält zunächst einige Risiken, auch noch unabsehbare Eingriffe, welche gravierende Folgen haben könnten, bei militärischen Konflikten, Datensicherheit/ Manipulation usw..
KI wird, auch das unbestritten, unsere gesellschaftlichen Strukturen und Parameter in vielen Bereichen beeinflussen, auch neu gestalten, ob wir das nun persönlich wollen oder nicht. Diese Technik ist in der Welt, sie wird sich weiterentwickeln und sie lässt sich wohl nicht einfach mal "wegwünschen". Risiken und gesellschaftliche Herausforderung bestehen/bestanden m.E. bisher bei vielen technologischen Errungenschaft. Die Wirkung einer Technologie wird immer von Menschen oder einer Gesellschaft bestimmt.
Gesellschaften müssen/ könnten diese für sich gewinnbringend nutzen und entstehende Risiken erkennen, begrenzen bzw. regulieren. Das gelingt nicht grundsätzlich, wie schon andere Technologien zeigten. Auch Maschinen, Autos, Telekommunikation, Internet, Kernphysik, Bio/Gentechnologie haben ihre Schattenseiten neben vielen nützlichen und fortschrittlichen Aspekten.
Fortschritt ist immer eine Herausforderung und hat grundlegende Veränderungen und Auswirkungen zu verantworten, im Guten und Nützliche sowie im Schlechten und Zerstörerischen, welche so gesehen mit der Herstellung des Feuers begann.
Und menschliche Fehler, Fehlentscheidungen und Befindlichkeiten sind jeden Tag Ausgangspunkte von Desaster und Unfällen, Konflikten und Irrtümern. Ich bin mir gar nicht sicher, ob KI wirklich schlechter dabei abschneiden wird.
Für gravierende Angriffe auf Gesellschaftskultur(en) gibt es ausreichend Beispiele auch ohne KI, die Geschichte zeigt das in übermäßiger Vielfalt.
KI wird in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereich die Möglichkeiten erweitern, bei der Verwaltung, in der Forschung, der Diagnostik und Therapie, der Steuerung von Infrastruktur, der Auswertung von Daten, um gezielter und sinnvollere Maßnahmen zu planen. Herstellungs/ Lieferprozesse lassen sich optimieren und damit Energie und viele Ressourcen einsparen.
Letztendlich wird die Menschheit selbst mehrheitlich verantwortlich sein, ob KI zum Nutzen oder mehr zum Schaden eingesetzt wird, wie schon beim archaische und eigentlich noch "primitiven" Feuer.
Noch ist KI seelenlos und wohl ohne perfide eigene Absichten, dafür sorgt aber stets der Mensch. Denn Technologie wird eingesetzt und für das, was oder wie Menschen es in die Welt bringen, im Nützlichen und im Schädlichen, sind sie stets selbst verantwortlich und nicht eine Technik an sich.
Grüße
08.05.2023 17:09 - bearbeitet 08.05.2023 17:17
08.05.2023 17:09 - bearbeitet 08.05.2023 17:17
Hallo,
@Klimaaprima schrieb:Bitte gestatte mir den Einwand, mir ist dein Blick auf KI etwas zu eindimensional.
1) Einwand gestattet.
2) Eindimensional? Ich? -> Fehleinschätzung des Jahrhunderts!
Im Zweifel weiß ich vor lauter Betrachtungswinkeln und Abstraktionsebenen gar nicht mehr so genau, wo ich eigentlich bin.
Emotional geschrieben hat mein Beitrag angedeutet, dass KI alles andere als (hier musste ich korrigieren, weil die Rechtschreibkorrektur aus „andere als“ „anderenfalls“ gemacht hatte. Zum Glück habe ich es gemerkt!) problemlos ist.
Wer ist denn schuld, wenn ein mittels KI autonom fahrendes Fahrzeug Menschen tötet?
Der Passagier? (Früher wäre das immer der Fahrer und damit verantwortliche gewesen)
Der Fahrzeughalter? (War ggf. gar nicht dabei, hat aber das Fahrzeug gekauft)
Der Fahrzeughersteller? (Hat das autonome Fahrsystem ggf. bei einem Zulieferer gekauft)
Der KI Systemanbieter? (Weiß eventuell gar nicht, wofür genau sein KI System eingesetzt wird?)
Wie werden Versicherungen Autonome Fahrzeuge einstufen?
Sollten wir dergestalt unbeherrschbare aber wirksame Systeme in unserer Gesellschaft überhaupt akzeptieren?
Es ist ein riesiges Experiment, dass vor allem die Frage nach der Verantwortung (Rechtschreibfehler nicht von der Rechtschreibkorrektur erkannt) ganz neu aufwirft.
Wir können einen Gegenstand nicht vor Gericht stellen.
Das wäre aber bei autonomen Systemen das Analogon zu unserer Justiz:
Ein selbstfahrendes Auto, das (Rechtschreibfehler nicht vom System erkannt) einen Menschen verletzt, wird zum Tode (durch Verschrottung) verurteilt.
Da wäre ich gespannt, wie stark KI sich in unserer Gesellschaft durchsetzen würde…
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 08.05.2023 17:53
Das ist richtig, KI wird viele Fragen, soziale, rechtliche und moralische neu herausfordern und Anworten sind noch gar nicht formuliert. Viele Fragen und Aspekte sind wohl auch noch nicht erkennbar.
KI ist aber auch mehr als autonomes Fahren, so gesehen wäre das nur eine Branche unter vielen, die KI zunehmend einsetzen werden. Ob erfolgreich, mal abwarten.
Für andere Branchen wird KI m.E. sicherlich mehr Vorteile und neue Möglichkeiten generieren und ggf. eine enormes Wachstum bereitstellen. Man sollte schon im Blick gaben, dass viele Lebensbereiche damit zunehmend verbunden sein werden. Ob man als Anleger partizipieren möchte, sicherlich eine andere Frage.......
Ich habe jedoch den Eindruck, dass man an KI als Anleger kaum vorbeikommen wird, die meisten Branchen werden sich zunehmend damit beschäftigen und KI dann auch selbstverständlich einsetzen.
Grüße
am 08.05.2023 18:01
KI ist ein spannendes Thema das vieles verändern wird. Dennoch glaube ich dass die Diskussion im wesentlichen von eigenem Kontrollverlust getrieben wird.
Werden durch KI Menschen zu Schaden kommen? Ja werden sie. Die relevante Frage ist aber nicht ob Menschen zu Schaden kommen sondern ob mehr oder weniger zu Schaden kommen als durch andere Menschen. Also letztendlich konkret die Frage, kommen mehr Menschen durch den KI Tesla im Graben zu Tode oder mehr Menschen durch den Opel, VW, BMW der durch einen unter Drogen stehenden Fahrer, einen jungen gesunden Fahrer ohne Erfahrung, einen alten kranken Fahrer mit Erfahrung oder einfach durch jemanden der 10 Minuten vorher mit seiner Freundin gestritten hat gelenkt wird. Oder durch jemanden der gesund ist, konzentriert ist, keine Drogen nimmt aber trotzdem zur falschen Zeit einen Schlaganfall hat.
Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, und das ist etwas was man selbst nicht gerne wahrnimmt, überall da wo automatisiert wurde ist es ohne Mensch sicherer als mit. Ich behaupte da mal, natürlich unbewiesen, wenn die Kinderkrankheiten weg sind ist das autonome Auto in der Versicherung günstiger als das vom Menschen gesteuerte.
Schönes Beispiel dafür ist die Nürnberger U Bahn, die fährt seit Jahren auf zwei Linien ohne Fahrer. Unfälle gibt es da auch, weil Menschen unter Drogen, mit gesundheitlichen Problem, aus Dummheit oder aufgrund von Straftaten auf den Gleisen landen. Jedesmal ist der Aufschrei riesengroß, das wäre mit Fahrer nicht passiert usw.. Dieses Argument kommt selbst dann wenn man nachweisen kann das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, z.B. einer Kurve vor dem Bahnsteig, die Technik früher reagiert hat als ein Mensch es je gekonnt hätte.
Und ja, ich gebe Dir vollkommen recht, so etwas wirft Fragen auf, aber meistens dort wo man sie nicht erwartet. Z.B. warum bei einem Streik der Fahrer die fahrerlose U Bean ebenfalls im Depot bleibt. Nicht etwa weil das Personal in der Zentrale ebenfalls streikt, sondern, so zumindest meine Interpretation, weil man die Gesellschaft nicht vor eine Zerreißprobe stellen will wenn die fahrerlose U Bahn fährt, die mit Fahrer aber nicht. Spätestens auf dem Weg zur Arbeit hört dann nämlich die Solidarität auf.
Den Rest, wer haftet für was, werden Juristen klären.
am 08.05.2023 19:14
Hallo,
@CurtisNewton schrieb:Den Rest, wer haftet für was, werden Juristen klären.
Sehr guter Beitrag. Und diese Diskussion wollte ich auch ankurbeln.
Juristen werden m.E. aber nicht ausreichen.
Wenn autonome Systeme handeln und Handlungen justiziabel sein müssen, dann werden wir als Gesetzgeber den entsprechenden Gesetzesrahmen für die Juristen entwickeln müssen.
Der muss auch nicht unbedingt so radikal sein (Todesstrafe für das Auto), denn Zulassungsbeschränkungen, und Betriebsverbote, wie etwa bei der Boeing 737-Max, sind ja auch denkbar und haben dann die entsprechenden marktlichen Auswirkungen.
Wenn die Kaffeemaschine morgens den Whisky für die Kinder und die Milch für Vater serviert, kann man das dann schon eher dem Markt überlassen.
Gruß : KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 08.05.2023 19:45
Ich hoffe doch, dass mittlerweile auch einer schlichten KI "bewusst pogrammiert" sein sollte, kein Bier vor vier! 😉
am 08.05.2023 19:56
Stellt sich nur die Frage welches vier, das auf deiner Uhr, in deiner Kaffeemaschine, das auf dem Server wo das KI Backend läuft oder das in London. Und was wenn es eine japanische Kaffeemaschine ist die wegen deines bei Ebay erstandenen Kimonos der Meinung ist sie wäre gerade in Tokio?
Die Anzahl der Fragen steigt gerade....
08.05.2023 20:06 - bearbeitet 08.05.2023 22:01
Hallo,
mal Scherz beiseite, denke ich, dass KI vor allem in vier Bereichen Einzug halten wird:
Wehrtechnik,
Medizintechnik (wie schon im Startbeitrag zu erkennen),
Harmloser Konsumenten-Schnick-Schnack (weil harmlos und daher kein Gesellschaftsthema)
Informationsverarbeitung
In der Medizintechnik kann ich mir vorstellen, dass bei zeitkritischen Eingriffen ein Assistenzsystem für die notwendigen Ärzte mit den Ärzten zusammen ggf. leistungsfähiger sein könnte, als nur die Ärzte ohne System.
Für wirklich gefährlich halte ich KI vor allem hinsichtlich Fake-News.
KI ist inzwischen so weit, bei vielen etwas kritikloseren Menschen den Turing-Test zu bestehen.
Ich habe ChatGPT getestet und bin entsetzt, was für einen verlogenen Unfug man da als Antwort serviert bekommt. Wer dem vertraut ist komplett verloren.
Vor allem die heimliche und betrügerische Anwendung von KI wird uns zu Schaffen machen.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 08.05.2023 20:22
In der Medizin sicherlich primär bei der Bildgebung und Befundung d.h. den Radiologen zu unterstützen.
Gleiches gilt für die Histologie, der Pathologe erhält eine Unterstützung.
Mustererkennung ist eine Stärke der KI.
Lästig Routinen wie Arztbriefe schreiben geht natürlich sehr gut, bislang diktiert man gerne was der Schreibkraft die den Entwurf fertig macht, und man schaut nochmal drüber.
Nun diktiert man höchsten welche Art von Brief, Diagnosen und Befunde man drinnen haben will, Brief wird generiert und man schaut nochmal drüber.
Für Journalisten kann es eng werden, denn wenn Texte so schnell generiert werden, so stellt man sich die Frage,,wie viele von ihnen mit welcher Kernkompetenz braucht man noch?
Spezialisten die sich in einem Gebiet gut auskennen sind sicher notwendig, um die Endredaktion vorzunehmen.
am 08.05.2023 20:29
@Storm schrieb:In der Medizin sicherlich primär bei der Bildgebung und Befundung d.h. den Radiologen zu unterstützen.
Gleiches gilt für die Histologie, der Pathologe erhält eine Unterstützung.
Mustererkennung ist eine Stärke der KI.
Genau, wollte ich gerade schreiben. Die modernen bildgebenden Systeme machen Rauschunterdrückung, Kanten schärfen etc. heute nicht mehr mit klassischen Filtern sondern mit neuronalen Netzen.
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