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Ist der DAX ein "Haufen Schrott"?

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Der "Aktionärsbrief" aus dem Hause Bernecker (leider insolvent, siehe hier) war in den letzten Jahren eher so durchschnittlich, was die Qualität der Empfehlungen betrifft. In der Ausgabe von morgen (28.03.2019) erscheint allerdings ein wunderbarer Leitartikel zum DAX, den ich gerne mit Euch teile. Sicher ist die schlechte Qualität des deutschen DAX nicht allen so klar. Dieser Artikel zeigt zwei oder drei Dinge sehr deutlich, die auch ich hier immer wieder predige:

 

1.  Vermeintlich "günstige" Bewertungen (niedriges KGV) sind kein Grund für steigende Kurse,

2.  es bringt nichts, immer nur die bekannten deutschen Konzerne zu kaufen, und

3.  undurchsichtige Firmenbündel wie Wirecard sind Zockeraktien und eignen sich jedenfalls derzeit nicht für eine seriöse Geldanlage.

 

Die Lehre aus diesen Punkten: Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss sich international aufstellen und einfach Werte kaufen, die schon seit langem ohne grössere Rücksetzer steigen. Also Trend-Aktien. Auch wenn Ihr in der sog. Fachpresse nichts darüber lest. Anregungen findet Ihr regelmässig in meinen Sterne-Listen.

 

Hier jetzt also der versprochene Leitartikel.

 

nmh

 

Ist der DAX ein Haufen Schrott?
Diese Frage stellt sich zu Recht. Die relative Schwäche zu den Amerikanern ist unübersehbar. Während New York an den Tops kratzt und klar über den steigenden 200-Tage-Linien liegt, gilt für den DAX das Gegenteil. Die Baustellen innerhalb des Index werden immer größer und die Wahrscheinlichkeit neuer Tops auf absehbare Zeit immer kleiner. Warum ist das so?

Der DAX ist ein Sammelsurium aus Problem-Werten und -Sektoren.
Der Autosektor rennt wild und planlos in die Elektromobilität, der Bankensektor läuft in eine Peinlichkeit (Fusion Dt. Bank/Commerzbank) nach der anderen. Die Versorger wurden staatlich abgewickelt, finden derzeit wenigstens einen Boden, sind aber politisch stets bedroht. Thyssenkrupp lässt sich im Zuge eines linken politischen Einflusses nicht sanieren und Bayer sieht sich einem dreijährigen juristischen Spießrutenlauf ausgesetzt. Wirecard mit einer gefühlt dreistelligen Anzahl an Tochtergesellschaften in Schwellenländern ist eine Blackbox und wird regelmäßig von Shortsellern angegriffen. Das ist der aktuelle Zustand des DAX.

Garantieren niedrige Bewertungen steigende Kurse? Nein. Wir kennen das Spiel bereits eindrücklich von den Banken und den Versorgern. Augenscheinlich niedrige Bewertungen nach einer Kurshalbierung führten auch hier nicht zu einer Wende, sondern zu einer weiteren Kurshalbierung. Und dem folgte dann noch eine Halbierung und noch eine - und so weiter. Daimler galt bei 96 € im Jahr 2015 nicht als teuer. Als sie um fast 30 % auf 70 € korrigierte, galt sie sogar als fundamentales Schnäppchen bei einstelligen KGVs. Heute notiert sie knapp über 50 € und gilt immer noch als Schnäppchen.

Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Titel wie SAP mit höchstem Anerkennungsgrad im Silicon Valley, Adidas mit einer beeindruckenden Wachstumsstory und sogar die Dt. Telekom mir einer exzellenten US-Strategie beweisen, dass es auch anders geht. Nur reicht dies nicht, um den DAX massiv anzuschieben. Sie kennen alle das Bild des Kurs-DAX der letzten fünf Jahre - ein einziges Desaster. Der DAX lebt von seinen Dividenden. Irgendwann wird es auch neue Tops geben, er bleibt aber bis auf Weiteres ein relativer „Under-Performer“. Deshalb:

Nehmen Sie bitte Abstand von strategischen Investitionen in DAX-ETFs oder DAX-Index-Zertifikaten. Es geht nur über Selektion, so wie wir sie in unseren beiden Portfolios auf Seite 10 seit fast 20 Jahren umsetzen. Übrigens:

[...]
Die technische Situation im DAX hat sich im Wochenverlauf verschlechtert.
Der bestehende Aufwärtstrend seit Jahresbeginn wurde nach unten gebrochen. Derweil bewegen sich die wichtigeren US-Indizes alle noch im grünen Bereich oberhalb ihrer steigenden 200-Tage-Linien. Den schwächeren Konjunkturdaten auf der einen Seite steht eine wieder expansivere Geldpolitik der Notenbanken gegenüber. Das federt die Risiken nach unten ab.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
15 ANTWORTEN

Coyote38
Experte ★★
278 Beiträge

@nmh 

Ein großartiger Artikel ... vielen Dank für den Link und die Leseempfehlung. Bestätigt mich in meinem - völlig unqualifizierten - "Bauchgefühl", von deutschen Werten die Finger zu lassen ... SAP und adidas mal "außen vor", aber das wusste ich schon vorher.

Hans W.
Autor ★★
17 Beiträge

"Vielleicht würde ein verpflichtender Staatsfonds (für die Rente oder so) wie in Norwegen dem DAX nachhaltig auf die Sprünge helfen. Für gute Kurse braucht es halt auch stetige Nachfrage. Es wäre mal interessant zu erfahren wo der DAX stehen würde, wenn 50% des momentanen dt. Sparbuch- bzw. Barvermögens in DAX-Titel angelegt werden würde. Börse Online hat heute die Osloer Börse gelobt. Könnte daran liegen, dass Norwegen durch den Staatsfonds eine konstante binnen-Nachfrage hat."

 

Das ist nicht ganz korrekt. Soweit ich informiert bin, ist es dem norwegischen Staatsfond verboten in Norwegen zu investieren. Der legt nur in ausländischen Werten an, um die Währung zu schützen.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Hans W.  schrieb:

 

Das ist nicht ganz korrekt. Soweit ich informiert bin, ist es dem norwegischen Staatsfond verboten in Norwegen zu investieren. Der legt nur in ausländischen Werten an, um die Währung zu schützen.


Bist Du Dir sicher?

Ich kenne mich in Norwegen nicht aus, aber mir zeigt sich ein anderes Bild:

 

FOLKETRYGDFONDET hält

7,95% von Mowi

4,65% von Grieg Seafood

5,25% von Salmar

 

Nach eigener Aussage ist FOLKETRYGDFONDET der Investmentmanager hinter dem staatl. Pensionsfonds und investiert 85% in Norwegen (15% restl. Skandinavien). Der Fonds hält etwa 5% der an der Osloer Börse gelisteten Marktkapitalisierung.

 

Also eigentlich genau das Gegenteil was Du geschrieben hast.

Hans W.
Autor ★★
17 Beiträge

"Bevor ihr euch streitet klärt die Begriffe"

 

Wiki sagt:

der staatliche Pensionsfonds teilt sich in zwei Unterfonds auf:

Ein Fond ist für die Sozialversicherungsbeiträgte und investiert ausschließlich in Norwegen

In den anderen Fonds fließen sämtliche Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Dieser darf nur im Ausland investieren.

 

Also haben beide recht 🙂

Dennoch gebe ich dir recht, die Sozialbeiträge sollten zu einem gewissen Teil am Kapitalmarkt arbeiten können und nicht nur als Umlaufposten dienen.

hvd
Mentor ★★★
2.132 Beiträge

 Die Beiträge  gehen ein wenig vom Thema weg. 

Der Dax hat in letzter Zeit tatsächlich schlechter performt als der Dow. Aber es gab auch andere Zeiten, vor allem als der Dollar Schwäche zeigte.

Ob ein verpflichtender Staatsfonds den Dax retten würde?

Träumen darf man ja, die Realität sieht anders aus.

Einen Norweger kann man vielleicht verpflichten, einen Chinesen sicherlich , aber einen Deutschen? Never.

Es ist richtig, dass Deutsche keine Aktienkultur haben. German Angst ist ein international geläufiger Begriff. 

Nur wenige Deutsche investieren zum Vermögensaufbau oder zur Alterssicherung in Aktien.

Wenn Deutsche in Aktien "investieren" , dann tun sie das meist nur kurzfristig. 

Durch Gesetze kann man dieses Verhalten nicht verändern.

 

Jeder muss selber erkennen, dass die Aktienanlage z.Z. die beste Investitionsform ist.

Die Amis sind in dieser Hinsicht bedeutend weiter. 

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Hans W.  schrieb:

"Bevor ihr euch streitet klärt die Begriffe"

 

Wiki sagt:

der staatliche Pensionsfonds teilt sich in zwei Unterfonds auf:

Ein Fond ist für die Sozialversicherungsbeiträgte und investiert ausschließlich in Norwegen

In den anderen Fonds fließen sämtliche Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Dieser darf nur im Ausland investieren.

 

Also haben beide recht 🙂

Dennoch gebe ich dir recht, die Sozialbeiträge sollten zu einem gewissen Teil am Kapitalmarkt arbeiten können und nicht nur als Umlaufposten dienen.


Hi @Hans W. 

Wen zitierst Du da? Dich selbst? Smiley (überglücklich)

Es geht doch nicht darum im Recht zu sein. Es geht darum zu erklären, warum der DAX schlechtere Kurse abliefert als andere Indizes. Auf mein Argument mit der Binnennachfrage bist Du nicht eingegangen.

 

Im DAX haben wir auch jemanden, der mit 5% an so ziemlich jedem Unternehmen beteiligt ist -> Blackrock (bzw. iShares). Vermutlich über Derrivate und weniger direkt und langfristig (vgl. Norwegen).

 

Deutsche Pensionsfonds legen meistens global an. Das ist aus Rendite- und Risikoaspekten nachvollziehbar. Für die Binnennachfrage wären nationale Investments besser. Was glaubt Ihr wie amerikanische Pensionsfonds investieren?