Das derzeitige Öldesaster hat wohl noch keiner hier erlebt. Während in den 70-er Jahren wegen Ölknappheit Fahrverbote erlassen wurden, schwimmt die Welt derzeit in Öl.
Nach den tiefen Kursen in den Wochen zuvor rutschte der Preis zu Wochenbeginn wieder in den Keller. Ein Barrel Öl (159 Liter) der Sorte Brent wurde vorübergehend für weniger als 20 Dollar gehandelt. Offensichtlich ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Auswirkungen wird aus dem Boden gesaugt, was die Pumpen liefern.
Schwergewichte in diesem Geschäft wie Apache (erwähnte ich schon vor einigen Tagen) haben seit Jahresbeginn deshalb mehr als 70 Prozent ihres Börsenwerts eingebüßt. Breiter aufgestellte Ölmultis B. Petroleum oder die hier derzeit beliebte Royal Dutch stecken die heftigen Turbulenzen besser weg. Sie sind weniger stark im Geschäft mit Schieferöl und Schiefergas beheimatet und verfügen über ein erhebliches Raffineriegeschäft. Die Schulden sind zwar auch kein Pappenstiel, doch von Überschuldung kann man nicht sprechen.
Insgesamt betrachtet dürfte die Nachfrage für den Energieträger Rohöl in den kommenden Monaten im Preis auch wieder steigen.
Seltsamerweise halten sich die Analysten momentan schwer mit verwertbaren Aussagen zurück. Aber diese Riesenkonzerne sollten genug Spielraum haben, diese Ölpreise unterhalb von 40 Dollar (erst dann arbeiten sie in der Regel profitabel) pro Barrel einige Monate zu überstehen.
Sollte es länger dauern, werden wir es merken, und zwar in Form von Stockdividenden, welche bei RD und BP über lange Zeit üblich war. Das war übrigens eine Alternative, welche ich gern angenommen hatte, da die Einbuchung bei RD stets kostenfrei erfolgte. Mit geschätzten 15,4 Milliarden Dollar Dividendenzahlungen im laufenden Jahr ist Shell einer der größten Dividendenzahler weltweit und die Nummer 1 in der Branche. Die Ausschüttungen wurden 30 Jahre in Folge nicht gekürzt.
Ich kann mir vorstellen, dass die Dividenden entweder auch wieder als Stockdividenden bezahlt oder verständlicherweise gekürzt werden, aber dass sie nach so vielen Jahren komplett gestrichen werden, befürchte ich nicht ernsthaft.
Solange eine Erholung der Ölpreise jedoch nicht in Sicht ist, würde ich (wie auch von Noxx erwähnt) von zu schnellen Nachkäufen absehen.
Die Nettoschulden im Vergleich zum eingesetzten Kapital betragen bei Royal Dutch Shell 34 Prozent, und bei BP 36 Prozent.
Heute ist Royal Dutch Shell mit 13 großen Verflüssigungsanlagen und einer Flotte von 90 LNG-Tankern somit auch der weltgrößte Anbieter von Flüssiggas.
Insidern zufolge prüft der britisch-niederländische Ölkonzern die Lagerung von Rohöl auf speziellen Schiffen, die einzeln rund sechs Millionen Barrel aufnehmen.
Grüße - Shane
