am 12.03.2019 18:43
Leider kann ich das erfahrungsgemäß nicht so gut verständlich darlegen wie andere Kollegen hier, ich versuche es aber trotzdem:
Bei Thesaurierern wird seit der Reform die sogenannte Vorabpauschale besteuert, in die unter anderem ein Basiszinssatz und der Kursverlauf des ETFs einfließen. Im vergangenen Jahr hatten die großen Indices keine großen Kursgewinne bzw. sogar Verluste. In diesem Fall hättest Du überhaupt keine Steuern bezahlt, Dein Freibetrag würde ungenutzt verfallen. Versteuern musst Du den Spaß trotzdem - nämlich in x Jahren beim Verkauf der Anteile. Den Freibetrag bekommst Du aber natürlich nicht wieder, er verfällt unwiederbringlich.
Hättest Du stattdessen einen Ausschütter genommen, hättest Du (sagen wir mal) 2% Ausschüttungen bekommen, für diese den Freibetrag in Anspruch genommen, also keine Steuern gezahlt und das Geld reinvestiert. In diesem Moment gilt es aber (völlig korrekt) als bereits versteuert. In x Jahren hast Du dann also eine deutlich geringere Steuerbelastung, weil Du jedes Jahr 800 Euro Gewinn machen durftest, die als bereits versteuert gelten.
Daher immer der Rat: Bis zur Ausschöpfung des Freibetrags Ausschütter besparen. Sobald die Grenze erreicht ist, die Ausschütter einfach liegen lassen und ab diesem Moment Thesaurierer besparen. Wie gesagt, es sind immerhin gut 200 Euro jährlich für Dich drin. Macht also auf Deine 30 Jahre gerechnet 6000 Euro nur an Steuern, die Du Dir sparen kannst ![]()
12.03.2019 18:53 - bearbeitet 12.03.2019 18:55
Gut ok, sollte ich mich doch dafür entscheiden, hätte ich noch ein zwei fragen und zwar,
bei einer jährlichen Sparrate von gerademal 600€ und einer quartalsweisen ausschüttung muss ich dann die grob gesagt 3-5€ (oder weiß ich wieviel 😁 ) bei der nächsten sparrate wieder draufpacken? Und entstehen mir da kosten bei comdirect? Bzw erstmal von meinem verrechnungskonto auf mein Giro überweisen?
und wann weiß ich das die Summe erreicht ist also sagen wir mal 500€ freibetrag?
Die ersten 5 Jahre sollte ich wohl noch locker unter dem freibetrag bleiben oder?
Und warum sagen auch leute wie Kommer, das es sich in der Ansparphase lohnt auf thesaurierende etf zu setzen ?
am 12.03.2019 18:59
Der einfachste Weg ist, die nächste Sparplanausführung um den Betrag der Ausschüttung zu erhöhen. Kosten dafür entstehen keine zusätzlichen.
Wann Du das erreicht hast, sieht Du entweder in Deiner Steuerübersicht, Jahressteuerbescheinigung oder Du errechnest es Dir mit einem Dreisatz ![]()
Bei angenommen 2% Ausschüttungsrendite bräuchtest Du für 500 Euro also einen Depotwert von 25.000 Euro. Bei 600 Euro jährlicher Sparleistung also gut 41 Jahre.
am 12.03.2019 19:07
Vielen Dank für ihre gut erklärten Antworten 👍🏻
am 12.03.2019 19:12
Freut mich, wenn ich ein wenig helfen konnte ![]()
13.03.2019 00:16 - bearbeitet 13.03.2019 00:18
13.03.2019 00:16 - bearbeitet 13.03.2019 00:18
Hallo @PatrickP,
@t.w.war ja mal wieder schneller als ich und offensichtlich seid ihr auf einem guten Weg. Trotzdem wollte ich auch noch ein paar Kommentare loswerden:
@PatrickP schrieb:ich habe aktuell bei comdirect zwei sparpläne angelegt jeweils 50€ auf,
SPDR MSCI ACWI &
Xtrackers MSCI Europe
warum?
weil mir im weltanteil die europäischen Nationen zu kurz kommen und ich somit dem entgegenwirken möchte.
Der Europa-Anteil im ACWI ist mit etwa 20% zugegebenermaßen nicht üppig, das mit einer Extraportion MSCI Europe aufzufüllen ist also ein durchaus gangbarer Weg. Allerdings hast Du in der geplanten Kombi dann 70% Europa. Für meine Begriffe ist das etwas weit übers Ziel hinausgeschossen.
@PatrickP schrieb:Beide sind thesaurierend, weil ich es die nächsten Jahre ohne groß nach zu balancieren laufen lassen möchte.
Das einzige was bei thesaurierenden ETFs nicht nötig wird ist die Wiederanlage der Ausschüttungen. Das regelmäßige Rebalancing solltest Du aber in jedem Fall machen, sowohl bei Thesaurierern wie auch bei Ausschüttern.
Das Ausschütter während der Ansparphase einen steuerlichen Vorteil haben, hat @t.w. ja schon dargelegt.
@PatrickP schrieb:bei einer jährlichen Sparrate von gerademal 600€ und einer quartalsweisen ausschüttung muss ich dann die grob gesagt 3-5€ (oder weiß ich wieviel 😁 ) bei der nächsten sparrate wieder draufpacken? Und entstehen mir da kosten bei comdirect?
Ich unterstelle jetzt mal eine monatliche Gesamtsparrate von 100 € in 2 ausschüttende ETFs sowie eine Ausschüttungsquote von 2% bei quartalsweiser Ausschüttung. In vereinfachter Betrachtung* läge daher die Ausschüttung im ersten Jahr bei 24 € bzw. 6 € pro Quartal. Im zweiten Jahr doppelt so hoch (12 € pro Quartal) usw.
Natürlich ist es gerade in der Anfangszeit nicht entscheidend, die Ausschüttungen unmittelbar (4x pro Jahr) wieder anzulegen. Mindestens jährlich, bei höher werdenden Beträgen auch halbjährlich oder später vielleicht sogar vierteljährlich ist das aber sinnvoll. Keine große Sache, kostet Dich jeweils 5 Minuten.
Es fallen die ganz normalen Kosten an, beispielweise 1,5% bei Ausführung für einen Nicht-Top-Preis-ETF.
@PatrickP schrieb:Und warum sagen auch leute wie Kommer, das es sich in der Ansparphase lohnt auf thesaurierende etf zu setzen ?
Die identische Frage hatten wir vor ein paar Tagen schon mal. Ich verweise einfach mal auf die damals von mir gegebene Antwort.
@t.w. schrieb:Bei angenommen 2% Ausschüttungsrendite bräuchtest Du für 500 Euro also einen Depotwert von 25.000 Euro. Bei 600 Euro jährlicher Sparleistung also gut 41 Jahre.
Es ist sogar noch krasser da zusätzlich die Teilfreistellung von 30% berücksichtigt werden muss darf. Bei einem verfügbaren Freibetrag von 500 € läge der nötige Depotwert daher bei rd. 35.700 €. Bei 1.200 € (!) jährlicher Sparleistung also fast 30 Jahre wobei zwischenzeitlich hoffentlich ein erkleckliches Sümmchen aus Kursgewinnen zusammenkommt so dass es auch einiges früher soweit sein kann – wenn nicht vorher die Steuergesetze mal wieder geändert werden.
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* In der Realität steigt das Depot natürlich nicht sprunghaft mit Ablauf eines Jahres sondern wird tendenziell wachsen, aufgrund von Kurschwankungen aber auch mal zurückkommen. Folglich laufen auch die Ausschüttungsbeträge nicht linear hoch.
am 13.03.2019 04:33
Hallo,
ich hasbe meinen Sparplan nun geändert und werde ab april dann den
SDPR All World mit 60€ besparen &
Stoxx Europe 600 mit 40€
beide sind nun ausschüttend.
vielen Dank für eure Hilfe.
am 13.03.2019 07:42
Das Thema Ausschüttung ist für mich jetzt auch wieder klarer geworden.
Die ausgeschütteten Beträge sind ja dann quasi versteuert. Wenn ich die wieder rein packe über die Sparrate sind die dann bei der Auszahlung steuerfrei. Da muss ich aber keinen Nachweis erbringen, das läuft alles automatisch!?
am 13.03.2019 07:44
Gefällt mir persönlich besser als der ursprüngliche Plan obwohl der Europa-Anteil noch immer über 50% liegt. Allerdings würde bei weiterer Reduzierung des Stoxx-Anteils diese Position zu klein (nicht anteilig sondern deren absoluter Sparbetrag) so dass man diesen ETF komplett in Frage stellen müsste. Das wiederum wiederspräche aber Deinem Wunsch Europa aufzuwerten.
Ich würde es also für den Moment ganau so lassen.
Sobald Du aber Deine Sparrate auf die langfristig geplanten 200-250€ erhöhen kannst solltest Du die Verteilung nochmal neu planen. In dem Moment vielleicht auch noch die Emerging Markets bedenken die bei Deinem Anlagehorizont von 30 Jahren eigentlich ein Muss sind, derzeit aber auch nur einen Anteil von etwa 6,5% haben.
Alles Zukunftsmusik, für den Moment bist Du gut aufgestellt.
In dem Sinne wünsche ich viel Glück und Erfolg.
am 13.03.2019 07:56
@Sempiternal schrieb:Die ausgeschütteten Beträge sind ja dann quasi versteuert. Wenn ich die wieder rein packe über die Sparrate sind die dann bei der Auszahlung steuerfrei. Da muss ich aber keinen Nachweis erbringen, das läuft alles automatisch!?
Ja, theoretisch läuft das alles automatisch. ![]()
In der Praxis ist es natürlich so, dass auch die comdirect mal einen Fehler machen kann und bei Buchungen und Steuerberechnungen einen Wurm reinbringt.
Zusätzlich kann sich bis zum Verkauf die Steuergesetzgebung noch 3x ändern (wobei Altbestände aufgrund Bestandsschutz wahrscheinlich anders berücksichtigt werden dürfen als Neukäufe).
Oder Du überträgst Dein Depot zu einem anderen Broker (und hierbei kommt es aufgrund Schlampigkeit oder unterscheidlicher Softwaresysteme zu einem Informationsverlust).
Es gibt also gute Gründe dafür sich einen dicken Ordner oder eine große Festplatte zu kaufen und die Steuerbescheinungen brav zu sammeln. Für den Fall der Fälle bist Du dann zumindest in der Lage den Nachweis zu erbringen – theoretisch ![]()