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Hauptsache kein Sparbuch! Aktienstrategien für Einsteiger

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Liebe Börsenfreunde,

 

wir haben festgestellt, dass gerade in den letzten Wochen viele neue Leser in unserer sympathischen kleinen Community dazugekommen sind. Ist ja auch klar, es sind spannende Zeiten, und nach einem veritablen Crash fragen sich und mich viele, ob man denn nicht allmählich mal in Aktien einsteigen kann. Kurze Antwort:

 

Klar, kann man. Wenn man langfristig denkt. Eines vorab: Herbe Rückschläge wie im Februar, März 2020 müsst Ihr aushalten. Wer nicht ruhig schläft, weil er mit seinen Aktien auch mal 40 Prozent unter Wasser liegt, sollte keine Aktien kaufen. Aber für alle anderen gilt, was bereits in der Überschrift steht: Alles besser als das Geld auf dem Konto verfaulen zu lassen. Denn:

 

Das Wichtigste zuerst: keine Angst vor Aktien!

 

Es gibt Statistiken, die zeigen, dass man nach dem zweiten Weltkrieg nie länger als 13 Jahre warten musste, um mit breit gestreuten Aktien ins Plus zu kommen. Mehr dazu steht hier (bitte klicken).

 

Meistens geht es sogar wesentlich schneller. Die wichtigste Nachricht vorab ist also: Niemand sollte Angst vor Aktien haben. Wenn man lange genug wartet -- bisher maximal 13 Jahre -- landet man immer im Gewinn. Wer jetzt beispielsweise in drei Jahren viel Geld für ein neues Haus braucht, für den besteht natürlich das Risiko, dass er gerade dann, wenn er seine Aktien verkauft, in einer Tiefphase landet. Für einen eher kurzen Horizont von nur zwei oder drei Jahren sind Aktien vielleicht nicht optimal. Aber als Altersvorsorge, wenn Ihr noch zwanzig oder dreißig Jahre Zeit habt, gibt es nichts besseres. Bleibt die Frage:

 

Was soll ich kaufen, und wie gehe ich mit meinen Aktien um? Es gibt unzählige Strategien für die Aktienauswahl. Die gute Nachricht: Das spielt langfristig keine allzu große Rolle. Natürlich ist es besser, 15 bis 20 Prozent pro Jahr mit gut ausgewählten Aktien und einer zeitaufwendigen Strategie zu verdienen als mit den durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr, die seit dem zweiten Weltkrieg ohne große Mühen drin waren. Aber alles noch besser als minus 2 Prozent, wenn das Geld auf dem Konto oder auf dem Sparbuch von der Inflation zerfressen wird. Und das Gute:

 

Lernen vom Profi

 

Ihr seid nicht allein! Denn Ihr bekommt hier in der Community von comdirect Hilfestellung von vielen anderen Anlegern. Ich selbst habe gut 30 Jahre Erfahrung am Aktienmarkt, bin bisher sehr erfolgreich damit, und gebe Euch gerne von Zeit zu Zeit Tipps und Empfehlungen weiter. Wenn Ihr hier klickt, findet Ihr eine aktuelle Aufstellung aller meiner Artikel. Mit den Aktien, die ich hier seit einigen Jahren empfehle, seid Ihr schon sehr gut gefahren. Ein paar einfach Regeln sollte man aber einhalten. Zur wichtigsten Regel überhaupt kommen wir weiter unten. Zuvor:

 

Wichtig ist auch, ein bisschen zu streuen. Investiert nicht Euer ganzes Geld in eine einzige oder nur in wenige Aktien. Ich selbst habe eine hohe dreistellige Zahl unterschiedlicher Wertpapiere in meinen diversen Depots, aber das müsst Ihr nicht zuhause nachmachen. Echt nicht! Normalerweise sagt man, dass ein Privatanleger doch zwanzig oder vielleicht dreißig unterschiedliche Aktien besitzen sollte, um das Risiko etwas zu verteilen. Und da Euch für jeden Kauf und Verkauf die Bank in die Tasche greift und Gebühren abzwackt, gibt es die Regel, dass man normalerweise mindestens 1000 Euro pro Wertpapier in die Hand nehmen sollte. Wenn Ihr dann zum Beispiel 10 Euro Gebühren bezahlt, ist das 1 Prozent, und das holt Ihr mit der Aktie schnell wieder auf. Daraus folgt, dass man normalerweise ab einem Vermögen von 20.000 oder besser 30.000 Euro zu einzelnen Aktien greifen darf. Wer weniger investieren möchte, ist mit einem Aktienfonds und da mit einem sogenannten "ETF" besser aufgehoben. Ein Fonds ist ein Paket, in dem Ihr ganz viele Aktien auf einmal kauft. Aber hier soll es jetzt um Einzelaktien gehen. Damit kommen wir zur Strategie. Und zu einem heftigen Streit, der da gerade passiert. Jetzt bisschen Popcorn bereithalten! Denn:

 

Die Instrumente der "Fundis": KGV, Dividende, Gewinnsteigerung & Co

 

Viele Wege führen nach Rom, oder genauer gesagt: zum Börsenwohlstand. Manche Anleger schlagen bei Aktien gerne zu, wenn sie abgestürzt sind (also die Aktien, nicht die Anleger). Sie analysieren das Unternehmen sehr sorgfältig, berechnen einen fairen Wert für den Aktienkurs und kommen zum Schluss, dass die Aktie momentan viel zu billig ist. Diese Art der Analyse nennt man "Fundamentalanalyse", dabei werden sehr aufwendig die Bilanzkennzahlen, Gewinnentwicklung, das Geschäft der Aktie analysiert. Sie bewerten die Aktie, indem sie beispielsweise den Aktienkurs durch den Gewinn teilen. Der Quotient wird "KGV" (Kurs-Gewinn-Verhältnis) genannt und gibt an, wie viele Jahre Gewinn man braucht, um den Kauf der Aktie zu finanzieren. Je kleiner, desto besser. Der Haken dabei ist, dass man das "G" in dieser Formel, also den Gewinn, den das Unternehmen machen wird, nicht kennt. Oder sie berechnen die Dividendenrendite, also die Dividende geteilt durch den Aktienkurs. Als "Dividende" bezeichnet man die Gewinnausschüttung an die Aktionäre, zum Beispiel einmal pro Jahr.

 

Die "Fundis" hoffen dann, eine Aktie gefunden zu haben, die tatsächlich zu billig ist und im Kurs steigen wird, so dass man Geld verdient. Das funktioniert manchmal sogar. Es klappt dann, wenn auch andere Anleger die Aktie für sich entdecken und kaufen. Denn der Kurs einer Aktie richtet sich nach Angebot und Nachfrage und kann nur dann steigen, wenn genügend Nachfrage besteht, wenn also genügend Anleger die Aktie kaufen. Dividendenstrategien funktionieren leider nicht immer, weil die Dividende nicht garantiert ist. Ein wichtiger Unterschied zu einer Anleihe, wo ich als Anleger ein Recht auf die Zinsen habe! Viele Aktionäre wissen nicht oder wollen nicht wahrhaben, dass die Dividende auch mal gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden kann. Viele Dividendenfans erleben das im Moment bei den Aktien der Ölbranche. Also:

 

So arbeiten "Techis": Chartanalyse, Trends, Disziplin

 

Eine andere Strategie ist, einfach Aktien zu kaufen, die schon seit längerem im Kurs steigen und immer teurer werden. Man analysiert also den Verlauf des Aktienkurses (den "Chart") in den letzten Jahren. Das wird "technische Analyse" oder "Chartanalyse" genannt. Die "Techis" argumentieren, dass man auf diese Weise sehr schnell und unkompliziert viele, viele Aktien untersuchen kann. So finden sich leicht Aktien, die in das eigene Beuteschema passen. Solche Trendaktien findet Ihr in der comdirect-Community immer wieder in meinen sogenannten "Sternelisten". Denn man kann die Qualität des Aktienkurses nach unterschiedlichen Kriterien mit Sternen bewerten, so wie ein Hotel oder Restaurant. Meine Computer machen das freundlicherweise für mich; sie finden Aktien, die seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten schön stark im Kurs steigen, dabei nur selten Kursrückschläge hatten, die dann auch eher gering ausgefallen sind. Für den Amateur klingt das unlogisch: Warum soll ich etwas kaufen, weil es teurer geworden ist? Das Argument:

 

Wenn die Aktie schon seit, sagen wir mal, über zehn Jahren schön steigt und nur selten mal kurz nach unten abdreht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch in Zukunft so weitergeht. Denn offenbar macht das Unternehmen einiges richtig, hat ein gutes Management, gute Mitarbeiter, ein gutes Geschäftsmodell. Völlig egal, denn was wirklich zählt ist, dass offenbar seit vielen Jahren oder Jahrzehnten eine stetige Nachfrage nach der Aktie besteht. Und tatsächlich zeigen viele Studien, dass die Aktienauswahl auf diese Weise erfolgreich ist. Es hat viel mit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu tun: Ich kaufe, weil alle anderen auch kaufen, und die kaufen auch nur, weil die anderen kaufen: Gemeinsam schwimmen wir mit dem Strom.

 

The Trend Is Your Friend

 

Die technische Vorgehensweise gibt es in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Daytrader nutzen sehr kurze Trends: Die Aktie ist in den letzten fünf Minuten gestiegen, also steige ich jetzt ein und hoffe in einer Viertelstunde mit Gewinn aussteigen zu können. Damit komme ich persönlich nicht so gut zurecht. Aber die technische Analyse von sehr langen Zeiträumen funktioniert bestens: Aktien, die seit 10, 20 oder sogar 30 Jahren (!) wie am Schnürchen gezogen steigen, werden auch in den nächsten Jahren steigen. Solche Aktien gibt es -- siehe meine Sternelisten. Bei aller Freude:

 

Natürlich ist auch diese Strategie nicht ohne Risiko. Denn dieser Weg fördert oft Aktien zu Tage, die nach Meinung der "Fundis", also bei fundamentaler Analayse der Zahlen, viel zu teuer sind. Klar:

 

Der ewige Streit

 

Der Streit zwischen den Fundis und den Techis ist so alt wie die Börse selbst. Fundamentalisten kaufen gerne billig, und technisch orientierte Aktionäre kaufen auch mal am bisherigen Rekordhoch. Beide hoffen, dass die Aktie danach steigt. Jede Partei ist davon überzeugt, dass ihre Strategie die beste ist. Das ist auch gut so, denn wenn es keinen Fundi gibt, der eine "teure" Aktie an den Techi weiterverkauft, dann funktioniert die Börse nicht. Ich selbst nutze beide Strategien mehrmals täglich und tendiere nach 30 Jahren Erfahrung zur technischen Analyse. Einerseits macht sie viel weniger Arbeit. Und außerdem: Was bringt es mir, eine "billige" Aktie zu kaufen, wenn ich der einzige bin, der sie für billig hält? Eine Aktie kann noch so billig sein, sie kann und sie wird nicht im Kurs steigen, wenn sie außer mir keiner kauft. Das sind Tiefflieger (siehe hier). Da habe ich lieber eine sauteure Aktie im Depot, die aber weiter im Kurs steigt, weil einfach immer mehr Anleger einsteigen. Sie folgen schlicht dem Trend. Man sagt auf Englisch: "the trend is your friend". Manche ergänzen: "until its end".

 

Ach ja, diese Börsenweisheiten. Wenn Ihr mal Zeit habt, klickt bitte hier. Da findet Ihr eine launige Zusammenstellung der Kalendersprüche und Bauernregeln für die Börse.

 

Die Goldene Regel: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen

 

Diese Ansammlung enthält auch den wichtigsten Spruch überhaupt. Wenn Ihr nur diese eine Regel beherzigt, dann, verspreche ich Euch, werdet Ihr an der Börse erfolgreich sein. Die goldene Regel lautet: "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen". Denn:

 

Der Kauf ist ja nur der erste Schritt an der Börse. Auch der Verkauf von Aktien muss dazugehören. Und auch wenn es viele überrascht: Der richtige Verkauf ist für den Erfolg viel wichtiger als der Kauf. Doch es gehört schon mal psychologische Überwindung dazu, eine Aktie zu verkaufen, die nicht richtig läuft. Man muss sich da ja einen eigenen Misserfolg eingestehen, und die allermeisten Anleger sind dazu nicht in der Lage. Erfolgreich an der Börse ist aber nur, wer begreift, dass er selbst Fehler macht! Viele Amateure warten, bis die Aktie wieder in den Gewinn dreht, und verkaufen dann. Zwei schwere Fehler! Denn Profis wissen: Aktien, die fallen, muss man verkaufen, und Aktien, die steigen, darf man nicht verkaufen! Ganz konkretes Beispiel:

 

Bloß kein totes Pferd!

 

Ich habe eine Aktie ausgesucht, von der ich überzeugt bin, dass sie steigen wird. Sie ist total billig, und die Firma schüttet hohe Dividenden aus. Jetzt stelle ich aber fest, dass es nicht so gut läuft. Alle anderen Aktien steigen, aber für meinen Titel interessiert sich irgendwie niemand. Das Papier steigt nicht, wahrscheinlich fällt sein Kurs sogar. Bisher hat die Firma noch nicht gemeldet, dass die Dividende leider ausfallen wird. Viele Hobbyanleger sagen jetzt: "Schuld sind die anderen, die nicht erkennen, wie toll die Aktie ist. Ich bin der einzige, der es sieht. Tausende von Geisterfahrern um mich herum! Ich werde diese Aktie bestimmt nicht verkaufen, schon gar nicht so billig. Nein nein, ich warte ab, die steigt schon wieder!" Und diese Amateure beobachten dann jahrelang, wie es mit der Aktie immer weiter runter geht. Totes Kapital! Profis hingehen sagen recht schnell: "OK, ich habe einen Fehler gemacht und versuche, ein totes Pferd zu reiten. Die meisten anderen Aktien steigen, nur meine nicht. Ich verabschiede mich, denn die ersten Verluste sind die geringsten. Von dem Geld kaufe ich lieber etwas anderes, besseres". Sie begrenzen ihre Verluste. Dabei ist es übrigens völlig egal, ob man das "andere, bessere" technisch oder fundamental auswählt, ob mal also "Fundi" oder "Techi" ist. Umgekehrt funktioniert das genauso:

 

Viele Hobbyanleger sitzen auf Aktiengewinnen, die Aktie steigt und steigt und steigt. "Ui, die ist ja inzwischen viel zu teuer geworden! Wieder bin ich der einzige, der das sieht, die anderen kaufen das Papier noch, aber mir reicht es, ich stoße die Aktie ab, sie ist zu hoch". Peng -- und nach dem Verkauf steigt so eine Aktie noch jahrelang weiter. Profis beherzigen die Grundregel: "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen". Oder auf gut Deutsch: Aktien, die fallen, muss man verkaufen und Aktien, die steigen, muss man kaufen. So ein Trend kann viel länger dauern als Euer Geldbeutel es erlaubt. Übrigens:

 

Kaum zu glauben: Eure Trefferquote ist egal!

 

Die Grundregel, Gewinne einfach weiter laufen zu lassen und Verlustaktien zu verkaufen, hat auch den Vorteil, dass Eure Trefferquote an der Börse für den Erfolg egal ist. Für Anfänger kaum zu glauben, aber es ist so! Ein Beispiel: Ich kaufe zehn Aktien, jeweils für 1000 Euro. Neun davon funktionieren nicht so recht, ich verkaufe sie mit 5 Prozent (50 Euro) Verlust. Aber diese eine, die zehnte Aktie, die ist wirklich der Hammer. Sie steigt und steigt und steigt. Ich bin Profi, verkaufe also nicht, sondern warte einfach ab. Irgendwann hat die Aktie sich verdoppelt. Jetzt machen wir die Rechnung:

 

Neunmal habe ich 50 Euro verloren, macht 450 Euro Miese. Aber die zehnte Aktie, die sich verdoppelt hat, beschert mir 1000 Euro Gewinn. Insgesamt habe ich also 550 Euro oder 5,5 Prozent gewonnen. Und das bei einer schrecklich miserablen Trefferquote von gerade mal 10 Prozent! Dieses einfache Beispiel zeigt Euch, wie lebenswichtig die Grundregel "Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen" an der Börse ist. Und mit einer gescheiten Auswahlstrategie, ob technisch oder fundamental, können wir die Trefferquote noch verbessern. Die Regel spiegelt Demut vor der Börse wider, sorgt für Diziplin und sie beweist, dass der Anleger verstanden hat, dass niemand an der Börse immer recht hat, weil niemand von uns hellsehen kann. Nur Amateure glauben, dass sie es besser wissen als alle anderen Aktionäre. Indes:

 

Allergisch gegen Verluste? Stop Loss hilft!

 

Man kann den Verkauf von Verliereraktien auch automatisieren, das nennt sich "Stop Loss". Ich gebe meiner Bank den Auftrag, die Aktie zu verkaufen, wenn sie unter eine bestimmte Schmerzgrenze fällt, unter den sogenannten "Stopkurs". Das hilft, die eigenen Emotionen ("ach was, die steigt schon irgendwann wieder") auszuschalten. Nicht alle, aber die meisten Profis arbeiten genau so. Aber Stopkurse sind umstritten, auch hier in der Community. Meine Meinung dazu kennen treue Leser: Stopkurse helfen, Verluste zu begrenzen und den eigenen Schweinehund zu überlisten. Natürlich fliegt man auch mal ungewollt aus einer Aktie raus, die kurz abtaucht und dann wieder steigt. Aber niemand verbietet mir, anschließend gleich wieder einzusteigen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Unfälle langfristig weniger Rendite kosten als das sture, rechthaberische Festhalten an Aktien, die einfach nicht laufen. Deswegen:

 

Ich persönlich habe viele meiner Aktien mit Stopkursen abgesichert. In Krisenphasen, wenn alles nach unten geht, verzichte ich auch mal auf Stopkurse. Aber was einfach nicht akzeptabel ist: Alle Aktien um Euch herum steigen, und nur die Aktie, die Ihr gekauft habt, spielt nicht mit. Sowas nennt der Profi "relative Schwäche", und das müsst Ihr Euch nicht antun. Verkaufen und durch etwas besseres ersetzen! Und falls die Aktie steigt, zieht Ihr die Schmerzgrenze, also den Stopkurs, einfach immer weiter nach oben mit. Irgendwann kommt der Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufkurs steigt. Dann könnt Ihr theoretisch keinen Verlust mehr mit der Aktie machen. Mehr über Stopkurse findet Ihr hier (bitte klicken) und hier. In diesem Zusammenhang gibt es sogar ein Geheimrezept für den Erfolg an de Börse, das ich hier genau erklärt habe. Lange Rede, kurzer Sinn:

 

Wenn Ihr diese eine wichtige Grundregel strikt beachtet und Euch einfach mal traut, einige Aktien zu kaufen, dann werdet Ihr auf Sicht von zwanzig, dreißig Jahren viel Geld damit verdienen. Bitte nicht nur deutsche Aktien, sondern am besten weltweit gemischt. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem der amerikanische Aktienmarkt langfristig am besten läuft. Der Grund ist, dass in Amerika jeder in Aktien investiert, so dass immer eine kontinuierliche Nachfragen nach den Papieren vorhanden ist. Dadurch schwanken die Kurse weniger stark und streben langfristig nach oben. Lasst Euch bloß nicht einreden, dass amerikanische Aktien schon längst "zu teuer" sind. Das waren sie nämlich schon immer -- und sie steigen trotzdem immer weiter. Oder mit anderen Worten: Es ist viel besser, eine gute Aktie "teuer" zu kaufen als eine schlechte "billige". Also:

 

comdirect erlaubt mir nicht, irgendwelche Garantien auszusprechen, aber wenn kein Krieg ausbricht oder Atomkraftwerk explodiert, dann werde ich recht behalten. Das zeigt einfach die Erfahrung an der Börse in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und vor allem:

 

Ihr werdet sehen, dass die Geldanlage mit Aktien nicht nur profitabel ist, sondern auch wirklich Spaß macht! Klar, in Phasen wie im März, wo man vielleicht 25 Prozent im Verlust liegt, tut es richtig weh, wenn man nicht glücklicherweise schon zuvor über den Stopkurs rausgeflogen ist. Wie gesagt: Das muss man aushalten. Ein weiterer blöder Börsenspruch besagt: Börse ist Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.

 

Ich wünsche Euch also viel Erfolg und, was noch wichtiger ist, viel Spaß an der Börse!

 

Herzliche Grüße aus einem sonnig-warmen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
151 ANTWORTEN

FrSchmidt
Autor ★★
24 Beiträge

Hallo @nmh,

 

ich würde gern die Mastercard-Aktie als dritte Aktie in mein Depot hinzunehmen 🙂 und will mit deiner Formel ausrechnen, wieviele ich kaufen kann und brauche dazu ja den Stoppkurs. Wie ich von dir erfahren habe, sollte dieser immer etwas unterhalb der 200TL liegen, allerdings liegt diese ja aktuell bei etwa 260, ein Stoppkurs knapp unter der 200TL wäre dann sehr nah am aktuellen Kurs und dann ggf. zu "aggressiv"? Wo würdest du aktuell den Stoppkurs für die Mastercard Aktie setzen?

 

Danke für deine Antwort,
Grüße

 

Fr. S.

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

Hallo Fr. Schmidt

 

ich möchte mich nicht mit dem lieben nmh gleichstellen Smiley (zwinkernd)

habe auf seinen Tipp hin aber diese im Januar & März gekauft,

und bin heute wieder ins grüne gehoppelt  Smiley (zwinkernd)

...und somit mit allen Titeln im plus...Herrlich.

 

nmh, ein Mann, dem Frauen vertrauen können Herz

 

Grüße

P.hu

cestmoi
Mentor ★
1.216 Beiträge

hmm...
ja, ich bin ein alter Pessimist... Nur frage ich mich, was an US-Banken derzeit attraktiv sein soll?
Wenn ich höre (wissen tu ich es nicht), dass 40 Mio Arbeitslose zumindest eine Kreditkarte haben, die bis zum Abwinken ausgereizt sein könnten (40Mio x 1.000$ , =40 Mrd) Firmen keine Insolvenz beantragen können, da dort die Ämter entweder zu oder Überlastet sind - also deren Firmen-Kredite noch nicht mal annähernd bekannt sind... reichen da zusätzliche 20 Mrd??? und die Rückstellungen doch eher "zärtlich" und die 3Mrd. Anleihe von Visa ... wird das reichen?

Wo verdammt liegt da mein Denkfehler?

DuYou
Autor ★★
32 Beiträge

@cestmoi 

Visa und Mastercard vergeben keine Kredite. Sie stellen das Abwicklungsnetzwerk zwischen Verkäufer und Bank. Sprich Sie sind Dienstleister. Klar leiden die auch wenn weniger konsumiert wird aber sie tragen kein Ausfallsrisiko. Das liegt bei den Banken der Kreditkartennutzer. 

Warum Visa Geld aufnimmt? 

Hab jetzt keine Infos dazu gelesen bzw kenn Ihre Verschuldung nicht aber ich denk mal dass es ähnlich wie bei Apple ist. Momentan ist Geld leihen billig. Also mehr Kohle für Geschäftsausbau solang das Geld billig ist.

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

@FrSchmidt  schrieb:

Hallo @nmh,

 

ich würde gern die Mastercard-Aktie als dritte Aktie in mein Depot hinzunehmen 🙂 und will mit deiner Formel ausrechnen, wieviele ich kaufen kann und brauche dazu ja den Stoppkurs. Wie ich von dir erfahren habe, sollte dieser immer etwas unterhalb der 200TL liegen, allerdings liegt diese ja aktuell bei etwa 260, ein Stoppkurs knapp unter der 200TL wäre dann sehr nah am aktuellen Kurs und dann ggf. zu "aggressiv"? Wo würdest du aktuell den Stoppkurs für die Mastercard Aktie setzen?

 

Danke für deine Antwort,
Grüße

 

Fr. S.


Hallo,

 

hier möchte ich mich gerne mit dranhängen. Zur selben Aktie hätte ich heute fast exakt die gleichen Fragen gestellt. Smiley (fröhlich)

Und falls Du gerade in Laune bist, lieber @nmh , würde ich mich auch über aktuelle Stopkurse für

 

Adobe WKN 871981

und

AMD   WKN 863186

 

sehr freuen. Diese 3 habe ich mir ein wenig für einen eventuellen Start ausgeguckt.

Trotz aller Infos aus der Community und schon viel mehr Licht im gehemnisvollen Dunkel der Börse erscheinen mir die "richtigen", oder besser gesagt angebrachten, Stopkurse noch ein wenig wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Ohne Hilfe würde ich mich wahrscheinlich auch grob etwas unter der 200TL halten.

 

Vielen vielen Dank!

 

Gruß

KM

 

   

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Vielen Dank an Euch alle für Euer Feedback!

 

@cestmoi : Die Antwort auf Deine Frage nach der US-Börse steht bereits in meinem Originalpost. Bitte nachlesen und nicht so pessimitisch sein. Sorry, ich habe Deine Frage nicht genau gelesen. Ich dachte, Du beziehst Dich auf die US-Börsen (nicht Banken) allgemein.

 

@FrSchmidt  und @KeepMoving :

 

Gerne liefere ich Euch die gewünschten Stopkurse. Wichtig: wie ich schon sehr oft geschrieben habe, kann man Stopkurse nicht berechnen. Aus diesem Grund ist auch die 200-Tage-Linie nur eines von vielen Kriterien für Stopkurse und nicht das alleingültige Kriterium! Stopkurse sind Erfahrungssache, in meinem Fall gut 30 Jahre.

 

Mastercard: Stopkurs 200-210 EUR (238-240 EUR)

AMD: Stopkurs 30-32 EUR (42-43 EUR)

Adobe: Stopkurs 250-255 EUR (320-325 EUR)

 

Bitte Stopkurse eher nicht auf glatte Beträge setzen (240 EUR), sondern auf krumme Werte (239,86 EUR). Aus diesem Grund sind oben Intervalle angegeben. Der jeweils erste, tiefe Stopkurs richtet sich an eher konservative, langfristige Anleger. Der zweite, höhere Stopkurs (in Klammern) ist für Anleger, die etwas agressiver auf der Straße unterwegs sind und auch mal kurzfristiger handeln und die Aktie nach einer Korrektur billiger zurückkaufen können. Der agressivere Stopkurs erlaubt, etwas mehr Geld zu investieren, aber dafür müßt Ihr die Aktien an die kurze Leine nehmen und etwas intensiver beobachten.

 

Viele Grüße aus einem regnerischen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

Vielen herzlichen Dank, @nmh 

 

Das mit den Stopkursen ist echt so eine Sache. Da diese ja nicht einfach berechnet werden können, ist das anfangs doch sehr tricky. Zumindest kommt es einem so vor.

Da muss man wohl über die Zeit seine Erfahrungen machen. Daher hält man sich erstmal an sowas wie die 200TL fest.

Super, dass man für einen etwas beruhigerenden Start eine Annäherung bekommt.

Ab dann heisst lernen, ausprobieren...man kann Dich und die anderen ja nicht ständig wegen Stop-und Nachziehkursen (das nächste Thema...) löchern.

 

Falls Du magst, könntest Du mit ein paar Worten erläutern wie Du bei den Beispielen auf diese Kurse kommst? Ist wahrscheinlich mit wenig Aufwand kaum möglich...

 

Großen Dank bisher an alle für die ganze Hilfe.

 

Grüße aus dem halbwegs sonnigen Rheinland.

 

KM

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.

hd11
Experte
102 Beiträge

@KeepMoving 

ich übernehme mal. wie setzt man stoppkurse? @nmh  hat doch schon oben in seinem ersten Post einen Link gesetzt auf einen alten beitrag von ihm ("mehr zu Stoppkursen findet Ihr hier").IIn diesem Beitrag hat nmh mal grob erklärt wie das mit den Stoppkursen funktioniert. Hier entlang:

 

/t5/Wertpapiere-Anlage/Zur-Info-wie-setzt-man-Stopkurse/td-p/57609

 

Da sind auch interessante Links drin, die zu weiteren Infos führen.

 

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

Hallo @hd11 

Danke für den Link. Tatsächlich habe ich die letzten Tage unzählige Threads und Beiträge hier in der Wissenssammlung gelesen. Vielleicht eher schon zu viele.

 

Das allermeiste konnte ich zumindest in der Theorie auch ganz gut verinnerlichen.

Aber trotz allem sind die Stop- und Nachziehkurse noch nicht wirklich greifbar.

Ich denke das geht auch vielen anderen so, so oft wie hier danach gefragt wird.

Daher immer schön wenn es Input gibt und jedes weitere konkrete Beispiel hilft. Smiley (fröhlich)

 

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

@KeepMoving  schrieb:

Vielen herzlichen Dank, @nmh 

 

Das mit den Stopkursen ist echt so eine Sache. Da diese ja nicht einfach berechnet werden können, ist das anfangs doch sehr tricky. Zumindest kommt es einem so vor.

 

KM


Neben der 200-Tage Linie kann man sich auch immer so ein bisschen an charttechnischen Basics wie dem "Widerstand" und der "Unterstützung" orientieren. @nmh möge mich unbedingt korrigieren wenn ich falsch liege, aber am Beispiel Adobe vermute ich dass er den "agressiven" Stopkurs grob an den Widerstand von Anfang März gesetzt hat. Da prallte der Kurs bei 327 Euro nach unten ab. Genauso brauchte es Mitte/Ende April ein paar Anläufe um den Widerstand bei grob 320-325 Euro zu durchbrechen.