27.06.2021 11:48 - bearbeitet 22.07.2021 10:06
Liebe Freundinnen, liebe Freunde der Geldanlage,
was folgt ist ein weiterer Grundlagenbeitrag über Aktien. Wie von mir gewohnt leicht arrogant und besserwisserisch, aber wie gewohnt knallhart recherchiert und wahr. Ich habe untersucht, ob eine hohe Dividendenrendite ein Qualitätsmerkmal für Aktien ist. Spoiler: Sie ist es nicht. Alles andere als.
Viele Anleger, die sich hobbymäßig mit Aktien beschäftigen, schauen auf die Dividendenrendite und laden sich gerne Aktien ins Depot, die eine hohe Ausschüttung haben. Klar, man will ja was haben von seinem Investment. Und in Zeiten von Null- oder Negativzinsen ist doch ein regelmäßiger Geldsegen aus Aktien was schönes. Das haben die Anleger aus Sparbuchzeiten so gelernt, also ist die Dividende "der neue Zins". Es gibt auch vermeintlich gute Gründe dafür:
Verfechter von Dividendenstrategien verweisen auf die unterschiedliche Wertentwicklung des "normalen" DAX-Performanceindex (WKN 846900) und des weniger bekannten DAX-Kursindex (WKN 846744), der die Ausschüttungen nicht einbezieht. So hat der DAX-Kursindex in den vergangenen fünf Jahren 44 Prozent zugelegt, der Performance-DAX inklusive Dividenden, Bezugsrechten usw. jedoch 64 Prozent. In den letzten zehn Jahren waren es beim DAX ohne Dividende im Schnitt 6 Prozent pro Jahr und inklusive Dividenden 9 Prozent pro Jahr. Das kennt Ihr genau so auch aus der Fachpresse: Langfristig und über alle Anlageregionen verdanken wir etwa ein Drittel der Wertentwicklung den Dividenden. Außerdem sind doch hohe Dividenden angeblich ein Beweis für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Denn:
In der Presse liest man gelegentlich über Dividendenstrategien, die dann beispielsweise "Dogs of the Dow" oder "Dividenden-Aristokraten" genannt werden. Das sind solche vorbereiteten Texte, die die Redaktionen einmal im Jahr aufwärmen, wenn ihnen sonst nichts einfällt; der journalistische Fachbegriff dafür lautet "Stehsatz". Auch ich habe schon darüber berichtet, hier. Die Aussage ist immer, dass man mit solchen Dividendentiteln den Dow Jones oder den DAX schlagen kann. Das mag schon sein, aber ist das Euer Ziel? Es gibt eine Reihe von Aktien, die auch ganz ohne Dividende deutlich den DAX schlagen, die mit durchschnittlich 40 Prozent pro Jahr (!) steigen, und zwar nicht erst seit gestern, sondern seit 20 Jahren und mehr. Das sind dann Trendaktien.
Dividendenstrategien erlauben also eine kleine Outperformance gegenüber den bekannten Aktienindizes. Doch die Wahrheit ist komplexer:
Profis wissen, dass die Rendite an der Börse aus zwei Komponenten besteht: Da wäre zum einen die Dividende, also die jährliche Ausschüttung an die Aktionäre. Die Dividende wird im Idealfall aus dem Gewinn bezahlt, den das Unternehmen gemacht hat. Manchmal wird aber auch mehr als der Gewinn ausgeschüttet: Die Dividende stammt dann aus der Substanz, aus dem Eigenkapital, und das ist nicht nachhaltig, um mal ein Modewort zu vermeiden. Das war jahrelang bei der Deutschen Telekom so. Zum anderen gibt es Kursgewinne: Wer billig kauft und teuer verkauft, wird ebenfalls Gewinn mit Aktien machen. Und diese zweite Komponente wird von vielen Privatanlegern, die nur auf die Dividende achten, grob unterschätzt! Denn:
Dividendenanleger sehen eine Investition wie einen Baum, der langsam aber stetig wächst und immer größere Früchte (also Dividenden) abwirft. Oder eine Kuh, die man regelmäßig melkt. Oder ein Huhn, das jeden Tag ein Ei legt. Einen Zahlungsstrom ohne Transaktionskosten, ohne dass man etwas dafür tun muss. Einen solchen Dividendenbaum im Garten zu haben ist doch ein durchaus sympathischer Gedanke, oder?
Zunächst einmal möchte ich mit einem großen Missverständnis aufräumen: Dividenden sind kein geschenktes Geld! Das Unternehmen wird bilanziell um den ausgeschütteten Betrag weniger wert, denn das Geld fehlt in der Kasse, und das spiegelt sich am "Dividendenabschlag" im Aktienkurs wider. Wenn eine Firma mit einem Aktienkurs von 100 Euro eine Dividende von 5 Euro ausschüttet, fällt der Kurs am Tag der Ausschüttung ("Ex-Tag", lateinisch "ex" = "ohne", also ohne die Dividende) auf 95 Euro. Wenn ich 20 Aktien halte, hatten die vor der Dividende einen Wert von 20 x 100 = 2000 Euro. Nach der Ausschüttung ist mein Investment nur noch 1900 Euro wert, dafür habe ich 100 Euro in bar erhalten. Und die 100 Euro muss ich auch noch versteuern. Ihr seht:
Die Dividende ist ein linke-Tasche-rechte-Tasche-Geschäft. Und es wird noch schlimmer: Wenn ein Unternehmen ständig hohe Dividenden ausschüttet und auf diese Weise regelmäßig einen starken Kursabschlag erzeugt, kann sich kein guter Trend bilden. Wie die Erfahrung zeigt, mögen die Profis solche Aktien nicht besonders, so dass man langfristig viel weniger Geld damit verdient als mit Aktien ohne Ausschüttung. Mehr dazu später.
Irgendwie ist doch auch verständlich, dass eine rein auf Dividenden fixierte Strategie nicht erfolgreich sein kann. Denn wenn ich mein Unternehmen ständig "melke", wenn ich ständig Geld an die Aktionäre abführe, dann bleibt weniger für Investitionen übrig. Oder sollte das Management einfach keine Ideen für neue Investitionen haben, so dass sie das Geld lieber an ihre Eigentümer -- das sind die Aktionäre -- zurückzahlen? Wenn ich investiere, dann soll das Geld für mich arbeiten und nicht wieder an mich zurückfließen. Sollte ich doch mal Bargeld benötigen, verkaufe ich einfach einige Aktien. Das hat dann mathematisch genau den gleichen Effekt wie eine Dividende: Mein Investment wird weniger wert, dafür habe ich mehr Bargeld auf dem Konto. Auf diese Weise kann man sich übrigens mit fast jeder beliebigen Aktie fast jede beliebige gewünschte Dividendenrendite selbst basteln! Wer bei einer Aktie, die keine Dividende bezahlt, eine Dividendenrendite von 8 Prozent möchte, verkauft einfach 8 Prozent seiner Aktien. Mehr noch:
Ganz wichtig ist, dass die Dividende nicht garantiert ist. Der typische deutsche Sparer kennt das von festverzinslichen Anleihen: Da kann er sich jedes Jahr auf eine vorgegebene, feste Ausschüttung freuen. Bei Aktien ist das ganz anders! Wie oft musste ich in den Jahren 2017 bis 2020 hier in der Community lesen: "Ich kaufe Shell, die zahlen eine hohe Dividende". Ich habe Euch immer vor Shell gewarnt. Naja, das ist eine Ölaktie, und der Ölbranche geht es nicht besonders gut. Und so kam es, dass am 30. April 2020 die vierteljährliche Ausschüttung von 42 auf 14 Cent gedrittelt wurde. Die Quittung für Aktionäre, die auf die hohe Dividendenrendite reingefallen waren, gab es prompt: Von Mai bis Oktober 2020 hat die Aktie gut 40 Prozent verloren. Um das wieder aufzuholen, muss Shell viel Dividende bezahlen. Ob das passiert? Wer das Papier heute noch im Depot hat, darf es mit einem Stopkurs bei 14,50 Euro halten. Es gibt noch weitere Gründe für die Beliebtheit von Dividenden:
Wer nicht hin und her handeln muss um Gewinne zu realisieren, sondern regelmäßige Dividenden kassiert, kann mit einer Buy-and-Hold-Anlage und einem langfristigen Anlagehorizont am Ball bleiben. Langfristiges Investieren birgt viele Vorteile. Eine hohe Dividende ist also auch ein psychologischer Effekt für Aktionäre, die dann den Eindruck haben, ihrem Unternehmen geht es gut und sie bekommen ständig Geld "geschenkt". Was für ein fataler Irrtum! Freilich:
Den steuerlichen Aspekt darf man nicht ganz vernachlässigen. Es ist wichtig, dass Ihr Euren jährlichen Sparerfreibetrag aufbraucht (801 Euro pro Jahr für Ledige und das Doppelte für gemeinsam veranlagte Ehepaare). Das geht mit Dividenden oder auch durch gezielte Verkäufe von Aktien (oder Zertifikaten), die im Gewinn liegen. Letzteres widerspricht der Börsenregel "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" und kostet Gebühren. Also Dividenden. Doch sobald der Freibetrag verbraucht ist, besteht kein Grund mehr, Dividenden zu kassieren. Das gilt übrigens analog auch für ETF und sonstige Fonds: Wer seinen Freibetrag anderweitig aufbrauchen kann, der kauft thesaurierende Fonds. Ansonsten helfen ausschüttende Fonds dabei, den Freibetrag zu verwerten. Damit zur Sache:
Ich habe eine große Auswertung aus meiner Datenbank mit vielen tausend Aktien weltweit durchgeführt und untersucht, wie sich die Gewinne nach Dividenden und Kursgewinnen aufteilen. Dazu habe ich für jede Aktie ein Investment von 1000 Euro am 30.12.2010 zum damals aktuellen Kurs simuliert. Das Ergebnis meiner Auswertung: Wieviel ist das Investment heute wert (Kursgewinn per Freitag, 25.06.2021), und wieviel Bargeld habe ich durch Dividenden erhalten? Bei den Dividenden wurden ausländische Quellensteuern abgezogen, aber keine deutschen Steuern berücksichtigt, denn die fallen ja auf Dividenden und Kursgewinne gleichermaßen an. Die jeweils angegebene Dividendenrendite ist die von 2020, also alle im Jahr 2020 gezahlten Ausschüttungen geteilt durch den aktuellen Aktienkurs.
Fangen wir mit der Dividendenrendite an. Angenommen, ich hätte im Jahr 2010 bereits die Dividenden des Jahres 2020 gekannt und entsprechend eingekauft, wären folgende Aktien im Depot gelandet (sortiert nach Dividendenrendite):
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Die dritte Spalte enthält die Dividendensumme seit dem Kauf, die vierte Spalte den heutigen Wert des Investments (Kurswert plus erhaltene Dividenden), und die letzte Spalte die Dividendenrendite des Jahres 2020.
Lesebeispiel: Die BASF-Aktie hat am 30.12.2010 knapp 60 Euro gekostet. Für meine 1000 Euro hätte ich damals also 16,667 Aktien erhalten. Für diese Aktien hätte ich in den folgenden Jahren bis heute insgesamt eine Dividende von 438,55 Euro (vor Steuern) kassiert. Heute hat die Aktie einen Kurs von 65,95 Euro, meine Aktien sind also 1100 Euro wert; plus Dividende ergibt sich ein Wert von 1538,27 Euro. Die Dividendenrendite von 5 Prozent ergibt sich aus der in 2020 gezahlten Dividende von 3,30 Euro geteilt durch den aktuellen Kurs von 65,95 Euro. Man sieht:
NortonLifeLock (die Virenschutzfirma formerly known as Symantec) hat im Januar 2020 eine Sonderdividende von 12 Dollar pro Aktie ausgeschüttet, die extrem hohe Dividendenrendite ist also schon mal ein erstes Beispiel für eine optische Täuschung.
Hätte man sich für die Aktien mit einer hohen Dividendenrendite entschieden, wäre das Investment heute durchgehend zwischen 1000 und 3000 Euro wert. Mit dem Spielcasino-Anbieter bet-at-home wäre das Vermögen sogar auf knapp 6200 Euro angestiegen. Doch zwei Unternehmen, nämlich TUI und der Gefängnisbetreiber CoreCivic, haben es geschafft, das Vermögen von 1000 Euro sogar zu reduzieren -- trotz großzügiger Dividenden! Alles gerade so akzeptabel, aber nicht richtig toll. Weiter:
Dann untersuchen wir mal, was passiert, wenn man die Höhe der Dividenden der letzten 10 Jahre betrachtet. Hier ist die Tabelle nach der Dividendensumme sortiert:
Tabelle 2. Sortierung nach Summe gezahlter Dividenden
WKN Name Div-Summe Div+Best DivRen
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A0JK2A Aurelius AG Inhaber- 3313,87 7644,15 0,00%
A0DNAY bet-at-home.com AG I 2629,74 6167,09 5,26%
A2NB65 mutares AG Namens-Ak 2100,00 14369,97 4,89%
A0Z2ZZ freenet AG Namens-Ak 1827,85 4336,71 0,20%
A0NFN3 BB Biotech AG Namens 1623,73 9610,95 2,64%
A1A6V4 KPS AG Namens-Aktien 1473,12 7043,01 3,28%
750750 WashTec AG Inhaber-A 1429,22 7326,86 0,00%
645932 LANG & SCHWARZ WERTP 1381,49 21121,75 0,00%
511000 All for One Steeb AG 1227,99 11568,91 1,88%
605283 Maschinenfabrik Bert 1214,84 5761,72 1,74%
A2JG9Z Broadcom Corp. Regis 1186,76 19523,21 2,50%
A0ETBQ MBB Industries AG In 1164,33 20412,68 0,54%
646450 Leifheit AG Inhaber- 1106,02 6275,07 1,22%
540710 CENIT AG SYSTEMHAUS 1104,90 3701,05 0,00%
723133 SIXT AG Vorzugsaktie 1104,47 6619,03 0,07%
509310 AMADEUS FIRE AG Inha 1090,72 6372,01 0,00%
556520 DUERR AG AKTIEN O.N. 1084,18 6730,44 2,41%
510440 ATOSS Software AG In 992,24 22245,97 0,72%
A0EQ57 HELMA Eigenheimbau A 987,58 8043,48 3,26%
A2YN77 pferdewetten.de AG N 982,91 42008,55 1,04%
658080 Mensch u. Maschine S 976,74 15348,84 1,38%
765723 Villeroy & Boch AG I 976,39 4721,03 3,15%
894648 LOCKHEED MARTIN CORP 968,16 7080,86 2,26%
200417 ALTRIA GROUP INC. SH 959,25 3086,32 6,37%
540868 OEKOWORLD AG Namens- 881,75 26308,95 0,83%
521690 Tradegate AG Wertpap 867,13 21846,15 0,56%
840400 ALLIANZ AG HOLDING V 863,04 3276,73 4,47%
750450 Turbon AG Inhaber-Ak 838,24 1355,88 0,00%
A0JM2M Blue Cap AG Inhaber- 836,12 9598,66 2,86%
784686 Viscom AG Inhaber-Ak 813,95 2968,99 0,36%
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Nach dieser Strategie hätte man Aurelius kaufen müssen und zwischen 30.12.2010 und heute insgesamt 3314 Euro an Dividenden kassiert. Schade: Für 2019 hat das Unternehmen die Dividende gestrichen, die Rendite (zahlbar im Jahr 2020) ist also Null. Siehe oben: Eine Dividendengarantie gab es nicht. Das Vermögen wäre mit diesen Dividendenaktien auf einen Wert zwischen 1300 und 42.000 Euro angestiegen -- recht ordentlich und schon besser als in der ersten Tabelle!
Doch richtig spannend wird es jetzt, wenn man die große Tabelle mal nach dem aktuellen Vermögenswert (Dividende plus Bestand der Aktien) sortiert:
Mit anderen Worten: Das sind die Aktien, mit denen man wirklich Geld verdient hätte! Richtig gute Aktien zahlen keine Dividende. Wer auf Chemometec gesetzt hätte, der hätte aus 1000 Euro stolze 145.000 Euro gemacht -- das entspricht einem Plus von über 60 Prozent pro Jahr, und zwar ohne einen einzigen Cent Dividende! Aber auch die Vermögensgewinne mit den anderen Titeln sind beeindruckend -- und das durchgehend ohne Dividende oder mit im Verhältnis sehr kleinen Ausschüttungen. Die Aktie aus der dritten Liste mit der höchsten Ausschüttungssumme ist die von Pferdewetten.de, da wären 982 Euro drin gewesen. Aber auch das ist ein lächerlich kleiner Betrag im Vergleich zum Kursgewinn von 40.026 Euro!
Ich habe diese Auswertung übrigens auch für viele andere Kauf- und Verkaufzeitpunkte durchgeführt -- das Ergebnis ist immer dasselbe:
Die Aktien, mit denen Ihr wirklich reich werden könnt, sind nicht die mit hoher Ausschüttung. Und wie schon oben erwähnt ist das auch logisch: Lasst Euer Geld lieber im Unternehmen und verzichtet auf Dividenden. Wenn das Management Euer Geld gut investiert, dann profitiert Ihr von starken Kursgewinnen und seid nicht auf Ausschüttungen angewiesen. Also:
Meine Leser hier in der Community wissen längst, was ich seit Jahren predige: Ein schöner Trend ist viel wichtiger als hohe Dividendenzahlungen. Und die Dividende ist alles andere als ein Zeichen für gute Qualität! Es gibt auch viele weitere wissenschaftliche Auswertungen dazu; meine bescheidene kleine Untersuchung ist nur ein weiterer Beleg. Oder mit anderen Worten: Mit einem Kursgewinn von 7 Prozent pro Jahr plus 3 Prozent Dividende schlage ich den DAX. Mir ist ein Kursgewinn von 15 bis 20 Prozent pro Jahr ohne Dividende aber lieber. Mit guten Trendaktien und striktem Money-Management ist das drin.
Freilich findet Ihr in Börsenzeitschriften gerne Aktien mit hoher Dividende. "340 Milliarden Dividende an deutsche Anleger" ist einfach eine Headline, die Klicks oder verkaufte Magazine verspricht. Und die Redaktionen stellen natürlich vor allem die Dividendentitel vor, die ihre Leser kennen und lieben. Schließlich wollen sie ja Hefte verkaufen! Wer an der Börse aber ein Vermögen aufbauen will, ist mit den Trendaktien besser aufgehoben. Eine große Auswahl solcher Titel findet Ihr hier in der Community in meinen Sternelisten. Die aktuellsten beiden stehen hier und hier, und viele weitere sind in Vorbereitung. Und das alles völlig kostenlos für Euch! Dabei gilt aber immer:
Natürlich ist es nicht ganz ungefährlich, einfach Trends zu folgen. Deswegen sind ja Stopkurse so wichtig: Der Grund für Euren Kauf ist der schöne Trend, und wenn der irgendwann endet, ist Euer Kaufgrund entfallen. Dann lasst Ihr Euch ausstoppen und sackt den hoffentlich enormen Kursgewinn ein. Eben ganz einfach nach der Goldenen Börsenregel: Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen.
Ich hoffe, Euch damit einen Denkanstoß gegeben zu haben. Damit wünsche ich Euch viel Erfolg an der Börse, und viel Spaß mit der Geldanlage
beste Grüße aus einem hochsommerlichen München
an alle, die das hier lesen mussten
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
27.06.2021 20:55 - bearbeitet 27.06.2021 20:59
27.06.2021 20:55 - bearbeitet 27.06.2021 20:59
Lieber @nmh ,
vielen Dank für diesen Artikel, mit dem du wieder einmal deine Strategie der trendstarken Aktien ganz sauber nachweist. Nicht durch große Worte, sondern durch kaum widerlegbare Zahlen.
Meiner Meinung nach sind dividendenstarke Aktien so ein typisches „Deutschen-Ding“. In Deutschland ist der Glaube an das Sparbuch und Staatsanleihen immer noch ganz stark verankert. Gerade auch bei (sehr) wohlhabenden Menschen. Insofern liegt eine dividendenstarke Aktien dann ganz nah. Für die meisten, die Aktien immer noch grundsätzlich misstrauen, ist das Argument der hohen Dividende einfach zu verlockend und wird ja auch mantra-artig in der geneigten Presse wiederholt. Für mich sind Dividenden, gerade auch dank dir, schon lange kein Kaufargument für Aktien mehr.
Im Ergebnis ist es mir aber immer noch lieber, dass Menschen dividendenstarke Aktien kaufen, als dass sie es auf dem Girokonto horten. Aufgrund meines Berufes habe ich gerade mit Volksbanken und Sparkassen viel zu tun. Ich glaubt nicht, wie viel Geld dort aktuell immer noch auf Girokonten angesammelt wird. Für einige ist das Verteilen von größeren Geldmengen bei verschiedenen Banken zum regelrechten Volkssport geworden. Das ist zum heulen! Und viele lassen sich dann am Ende noch schlechte Fonds oder noch schlimmer Anlagen in einem Versicherungsmantel andrehen. Hier muss einfach mehr Aktienwissen in der Gesellschaft entstehen. Das geht nicht von heute auf morgen. Insofern wäre für mich - nicht nur wegen der Rendite - der schrittweise Einstieg in eine Aktienrente ein ganz wichtiger Schritt.
Viele Grüße aus dem hessisch-bayerischen Grenzland!
roadracer23
am 27.06.2021 21:07
Vielen Dank @nmh . Das ist im Ergebnis sehr plakativ. Was soll man machen - so sind nunmal die Fakten. Dass die Ergebnisse so deutlich ausfallen, hätte ich aber nicht gedacht.
Aus Planungsgründen habe ich vor einiger Zeit mal nachgerechnet, wie sich ein lahmer Dividndenadel-ETF mit 4-6% Ausschüttung und miser Performance gegen einen Wachstumswert mit 20% Performance und 0,3-0,7% Ausschüttung schlägt.
Grob: Nach 15 Jahren sind die Ausschüttungen gleichauf, der Wert der Wachstumsaktie aber 12x so hoch.
Es gibt natürlich Aktien, die ein gutes bis sehr gutes Mittelding sind, das auch bald schon nennenswert ausschüttet. Beispielsweise Broadcom oder Linde.
Grundsätzlich erscheint es mir logischer, nach Wunsch oder Bedarf Aktien zu verkaufen, als irgendwelche Beträge zugeteilt zu bekommen, mit denen ich dann erstmal umgehen muss. Das Bild der selbstgebastelten Dividende gefällt mir sehr!
Die Stockdividende richtig einzuordnen kostet mich ein wenig Anstrengung. Reingewinn wird auf das Grundkapital übertragen und den Aktionären in Form (neuer?) Aktien ausgeschüttet. Meistens haben Aktionäre ein Wahlrecht, einige werden also Barauschüttung wählen und einige Aktien. Was passiert da? Kann das Grundkapital zur Finanzierung der Unternehmensentwicklung genutzt werden?
@ehemaliger Nutzer verstehst du das genauer?
am 27.06.2021 21:20
Sehr interessanter Beitrag, vielen Dank!
Da wird mein Gefühl auch noch durch die Fakten bestätigt. Noch vor wenigen Jahren hatte ich ein dividendenlastiges Portfolio mit den üblichen Verdächtigen, BASF, Bayer usw. Die Dividenden waren schon immer schön, nur das Portfolio kam wenig voran. Das änderte sich mit den Aktien aus den Sternelisten, die mittlerweile den Großteil meines Depots ausmachen. Die letzte Dividendenaktie (Münchener Rück) habe ich vor zwei Monaten rausgeworfen. Und das Portfolio läuft wie geschmiert.
Vielen Dank, lieber @nmh , Deine Tips sind wirklich Gold wert (wobei Gold im Vergleich zu Sterneaktien ja voll abstinkt).
am 27.06.2021 22:30
@maddin808 schrieb:Die Stockdividende richtig einzuordnen kostet mich ein wenig Anstrengung. Reingewinn wird auf das Grundkapital übertragen und den Aktionären in Form (neuer?) Aktien ausgeschüttet. Meistens haben Aktionäre ein Wahlrecht, einige werden also Barauschüttung wählen und einige Aktien. Was passiert da? Kann das Grundkapital zur Finanzierung der Unternehmensentwicklung genutzt werden?
@ehemaliger Nutzer verstehst du das genauer?
Hallo @maddin808,
ich kenne Stockdividende nur bei Vonovia und Iberdrola. Bei beiden Unternehmen wird mit der Dividende eine Barkapitalerhöhung durchgeführt. Heißt: Mit dem Dividendenanspruch werden neue Aktien der Unternehmen gekauft, die das Unternehmen nach "Einzahlung" der Dividende neu erschafft. Da so die Anzahl der ausstehenden Aktien steigt, kauft zumindest Iberdrola regelmäßig Aktien zurück.
Grüße aus Dresden
Sonni
am 27.06.2021 22:47
@maddin808 : Wie funktionieren Stockdividenden bilanztechnisch? Da gibt es mehrere Möglichkeiten (Aufwendung von Gewinn, Barmittelreserven oder sogar Schulden). Wenn Dividenden mit Zuteilung von Gratisaktien nicht durch eine Gegenmaßnahme wie einen Aktienrückkauf kompensiert werden, verwässern sie das Angebot für die Anleger durch die Ausgabe von mehr Aktien. Die Aktien können aus einer Kapitalerhöhung beziehungsweise dem genehmigten Kapital zur Verfügung gestellt werden. Oder die Aktien werden aus dem Bestand eigener Aktien bereitgestellt, wenn und soweit dies in dem zugrundeliegenden HV-Beschluss vorgesehen ist.
Genau wie @ehemaliger Nutzer bin ich ein großer Fan von Stockdividenden. Erfreulicherweise sind inzwischen die meisten Aktiendividenden auch bei deutschen Gesellschaften gebührenfrei, so in den letzten Monaten etwa bei Vonovia, Deutsche Wohnen, HHLA, LEG Immobilien, Mensch und Maschine, Encavis, DIC Asset, Hamborner REIT und auch bei vielen Titeln aus den Niederlanden (Philips, Aegon, DSM u.v.a.). In diesen Fällen akzeptiere ich immer die Stockdividende statt der Bardividende. Bei Aktien aus Frankreich, Belgien und Großbritannien entscheide ich mich für die Bardividende, weil der Bezug der Stockdividende meistens die normale Provision kostet.
nmh
28.06.2021 00:01 - bearbeitet 28.06.2021 00:05
28.06.2021 00:01 - bearbeitet 28.06.2021 00:05
@nmh schrieb:Erfreulicherweise sind inzwischen die meisten Aktiendividenden auch bei deutschen Gesellschaften gebührenfrei
Das hängt doch vom Broker ab oder irre ich jetzt völlig? Im PLV z.B. "Teilnahme an Kapitalmaßnahmen" genannt.
P.S.: Bei Encavis z.B. hatte erst ich einmal die Aktiendividende gewählt (leider nicht auch letztes Jahr, da hätte es sich auch gelohnt), dieses Jahr fand ich die Mischung aus Bezugspreis und Gebühr (Edit: ich halte die Position nicht bei comdirect) leicht unattraktiv.
am 28.06.2021 07:35
Hallo Zusammen,
schöner Beitrag von dir nmh. Eine Frage hab ich jedoch. Welche der Aktien aus der 3ten Tabelle wären damals in einer Sterneliste gelandet? Hätten die damals schon die Kriterien erfüllt für einen Platz in einer Sterneliste? Tesla z.b. ging ja eigentlich erst die letzten Jahre dann so ab. Davor eher nicht so toll. Für Chemometec finde ich gerade keine Kurse die älter als 3-4 Jahre sind.
Hohe Dividenden Renditen sollten wirklich eher ein Warnzeichen sein als ein Kriterium, jedoch finde ich eine kleine Dividende dennoch sehr angenehm. Siehe Microsoft oder Apple oder auch Visa. Irgendwie beruhigt mich das wenn auch mal Geld rum kommt das dann nicht mehr verloren gehen kann. Motiviert auch dran zubleiben.
Ich hatte vor kurzen jedenfalls für mich beschlossen wieder vermehrt einfach wieder den Vanguard All World zu besparen (A1JX52). Zwischendrin vielleicht aber mal wieder eine Sterneaktie von dir 🙂
28.06.2021 12:28 - bearbeitet 28.06.2021 12:29
28.06.2021 12:28 - bearbeitet 28.06.2021 12:29
@Roadracer23 schrieb:Meiner Meinung nach sind dividendenstarke Aktien so ein typisches „Deutschen-Ding“. In Deutschland ist der Glaube an das Sparbuch und Staatsanleihen immer noch ganz stark verankert. Gerade auch bei (sehr) wohlhabenden Menschen. Insofern liegt eine dividendenstarke Aktien dann ganz nah.
Da ist wirklich was dran. Meine Eltern fallen vmtl. in die von dir beschriebene Kategorie. Zeit ihres Lebens mit den Zinsen vom Sparbuch die Urlaube finanzieren können, Dotcom-Crash von der Seitenlinie betrachtet... aktientechnisch erstmal versaut.
Nun langsam rangetastet über einen Fonds, der mehr oder weniger einem MSCI World ETF entspricht (Sonderkonditionen, da Ex-Mitarbeiter). Und als Einzelaktie immerhin einen großen deutschen Versicherer ins Depot geholt (Psychotrick Dividende hat hier definitiv gefruchtet).
Man glaubt gar nicht, was für ein Meilenstein das für meine Eltern (und auch mich) war. Jetzt, wo ich ihnen das Stop-Loss-Prinzip etwas näher gebracht habe, bin ich zuversichtlich, ihnen auch mal eine Trendaktie fürs Depot ans Herz legen zu können.
Die muss dann aber auch echt gleich zünden, und sollte nicht gleich ausgestoppt werden 😱.
Ich komme mir vor wie mit einem verängstigten Kätzchen, dem mal ein Rabe an den Kopf geflogen ist, und seitdem kriegt es Angst, wenn der Wellensittich bei den Nachbarn zwitschert.
Da hilft nur langsam aber sicher möglichst perfekt durchgebratene Taubensteaks zu servieren, und in 1-2 Jahren – wenn dann der Käfig der Nachbarn offen stehen sollte – reibt man sich verwundert, aber auch stolz, über das eigene schmatzende Tier die Augen.
am 28.06.2021 12:50
Wieder mal ein schöner Artikel.
Ich habe noch nicht alle Dividendenaktien aus dem Depot geworfen, aber meine Dividendeneinnahmen sinken seit Jahren, weil ich immer mehr in Trendaktien, viele davon aus den Sternelisten, umschichte.
am 28.06.2021 13:18
@buffettino : Diese Community richtet sich an Kunden von comdirect. Ich stimme Dir aber zu, dass eine Stockdividende nicht attraktiv ist, wenn Gebühren dafür anfallen -- wie ich es ja schon ausdrücklich geschrieben habe. Übrigens war bei comdirect die Stockdividende von Encavis in 2021 ebenfalls gebührenpflichtig -- eine Ausnahme. Habe ich daher nicht akzeptiert.
@Kabelmann : Einige der Aktien wären damals in einer Sterneliste erschienen, andere (z.B. Tesla) nicht. Allerdings ändert das nichts an der Grundaussage meines Beitrags: Richtig reich wird man nicht mit Dividendenaktien, sondern mit Trendaktien. Zum Beispiel (!) solchen aus meinen Sternelisten. Ich bevorzuge solche, die seit Jahrzehnten (!) schön im Kurs steigen. Tesla hätte ich Dir vor zehn Jahren nicht in einer Sterneliste empfohlen, der Gewinn wäre Dir also entgangen. Aber es gibt genügend andere Beispiele für Aktien, die dauerhaft steigen.
@Uludag : Deine Befürchtung kann ich gut verstehen. Murphy's Law: Du kaufst eine Aktie, die schon lange steigt, und ausgerechnet nach Deinem Kauf korrigiert sie. Abhilfe: Strenges Money-Management und die von mir empfohlenen Stopkurse (siehe z.B. die grosse Tabelle hier) einhalten. Viele Einsteiger setzen entweder zu enge Stopkurse -- oder gar keine. Und nicht zu viel Geld auf einmal investieren. Man darf eine Aktie auch peu-à-peu einsammeln: Erst mal nur die Hälfte der vorgesehenen Position kaufen, um einen Fuss in der Türe zu haben. Wenn es dann etwas nach unten geht, darfst Du nachkaufen. Wenn nicht, hast Du sofort ein Erfolgserlebnis. Du musst auch nicht alle Trendaktien auf einmal kaufen. Wie wäre es -- je nach finanziellen Mitteln -- mit einer pro Woche?
@NordlichtSH : Herzliches Dankeschön auch an Dich. Ich freue mich sehr, dass immer mehr meiner Leser die Chancen von Trendaktien erkennen, und ich wünsche uns allen weiterhin viel Erfolg damit.
Natürlich muss man nicht alle Dividendenaktien aus dem Depot räumen. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Dividendenaktien ich zusätzlich zu meinen Trendaktien besitze. Mein Risikomanagementsystem erlaubt mir nicht, noch wesentlich mehr Geld in die Sterneaktien zu investieren, und deswegen kaufe ich eben noch allerlei Müll dazu, zum Beispiel Dividendenpapiere. Aber es sind Depot- und Spassbremsen, das sollte man wissen.
nmh