05.12.2018 11:17 - bearbeitet 05.12.2018 11:20
Kurzes Update zur Marktlage:
Für den Amateur sieht es momentan so aus, als ob die Börse irgendwie erratisch und ziellos nach oben und unten springt. Der Profi erkennt, dass DAX & Co einfach nur ihren Fahrplan abarbeiten, den ich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder erklärt habe. Konkret:
Auch weiterhin spricht nichts für einen breiten Einstieg in Aktien. Die Gründe kann man täglich in der Presse nachlesen. Derzeit gibt es einfach keinen Katalysator für Kurse, die an breiter Front steigen. Vor allem eines fällt auf:
Viele von Euch juckt es schon wieder in den Fingern. Das spürt man auch hier in der Community. Dank Eurer Stopkurse sitzt Ihr auf reichlich Liquidität und würdet gerne wieder Aktien kaufen. Die Stimmungsindikatoren sind viel zu positiv. Ein Beispiel: Der von der Frankfurter Börse wöchentlich ermittelte Sentiment-Index liefert derzeit ein komplett konträres Bild. Die Stimmung unter den Investoren ist laut der jüngsten Erhebung gerade so gut wie zuletzt im November 2006. Ein solches Zwölf-Jahres-Hoch würde eigentlich eher zu einem oberen als zu einem unteren Wendepunkt passen. Daher:
Für einen Einstieg auf breiter Front ist es noch zu früh. Dafür ist die Stimmung noch nicht schlecht genug. Mir fehlt noch die echte Verkaufspanik, die typischerweise am Ende einer Baisse steht. An echten Ausverkaufstagen notieren die Indizes nicht nur 2 oder 3 % im Minus, sondern 6 oder 7 %. Das ist jetzt keine Prognose, dass es unbedingt so heftig kommen muss. Möglich ist auch eine Abfolge von schwachen Tagen, an denen der DAX jeweils 1 bis 2 % verliert. Erst danach kann sich ein tragfähiger Boden, im Idealfall über mehrere Wochen, bilden, und erst dann kann man breit einsteigen. Es bedeutet aber:
Wer in dieser Situation Aktien kaufen möchte, bedient sich bei Trendaktien, wie man sie in den Listen in unserer Community findet. Papiere, die im Oktober und November weiter gestiegen sind darf man jederzeit kaufen. Es gibt auch jede Menge Tiefflieger, die für Amateure jetzt unglaublich billig aussehen. Billig ist aber nicht günstig. Wer sich damit die Finger verbrennen möchte, arbeitet bitte mit strengen Stopkursen und begrenzt so sein Risiko.
Beste Grüsse aus einem herbstlichen München
nmh
am 05.12.2018 16:24
@Listener schrieb:Vielen Dank für die prompte Antwort, ich werde mich wie immer an eure Ratschläge (ein Radschlag ist glaube was anderes) halten 😉
Den Radschlag machst du dann, wenn sich der Boden gebildet hat und die Kurse wieder steigen.
07.12.2018 08:36 - bearbeitet 07.12.2018 08:37
@nmh Wieder einmal vielen Dank für deine nüchterne Darstellung der Marktlage. Mein Depot ist zwar immer noch im grünen Bereich aber so einen Tagesverlust hatte ich bisher noch nie. Obwohl ich sowieso versuche, das alles rational zu sehen, beruhigen mich deine Threads immer ein wenig 😉
Ich habe eine kurze ergänzende Frage zum Vorgehen mit (Aktien-)ETF-Sparplänen.
Du hast ja nun mehrfach geschrieben, dass man ETF-Sparpläne einfach laufen lassen soll. Das tue ich auch.
Bei mir ist es nun allerdings so, dass ich im Januar ca. 10.000 Euro zusätzlich zur Verfügung habe, die ich äquivalent zu meinem ETF Sparplan zu 75% in den MSCI World und zu 25% in die Emerging Markets stecken möchte.
Gilt deine Empfehlung so weiterhin? Also sollte ich das Geld direkt im Januar komplett in die ETFs stecken? Oder sollte ich lieber meine Sparplan-Raten erhöhen und das Geld im Laufe des Jahres nach und nach investieren?
Liquidität ist genug vorhanden, das Geld soll also (früher oder später) auf jeden Fall in die ETFs.
am 07.12.2018 08:47
Hallo @Norior,
auch wenn ich längst nicht so ein kluger und wortgewandter Kopf bin wie nmh, möchte ich Dir dazu raten, den Betrag nicht als Einmalanlage zu investieren, sondern auf mehrere Monate zu verteilen. Die Lage ist gerade relativ instabil, eine baldige deutliche Erholung der breiten Märkte ist meiner Meinung nach gerade nicht in Sicht. Ich würde daher für mich mit dieser Salamitaktik das Risiko herausnehmen aber vor allem davon profitieren wollen, falls wir einen weiteren Kursverfall erleben.
am 07.12.2018 11:04
Ich stimme @t.w. zu. Zehntausend Euro würde ich bei der derzeitigen Börsenlage nicht auf einmal anlegen, sondern zum Beispiel 500 Euro pro Monat. Wenn es erkennbar wieder nach oben geht, sagen wir mal fünf oder sechs Wochen lang, darf man den Betrag auch auf 1000 oder 2000 Euro pro Monat erhöhen.
nmh
am 07.12.2018 11:55
Vielen Dank für eure Meinung und eure Tipps diesbezüglich 🙂 @t.w. @nmh
Puh, dann stehe ich vor einem absoluten Luxusproblem.
Meine Sparrate liegt nämlich so auch schon bei 800 Euro im Monat, die ich ja aufgrund der aktuellen Marktlage tendenziell eher kürzen müsste. Dann landet das wohl doch erstmal alles auf meinem eigentlich schon vollen Tagesgeldkonto (3 Nettogehälter plus X) bzw. läuft da sogar auf. Die Inflation freut sich über das frische Futter.
Mir ist schon bewusst, dass ich da wirklich kein Recht habe, mich zu "beschweren", da es, wie gesagt, ein absolutes Luxusproblem ist und ich will da auch kein Drama daraus machen. Aber so ganz optimal ist das natürlich auch nicht, da meine Cashquote dann nochmal deutlich nach oben geht. Ich sehe die Situation aber auch tatsächlich so wie ihr. Ich will investieren aber der Markt lässt mich zur Zeit irgendwie nicht 😕
am 07.12.2018 12:15
Ach, ärger Dich nicht drüber, freu Dich lieber über diese schöne Situation. Sieh es mal so: Du kannst nicht nur 1x investieren, sondern gleich 12x 👍🏻 Also 12x soviel Spaß 😉
am 07.12.2018 12:28
Hallo zusammen,
meine bescheidene Meinung,
...ich würde 4 x 2.500.- in jeweils "gefallene" Engel investieren.
...oder gar 2 x 5.000.-
G.
hhh
am 09.12.2018 20:44
Ich lerne hier seit Monaten viel durch die Community. Ich habe nun endlich - nach längerer Vorbereitungen und Umstellungen - mein Depot mit ETFs (70 % MSCI World A1XEY2 und 30 % EM A111X9) mit einem Einmalbeitrag gestartet und einen Sparplan zum Besparen dieser ETFs im gleichen Verhältnis mit 300 € p. Monat eingerichtet. Zwar habe ich wg. der Marktlage erst überlegt, noch einige Wochen abzuwarten, dann aber den Gedanken verfolgt, dass ja a) für 15 J. und b) in breit gestreute Indezes investiere, die sich irgendwann ja auch wieder erholen.
Anbetracht der Äußerungen hier werde ich meine ursprüngliche Absicht, die nächste Tranche von 2.000 Euro per Einmalzahlung erstmal durch höhere Sparbeiträge (max. 500 statt der 300) in den nächsten Wochen einfließen zu lassen.
Liege ich mit dem Gedankengang völlig daneben, wenn ich sage: jetzt sinken die Kurse gerade, deshalb kaufe ich soz. "billig" die ETFs bzw. kann mir bei den Kursen mehr Anteile "leisten", als wenn ich auf den Anstieg warte und dann für dieselben Beträge weniger Anteile/Stückzahlen erhalte? Mir ist durchaus bewusst, dass die Investitionen in den nächsten Wochen im Depot rot, rot, rot anzeigen, aber gemäß der Natur geht es nach Ab- irgendwann auch wieder Aufwärts und dann nehmen die erworbenen Anteile/Stückzahlen ja im Wert ihre Fahrt wieder auf. Ist es naiv, bei ETFs so zu denken?
am 09.12.2018 21:07
@Billaluna schrieb:Liege ich mit dem Gedankengang völlig daneben, wenn ich sage: jetzt sinken die Kurse gerade, deshalb kaufe ich soz. "billig" die ETFs bzw. kann mir bei den Kursen mehr Anteile "leisten", als wenn ich auf den Anstieg warte und dann für dieselben Beträge weniger Anteile/Stückzahlen erhalte? Mir ist durchaus bewusst, dass die Investitionen in den nächsten Wochen im Depot rot, rot, rot anzeigen, aber gemäß der Natur geht es nach Ab- irgendwann auch wieder Aufwärts und dann nehmen die erworbenen Anteile/Stückzahlen ja im Wert ihre Fahrt wieder auf. Ist es naiv, bei ETFs so zu denken?
Meiner Meinung nach ganz im Gegenteil, das ist goldrichtig. Nur wie lange es bergab geht, kann derzeit niemand sagen. Der Gedankengang allerdings ist völlig korrekt.
am 09.12.2018 21:10
@t.w. hat recht. Die Überlegung ist richtig, weil es um ETF geht. Bei Einzelaktien ist so ein Aussitzen gefährlich, aber nicht bei breiten Investments wie eben ETF oder Indexzertifikaten. Denn irgendwann wird der Markt nach oben drehen. Ich würde aber nicht ausschließen, daß auch 2019 ein schlechtes Jahr wird. Die Begründung liest man täglich in der Presse. Trotzdem: bei ETF einfach durchhalten und monatlich kaufen.
Viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh