Es gibt unendlich viele Regeln, die im alltäglichen Börsengeschehen eine mehr oder minder große Berechtigung haben. Dazu zählt auch der Verlauf der US-Börse in den letzten Handelsstunden. Zumindest war das früher der Fall. Mit früher meine ich die Zeit von vor einem Jahr und davor. In diesem Jahr haben wir in Europa zur Verblüffung der meisten Investoren eine gewisse Entkoppelung von den US-Börsen sehen können. Das war aber zum größten Teil den FAANG-Aktien geschuldet, die eine ungewöhnliche Performance hingelegt haben. Und da diese Aktien allesamt Schwergewichte sind, haben sie natürlich (auch durch die Zweifachnotierungen in verschiedenen Indices) die Märkte insgesamt nach oben gezogen. "Früher" konnte man ziemlich sicher sein, dass der Dax die Bewegungen des Dow, die dieser in den letzten zwei Handelsstunden (also von 20:00 bis 22:00 Uhr) vollzogen hatte, zumindest in den ersten Handelsstunden des nächsten Tages "nachahmte". Das ist jedoch zwischenzeitlich nicht mehr so häufig zu beobachten. Auch gab es früher eine viel engere Korrelation zwischen der Entwicklung von EUR/USD und dem Dax. Wenn der EUR stieg (ja ich habe mich nicht verschrieben), stieg i.d.R. auch der Dax. Zu meiner Verwunderung konnte man diese Besonderheit in den letzten Wochen wieder vermehrt beobachten. Im Übrigen ist der Dax im späten Handel, also nach 17:30 Uhr, dem Dow zumindest in einem gewissen Umfang gefolgt, von 11.257 bis 11.315. Aber wir werden aufgrund des G20-Gipfels vom Wohenende am Montag eine besondere Situation haben. Das Ergebnis müssen die Investoren erst einmal "verdauen". D.h. es wird viele unterschiedliche Meinungen geben, und welche sich letztendlich durchsetzen, und vor allem sich dann auch in den Marktbewegungen widerspiegeln wird, ist völlig offen. Für mich sind die Beschlüsse am Ende des Gipfels, ohne die Details zu kennen, weder Fisch noch Fleich. Alle Beschlüsse (wenn man überhaupt von Beschlüssen reden kann) dürften den ersten Meldungen zufolge sehr schwammig gehalten sein. Trump hat wohl seine Interessen im großen und ganzen durchsetzen können. Also es ist offen, was die Märkte daraus machen. Ich tippe darauf, dass der Markt am Montag zunächst Schwäche zeigen wird, um sich dann doch etwas zögerlich nach oben in Richtung 11.400 zu bewegen, wo eine größere Hürde lauert, d.h. nach meiner Einschätzung am Dienstag etwas höher notieren dürfte als am Montag. Aber ich kann auch völlig falsch liegen, nämlich dann, wenn die Erwartungen des Marktes an den G20Gipfel doch recht hoch waren, und sich nun Enttäuschung bei den Investoren breit macht, und diese erst einmal entweder Gewinne mitnehmen (soweit vorhanden), oder zumindest vorerst an der Seitenlinie verbleiben. Ich bin gespannt und habe aufgrund der Ungewissheit über den Ausgang des G20-Gipfels nicht in einen Index investiert, auch nicht mehr in Öl, nur noch long in EUR/USD.
