am 10.05.2018 21:53
Hallo zusammen,
nachdem ich schon seit geraumer Zeit das Forum verfolge und mich auch durch zahlreiche eurer Beiträge habe inspirieren lassen (Danke dafür), bin ich jetzt über etwas gestolpert worauf ich mir so recht keinen Reim machen kann:
Würde es aus eurer Sicht Sinn machen statt in Etfs lieber in Aktien wie zum Beispiel Blackrock, Berkshire etc. zu investieren? Die Ordergebühren sind annähernd vergleichbar, die laufenden Kosten fallen bei Aktien nicht an, die Risikostreuung ist durch Diversifikation gegeben...mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.
Ich freue mich eure Meinung dazu zu hören.
Viele Grüße
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
11.05.2018 00:02 - bearbeitet 11.05.2018 00:03
Hallo @Jajo und natürlich herzlich willkommen hier!
@Jajo schrieb:die Risikostreuung ist durch Diversifikation gegeben...
Genau diese Aussage hat für mich einen Haken. Beim ETF ist ja der "Witz" an der Sache, dass man gleichzeitig in hunderte oder tausende Unternehmen investiert.
Mit Aktien funktioniert das nicht so einfach: man bräuchte schlichtweg sehr viel mehr Kapital, damit die Ordergebühren nicht die Rendite vollkommen zunichte machen. Im Vergleich dazu ist ein ETF spottbillig.
Das soll jetzt nicht heißen, die Anlage in Aktien sei schlecht. Das ist nicht so. Aber das Risiko ist einfach deutlich höher. Und der Aufwand ist ebenfalls deutlich größer. Man muss selbst die richtigen Aktien, die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte und die passende Positionsgröße bestimmen.
Gruß
baha
am 11.05.2018 08:50
Hallo @Jajo,
ein herzliches Willkommen auch von mir.
Das Risiko mit Einzelaktien ist natürlich sehr viel größer als mit einem ETF. Dafür kannst du dir aber mit Einzelaktien nur die „Guten“ ins Depot legen. Mit einem ETF kaufst du immer auch die „Schlechten“ mit ein und kannst damit nur insoweit profitieren, wie der breite Markt. Wenn du also bei deiner Einzelaktienauswahl gut bist, kannst du damit deutlich besser verdienen als mit einem ETF. Hier sei aber auch eine Warnung ausgesprochen: Viele glauben, sie seien mit ihrer Einzelaktienauswahl besser als der Markt. In Wirklichkeit gelingt das aber nur wenigen (es gibt sicher einige, auch hier in der Community traue ich das einigen zu, aber das sind wohl eher die Ausnahmen). Das Beispiel der gemanagten Fonds beweist, dass selbst die Profis den breiten Markt meist nicht schlagen können.
Zu den Kosten: Wie @baha schon gesagt hat musst du dir mit Einzelaktien viele verschiedene Werte ins Depot holen und du musst möglichst breit streuen über verschiedene Branchen, Länder, Währungen usw. Außerdem kannst du Einzelaktien nicht einfach ins Depot legen und abwarten wie du das mit einem ETF kannst. Du musst aktiv traden (kaufen, verkaufen, neue Werte analysieren, …). Und jeder Einzelwert solle am besten mit Stop-Loss abgesichert werden. Dann must du dir bei ausländischen Werten auch die Quellensteuer zurückholen usw. All das ist mit sehr viel Arbeit verbunden und dafür entstehen weit höhere Kosten als es der TER eines ETF entspricht (der ETF-Manager kann das wegen des riesigen Volumens natürlich viel kostengünstiger tun als du mit Einzelaktien). Hier sei wieder das Beispiel der gemanagten Fonds angeführt; die sind nämlich nicht ohne Grund mit ihrer TER von 1,5 bis 2,5% weit teurer als ETFs.
Dennoch, Einzelaktien machen auch viel Spaß. Und diesen Spaß lass ich mir nicht nehmen. Deshalb habe ich persönlich zurzeit ca. 70% meines Depots in ETFs angelegt, der Reste sind Einzelaktien und Zertifikate (meist auch auf Aktien). So habe ich vor kurzem erst Cisco Systems eingekauft und den von die angesprochenen Wert Blackrock habe ich auch noch unter Beobachtung (bin aber noch nicht ganz entschlossen). Auch Berkshire Hathaway ist sicher recht gut; die kommen mir aber trotzdem nicht ins Depot (die zahlen keine Dividende [das mag ich nicht; ist aber nur was Persönliches] und das KGV finde ich doch reichlich hoch).
Gruß paba
am 11.05.2018 10:50
Hallo ihr beiden,
danke für eure umfangreichen Antworten.
Ich sehe das grundsätzlich genau so wie ihr was das Risiko von Einzelaktien gegenüber ETFs angeht.
Ich bin aber ins Grübeln gekommen da mein Beispiel Blackrock als Vermögensverwalter an tausenden von Unternehmen (darunter zum Beispiel alle Dax Werte mit jeweils respektablen Anteilen) beteiligt ist. Das Unternehmen selbst ist ja quasi ein "Super-ETF" auf MSCI World Niveau ohne die jährlichen laufenden Gebühren.
Oder kann man das nicht so sehen, weil am Ende doch wieder alles bei diesem einen Unternehmen zusammen läuft?
am 11.05.2018 11:33
Hallo @Jajo,
Vorsicht, hier bist du glaube ich einem Missverständnis aufgesessen. Blackrock ist nicht der Miteigentümer an all den Unternehmen, die in den ETFs enthalten sind. Das bist du, weil du die ETFs von Blackrock gekauft hast.
Blackrock verdient aber dennoch sehr gut, weil die ETF-Branche gerade boomt. Blackrock nimmt seinen Verdienst hauptsächlich aus der TER, die du denen für ihre Dienstleistung bezahlst. Die verdienen auch an der Ausleihe der Wertpapiere in ETFs, die du hältst. Von diesem Ertrag gibt’s 62,5% für dich und 37,5% für Blackrock.
Gruß paba
am 11.05.2018 12:00
@Jajo schrieb:
Oder kann man das nicht so sehen, weil am Ende doch wieder alles bei diesem einen Unternehmen zusammen läuft?
Nein, kann man nicht. Wie @paba schon schrieb, gehören Blackrock die in den ETFs liegenden Aktien nicht selbst.
Das ist sogar sehr wichtig für die ETF-Anteilsinhaber. Im Fall einer Pleite von Blackrock (so unwahrscheinlich das auch sein mag) sind die im ETF liegenden Aktien nicht Konkursmasse.
am 11.05.2018 13:06
Danke euch beiden!
Dann hatte ich es falsch verstanden ☺
am 11.05.2018 14:57
Wenn man gerne in eine Investmentfirma investieren möchte, wäre ja Berkshire Hathaway eine Variante (der gehören ihre Beteiligungen). Alleine, das nötige Kleingeld muss man erst aufbringen (Anteilspreis >250k EUR).
P.S.: Ich sehe gerade, es gibt auch ein Share 'B' (WKN: A0YJQ2) mit bezahlbarem Preis.
am 11.05.2018 15:07
… das zwar ist richtig @Necoro, wir können uns nur Berkshire Hathaway für Arme leisten