@Zilch schrieb:@MMJ du bist doch mehr Charttechniker, oder? Wie ist deine Meinung? Raus mit deinen Erfahrungen, na los! 🙂
Normalerweise halte ich mich eher zurück und überlasse den Cracks das Feld. Aber wenn ich schon aufgefordert werde, dann schreibe ich mal ein paar Zeilen. Alles andere wäre unhöflich 😉
Entgegen der Aussage von @Zilch beschäftige ich mir zwar ein bisschen mit Charts, würde mich dennoch nicht als Charttechniker bezeichnen wollen. Dafür bringe ich nicht genügend und ausreichend Expertise mit. Aber, und das ist für mich das wichtigste, die Charts helfen mir bei meiner Entscheidungsfindung. Denn sie zeigen mir wie der Markt gerade „tickt“.
@Crazyalex hat eine in meinen Augen sehr wichtige Aussage getroffen. "Gehe nicht zu verkopft an die Sache ran". Das würde ich zu 100% unterschreiben.
Ich persönlich mag es gerne einfach. Ich habe weder Lust noch Zeit mich ewig mit Recherche zu beschäftigen und stundenlang Zahlen von rechts nach links und von links nach rechts zu schubsen. Daher ist meine Vorgehensweise ist recht simpel.
Wenn ich von einer vermeintlich interessanten Aktie höre, dann schaue ich mir zunächst den Chart an. Wie hier in der Community öfter schon empfohlen wurde, nutze ich dafür einen langfristigen (2-/5-/max. Jahre), logarithmischen Linienchart. Linienchart deshalb, weil er eben simpel ist und ein Kerzenchart mein Auge eher "aufregt". Meine Charts enthalten im Standard immer die eine 50-/100- und 200-Tage Linie. Als nächstes gehe ich in die Jahresansicht, schaue mir das letzte markante Tief an, aktuell ist es meist das Coronatief im März, und zeichne von dort aus ein Fibonacci Retracement* ein. Zudem bestimme ich (m)einen Warn- und (m)einen Stopkurs. Beide sind abhängig davon, in welchen Wert ich investieren möchte. Bei einem riskanten Wert sieht er logischerweise anders aus als bei einem typischen buy-and-hold-Ansatz. Weitere „Spielereien“ sind z. B. Slow Stochastik und RSI. Als Beispiel mal ein exemplarischer Chart von Adobe. Hier habe ich heute, nach dem deutlichen Rücksetzer der letzten Tage, zu 379,95 Euro zugegriffen.
Das Auseinanderpflücken von Bilanzen und Geschäftsberichten gehört nicht zu meinen Steckenpferden. Daher begnüge ich mich mit rudimentären Informationen und schaue mir grob die Zahlen der letzten Jahre an. Unterstützend nutze ich gängige Plattformen wie z. B. das Aktienterminal von Traderfox.
Spätestens jetzt kann ich eine Entscheidung treffen. Entweder entscheide ich mich für oder gegen ein Investment.
Und ja, hier ticke ich vielleicht anders als viele andere. Ich liebe es, Dinge auszuprobieren. Bin spontan und flexibel. Reflektiere meine Entscheidungen und lerne aus Fehlentscheidungen und aus den Fehlern anderer, sofern diese mich offen und ehrlich daran teilhaben lassen. Ich bin mehr Bauch- als Kopfmensch. Das kann manchmal von Vorteil, manchmal aber auch von Nachteil sein. Ich möchte Geld verdienen und das kann ich nur, wenn ich investiere und nicht nur recherchiere. Riskant werden die einen sagen, mutig die anderen. Ja, natürlich geht nicht immer alles auf. Auch ich habe, gerade letztes Jahr, viel Lehrgeld bezahlt. Unterm Strich kann ich mich allerdings nicht beklagen.
Ach, ich könnte immer weiter schreiben, aber das würde aus dem Ruder laufen. Und ausserdem ist dieser Beitrag für meine Verhältnisse schon viel zu lang 😂
@Mon2520 mach Dich nicht verrückt. Recherchiere soviel, wie Du für richtig erachtest und was Du zur Entscheidungsfindung benötigst. Denn am Ende ist es Deine Entscheidung und Deine Verantwortung. Dabei wünsche ich Dir viel Spaß und vor allem ein glückliches Händchen.
*Anmerkung: Ich weiß, dass das Fibonacci ist nicht lehrbuchmäßig eingezeichnet ist.
