am 12.04.2023 14:05
Hallo zusammen,
leider stecke ich in eine etwas ungünstige Situation.
Ich habe im Jahr 2022 eine Immobilie (Haus) gekauft.
Da ich mich damals leider sehr schlecht beraten lassen habe (Finanzberater war der Kumpel vom Makler und das musste ja alles schnell schnell passieren, da sonst die Immobilie weg ist und und und...) und der Wunsch für ein Haus sehr groß war, habe ich leider nur ein Darlehen mit 10 Jahre Zinsbindung abgeschlossen. Was danach kam, muss ich hier ja nicht aufzählen.....
Nach meiner Berechnung (Tilgungsplan), endet meine Zinsbindung in ca. 8 Jahre und 7 Monate.
Hier sind dann noch knappe 370.000€ offen. Natürlich sind knappe 9 Jahre nicht morgen, aber ich hab jetzt schon etwas Bauchschmerzen was das angeht. Aktuell habe ich auf mein Depot knapp über 12k liegen und auf mein Tagesgeld circa. 30k als Puffer.
In erster Linie ist mir klar, das ich die Jahre jetzt nutzen muss um jede Menge Geld auf Seite zu legen, so dass ich die Restschuld reduziere.
Sondertilgungsmöglichkeiten sind vorhanden. Aktuell bespare ich mit ca. 150€/Monat ein MSCI World ETF und hin und wieder mal ein paar Aktien.
Jetzt liest man sehr viel im Internet. Bausparverträge werden natürlich wieder sehr hochgelobt, da man sich da für eine bestimmte Bausumme ein niedrigzins sichern kann. Wiederum schreiben viele das es sich nicht lohnt.
Jetzt dachte ich, ich frag mal in einen ganz "neutralen" Forum, was ihr mir so raten würdet.
Was kann ich aktuell noch tun um dagegen zu steuern?
Vielen Dank
Grüße
13.04.2023 12:04 - bearbeitet 13.04.2023 12:04
13.04.2023 12:04 - bearbeitet 13.04.2023 12:04
@SuperSonic schrieb:Hallo zusammen,
vielen Dank für eure Antworten 🙂
Wir sind beide 35 Jahre alt/jung und haben 2 Kinder.
Mein ETF bespare ich seit 2019.
Einkommen liegt bei insgesamt ca. 3500€ + Kindergeld. Keine weiteren Schulden. Firmenwagen und Tankkarte lassen noch etwas mehr auf dem Konto stehen......
Würde es sich lohnen z.B. mein aktueller ETF zu pausieren und ein VL Depot zu eröffnen und da weiter ein ETF zu besparen inkl. VL vom Arbeitgeber?
...
Hi @SuperSonic
danke für die Rückmeldung zur persönlichen Situation.
Das läßt die Situation etwas klarer sehen.
Wir haben uns (zum Glück) viel Gedanken machen können wo unsere "Schmerzgrenze" beim Tilgen (Zins+Tilgungsrate) ist.
Uns war eine hohe Tilgungsrate sehr wichtig und dass wir für unvorhergesehenes noch Puffer haben.
Da unser Darlehensbedarf im unteren 6stelligen Bereich liegt war dies gut zu bewerkstelligen.
Letztendlich haben wir eine Tilgung von 4,8% was sich erheblich bemerkbar macht und trotzdem noch genug Puffer und Geld
für die schönen Dinge des Lebens.
Was ich damit sagen will, rechne dir durch, ob bei euch auch eine höhere Tilgung möglich ist. 2% finde ich sehr wenig.
Zumal du im Problemfall kaum Chancen auf eine Verringerung hast. Im Darlehensvertrag kannst du ja auch nachlesen ob und
wann/wie oft eine Tilgungsänderung vorgenommen werden kann.
Noch kurz zu deiner Frage bezüglich VL-Depot.
Also die VL würde ich auf alle Fälle mitnehmen, aber nicht eigenes Geld dazuschießen.
Das eigene Geld lieber selbstätig anlegen, da man dann viel mehr Optionen/Auswahl hat.
Gruß Morgenmond
am 13.04.2023 19:51
Hallo @SuperSonic, hallo Community,
ich hoffe Du hattest bereits Zeit Dich mit der Vokabel zuteilungsreif zu befassen. Dies ist der erste Schritt, um die verschiedenen Unsicherheiten beim Bausparen zuerst bemerken und später einordnen zu können.
Heute abend gibt es dann noch ein paar Stichworte wie Du die Vorteilhaftigkeit in einer Tabelle betrachten kannst - ohne dass es zu viel Mathematik geben wird.
Und wie immer gilt: Keine Hektik, keine der Alternativen ist bald ausverkauft. Es ist nur der Trick Technik der letzten Chance, wenn sowas probiert wird.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
am 14.04.2023 09:10
Hallo zusammen,
vielen Dank an alle für die Antworten.
Vielen Grüße
am 14.04.2023 09:44
Hallo,
ich habe noch eine kleine Anmerkung zur Frage, ob man besser investieren oder tilgen sollte. Dabei gerät der Fokus ja zutreffenderweise auf den Zinssatz der Schuld auf der einen Seite und auf die zu erwartende prozentuale Rendite mit dem Investment auf der anderen Seite. Vergesst mir bei diesem Vergleich aber neben all den bereits genannten Aspekten bitte nicht die gute, alte Einkommensteuer (meist in Form der Abgeltungsteuer), die ggf. auf die Rendite anfällt! Denn auf der anderen Seite wirken sich die Darlehenszinsen, zumindest wenn mit dem Darlehen eine privat genutzte Immobilie erworben wurde, steuerlich nicht aus.
Um es kurz zu machen: 3,5% Rendite sind nach Abzug von Steuern vielleicht doch nicht höher als 3% Darlehenszinsen.
Viele Grüße
Lukas
am 14.04.2023 10:53
Unbedingt! Klar! Natürlich muss das Netto gesehen werden und nicht das Brutto.
Die Situation ist, dass eine unentrinnbar hohe Restschuld nach der leider recht kurzen Zinsbindung zu bedienen sein wird.
Wer dann befürchtet, dass Aktien zum Stichtag im Keller stehen könnten, könnte also dusseligerweise bei einer recht langfristigen Finanzierung andererseits vom langfristigen Profit im Aktienmarkt ausgeschlossen sein.
Und wenn der Zins in 9 Jahren deutlich höher stehen sollte, wird es dann, getrieben durch die Hoffnung auf spätere Zinssenkungen, erst recht eine kurze Anschlussfinanzierung geben.
Wieder könnte man dann darauf hinweisen, dass Aktien nun einmal jederzeit auch in den Keller wandern könnten.
Stichtag ist tatsächlich ein böses Wort in dem Zusammenhang, der für eine Aktieninvestition zu kurzfristig sein kann.
Wer sich durch diese allzu berechtigten Befürchtungen aus dem langfristig attraktiven Aktienmarkt ausschließen lässt, wird heutzutage mit Brotkrumen abgespeist. Und dann könnte es knapp werden.
Der Vorschlag eines soliden Dividendenportfolios (Bitte das o.g. Buch lesen um zu verstehen, warum ein einfacher Dividenden-ETF das Problem nicht lösen wird) zeigt eine Lösungsmöglichkeit.
Klar fällt die Kapitalertragsteuer auf Dividenden an. Aber wann lag in der Vergangenheit der Zins einer Immobilienfinanzierung je über dem Netto eines ordentlichen Dividendenertrags?
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 14.04.2023 11:23
Hallo @KWie2, hallo @Fix1, hallo @Morgenmond, hallo @ehemaliger Nutzer,
hallo @SuperSonic, hallo Community,
erst einmal vielen Dank zwischendurch für die super Beiträge. Mehr Nettoertrag bei der Geldanlage ist ein super Stichwort. 😊 Im Gegensatz zu einem Bausparvertrag fällt bei folgender Geldanlage keinesfalls eine "gezillmerte" Vorabprovision von 2.000,00 Euro [gerechnet bei 200.000 Euro Bausparsumme] und mehr an bei gleichzeitig super niedrigen Habenzinsen. Stattdessen gibt es 12 Monate lang sehr attraktive Gebühren....
Liebe Grüße
Gluecksdrache
am 15.04.2023 00:02
Ich sehe die Situation etwas anders. Ich würde Sondertilgungen möglichst schnell wahrnehmen.
Wenn Deine Restschuld nach 10 Jahren noch bei 370.000 Euro liegt, dann zahlst Du bis dahin pro Jahr jede Menge Zinsen. Beispielsweise sind (angenommene) 3% von 370.000 Euro gigantische 11.100 Euro - in den Jahren vorher ist es ja sogar noch mehr!
Wenn Du in den nächsten Jahren viel Sondertilgungen machen kannst, dann sinkt Deine Zinslast, der Tilgungsanteil der Raten steigt schneller und Du reduzierst Deine Restschuld deutlich.
Vor allem ist das unabhängig von noch fälligen Steuern auf Aktienerträge und von der Entwicklung am Aktienmarkt - die ja durchaus auch mal 10 Jahre weitgehend seitlich laufen könnte(!).
Wichtig: Nicht mehr Sondertilgungen zahlen, als Du wirklich erübrigen kannst! Das Geld ist weg! Von Deinem ETF-Sparplan kannst Du notfalls auch was anderes bezahlen (Dach, Heizung, Anliegergebühren…), von den Sondertilgungen nicht mehr! Ausreichend Liquiditätsreserve muss gesichert sein!
Ich würde auch parallel zu den Sondertilgungen z.B. einen MSCI-World-ETF ansparen, aber eben nicht alles darauf setzen. Alternativ zum MSCI World, wenn Du Dich damit wohlfühlen könntest: Sparplan auf ein paar gute Dividendenaristokraten, und mit den Ausschüttungen dann zusätzlich Sondertilgungen bezahlen.
Sind natürlich nur meine Gedanken dazu. Entscheiden musst Du das anhand Deiner konkreten finanziellen Situation, das können wir alle hier ja nicht überblicken.
am 15.04.2023 07:09
Hallo SuperSonic,
von einer Lösung mit Bausparen halte ich nicht viel.
Die Gründe wurden schon genannt und es kommt hinzu, dass die Bauspardarlehen
Bedingungsgemäß mit kurzer Laufzeit getilgt werden müssen.
Durch die hohe Tilgung steigt dann Deine monatliche Belastung, statt wie gewünscht zu sinken.
Sondertilgung macht derzeit keinen Sinn, denn Du bekommst mehr Zinsen für Dein EK als Du
durch die Sondertilgung sparst.
Ich würde Dein Tagesgeld in Höhe von 30k in dreijährige Festgelder tauschen.
Da gibt es z.B. bei der AKF Bank und auch woanders 3,5% Zinsen. Und zusätzlich solltest Du EK ansammeln.
-Als Ehepaar könnt ihr 2.000 Euro Zinsen steuerfrei vereinnahmen-.
Dein angesammeltes EK zahlst Du dann bei der Prolongation ins Darlehen ein, das verringert
den Darlehensstand.
Sollte der Zins bei Prolongation zu stark gestiegen sein, senke die Tilgung von 2% auf 1%.
Das macht bei der Laufzeit weniger aus, als Du denkst denn es gilt: umso höher der Zins umso kürzer ist
die Laufzeit.
Und noch zu guter letzt:
Mache Dir nicht zu viele Gedanken. Sonst leidet die Lebensqualität.
Bis zur Prolongation wird sowohl Dein Gehalt, wie auch das Kindergeld noch
mehrfach erhöht werden.
Bei 4% Lohnerhöhung bist Du beim Gehalt dann bei rund 5.000 Euro.
Und bei jetzt aktuell 2% Tilgung und der Sonderzahlung aus dem EK hast Du
bis zur Prolongation schon ordentlich getilgt.
Liebe Grüße
Salli
15.04.2023 19:25 - bearbeitet 15.04.2023 22:01
Hallo,
@hmg schrieb:Alternativ zum MSCI World, wenn Du Dich damit wohlfühlen könntest: Sparplan auf ein paar gute Dividendenaristokraten, und mit den Ausschüttungen dann zusätzlich Sondertilgungen bezahlen.
Die guten Dividendenaristokraten habe ich hier mal unterstrichen.
Bei der hohen Belastung, die identisch mit einer geringen Eigenkpitalquote bei Unternehmen ist, wäre es schade, durch einen Fehler unterhalb der Möglichkeiten zu bleiben.
Peter Lynch hat im Vorwort zur Milleniumsausgabe von One up on Wallstreet (Deutsch: Der Börse einen Schritt voraus) geschrieben, dass er die Dividenden als aussterbende Spezies ansieht, und das u.a. mit den Steuern auf Dividenden erklärt. Ob das auch in der deutschen Übersetzung drin ist, weiss ich gerade auf die Schnelle nicht.
Röhl und Heussinger begründen das Festhalten immer noch hinreichend vieler Firmen an Dividendenstrategien im Umgang mit den Investoren durch institutionelle Anteilseigner, die mit ihrem Einfluss ihr Interesse an einem steten Einkommenstrom durchsetzen können.
Jedenfalls: Eine Dividendenstrategie, von der ich hier spreche, ist nicht einfach irgendeine Auswahl von Aktien oder Fonds mit hoher Ausschüttung.
Die Ausschüttungen der Firmen sollten
All das steht in den beiden Büchern, die Du unbedingt lesen solltest.
Nun sind weder Peter Lynch noch ich im Allgemeinen hysterische Dividendenfanatiker: Das Buch von Röhl/Heussinger mag das wichtigere sein, auch wenn Peter Lynch Dividenden durchaus auch umfassend genug bespricht.
Die Strategie sieht also vor, die möglichen Reserven auch gewinnbringend anzulegen und zwar so, dass Du - Darum die Dividendentitel - bei der Anschlussfinanzierung zwischen Tilgung (Aktien hoch im Trendkanal) und Gegenfinanzierung (Aktien tief im Trendkanal, Krise) wählen kannst.
Bei dieser Gegenfinanzierung geht es also darum, eine ggf. teurere Anschlussfinanzierung mittels der Dividenden stemmen zu können, statt Wachstumswerte verramschen zu müssen oder schon generell aus Furcht vor dieser Situation auf Renditeschwächerere sicherere Anlagevehikel mit geringen Renditen ausweichen zu müssen, nur um unbedingt sondertilgen zu können.
Es geht bei meinem Vorschlag mit den ausgesuchten Dividendentiteln sozusagen um die Frage, ob mehr drin sitzt, als mit Anleihen, Festgeld oder Tagesgeld. Hier glaube ich, dass die Dividendenstrategie das Rennen gewinnen müsste.
Ich würde so weit gehen, vom MSCI-World im Rahmen der Freibeträge Anteile zu verkaufen und in Dividendentitel zu verwandeln, um beim Stichtag der Baufinanzierung eine möglichst robuste Gegenfinanzierung im Depot zu halten.
Ob man dann in 10 oder 15 Jahren Dividenden für Sondertilgungen verwenden möchte (bekommt man mit großzügigen Sondertilgungsmöglichkeiten den gleichen Zins, wie ohne?) muss die Zukunft zeigen.
Solange uns Dividendenaristokraten erhalten bleiben wage ich zu bezweifeln, dass man bei einer Baufinanzierung besser tilgt, als gegenfinanziert.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 01.06.2023 10:35
In 8 Jahren Anschlussfinanzierung nötig?
Tue nichts bis auf das ansparen von Barmitteln.
Warte 5-6 Jahre und schaue dann die Zinsentwicklung an.
Beginne rechtzeitig Deine Barmittel als Sondertilgung einzusetzen nach dem du grob gerechnet hast wie viel von der Restschuld bis zum Anschlussdarlehen du tatsächlich damit abtragen kannst.
Gelingt es Dir nicht nach dieser Betrachtung die neuen Raten zu bezahlen musst Du die Immo verkaufen.