am 13.12.2022 13:02
Schönen guten Tag liebe Community!
Mein Name ist Johannes und ich bin neu bei euch 🙂
Wie der Betreff schon erahnen lässt, würde ich mich gerne mit dem Thema Altersvorsorge
beschäftigen, dabei einen möglichst simplen Plan verfolgen und Fehler aus der Vergangenheit
künftig möglichst vermeiden. Als Krankenpfleger genieße ich einen krisenfesten Arbeitsplatz und
ein ausreichendes, wenn auch nicht üppiges Gehalt (gemessen am Aufwand).
Zu Beginn der Fragebogen den ihr liebenswürdigerweise zur Verfügung stellt, vielen Dank bereits an dieser Stelle:
Ziel:
Altersvorsorge, evtl. Rentenbeginn vor 67 wegen körperlich und psychisch herausforderndem
Beruf
Alter und Anlagehorizont:
32, voraussichtlich 20 Jahre +
Rahmenbedingungen wie z.B. Familie / angehende Erben:
Feste Partnerschaft, keine Kinder [Von beiden so gewollt, für eine postpubertäre Phase ist es zu
spät, also diesen Umstand bitte als gesetzt interpretieren ;-)]
Geplanter monatlicher Sparbetrag / Einmalanlage:
Vorgestellt habe ich mir 250€/Monat als Sparplan, Einmalanlage von 30.000€ möglich, die seit
Jahren auf dem Tagesgeldkonto schimmeln (Betrag kommt zustande aus Erspartem und einer
Einmalzahlung wegen Erbschaftsverzichts).
Steuerfreibetrag:
801 €
Sicherheitsbedürfnis:
Der Verlust durch die Aktien nervt mich genauso wie es jeden nerven würde der Geld verliert.
Bauchschmerzen habe ich deswegen aber nicht. Ein Notgroschen genügt mir, der Rest dürfte in
einen ETF, falls dies sinnvoll ist. Diverse Analysten zeichnen düstere Szenarien, eventuell bin ich beim Festgeld besser aufgehoben.
Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto - und dessen Höhe:
In oben genannter Höhe vorhanden, daher würde ich gerne 8000€ auf dem TG Konto als
Notgroschen belassen.
laufende Kredite/Finanzierungen:
keine
eventuell vorhandene Erfahrung mit Wertpapieren:
Passiv: Laienhaft angelesen in Beiträgen, Foren und Youtube-Kanälen bekannter Finanzkanäle und
seit kurzem hier im Forum.
Aktiv: Einzelaktien kaufen bzw. zocken aus Neugier und Übermut als Börsenneuling.
Als ich beschlossen habe mich mit der Thematik zu beschäftigen, habe ich nämlich nicht mit einem
ETF Sparplan begonnen, wie es wohl vernünftig gewesen wäre, sondern stümperhaft ein paar
wenige Aktien gekauft von Unternehmen, deren Zukunftsaussichten mich überzeugt haben und die
in Artikeln als Empfehlung aufgetaucht sind (wen es interessiert, es sind die „Best of“ der
Anfängerfehler, bei denen sich wohl alle hier Lesenden ein bisschen ins Fäustchen lachen dürften.
Die Anonymität des Internets gibt mir die Kraft sie namentlich zu nennen: Paypal, Infineon, Nvidia,
Dermapharm und jaaaa sogar Novavax).
Hätte ich diese ein Jahr früher gekauft wäre ich mit dickem Plus und vermutlich falschem
Selbstvertrauen ins Finanzleben gestartet. Ich nehme es als Lehrgeld, man darf mich aber gern
damit aufziehen, schließlich war das Bockmist.
Was ich mittlerweile weiß:
– Ich werde kein Finanzexperte mehr in diesem Leben, und es wird auch kein Hobby von mir
– Für Einzelaktien fehlt mir die Erfahrung und das Wissen
– Ich bevorzuge einen simplen Ansatz durch ETF
Was ich nicht weiß:
– Ist eine „Ein-bis-Zwei-ETF-Lösung“ ein guter Ansatz für mich? (World+EM oder ACWI)
– Alles verfügbare außer den Notgroschen dort hinein oder auch andere Assetklassen
miteinbeziehen, bspw. Festgeld oder Branchen ETF?
– Mein Nicht-Wissen akzeptieren und einen Robo Advisor nutzen?
– Verluste aus den Einzelaktien sind bisher Buchverluste. Sollte ich die Aktien verkaufen und
somit den Verlust realisieren, um zu verhindern, dass es am Ende ein Totalverlust ist? Den
freiwerdenden Betrag dann gemeinsam mit der Einmalanlage in einen ETF stecken. Oder
alles behalten und hoffen, dass in 20 Jahren doch alle Unternehmen im Plus sind und ich den
Verlust nie realisieren musste?
Interessant finde ich das ja alles schon. Mich ausgiebig und bis ins Detail über Anlage und
Beimischungen zu informieren ist für mich aber ähnlich schwerfällig wie für einen Finanz-Guru die
Vorstellung meine Nachtschicht im Krankenhaus machen zu müssen.
Nun entschuldigt bitte den langen Beitrag und lasst mich bereits jetzt einen Dank aussprechen fürs
Lesen und für Antworten aller Art. Selbstverständlich nehme ich jeden Beitrag als persönliche Meinung auf und nicht als Anlageberatung. Vielen Dank und eine schöne Woche euch allen.
Liebe Grüße!
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
16.12.2022 13:26 - bearbeitet 16.12.2022 14:17
16.12.2022 13:26 - bearbeitet 16.12.2022 14:17
Hallo,
@John11 schrieb:
Hallo @KWie2 und vielen Dank für deine Einschätzung zu meinem Fehler-Umgang und meinem Anleger-Typ. Wie andere mit ihren Fehlern umgehen weiß ich nicht, daher kann ich nicht einschätzen, ob ich darauf vergleichsweise cool oder gar zu fahrlässig reagiere.
Es ist schrecklich!
Jedesmal, wenn der Verkaufswert meines Portfolios sinkt, frage ich mich, ob ich etwas falsch gemacht habe. Dabei könnte ich ganz cool sein, denn ich habe Arbeitswochen in die Entwicklung meiner Strategien gesteckt, die mir auch einen bisher gut funktionierenden Halt geben.
Ich wiederhole gern meine Einschätzung: Du könntest wohl, wenn Du wolltest.
Die Nerven sind nämlich das limitierende Element, und Nerven scheinst Du ausreichend zu haben.
Frage ist also, ob Du willst.
Mehr Arbeit ist garantiert, mehr Ertrag der für die Mehrheit unerreichte Traum.
Für manche macht es auch einfach mehr Sinn eine Wattwanderung zu unternehmen, als sich mit seltsamen bunten zackigen Linien zu beschäftigen oder Bilanzen zu lesen.
Gruß: KWie2
P.S. Da ich beides mache kann ich ja vergleichen…
Rund 100% meiner Arbeit und 90 bis 95% der nervlichen Belastung kommen aus dem aktiven Teil.
Wenn ein „Weltmarkt-Fonds“, wenn der Weltmarkt zappelt, kann ich das aus mir unbekannten Gründen völlig anders schmunzelnd wegstecken, als wenn die mühsam von mir ausgesuchten Einzelwerte zappeln.
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 16.12.2022 23:42
So, einen Nachtrag habe ich noch:
@John11 , Du brauchst natürlich gar kein Buch zu lesen. Ein Frugalist würde sagen:
“Spar das Geld und packe das lieber in Deinen Sparplan“.
Ich gehe aber davon aus, dass man sich, wenn es um einen nennenswerten Beitrag zur Altersversorgung handelt, doch gediegen sicher fühlen möchte.
Selten hat jemand sich mit seinen Vorstellungen so klar beschrieben, wie Du. Darum kannst Du ganz beruhigt dem Vorschlag mit einem oder zwei Welt-ETFs folgen.
Meine sind übrigens:
- Vanguard ESG Global all cap (WKN A2QL8U, ETF, thesaurierend)
- Nordea1 Global Climate and Environment fund (WKN A0NEG2, gemanagter Fonds, thesaurierend) und
- GLS Bank Aktienfonds (WKN A1W2CK, gemanagter Fonds, ausschüttend)
und dann liegen die noch bei zwei verschiedenen Depotführenden Banken
Das Buch von John C. Bogle, Little Handbook of common sense investing heisst in Deutsch: Kleines Handbuch des vernünftigen Investierens.
Wenn Du das liest, bist Du sicher von uns unabhängig aufgestellt und wirst unsere Vorschläge verstehen und nachvollziehen können (bis auf einen, der so kompliziert ist, dass ich den Sinn nicht erkenne).
John C. Bogle hat auf Anregung von Paul Samuelson den ersten praktisch Managementfreien Indexfonds, den Vanguard 500, aufgelegt und damit eine regelrechte Revolution für Kleinanleger eingeleitet. Das war der Vorläufer sämtlicher heutigen ETFs.
One up on Wall Street von Peter Lynch beschreibt seine Herangehensweise und das ist die des erfolgreichsten Fondmanagers der Menschheitsgeschichte. Das gibt es in deutscher Sprache unter dem Titel: Der Börse einen Schritt voraus.
Hier wäre der Deutsche Titel nicht eindeutig einfach zu finden gewesen, warum ich das hier nachreiche.
Wunderschön an dem Buch und an Lynch ist, dass er nicht viel herumrechnet. Das ist alles andere als ein Mathebuch und er kommt praktisch ohne Definitionen aus. Lynch hat‘s einfach drauf in einfacher Sprache klar zu machen, worauf es ankommt.
Für die Beurteilung der Frage, ob Du vielleicht doch auch aktiv anlegen möchtest, ist das vermutlich die erfrischendste und doch ausreichend vollständige Grundlage.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...