am 09.07.2025 12:43
Hallo Marten68, danke für Deinen Beitrag. Ich halte es im Prinzip mit Roman Herzog, der anlässlich der damaligen heiß diskutierten Rechtschreibreform bemerkte, dass diese für ihn eine Erweiterung seiner Möglichkeiten sei.
Eine Anmerkung zum Duden. Dies ist eine Kommerzielle Buchreihe und hat keinen normativen Charakter. Bestimmend ist alleine der Rat für deutsche Rechtschreibung und der kennt kein Gendern!
am 09.07.2025 13:13
@Klever schrieb:Ein Kochender ist einfach nur jemand, der in einer Küche ein wenig einen Kochlöffel schwingt.
Einen Koch als Kochenden zu bezeichnen, würdigt daher die Leistungen, die ein Koch oder eine Köchin vollbracht hat, herab.
Wenn der Koch kocht, ist er ein kochender Koch.
Oder auch ein Kochender, bei dem die Berufsbezeichnung gerade mal nicht relevant ist. Daran ist nichts Ehrenrühriges.
(Mal abgesehen davon, dass Ausbildung nicht gleichbedeutend sein muss mit guter Leistung.)
Die Problematik des Genderns besteht für mich darin, dass die gut(gemeint)e Intention je nach Genderform auf unterschiedliche Umsetzungsprobleme stößt, die alle ihre Mängel haben.
Beim Partizip: Ein Trinkender ist etwas anderes als ein Trinker, wie auch Studierende nicht unbedingt Student*innen sein müssen.
Allerdings ist die deutsche Sprache flexibel. Wenn bei einem Verkehrsunfall von Radfahrer die Rede ist, ist oftmals der Radfahrende gemeint
(Wenn Jan Ullrich mit seinem Auto Lews Hamilton auf dessen Fahrrad anfährt, dann hat ein autofahrender Radfahrer einen radfahrenden Autofahrer angefahren).
"_" "I" und ":" als Genderzeichen sind durchaus löbliche Versuche, die aber anderen benachteiligten Gruppen wie z.B. Blinden das Leben schwer machen. Und auch der * wird von Blindenverbänden nur als kleineres Übel akzeptiert; man wünscht sich sparsames Gendern, ist aber nicht komplett dagegen.
Es geht auch nicht nur um Blinde versus Diverse, um das (unbeabsichtigte aber faktische) Gegeneinanderausspielen von Minderheiten, sondern auch darum, dass eine Verkomplizierung der Sprache auch größere Bevölkerungsteile behindert:
Laut Leo-Studie haben fast 40% der erwachsenen deutschsprachigen Bevölkerung Rechtschreibfähigkeiten auf dem Niveau der 5./6. Klasse.
Da bedeutet jede zusätzliche Regel und alles, was den Lesefluss hemmt, Konzentration raubt, eine unnötige Erschwerung, eine Ablenkung vom Inhalt.
Dabei denke ich, dass es unbestreitbar ist, dass die deutsche Sprache in Geschlechterfragen grobe Mängel aufweist, z.B.:
- Es gibt drei Geschlechter für Dinge, aber keine sprachliche Unterscheidung zwischen einem männlichen Arbeiter und einem Arbeiter unbestimmten Geschlechts.
- Es gibt mehrere Begriffe für ein männliches Kind (der Junge, der Bube, der Knabe), aber kein wertneutrales für ein weibliches Kind: DAS MädCHEN (= kleine Magd). Selbst "die Junge" ist nur ein substantiviertes Adjektiv, während "der Junge" und "das Junge" Substantive sind.
[Und mich wundert echt, dass an dem Wort "Mädchen" auch von emanzipatorischen Gruppen praktisch keinerlei Anstoß genommen wird]
Ich denke, dass die deutsche Sprache sich langfristig deutlich stärker verändern muss, als nur Genderregeln aufzustellen.
Statt umständliche Genderkonstruktionen anzufügen sollte die Sprache sinnvoll vereinfacht werden.
Ich denke da in die Richtung: die Studentin (weiblich), der Studenter(männlich), de Student(unbestimmt).
Kurzfristig finde ich das generischer Femininum mit y statt i deutlich besser als den Genderstern: Studentyn.
Das y ist deutlich sichtbar, zepflückt aber nicht das Gesamtbild.
Sowas ist sicherlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich denke, momentan sollten wir schlicht offen sein und unterschiedliche Möglichkeiten auch des Genders ausprobieren.
Muss niemand mitmachen. Und Offenheit für praktische Kritik an konkreten Genderformen kann auch zu Verbesserung führen, anstatt zu Verhärtung von Fronten (Damit meine ich allerdings nicht pauschales Jammern am vermeintlichen Untergang der deutschen Sprache).
am 09.07.2025 14:24
Jeder weiß was das Wort „Mitarbeiter“ bedeutet. Jahrhunderte haben die Menschen gewusst wer angesprochen wurde. Das Ergebnis von Gendern und Regenbogenfahnen sieht man bereits in der Geschlechtertrennung an den deutschen Unis. Ganz großartig.
Vielleicht sollte man lieber sein Hirn und Kraft für die wesentlichen Fragen in Deutschland verwenden. Die Industrie, Wirtschaft, Finanzen (keine Schulden), Bildung, Energie, Friedenssicherung das müssen die Themen wieder werden.
am 09.07.2025 15:30
Hallo Mik54,
ja seit 1996 ist dem Duden offiziell die normative Kraft laut Gesetz genommen worden und dem Rag der deutschen Rechtsschreibung übertragen worden. Leider ist nun die deutsche Rechtsschreibung politisch geworden und kann durch diesen Rat eher politisch gesteuert werden und reagiert nicht wie vor 1996 ohne politische Einflussnahme auf die gesprochene faktische Sprache der Menschen.
Die letzmalige Stellungname zur gendergerechten Spracehe des Rat der deutschen Rechtsschreibung schreibt 2023 "Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird die weitere Schreibentwicklung beobachten, denn geschlechtergerechte Schreibung ist aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der Schreibentwicklung noch im Fluss. ", gleichzeitig betont der Rat natürlich dass in Schulen auf normgerechte Sprache geachtet werden muss. Die deutsche Sprache wird sich auch wie in der Vergangenheit weiterentwickeln.
Wenn man mal ein Vers aus Schillers Glocke in der damaligen Rechtsschreibung liest (Zitat: DIE LEBENDIGEN BERVFE ICH / DIE DOTEN BEKLAGE ICH / DEN DONNER BRICHE ICH / WER DAS NICHT GLAVBT DER LESE MICH.)
Das wäre nun wirklich in einem Newsletter schwer zu lesen.
am 09.07.2025 15:53
...und hat in der von dir erwähnten Stellungnahme einleitend festgestellt:
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat in seiner Sitzung am 15.12.2023 seine Auffassung bekräftigt, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll.
am 09.07.2025 15:55
@karlotto12 schrieb:
Laut Leo-Studie haben fast 40% der erwachsenen deutschsprachigen Bevölkerung Rechtschreibfähigkeiten auf dem Niveau der 5./6. Klasse.
Da bedeutet jede zusätzliche Regel und alles, was den Lesefluss hemmt, Konzentration raubt, eine unnötige Erschwerung, eine Ablenkung vom Inhalt.
Ich denke, um "Rächtsschreibung" brauchen wir uns angesichts solcher Leuchten keine Sorgen zu machen, das erledigt sich von selbst. Vielleicht täte denen etwas Ablenkung vom Inhalt ganz gut...
Ich mag gendern zwar auch nicht besonders, aber ist das schlimmer als "zwei,Geschlächter"?
Gruß kio
am 09.07.2025 16:17
@Primus schrieb:Jeder weiß was das Wort „Mitarbeiter“ bedeutet.
Ja, es ist ein Euphemismus für Untergebene. In großem Umfang eingeführt in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
@Primus schrieb:Jahrhunderte haben die Menschen gewusst wer angesprochen wurde.
Ja, als "mein König", als Leibeigener, Sklave, Gesindel, Arbeiter ... die Begriffe wechselten mit der Zeit und dem Status der Angesprochenen.
Das von mir erwähnte Wort (= "kleine Magd") ist dieser Zeit, wo alles noch klar war und jede*r seinen/ihren Platz hatte. Der Junge war einfach jung und konnte alles werden, während das weibliche Kind zur Magd bestimmt war.
Und jetzt stellt man fest, dass Geschlechtlichkeit nicht nur eine Frage der Fortpflanzung ist und diejenigen sind verwirrt, die damit konfrontiert werden, dass die Menschheit nicht nur aus zwei Geschlechtern besteht und Menschen die Sprache dem Kenntnisstand nach weiterentwickeln.
@Primus schrieb:Vielleicht sollte man lieber sein Hirn und Kraft für die wesentlichen Fragen in Deutschland verwenden. Die Industrie, Wirtschaft, Finanzen (keine Schulden), Bildung, Energie, Friedenssicherung das müssen die Themen wieder werden.
Warum verwendest du sie dann zur Genderdiskussion anstatt zu "den wesentlichen Fragen in Deutschland"?
am 09.07.2025 16:23
@Kio schrieb:
@karlotto12 schrieb:
Laut Leo-Studie haben fast 40% der erwachsenen deutschsprachigen Bevölkerung Rechtschreibfähigkeiten auf dem Niveau der 5./6. Klasse.
Da bedeutet jede zusätzliche Regel und alles, was den Lesefluss hemmt, Konzentration raubt, eine unnötige Erschwerung, eine Ablenkung vom Inhalt.Ich denke, um "Rächtsschreibung" brauchen wir uns angesichts solcher Leuchten keine Sorgen zu machen, das erledigt sich von selbst. Vielleicht täte denen etwas Ablenkung vom Inhalt ganz gut...
Diese Arroganz derjenigen, die Bildung genossen haben, aber nicht wirklich verstehen, dass die Sprache der Kommunikation aller Bevölkerungsschichten dient, ist es, die es Kräften wie der AfD so leicht macht, gegen "die Eliten" zu wettern.
am 09.07.2025 18:11
Hallo @karlotto12, hallo Commmunity,
ich würde mich freuen, wenn du zum Thema diskutieren würdest. Die Frage der Wählerwanderung und wer was wählt, ist sehr politisch und entspricht leider nicht unbedingt dem, was sich comdirect als Inhalt wünscht.
Liebe Grüße
Gluecksdrache
am 09.07.2025 18:22
Bin ich bei ihnen, das sollten sind Infos einer Bank sein und kein deutscher Pädagogik Versuch..