XETRA Orderbuch - wie funktioniert das?

[Justin Smith]

Moin,

ich habe heute mal wieder eine Anfänger-Frage. Und zwar würde ich gerne verstehen was es mit dem XETRA Orderbuch auf sich hat (am Beispiel SAP):

Ich habe verstanden dass der Aktienkurs sich berechnet aus Angebot und Nachfrage. Dazu rechnet das System zusätzlich aus wie viele Chargen zu welchem besten Preis verkauft werden können. Kurz gesagt: es wird automatisch berechnet welcher Kurs für alle Marktteilnehmer und natürlich den Börsenplatz am effektivsten ist.

Jetzt aber meine Frage: was hat es mit diesen Stückzahlen auf sich zu bestimmten Preisen? Fangen wir ganz oben an - was bedeutet 188 Stück zu 119,70 Euro? Meine naive Vorstellung: da schlummern irgendwo in irgendwelchen Orderbüchern 188 Verkaufswünsche mit einem Limit von 119,70 Euro?!? Und das selbe bei den Geldkursen...wieder erste Zeile: 405 Orderbücher haben einen Kaufwunsch mit Limit 119,48 Euro? 

Oder wie funktioniert das? Und was für Teilnehmer sind in diesem Orderbuch aufgeführt? Hans & Franz so wie wir oder auch große Marktteilnehmer wie große Fonds?

Danke und Grüße...

[DannyS]

keine Antwort, aber gute Frage. Ich bin mal gespannt auf die Profiantwort, möchte hier nichts falsches erzählen mit meinem Halbwissen. 🙂

[chi · Accepted solution]

@Justin Smith: Deine naive Vorstellung ist in diesem Fall völlig richtig. Prinzipiell sind da auch alle Anlegergruppen vertreten (soweit sie eben über XETRA handeln). Es gibt Besonderheiten wie „Eisberg“-Orders, die nicht in vollem Umfang im Orderbuch erscheinen. Außerdem ändert sich das Orderbuch natürlich ständig, wenn neue Aufträge eingehen oder bestehende gestrichen oder auch ausgeführt werden.

Solange XETRA läuft, werden passende Kauf- und Verkaufsorders sofort zusammengeführt. Daher kann es dann keine Überlappung geben.

[Justin Smith]

Danke schon mal...

Ich gehe dann auch davon aus, dass die anderen Börsenplätze ähnlich / gleich funktionieren?

[Gevatter_Tod]

Für alle, die 45 min Zeit mitbringen:

Das super-duper Orderbuch-Webinar mit der Edda und dem Moritz. Ab 8:15 geht's um das Orderbuch.

Allerdings finde ich den Teil mit dem Moritz ab 13:00 noch viel besser. Er erklärt auch den Spread im Markt und man bekommt Ideen für geschickte Limit-Orders.

Wie Schuppen von den Augen ist mir die Erkenntnis gefallen, dass die Deutsche Börse auf die gute alte @nmh-Software setzt. Fürs Webinar sogar in den Farbmodus umgeschalten...

Könnte bitte @nmhs Praktikantin aus der Grafik meinen Beitrag mit einem Foto vom Rechenzentrum aufhübschen?

Herzlichst,

"Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur mich!"
Gevatter Tod

[baha · Accepted solution]

Edit: da war @Gevatter_Tod schneller. Cooler Link! 🙂

Hallo @Justin Smith

ich geb zu, dass ich um diese Uhrzeit zu faul bin, das jetzt alles mit eigenen Worten zu erklären. Letztlich gibt es annehmbare Erkärungen aber auch fertig im Netz zu finden.

Vielleicht hilft dir das weiter (ab Kapitel 3): https://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/boerse.pdf

An den elektronischen Börsen von heute funktioniert das im Detail etwas anders als dort (mit Skontro) dargestellt, aber das Prinzip ist das gleiche.

Ansonsten empfehle ich immer wieder gerne das Buch "Professioneller Börsenhandel" von Erdal Cene, in dem die Grundlagen auch im Bereich Kursfeststellung noch wesentlich ausführlich als in dem Link oben beschrieben werden.

Zu deinen konkreten Fragen noch:

Jetzt aber meine Frage: was hat es mit diesen Stückzahlen auf sich zu bestimmten Preisen? Fangen wir ganz oben an - was bedeutet 188 Stück zu 119,70 Euro? Meine naive Vorstellung: da schlummern irgendwo in irgendwelchen Orderbüchern 188 Verkaufswünsche mit einem Limit von 119,70 Euro?!? Und das selbe bei den Geldkursen...wieder erste Zeile: 405 Orderbücher haben einen Kaufwunsch mit Limit 119,48 Euro? 

Ja, so kann man das lesen.

Und was für Teilnehmer sind in diesem Orderbuch aufgeführt? Hans & Franz so wie wir oder auch große Marktteilnehmer wie große Fonds?

Grundsätzlich alle Teilnehmer, aber nicht vollständig. Das ist maßgeblich von deiner Datenquelle abhängig. Kostenlos wirst du einen vollständigen Einblick nicht bekommen. Vermutlich stammen die Daten in deinem Screenshot vom Offenen Orderbuch, das die Deutsche Börse anbietet, also ein Ausschnitt aus dem kompletten Orderbuch.

Gruß

baha

Nur nebenbei, aber mir fällt es gerade bei so einer Frage wieder auf: solche Themen gab es bei mir schon in der Schule (ab Klasse 11, Wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium). Da bin ich Teil einer winzig kleinen Minderheit unserer Bevölkerung. Leider!

[Justin Smith]

Super...der PDF-Link hilft! (genau mein Niveau...  )

Und zu Deiner Bemerkung bzgl. der Schulbildung - Du kannst es Dir vermutlich schon denken, aber in meiner Schulzeit war Börse / Finanzen / Steuern nicht mal ein Randthema. Es war einfach nicht vorhanden. 

[chi]

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@Justin Smith  schrieb:

Ich gehe dann auch davon aus, dass die anderen Börsenplätze ähnlich / gleich funktionieren?

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Ja, „richtige“ Börsen funktionieren alle so, soweit sie fortlaufenden Handel durchführen. Es gibt auch noch Auktionen (auch bei XETRA übrigens, dreimal am Tag: zum Handelsbeginn und -schluß sowie am Mittag). Bei denen werden Aufträge zunächst gesammelt, und dann werden alle gemeinsam betrachtet und der sogenannte Markträumungspreis bestimmt. Das ist der, zu dem die meisten Aktien gehandelt werden können.

Völlig anders geht es beim Direkthandel (Livetrading) zu. Es gibt auch Mischformen (börsenähnliche Handelsplätze mit Marktmachern).

[chi]

„Ausschnitt“ des Orderbuchs bedeutet übrigens bei XETRA bloß, daß man nur zehn Einträge um den jüngsten Kurs herum zu sehen bekommt. In dem Beispiel sieht man also nicht, was an Verkaufsaufträgen für 119,72 Euro oder mehr vorliegt. Nach unten bei den Kaufaufträgen genauso. Innerhalb des Bereichs sieht man schon alles. (Alles bis auf Eisberge, aber Eisberge sind letztlich auch keine Magie, sondern weitgehend äquivalent dazu, daß man weitere Aufträge mit gleichem Limit nachschiebt, wenn der vorherige ausgeführt worden ist.)

[dg2210]

Guckst du hier:

XETRA Marktmodell