@Tito
habe gerade etwas Zeit und die erste Möglichkeit einen Blick heute auf den Markt zu werfen. Das von Dr. Braun gegebene (dein Link) Interview hat doch einiges offenbart.
Endlich mal sachliche Infos von Braun (natürlich ist jeder Satz abgewogen) und ich finde, er hat sich gut geschlagen. Balsam auf die Seele ist der ruhige Befragungsstil, habe ich mich doch an die reißerische Aufmachungen der Presse schon fast gewöhnt und zucke dennoch stets zusammen.
Chrispin Odey (Hedgefondmanager) jagt Wirecard - Dan Mc Crum (FT) entdeckt neue Fehlbuchungen - Causa Wirecard beschäftigt BAFin usw. Eigentlich weiß ich (oder besser wir die Anleger) nicht mehr, wem wir glauben schenken dürfen.
Es trifft zu, Verdachtsberichterstattung ist zulässig sofern gründliche Recherchen vorliegen. Es trifft aber auch zu, dass Dan Mc Crum von der F.T. in der Vergangenheit nicht gerade immer seriös berichtet hat. Und es ist auch zutreffend, dass bereits die Süddeutsche Zeitung von einem Unternehmen in 2018 auf 78 Mill. erfolglos auf Schadensersatz verklagt wurde, weshalb die Strafanzeige von Wirecard mehr als Placebo, wie als ernsthafte Reaktion gewertet werden kann (jedenfalls meine pers. Ansicht).
Die Öffentlichkeitsarbeit und Verschleierungstaktik von Wirecard ist und bleibt dennoch sehr ärgerlich. Kein Wort zu den Vorwürfen Wirecard kooperiere anscheinend mit nicht existenten Firmen, um Umsätze in der Pornoindustrie und Glücksspiel zu vertuschen. Keine Frage zu den Vorfällen auf den Philippinen, dort findet man einen Partner in einer Busvermietung (Fröhlich-Tours), welcher 2015 Rechnungen erstellt haben soll und schon unterstellt die F.T. Fehlverhalten. Wirecard hält einen Fehler im niedrigen einstelligen Millionenbereich für möglich, die Financial Times spricht gleich von einem dreistelligen Millionenbetrag.
Es bleibt daher trotz Interview ungemütlich, aber einen Vorsatz nach München an den Vorstand abzuleiten ist wie alles bisher noch nicht erwiesen. Bis zum Nachweis eines systematischen Betrugssystems sowie der
Mitwisserschaft der Vorstandsetage in München ist es noch ein sehr weiter
Weg für die Financial Times.
Die kirchlichen Börsianer haben ja wenigstens gelernt zu glauben (glauben heißt aber auch nur - nicht wissen), ich versuche es mit Zahlenwerten.
Schauen wir auf die Konkurrent wie Fiserv (KGV 25), Mastercard (KGV 25), Paypal (KGV 36), Worldpay (KGV 24), Visa (KGV 29) und Wirecard (KGV 25). Was haben sie alle gemeinsam, richtig, eine ganz mickrige Dividendenpolitik, nämlich alle fast keine.
Aber Wirecard mischt vorne mit, hat in Japan wieder zugeschlagen und steht gut da. Der große Konkurrent Adyen kommt mit einem Kurs von 710 €uro / Aktie um die Ecke und hat ein KGV von stolzen 112. Dass auch er keine Dividende ausschüttet, erwähne ich jetzt mal nicht (nur nebenbei, viele werden wissen, ich vertrete die Ansicht, die Qualität einer Aktie beruht auf den zwei Standbeinen der regelmäßigen Dividendenzahlungen und der steten Kurssteigerung) .
Eigentlich müßten sich langfristig denkende Fans dieser FinTech-Konzerne auf die soliden Werte konzentrieren, ohne dem Wunsch zu unterliegen, wenigstens einmal im Leben auch mit dabei zu sein, die Chance gute Gewinne einzufahren, von Anfang an einmal am Erfolg beteiligt zu sein und ein Stück vom Kuchen zu ergattern. Hat man bisher nur die Krümel gesehen und glaubt, man ist auch nicht dümmer wie die anderen , welche bei Wirecard hier mitmischen.
Mir jedenfalls schwirren solche Gedanken im Kopf herum, denn ich habe es bisher nie geschafft, so eine startende Rakete zu haben (und werde es wohl auch nicht mehr), aber seit ehrlich zu euch selber, denkt ihr nicht auch so oder zumindest ähnlich ?
Viel Glück jedenfalls bei euren Entscheidungen
Grüßle - Shane
) Will damit sagen, dass das Unternehmen sowohl das Geschäftsmodell als auch die operative Leistungsfähigkeit schon seit mehreren Jahren bestätigt hat.
