am 08.01.2021 14:07
@Roadracer23 schrieb:Was passiert, wenn ich nun ein Zertifikat mit Verlust verkaufe. Steuern kann ich mir ja aktuell nicht zurückholen. Wird der Verlust vorgetragen und mit (hoffentlich!) Gewinnen im laufenden Jahr verrechnet oder habe ich einfach Pech?
Innerhalb eines Kalenderjahres werden solche Dinge automatisch verrechnet, egal in welcher Reihenfolge diese steuerlich relevanten Ereignisse stattgefunden haben.
In Deinem konkreten Fall wird also der Aktiengewinn mit dem Zertifikateverlust verrechnet. Der Freibetrag wird dadurch um den entsprechenden Betrag wieder aufgestockt.
am 08.01.2021 14:12
@GetBetterIn Deinem konkreten Fall wird also der Aktiengewinn mit dem Zertifikateverlust verrechnet. Der Freibetrag wird dadurch um den entsprechenden Betrag wieder aufgestockt.
Merci!
am 11.10.2021 20:55
Hey ihr Lieben, manchmal hat man ja einfach einen Knoten im Kopf. Und ihr könnt mir sicherlich helfen.
Kurz: Was genau bringt mir das Verkaufen vor Jahresende und direkte Neukaufen? Ja, irgendwie Ersparnis/Steuervorteil ausnutzen etc.
Aber was genau heißt das? Wie es funktioniert, verstehe ich ja durch den Thread. Ich habe das Gefühl, meine Verständnisfrage greift noch einen Punkt vorher. Wirklich in der Theorie.
Geht es darum, dass, wenn ich die Papiere dann direkt wieder kaufe, der "Gewinnrechner" für dasselbe Papier wieder bei 0 anfängt?
Ich kaufe also z.B. Papier XY am 1.1.2021 für 1000 Euro.
Am 31.12.2021 ist die Position im Laufe des Jahres um 80,1% gestiegen. Das Papier ist in meinem Depot 1801 Euro schwer. Ich habe 801 Euro GEWINN gemacht, auf den es ja Steuern zu zahlen gilt.
Mein Freibetrag von 801 Euro ist im Jahr 2021 noch nicht ausgeschöpft.
Ich zahle 1801 Euro aus - und zahle nicht einen Cent Steuern.
Ok, so weit, so gut. Warum tue ich das ganze aber, und lasse nicht einfach weiter vor sich hinlaufen? Warum verkaufe und kaufe ich direkt wieder? Welcher Vorteil ergibt sich für dadurch ab jetzt?
Amateurvermutung:
Am 1.1.2022 kaufe ich für 1801 Euro Papier XY wieder neu ein.
Effektiv habe ich noch immer nur 1000 Euro dafür wirklich bezahlt.
Wenn das Papier am 31.12.2022 wieder 80,1% gestiegen ist, steht es bei 3243 Euro. Das wären dann...
... vom 1.1.2021 an gerechnet 2243 Euro Gewinn (wenn ich nicht ausgezahlt hätte) (3243-1000).
... vom 1.1.2022 an gerechnet aber nur 1442 Euro Gewinn, der die Steuer interessiert (3243-1801).
Also bei Ausszahlung der gesamten Position am 31.12.22 zahlte ich dann nur 360 Euro Steuern statt 561.
Vorteil wäre also das alljährliche "Reseten" der steuerlichen Gewinnrechnung.
Bin ich da der Lösung etwas näher gekommen? Irgendwas scheine ich noch nicht ganz begriffen zu haben, es wirkt aber wie etwas so absolut Offensichtliches, dass ich mich fast schäme. Die obige Vermutung ist ja zmdst. mal ein Ansatz.
11.10.2021 22:07 - bearbeitet 11.10.2021 22:09
11.10.2021 22:07 - bearbeitet 11.10.2021 22:09
Hey @Uludag
Dein Ansatz ist richtig, das finishing vielleicht noch nicht komplett.
Mal ganz simpel das "Warum" erklärt:
Du zahlst nur auf Gewinne steuern.
Diese Steuern sind prozentual.
Je höher der Gewinn, desto höher die Steuer.
Jährlich darfst du 801 Euro, bei gemeinsamer Veranlagung (Ehepartner) 1.602 Euro, steuerfrei Gewinne realisieren.
Diesen Freibetrag hast du einmal im Jahr und nur für das Jahr.
Du nimmst nichts mit ins nächste Jahr, sparst nichts an.
Also verkaufst du deine Aktien bis zu einem Betrag von 801 Euro Gewinn.
Diesen darfst du steuerfrei behalten.
Du willst investiert bleiben, also kaufst du zurück. Dafür musst du nicht erst einen Tag warten sondern kannst direkt wieder kaufen.
Der Gewinnrechner ist dann, wie du sagtest, bei 0.
Warum? Weil es eine völlig neue Transaktion ist.
Du hast ja zu einem höheren Preis gekauft.
Es ist dabei völlig egal ob du die Aktie schon vorher besessen hast.
Und das machst du Jahr für Jahr mit Hilfe der Steuersimulation, damit du möglichst wenig Steuern zahlst.
Denn wie du richtig sagtest: Wenn du irgendwann mehr verkaufst wäre sonst dein Gewinn höher und somit die Steuerlast.
Zusätzlich zum Freibetrag gibt's noch Verrechnungstöpfe etc, aber das nun zu behandeln ist für die Frage nach dem Warum nicht nötig und schießt über das Ziel hinaus.
Hope it helps 🙂
11.10.2021 22:31 - bearbeitet 11.10.2021 22:36
Hier gerne die Fakten zu Deiner berechtigten Frage:
Wenn Du einfach durchhälst, passiert folgendes:
Kauf Anfang 2021 zu 1000 Euro
Verkauf erst in 2022 zu 2800 Euro (fiktives Beispiel)
Gewinn: 1800 Euro
verbrauchter 2022er-Freibetrag 801 Euro
zu versteuernder Gewinn: 999 Euro
gezahlte Steuern: 25% von 999 Euro = 250 Euro zzgl. Soli-Zuschlag
Da hast also 250 Euro Steuern bezahlt. Bei diesem Beispiel hast Du den Freibetrag für 2021 ungenutzt verfallen lassen. Und das hier passiert, wenn Du meiner Empfehlung folgst:
Kauf Anfang 2021 zu 1000 Euro
Verkauf Ende 2021 zu 1801 Euro
Gewinn 801 Euro
verbrauchter 2021er-Freibetrag 801 Euro
gezahlte Steuern: Null
sofortiger Rückkauf zu 1801 Euro
abermaliger Verkauf in 2022 zu 2800 Euro (fiktives Beispiel)
Gewinn: 2800 - 1801 = 999 Euro
verbrauchter 2022er-Freibetrag 801 Euro
gezahlte Steuern: 25% von (999 - 801) = 50 Euro
Mit meiner Empfehlung sparst Du also 200 Euro Steuern.
Das Problem ist, dass der Freibetrag von 801 Euro nur pro Jahr zur Verfügung steht. Ein nicht genutzter Freibetrag wird nicht ins nächste Jahr übertragen. Es ist wichtig, dass jedes Jahr (!) der Freibetrag, falls möglich, komplett verbraucht wird. Denn zum Jahreswechsel verfällt der nicht genutzte Freibetrag ersatzlos.
Viele Grüße aus München
nmh
11.10.2021 22:44 - bearbeitet 11.10.2021 22:48
Mein obiges Beispiel ignoriert Dividenden, die im Verlauf des Jahres gezahlt werden und die ebenfalls den Freibetrag verbrauchen. Der Einfachheit halber.
Es gibt noch eine zweite Optimierungsmöglichkeit zum Jahresende:
Das Problem ist, dass Verluste nur ins Folgejahr übertragen werden, nicht in vergangene Jahre.
Ein Beispiel: Jemand hat in 2021 Gewinne mit Aktienverkäufen gemacht und darauf Steuern bezahlt. Jetzt hat er nur noch eine einzige Aktie im Depot, und die ist im Verlust.
Wenn er mit dem Verkauf der Verlustposition bis 2022 wartet, kann er die Verluste beim Verkauf dieser Aktie nicht mehr mit den Gewinnen aus der Vergangenheit verrechnen.
Daher ist es ggf. sinnvoll, zum Jahresende Verlustpositionen zu verkaufen ("Verluste realisieren"), damit im gleichen Jahr (hier 2021) auf Aktiengewinne bezahlte Steuern erstattet werden. Diese Strategie ist für alle wichtig, die 1. Verlustpositionen im Depot haben, 2. keine Aktien mit entsprechendem Gewinn mehr im Depot, und 3. im laufenden Jahr bereits Steuern auf Gewinne mit Aktienverkäufen bezahlt haben.
Natürlich gilt auch hier: Wer an die Verlustaktie glaubt, kann sie gleich wieder zurückkaufen.
Ich selbst benutze für die unterschiedlichen steuerlichen Optimierungen eigene Spezialsoftware, die mir zum Jahresende sagt, was ich noch tun kann. Normale Privatanleger haben diese Möglichkeit nicht. Fragen beantwortet ggf. Euer Steuerberater.
nmh
am 12.10.2021 12:04
Super, danke für eure Zeit, ihr zwei, nun hab ich das geschnallt 💡
am 20.11.2021 12:33
Gut, dass ich nochmal über diesen Thread gestolpert bin und mich das daran erinnert hat, dass ich noch ein paar Euro Freibetrag aufbrauchen muss/kann.
Dann gleich mal eine Aktie mit passendem Gewinn raus suchen zum Ver-und Wiederkauf.
Oder die Gelegenheit nutzen um eine Aktie mit etwas Gewinn steuerfrei zu verkaufen, und dafür ein anderes Papierchen ins Depot zu holen, das man Stand heute bei einem Neukauf bevorzugen würde.
Hab ich doch nochmal was zu tun vor dem Jahresende...
am 23.11.2021 13:52
Hallo,
auch ich bin glücklicherweise noch über diesen Thread gestolpert.
Ich habe einen Teil meiner Apple Aktien (WKN 865985) verkauft und dann direkt wieder gekauft.
Jetzt stellt sich mir folgende Frage: Evtl. möchte ich im kommenden Jahr auch wieder Apple-Aktien verkaufen. Wie stelle ich sicher, dass ich dann "die alten" Aktien verkaufe (die ich also dieses Jahr nicht verkauft hatte) statt denen, die ich jetzt wieder neu zurück gekauft habe?
am 23.11.2021 14:13
@Sparer123 schrieb:Wie stelle ich sicher, dass ich dann "die alten" Aktien verkaufe (die ich also dieses Jahr nicht verkauft hatte) statt denen, die ich jetzt wieder neu zurück gekauft habe?
Du brauchst Dich um nichts kümmern.
Genau das passiert aufgrund des Fifo-Prinzips nämlich ganz automatisch, ob Du das willst oder nicht.