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Scalpers' Bane: willkürliche Emittentin-Absicherungen durch Aufgeld

Nasim
Autor
2 Beiträge

Hallo an alle! Ich bin sehr gespannt, ob jemand mir die folgende Frage beantworten kann...

 

Ich habe ungefähr ein Jahr lang Erfahrung im Daytrading mit KnockOut-Scheinen auf prominente Basiswerte (große Indizes oder bekannte US-Aktien) gesammelt, und mich dabei zunehmend auf verschiedene Taktiken im Zeitrahmen des Scalpings konzentriert.

 

Wie bekannt ist, spielt der Spread der Scheine eine umso größere Rolle, je höher der Einsatz – wie eben beim Scalping – gegeben wird.

Was ich mit der Zunahme der Stückzahlen (z.B. zwischen 3000 und ca. 15000) und des Einsatzes (z.B. €5000-€20000) immer regulärer beobachten konnte, waren leider willkürliche, jedoch "automatische" Anpassungen der Derivatkurse zu meinen Ungunsten. Dies bedeutet, dass die Emittentinnen spätestens 1-2 Minuten nach meiner Order den Kurs OHNE irgendeine Korrelation zum Basiswert – oder zu den "benachbarten" KnockOuts auf denselben Basiswert – nachteilig anpassten: nach meinem Kauf billiger, nach meinem Verkauf wieder teurer.

Bei höheren Volumina und Stückzahlen konnte ich bei SG, UBS, MorganStanley, Vontobel und nach meiner Erinnerung auch JPMorgan dieses Phänomen immer wieder beobachten. Die Anpassungen betrugen bei den KOs mit Bezugsverhältnis 1:100 mind. 1 Cent und oft 3 Cent. Bei entsprechendem Scalping-Einsatz macht dies einen gigantischen Unterschied (z.B. bei 10000 Stück einen Nachteil von €100 oder €300), der sich zusätzlich zum normalen Spread versteht und die Handelsgebühren vieler Broker dagegen ja schon fast harmlos aussehen lässt.

Effektiv sehe ich darin eine Art verdeckten Spread, durch den die Emittentinnen auf meine Kosten einen faireren Handel oder auch ein akkurates, punktgenaues Berechnen von Limit-Korrelationen zum Basiswert ganz massiv erschweren.

UBS teilte mir einst telefonisch ganz offen mit, dass dies automatische Absicherungsgeschäfte seien, die durch "Veränderungen im Aufgeld" in ungefährer Proportion zur Positionsgröße der Käufer/innen erzielt werden würden.

Bei MiniFutures (und vielleicht auch anderen Optionsscheinen) wird es wohl dasselbe Problem sein.

 

Am glimpflichsten ist nach meiner Beobachtung unter den bekannten Emittentinnen dabei noch UniCredit, da sie "nur" 1-Cent dieses "Aufgeld-Tricks" in den Kurs einfließen lassen. Sehr große Positionen habe ich mit UniCredit aber noch nicht getestet. Außerdem erhöht UniCredit bei Scheinen mit sehr hohen Hebeln während makroökonomischer Schlüsselmomente (Leitzinsentscheidung, Arbeitsmarktzahlen usw.) auch gerne mal plötzlich von <1% auf >10% (...mehr als ihre Konkurrentinnen), sodass da nur Strategien sicher handelbar wären, die nicht in diesen Zeitfenstern liegen.

 

Ich bin nun stark am überlegen, wie und wo ich weiterhandele. Meine gegenwärtige Scalping-Strategie für den DAX visiert z.B. Veränderungen von 10 Punkten (long und short) an. Bei 1 Cent Spread plus 1 Cent "Aufgeld-Trick" sind dann schonmal 20% dieser Gewinnspanne nicht mehr zu realisieren, bzw. bei den Verlusten noch obendrauf zu rechnen. Bei den meisten Emittentinnen wären es wie o.a. sogar 40% (1 Cent normaler Spread plus 3 Cent "Extra-Aufgeld"). Den 1 Cent Spread kann ich noch nachvollziehen und akzeptieren, bei der zusätzlichen intransparenten "Absicherung" durch die Emittentinnen wünsche ich mir aber eine Alternative.

 

Gibt es hier Trader/innen, die genau verstehen, wovon ich spreche, und mir dazu Empfehlungen nennen können?

 

Ich habe nun auch über CFDs nachgedacht, mit denen ich mich bislang überhaupt nicht auskenne. Bei einem Direct Market Access Broker (denn die Market Maker CFDs sind ja ansonsten für ihre Tricksereien ebenfalls bekannt) mit ca. 1 Punkt Spread der GER40 bzw. des DAX und vernünftigen Provisionen hätte ich zwar einen erheblichen Vorteil. Aber die ESMA-Regel erlaubt ja, soweit ich es dort gelesen habe, nur einen Hebel von 20. Für Stückzahlen von 10000 müsste ich also schnell Summen von €80000-€100000 je Trade einsetzen, die ich gerade überhaupt nicht habe.

Auch die steuerliche Verlustbegrenzung bei €20000 wäre mir dann CFD-seitig ein Dorn im Auge, denn ich war mit KnockOuts über das letzte Jahr gesehen zwar klar profitabel, hätte aber aufgrund der Vielzahl meiner Transaktionen diese "anteilige" Verlustgrenze überschritten und wesentlich mehr Steuern zahlen müssen. Ob es möglich oder empfehlenswert wäre, einen Account in den USA, der UK oder einem anderen Land mit Einlagensicherung und ohne ESMA-Regel zu eröffnen, habe ich noch nicht recherchiert.

5 ANTWORTEN

Silver_Wolf
Mentor ★★★
3.235 Beiträge

Es ist vollkommen normal daß der Market Maker den Spread erhöht wenn eine Preisanfrage kommt oder jemand frech ein Limit innerhalb seines Spreads setzt.  Die Leute wollen doch Geld verdienen.  🙂

Dagegen kannst du kaum etwas machen da die Preise willkürlich geändert werden können.

Man kann bestenfalls den Spread etwas verengen indem man ein gegenteiliges Geschäft antäuscht.

 

Der Handel mit CFDs bietet einige Vorteile im Vergleich zu Zertifikaten.

Leider heute nicht mehr nutzbar wegen der steuerlichen Verlustbeschränkung.

 

Du kannst dir hier mal die neue Hebelselect Plattform der Comdirect ansehen.

Das hat man eingeführt um die Steuerproblematik zu umgehen.

 

https://community.comdirect.de/t5/cfd/hebelselect-trading-plattform/m-p/290955#M3085

 

Was das taugt und wie die Spreads sind kann ich noch nicht beurteilen.

Aber letztlich wird da auch nur etwas mit Zertifikaten nachgebildet.

dg2210
Legende
6.275 Beiträge

@Nasim  schrieb:

 

Ich habe ungefähr ein Jahr lang Erfahrung im Daytrading mit KnockOut-Scheinen auf prominente Basiswerte (große Indizes oder bekannte US-Aktien) gesammelt,


Diese Werte (und die Derivate darauf) sind hochliquide. Weder die Börsen noch der Bank-Handelsplatz (als Market-Maker) können einzelne Kunden identifizieren. Daher ist es praktisch ausgeschlossen, dass die Börse "extra für dich" die Preise erhöht. Ich halte es eher für wahrscheinlich, dass es eine Telegram (o.ä) Gruppe gibt, die eine ähnliche Handelsstrategie propagiert. Dann kaufen ein paar tausend Copy-Trader dieselben Papiere wie du, nur mit 1 oder 2 Minuten Verzögerung.

 

Auch wenn ich mich wie eine CD mit Sprung anhöre: Hebelzertifikate sind für Hobbyanleger konstruiert. Anleger, die ernsthaft Geld verdienen wollen bzw müssen sollten direkt an den Terminbörsen arbeiten.

 

Krügerrand
Experte ★★
295 Beiträge

Kio
Experte ★★
375 Beiträge
Definition Scalping 
@Krügerrand  schrieb:

Ich kannte nur die Definition der BaFin zu "Scalping".

 

https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/GeldanlageWertpapiere/Marktmanipulation/marktmanipulation_node.h... 


Zwei verschiedene paar Schuhe. Siehe Wikipedia:

 

Scalping (englisch to scalp: „skalpieren, die Kopfschwarte (Skalp) abziehen“) bezeichnet Börsenstrategien. Hierbei muss zwischen der aus dem englischen Sprachgebrauch kommenden, anspruchsvollen und legalen Handelsstrategie[1] und einer teilweise ebenfalls als Scalping bezeichneten – illegalen – Methode der Marktmanipulation unterschieden werden.[2]

 

Definition Scalping 

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

Nasim
Autor
2 Beiträge

@Silver_Wolf :

Dass MM den Spread bei einer Quote-Anfrage oder wegen eines Limits erhöhen, hatte ich im OTC-Handel mit L&S, Tradegate, Gettex usw. früher schon oft erfahren, und darum auch aufgehört, Daytrading mit den deutschen Börsen zu machen. Der Unterschied zum Problem mit den Derivate-Emittentinnen ist aber, dass L&S, Tradegate und Gettex bei einer Quote-Preisanfrage z.B. die Preiserhöhung VOR dem Abschluss des Geschäftes vornehmen. Das finde ich zwar nicht besonders fair, aber zumindest hat der/die Handelspartner/in dann Transparenz über den je auszuführenden Kurs.

Bei den Preisanpassungen der Knock-Outs ist es hingegen so, dass sie regelmäßig erst direkt NACH dem abgeschlossenen Geschäft stattfinden. Effektiv hat der/die Handelspartner/in damit keine Transparenz, zu welcher Korrelation des Basiswertes sich der Knock-Out eigenlich bewegen wird, und wird immer – vorher unwissend – schlechter gestellt.

Sogar das Antäuschen eines gegenteiligen Geschäftes würde nicht helfen, da diese Tricks nicht über den offiziellen Spread erfolgen (und bei einem KnockOut sowieso nur eine Basisrichtung und kein Hedge mit demselben Papier möglich ist).

 

Die Baader Bank hatte z.B. in Broker-Vertragsbedingungen über das Risiko bei KnockOut-Scheinen geschrieben:

"Der Emittent sichert sich regelmäßig ganz oder teilweise gegen die mit den Zertifikaten verbundenen finanziellen Risiken durch Absicherungsgeschäfte (sogenannte Hedge-Geschäfte) in dem Basiswert, z. B. einer dem Zertifikat zugrunde liegenden Aktie, ab. Diese Absicherungsgeschäfte des Emittenten können Einfluss auf den sich am Markt bildenden Kurs des Basiswerts haben. Die Eingehung oder Auflösung dieser Absicherungsgeschäfte kann einen nachteiligen Einfluss auf den Wert der Zertifikate bzw. auf die Höhe des Rückzahlungsbetrags haben."

Eigentlich müsste ich das Wort "Absicherung" im Titel des Threads ändern, weil das, was die Derivate-MM machen, keine normale "Absicherung", sondern pure, dubiose, intransparente Gewinnmaximierung ist. Zur tatsächlichen "Absicherung" könnten sie hedgen, so wie es im o.g. Papier der Baader Bank beschrieben steht. Am Geschäft verdienen sie ohnehin schon durch den Spread. Danach müsste das normale Marktrisiko für beide Handelspartner/innen gleichermaßen gelten. Weitere willkürliche Preisänderungen sind derart intransparent und unfair, dass sie in Deutschland niemals erlaubt sein sollten.

Insbesondere auch, weil der CFD-Markt ja quasi in Grund und Boden reguliert wurde, aber gängige unfaire Handelspraktiken bei KnockOuts – egal mit welchem Hebel – einigen früheren Problemen mit CFD offenbar kaum nachstehen.

 

Ich habe zu Hebelselect und 1-2 vergleichbaren Plattformen auch nochmal recherchiert. Da bei Comdirect hier immer die Société Générale mit Turboscheinen im Hintergrund steht, vermute ich sehr stark, dass sie die gleichen willkürlichen Tricks wie im normalen Derivatehandel anwenden würden. (Es gibt auch frühere Threads hier bei Comdirect, wo Leute sich, nachvollziehbar, über solche Tricks von SG beschwerten.)

 

@dg2210 :

Die Kurse werden nicht "extra für mich" zu meinem Nachteil manipuliert; in aller Regel geschieht dies automatisch aufgrund der eingegangenen Geschäfte. Es ist nur insofern "extra für mich", alsdass es infolge meiner Geschäfte gemacht wird, würde aber vermutlich gegen alle anderen Privatanleger/innen mit den jeweils selben Parametern einer Order auch so durchgeführt werden.

Dass es aufgrund einer Telegram-Gruppe o.ä. geschieht, kann ich nahezu ausschließen, weil ich teilweise einen wilden, bunten Strauß von Taktiken im Scalping durchprobierte, die sich so auch nirgends direkt im Internet fanden (und die ich mit niemand geteilt hatte), aber die ab entsprechenden Positionsgrößen stringent und regelmäßig zur Preismanipulation führten. Ich habe das so häufig beobachtet und so oft mit anderen Werten (Basisinstrument, anderen KnockOuts) gegengecheckt, dass ich mir dabei sicher bin. Ein UBS-Mitarbeiter hatte mir ja telefonisch auch direkt eingestanden, dass es so ist (nachdem andere vorher sehr verhalten oder zögerlich mit solch einer Auskunft gewesen waren).

Vor allem hat es auch, wie Du richtig sagtest, rein gar nichts mit der Liquidität zu tun, was ja sonst gerne mal als Ausrede für solche und ähnliche Manipulationen genommen wird.

Dass ich nicht persönlich von der Handelspartnerin identifiziert werden kann, stimmt nur teilweise. Der Handelsplatz kann natürlich Anfragen an den Broker richten, die einem dann namentlich übermittelt werden. Das war mir auch einmal passiert, als ich die UBS-Bank leider indirekt auf meine Gewinne aufmerksam gemacht hatte und sie dann durch den Broker – ohne jede Rechtsgrundlage – ausrichten ließ, dass ich meine damals sehr zahlreichen Orders sofort einzustellen hätte und mit einer Sperrung drohte. Die Bank muss ja immer gewinnen, und wenn das mal über eine substanziell längere Zeit nicht hinkommt, muss sie einem deshalb einen Knüppel zwischen die Beine werfen...

 

Ich möchte ernsthaft Geld mit meinen Strategien verdienen und investiere dafür, auch wenn ich ein ungebildeter Amateur bin, viel Zeit. Wie arbeitet man denn an einer Terminbörse, wenn man nicht aus der Finanzindustrie kommt? Ohne es sicher zu wissen, vermute ich auch, dass richtig vernetzten Profis ganz andere Wege offenstehen, als sich bei jeder Strategie immer wieder mit den Tricks der MM herumschlagen zu müssen. Bei meiner gegenwärtigen Strategie würden, wie ich schon schrieb, zusätzlich zum Spread wegen der MM nochmal 10 bis 30% der Gewinnmarge verlorengehen. 

 

@Krügerrand 

@Kio :

Die BaFin-Definition von Scalping kannte ich auch noch gar nicht...