am 21.01.2018 14:45
Die Idee von @Dietus, den "maximalen Drawdown" (also den höchsten Verlust der vergangenen Monate) zur Orientierung für Stopkurse zu benutzen ist gar nicht schlecht. Dadurch wird die Volatilität (Stärke der Schwankungen) der Aktie oder allgemein des abzusichernden Wertes berücksichtigt.
nmh
24.01.2018 17:42 - bearbeitet 24.01.2018 17:42
Hallo,
vielen Dank für Eure Beiträge. Hat mir sehr geholfen. Ihr habt natürlich recht, es geht um eine längerfristige Investition und ich werde davon absehen es mit einem Stop-loss zu versehen. Nur hatte ich für einen Moment ein schlechtes Gewissen, da ich bei einem Allzeit Hoch gekauft hatte und alle zur Zeit von einem möglichen Börsen-Crash reden. 😉 Mein ETF ist übrigens der hier: WKN A1JX52
Falls doch ein Crash in naher Zukunft eintreten wird, werde ich die Chance ergreifen und noch mal zu schlagen 🙂
Grüße
25.01.2018 07:35 - bearbeitet 25.01.2018 07:39
Hallo @kan23,
ohne den ETF A1JX52 "inhaltlich" zu kennen, würde ich Dir aus rein charttechnischer Sicht folgende Strategie (für langfristige Investoren) empfehlen:
Das Papier liegt (wie alle breiten ETF) seit Jahren in einem guten Aufwärtstrend. Aktuell also überhaupt kein Grund, zu verkaufen.
Wenn der A1JX52 unter 65,80 Euro fällt, würde ich einen Teil sicherheitshalber verkaufen. Ein erster Stopkurs könnte also bei sagen wir mal 65,23 Euro liegen (bitte nie "glatte" Marken verwenden). Denn dann wäre sowohl die 200-Tage-Linie bei derzeit ca. 69 Euro als auch das Zwischentief von August 2017 bei 65,81 Euro unterschritten.
Richtig finster sieht es für den A1JX52 aber erst unterhalb von ca. 60 Euro aus. Den Stopkurs für den Rest würde ich also bei z.B. 59,62 Euro setzen.
Wer eher kurzfristig anlegt, darf einen Teil vom ETF A1JX52 auch schon mit einem Stopkurs bei ca. 68,23 Euro absichern. Denn unterhalb von ca. 70 Euro wäre der kurzfristige Aufwärtstrend seit August 2017 nicht mehr intakt, und die 200-Tage-Linie wäre ebenfalls nachhaltig unterschritten.
Obige Hinweise sollen ein wenig Erleuchtung bringen, wie Profis Stopkurse setzen. Es bleibt aber bei meiner allgemeinen Empfehlung, ETF-Investments ohne Stopkurs zu fahren.
Hilft Dir das ein wenig?
Viele Grüsse aus München
nmh
am 25.01.2018 18:43
Hallo,
danke für die tolle Beschreibung. Wie sichert man sich einen Teil? Man setzt also 2 Stop Kurse, geht das auch bei der Comdirect?
Grüße
am 25.01.2018 18:57
In der Praxis habe ich das noch nicht getan, aber es sollte möglich sein, zwei Stop-Loss Orders für die selbe WKN ins Orderbuch zu stellen. Die Order enthält ja auch die zu verkaufende Menge (Stückzahl) von Anteilen. So lange diese in Summe nicht den Depotbestand überschreitet, sollte das System die Orders akzeptieren.
Du kannst das auch völlig gefahrlos probieren, indem du es mal mit zwei Orders versuchst mit z.B. einem Kurslimit von 1 und 2 😉
Gruß
baha
am 03.03.2018 15:57
Danke @nmh!!!
Super Beitrag, wir haben wohl alle diese Anfängerfehler (mal mehr, mal weniger ausgeprägt) begangen... ![]()
am 03.03.2018 16:45
Ich danke Dir für Dein Lob, @as-1984, und wünsche Dir ein gutes Händchen bei Deinen Börsengeschäften.
nmh
am 14.05.2018 11:37
Hallo nmh,
vielen Dank für die zahlreichen Infos hier - das hilft wirklich sehr. Eine Verständnisfrage habe ich noch:
Ich hab für ein erstes Invest die Walt Disney Aktie ins Auge gefasst. Kurs derzeit bei 85,38. Als Stopp hätte ich an 81 gedacht. Deinem Beispiel folgend sagen wir, ich möchte nicht mehr als 200 € verlieren woraus sich nach deiner Formel 50 Aktien ergeben. Was aber nun, wenn ich nicht mehr als 2000 € investieren will?
1) Falsche Aktie ausgesucht? 🙂
2) Falscher Stopp?
3) Trotzdem investieren und 23 Aktien kaufen?
Danke und Gruß
aufruf
14.05.2018 12:44 - bearbeitet 14.05.2018 12:48
Willkommen in dieser Community und vielen Dank für die gute Frage und für Dein Lob. Diese Situation erlebe ich auch oft, wenn ich mich für eine Aktie entscheide.
Zunächst: Einen Stop bei 81 Euro halte ich für die Disney-Aktie, WKN 855686, für etwas eng. Die Aktie stand im März bei 80 Euro. Ich empfehle Dir einen Stopkurs unterhalb von 79 oder 78 Euro, falls Du ein eher langfristiger Investor bist.
Und dann: Die beschriebene Situation ist sehr komfortabel. Du "darfst" aufgrund der Stop-Regelung mehr Aktien kaufen, als Du eigentlich willst. In so einem Fall gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Jetzt erstmal nur 2.000 Euro investieren, also 23 Stück. Setze den Stopkurs (recht knapp) auf 78 und dafür den Nachziehkurs (siehe hier) entsprechend hoch, beispielsweise auf 92 Euro (Hub = 14 Euro x Stückzahl = 322 Euro). Das führt dazu, dass der Stopkurs relativ lang gültig bleibt und erst spät nachgezogen wird. (Der Begriff "Hub" ist hier erklärt)
2. Jetzt erstmal nur 2.000 Euro investieren. Setze den Stopkurs sehr tief auf z.B. 74 und dafür den Nachziehkurs entsprechend etwas tiefer, z.B. bei 88 Euro (Hub = 14 Euro x Stückzahl). Wenn Disney nach Deinem Kauf steigt, wird der Stopkurs bald nachgezogen.
3. Jetzt erstmal nur 2.000 Euro investieren. Setze den Stopkurs auf 78 und den Nachziehkurs auf 88 Euro (Hub = 10 Euro x Stückzahl = 230 Euro). Du hast einen relativ kleinen Hub, was dazu führt, dass Dein Stopkurs oft nachgezogen wird.
4. Investiere mehr als 2.000 Euro. Setze für einen Teil (z.B. Hälfte) einen sehr engen Stopkurs bei z.B. 82 Euro und für den Rest einen großzügigeren Stop bei z.B. unterhalb von 78 Euro. Beide Stopkurse sollten nachgezogen werden, falls die Aktie steigt.
Ich empfehle Dir die Möglichkeit Nr. 1.
Im obigen Fall 1., 2. oder 3. kannst Du später ja noch weitere Aktien kaufen, falls die Aktie so läuft wie Du Dir das vorstellst, nämlich nach oben. Es gibt auch Leute, die bei fallenden Kursen nachkaufen; finde ich bekanntlich nicht gut (siehe meinen Original-Beitrag).
Wie immer gilt: "harte" Stopkurse (also aktive Börsenorders) nicht auf glatte Werte setzen. 77,84 Euro oder 78,05 Euro sind besser als glatt 78,00 Euro.
Hilft das ein wenig?
nmh
am 14.05.2018 13:02
@nmh: Ah, super - vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das hilft in jedem Fall!
Hast du zu den krummen Werten hier schon mal etwas geschrieben, dass ich mir nochmal durchlesen kann?
Jetzt muss ich "nur" noch überlegen, ob Walt Disney gerade wirklich eine gute Aktie für den Start ist 🙂 Wenn du magst kannst du das gerne kommentieren 😉
Besten Dank und Gruß
aufruf