Hebel-ETF vs. Hebel-Zertifikat

[MMJ]

Hallo zusammen,

das letzte Jahr war ich recht erfolgreich mit einem Hebel-ETF (DBX0B5) unterwegs. Dieser ETF hat einen Hebel von 2 auf den S&P 500.

Der SL (70,93) hat rechtzeitig gegriffen, sodass ich den großen Absturz vermeiden konnte.  Jetzt denke ich über eine Neuanlage nach und stelle mir die Frage, ob ich auf das bereits bewährte setzen soll oder auf ein entsprechendes Hebel-Zertifikat. 

Wo seht Ihr die Vor-/Nachteile eines gehebelten ETF gegenüber einem gehebelten Zertifikat bei gleichen Voraussetzungen, sprich z. B. Hebel 2?  Beim Zertifikat habe ich ein Knockout, beim ETF setze ich mir den Knockout durch einen SL selber.  Zertifikate erschließen sich mir noch nicht so ganz, daher meine Frage.

Beste Grüße

MMJ

[Weinlese]

@MMJ 

Der wichtigste Unterschied ist der fixe Hebel bei den ETFs. Ein gehebelter ETF bildet nur den Kursverlauf eines Tages mit dem entsprechenden Faktor ab. Damit der Hebel konstant bleibt, muss sich die Bezugsbasis für den Hebel immer wieder ändern. Deshalb hängt die Kursentwicklung des ETF nicht nur von dem Kurs des Basiswertes ab, sondern auch davon, in welcher "Reihenfolge" sich die Basiswertkurse täglich ändern (Stichwort Pfadabhängigkeit).

Hebelzertifikate folgen dagegen nur dem Kurs des Basiswertes (abgesehen von gewissen regelmäßigen Anpassungen der Kockout-Schwelle um die Kreditkosten zu finanzieren). Der Hebel ist daher bei diesen Derivaten nicht fix, sondern ändert sich ständig. Einfach ausgedrückt ist es bei einem Hebelzertifikat egal, ob der Kurs heute fällt und morgen steigt oder heute steigt und morgen fällt, das Ergebnis ist das gleiche. Beim gehebelten ETF entstehen in beiden Fällen aber unterschiedliche Ergebniskurse. Als Resultat haben gehebelte ETFs volatilen Seitwärtsphasen daher eine leichte Abwärtstendenz.

Viele Grüße

Weinlese

[Locutus]

@Weinlese  hat mit der Pfadabhängigkeit ja schon einen wichtigen Unterschied beschrieben. Der Vollständigkeit halber will ich noch ergänzen, dass es sich beim ETF um Sondervermögen handelt, welches bei einer Pleite der Fondsgesellschaft geschützt ist. Beim Zertifikat hast du hingegen das volle Kontrahentenrisiko, d.h. wenn der Emittent insolvent geht ist das Geld sehr wahrscheinlich weg (Stichwort Lehman).