am 27.02.2021 14:54
Hallo!
Inspiriert von den Ausführungen von @nmh zum Thema DAX Discount Plus Puts (danke @Zilch für den Link dahin!) habe ich zu dem Thema etwas bei Google gesucht. Dabei habe ich einen alten Artikel von 2008 aus dem Handelsblatt gefunden:
https://www.handelsblatt.com/archiv/zertifikate-garantiezertifikate-im-eigenbau/2986180-all.html
Auszug von dort:
Das Prinzip: Kombiniert wird ein Put-Optionsschein mit einem Basiswert nahe am Geld und ein Discount-Zertifikat mit höherem Cap. Discount-Zertifikat und Put-Optionsschein dürfen zusammen nicht mehr kosten als der Basispreis des Put-Optionsscheins (multipliziert mit dessen Bezugsverhältnis). Der Effekt: Am Fälligkeitstag erhalten Anleger pro Kombipaket mindestens den Basispreis des Optionsscheins (multipliziert mit dem Bezugsverhältnis) als Barwert ausgezahlt. Gewinne sind darüber hinaus möglich bis zum Cap des Discount-Zertifikats. Ein Verlust ist nicht möglich.
Ein Beispiel: Der Anleger kauft Discounter auf den Dax mit einem Cap von 7 200 Punkten (WKN UB1WP6, Kaufkurs am 01.07.2008: 60,02 Euro) und die gleiche Anzahl an Put-Optionsscheinen mit einem Basiswert von 6 900 Punkten (WKN BN2DMD, Kaufkurs am 30.06.2008: 6,84 Euro) und einer Laufzeit bis zum 19.6.2009. Zu diesem Zeitpunkt werden bei dieser Kombination mindestens 69 und maximal 72 Euro ausgezahlt. Bei einem Einstandspreis von insgesamt 66,86 Euro ist eine Mindestrendite von mehr als drei Prozent p.a. garantiert. Der Investor hat darüber hinaus aber auch die Option auf eine fast achtprozentige Jahresrendite.
Ich habe mal nach entsprechenden aktuellen Papieren gesucht, aber keine passenden gefunden.
Bei mir war die Summe der Kaufpreise immer höher als die garantierte Ausschüttung. Hat sich der Markt seit 2008 so verändert, dass diese Strategie nicht mehr funktioniert? Oder habe ich falsch gesucht?
Habt Ihr damit Erfahrungen? Vielleicht hat @nmh sowas ja schonmal eingesetzt?!
Wenn es noch ginge, wäre das doch ein idealer Tagesgeld-Ersatz!
27.02.2021 15:08 - bearbeitet 27.02.2021 15:10
Theoretisch funktioniert so etwas, allerdings werden derartige Margen durch den Markt schnell wieder ausgeglichen. Davon abgesehen ist es kein Kunststück im Nachhinein so etwas zu beschreiben, wenn an zwei unterschiedlichen Tagen gekauft wird. Allerdings ist das höchst unseriös und irreführend, weil man über Nacht ein offenes Marktrisiko eingeht und das Ergebnis somit nicht feststeht. Das sollte der Autor des Artikels eigentlich wissen.
am 27.02.2021 15:15
@epa schrieb:Theoretisch funktioniert so etwas, allerdings werden derartige Margen durch den Markt schnell wieder ausgeglichen. Davon abgesehen ist es kein Kunststück im Nachhinein so etwas zu beschreiben, wenn an zwei unterschiedlichen Tagen gekauft wird. Allerdings ist das höchst unseriös und irreführend, weil man über Nacht ein offenes Marktrisiko eingeht und das Ergebnis somit nicht feststeht. Das sollte der Autor des Artikels eigentlich wissen.
Es gab dort im Artikel auch andere Beispiele mit Kursen vom gleichen Kauftag:
Ein Beispiel: Der Anleger kauft Discounter auf den Dax mit einem Cap von 7 000 Punkten (WKN SG5E2R, Kaufkurs am 01.07.2008: 59,72 Euro) und die gleiche Anzahl an Put-Optionsscheinen mit dem Basiswert von ebenfalls 7 000 Punkten (WKN BN2DME, Kaufkurs am 01.07.2009: 7,47 Euro). Beide Papiere haben den 19.6.2009 als Ende der Laufzeit. Dann werden insgesamt 70 Euro ausgezahlt, unabhängig davon, wie der deutsche Leitindex zu diesem Zeitpunkt steht. Bei einem Einstiegspreis von insgesamt 67,19 Euro kann der Anleger mit einem garantierten Gewinn von 2,81 Euro pro Kombipaar rechnen. Das entspricht einem sicheren Gewinn von 4,18 Prozent
Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie stark damals die intraday-Schwankungen waren.
am 27.02.2021 15:18
Du hast das richtig erkannt. Intraday-Schwankungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Sicher ist so etwas nur, wenn beide Instrumente zum gleichen Zeitpunkt gekauft werden. Und da sieht die Realität so aus, daß es schon großes Glück bzw. großer Zufall sein muß, eine solche Gelegenheit zu erwischen.
am 28.02.2021 11:09
Ein Discount-Zertifikat ist equivalent zu einem Festgeld mit einem verkauften Put.
Daher ist die Kombination Discount+Put equivalent zu einem reinen Festgeld. Die Rendite einer solchen Strategien ist gleich der Festgeld-Rendite minus Kosten.
am 28.02.2021 14:44
@dg2210 schrieb:Ein Discount-Zertifikat ist equivalent zu einem Festgeld mit einem verkauften Put.
Daher ist die Kombination Discount+Put equivalent zu einem reinen Festgeld. Die Rendite einer solchen Strategien ist gleich der Festgeld-Rendite minus Kosten.
Das würde erklären, warum ich keine Möglichkeiten mit positiver Rendite gefunden habe. Das Festgeld-Niveau ist seit 2008 schließlich deutlich gefallen...
02.03.2021 19:14 - bearbeitet 02.03.2021 19:28
Selbst wenn das Festgeld-Niveau höher (oder im positiven Bereich) wäre, dann sind solche Arbitrage-Geschäfte in heutigen Zeiten von Hochfrequenzhandel etc. für normale Anleger praktisch unmöglich.
Die goldenen Zeiten, in denen man als Kursmakler die Differenzen an deutschen Börsen von Annilin, Kabel und Röhren nutzen konnte, sind lange vorbei. Alte Börsianer wissen, was ich meine