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Die ersten vier Monate: ein Anfänger berichtet

A.J.
Experte
106 Beiträge

Hallo zusammen,

 

da ich hier im Forum sehr viel gelernt habe, möchte ich euch heute von meinen ersten vier Monaten mit der Börse berichten. Vielleicht lernt ja der eine oder andere Anfänger noch etwas. Ansonsten ist dieser Beitrag ein Dankeschön an alle Schreiber dieses Forums!

 

Mitte Juli habe ich das erste Wertpapier in meinem Leben gekauft. Es waren ein paar Anteile an einem MSCI-World ETF (A1JMDF) für das neu geschaffene Familien-Renten-Depot bei einem orangenen Mitbewerber der CoDi. Die immer wieder eintrudelnden Mails mit Zinssenkungen auf unser Tagesgeld sowie die Empfehlung von Finanztip (www.finanztip.de/indexfonds-etf/) haben mich letztendlich zu diesem Schritt, den ich schon seit Jahren vorhatte, getrieben. Dazu kamen am gleichen Tag ein paar Anteile an einem „nachhaltigen“ Welt-ETF (A1JA1R). Außerdem Ende August wenige Anteile eines MSCI-EM-ETF (A2H58J). Die beiden Welt-ETFs habe ich seitdem weiter aufgestockt, beim EM-ETF warte ich noch auf eine Delle, um weiter einzusteigen.

Aus heutiger Sicht bin ich sehr blauäugig an die ersten Orders herangegangen. Ich habe mir z.B. grob die Fonds ausgesucht aber keine Gedanken über steuerliche Aspekte gemacht. Außerdem waren die ersten Portionen zu klein (Gebühren!). Aber es hat sich bewahrheitet, was man überall (z.B. hier im Forum, aber auch bei Finanztip oder Finanztest) liest: mit breit gestreuten ETFs kann man nicht viel falsch machen. Perfekt für Anfänger. Aktuell liegt das Familendepot bei wahnsinnigen +5,9%. Leider haben wir unsere angestrebte Anlagequote noch nicht erreicht. Aber wir haben ja noch ein paar Jahrzehnte Zeit.

 

Da mir nur ETFs aber zu langweilig waren, habe ich Mitte August für mich persönlich ein Depot bei der CoDi eröffnet. Übrigens wieder aufgrund einer Empfehlung von www.finanztip.de/.  Ursprünglich wollte ich nur etwas „Spielgeld“ investieren. Als erste Handlung habe ich einen Tiefflieger aufgefangen (Vapiano) und den dann ein paar Wochen später mit viel Glück und etwas Gewinn wieder verkauft. Dann habe ich dieses Forum gefunden und bin an die nächsten Käufe systematischer ran gegangen. Ich habe die FAQs und Inhaltsverzeichnisse (Danke @nmh !) durchgearbeitet, mir Sternelisten und Vorstellungen von Aktien für das Publikum (Danke @Noxx !) durchgelesen. ETFs habe ich nicht gekauft (zu langweilig, liegen ja schon im Familiendepot). Dafür diverse Sterne-Aktien. Ich habe versucht, sowohl in den Branchen als auch in den Ländern zu diversifizieren. Trotzdem liegt ein Schwerpunkt in den USA. Außerdem habe ich einen Discount Put Plus auf den Dax und einen Anleihen-ETF gekauft. Meistens habe ich 13-17 verschiedene Wertpapiere im Depot. Zusätzlich habe ich mir irgendwann die Fähigkeit für Termingeschäfte (?) einräumen lassen. Seitdem habe ich auch etwas gezockt. Mal mit positivem Ergebnis (Gold, Öl, Optionsscheine auf Apple und McD, Dax KOs), mal mit negativem (Gold, Öl, Optionsscheine auf eine chinesische oder eine englische Bank). Insgesamt ist steht mein persönliches Depot momentan ca. EUR 500,- im Minus. Demgegenüber steht ein realisierter Gewinn von ca. 320,-. Ich habe mittlerweile einen Großteil meiner persönlichen Mittel investiert. Das geht aber nur, weil es sich quasi um mein Taschengeld handelt. Geld, das für das Auskommen und Wohlergehen der Familie nötig ist, würde ich auf keinen Fall in so schwankende Werte wie Aktien investieren.

 

Was habe ich in den letzten Monaten gelernt:

  1. Aktien machen Spaß.
  2. Ich bin risikobereiter als ich gedacht habe.
  3. Ich habe alle Anfängerfehler durch. Einige mehrfach. Besonders beliebt: zu früh verkaufen.
  4. Wenn man denkt, die Weltpolitische Lage ändert sich in diese oder jene Richtung, kaufe ich doch mal dieses oder jenes, geht das meistens schief.
  5. Wenn man auf riskante Pferde setzt (irgendwas mit großem Hebel), muss man auch dabei bleiben, um reagieren zu können.
  6. Einzelwerte sind nur etwas für Leute, die sich dafür auch ordentlich Zeit nehmen wollen.
  7. Zu große Hebel sind schlecht für den Blutdruck.
  8. Ein Blick in die Vergangenheit taugt nur bedingt für eine Prognose in die Zukunft.
  9. Es ist ziemlich witzig, sich vorzustellen, woran man so beteiligt ist. Mir gehört z.B. Microsoft, Edit: jetzt nicht mehr McDonalds, der Frischkäse von Philadelphia und eine große Kreditkartenfirma. Allerdings bin ich nicht der einzige Besitzer 😊.
  10. Der Markt ist schlauer als ich (die Welt-ETFs stehen besser als meine Einzelwerte).
  11. Ich hätte früher anfangen sollen.
  12. Die Bank gewinnt immer. Sogar bei EUR 3,90 pro Order.
  13. Aktien machen Spaß!

 

Ich werde genauso weiter machen. Nur mit weniger Anfängerfehlern. Vielleicht zumindest 😊.

 

Ich wünsche allerseits eine schöne Woche.

2 ANTWORTEN

chairman_1
Experte ★★
335 Beiträge

...ja, dann auch nochmal schriftlich ein Danke-Schön für deinen netten Bericht.

Ich gehe zwar nicht jede Wette ein, bin mir aber ziemlich sicher, dass deine 12/13 Punkte jedem, der hier nicht nur schreibt, sondern auch eigenes Geld investiert -hat-, sehr bekannt vorkommen.

Ich denke, dass man die Anfängerfehler einfach selbst gemacht haben muss, um sie tatsächlich zu verstehen.

Eine gute Erkenntnis ist sicher, dass schon Einiges dazugehört, um besser als der Markt zu sein.

LG Chairman
-expert for nothing-

A.J.
Experte
106 Beiträge

Jetzt bin ich zweieinhalb Jahre dabei. Und wieder zurück im Forum.

 

Nachdem ich in etwa vor einem Jahr einen Großteil des Depots und die Lust an Einzelaktien verlohren habe (der eine oder andere wird sich erinnern), möchte ich mich tatsächlich wieder stärker dem Thema Aktien widmen.

 

Die gute Nachricht: ich habe die Sparpläne (Welt-ETFs) im Familiendepot nicht ausgesetzt, sondern teilweise ordentlich erhöht Smiley (fröhlich). Die zweite gute: ich werde in den nächsten Jahren wohl keine Kapitalertragssteuer bezahlen müssen (Stichwort: Verlusttöpfe) Frustrierte Smiley.

 

Meine Verluste stammen in etwa zu einem Drittel aus dem Verkauf teilweise weit unter dem Stoppkurs, meinem Versuch mit sinkenden Kursen Geld zu verdienen und zu frühen Rückkäufen um erneut ausgestoppt zu werden.

 

Mein aktuelles Depot besteht aus ein paar Resten, die nicht ausgestoppt wurden, weil der Handel (warum auch immer) nicht geklappt hat und ich zu frustriert war, einen neuen (noch tieferen) Stoppkurs zu setzen. Außerdem habe ich vor ein paar Monaten wieder Microsoft gekauft, letzte Woche Constellation Brands und diese Woche Puma.

 

Ich werte meine Verluste als Lehrgeld, würde aber die meisten Stoppkurse wieder so setzen (die meisten waren Empfehlungen aus diesem Forum). Stoppkurse haben auch Gewinne gesichert: ich hatte da mal so ein windiges FinTech mit Karten und Kabel aus der Münchner Gegend.