10.08.2022 23:18 - bearbeitet 10.08.2022 23:20
10.08.2022 23:18 - bearbeitet 10.08.2022 23:20
@Klimaaprima schrieb:Guten Morgen.
@Shane 1 schrieb:
"Denn wer an den wenigen Tagen, an denen die Börse richtig anzieht nicht dabei ist, verpasst unaufholbar die größten Gewinnsprünge im Jahr."
[…]
Aber richtig ist, und @ae hat es nochmals unterstrichen mit einer Studie, ich kenne die auch, weiß jetzt auch nicht mehr von wem, wenige Handelstage machen die entscheidene Performance. Das spricht insgesamt sehr gegen die Versuche mit Markttiming erfolgreicher zu werden.
Mal ehrlich, ich bin skeptisch, ob das den meisten Leuten gelingt, wenn selbst die Leute regelhaft versagen, die das als Beruf machen und tagtäglich damit beschäftigen.
Wir betreiben das Ganze nur als Hobby, aber natürlich kann man nicht ausschließen, daß es jemanden unter uns mit besonderem Gespür dafür gibt.
Alleine die richtige Auswahl der richtigen Aktien ist anspruchsvoll genug, dann noch das richtige Markt-Timing, mit rein, raus, rein…..
Mich entspannt es eher, wenn ich weiß, ich habe die richtige Aktie günstig gekauft, und muß nicht schnell nach dem richtigen Ausstieg schielen, und dann dem nächsten Spiel hinterher hecheln.
Wobei ich nicht wegen 20-30% bei einer Aktie einsteige, das Potential muß größer sein, außer es ist eine konservative Aktie zur Depotstabilisierung.
11.08.2022 09:56 - bearbeitet 11.08.2022 09:58
Nachtrag zu der Studie mit den "verpassten Handestagen"
Hier die größten Tagesveränderungen im S&P in den letzten Jahren (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_largest_daily_changes_in_the_S%26P_500_Index )
29.09.2008 -8.79
09.10.2008 -7.62
13.10.2008 +11.58
15.10.2008 -9.04
28.10.2008 +10.79
01.12.2008 -8.93
09.03.2020 -7.60
12.03.2020 -9.51
13.03.2020 +9.29
16.03.2020 -11.98
24.03.2020 +9.38
Es gab also in den letzten 20 Jahren zwei Perioden mit großen Kursschwankungen: das 4. Quartal 2008 und Corona. Wer in diesem Zeitraum an der Seitenlinie stand, hat sowohl die besten, als auch die schlechtesten Tage verpasst und seine Nerven geschont.
am 11.08.2022 10:33
@dg2210 schrieb:Es gab also in den letzten 20 Jahren zwei Perioden mit großen Kursschwankungen: das 4. Quartal 2008 und Corona. Wer in diesem Zeitraum an der Seitenlinie stand, hat sowohl die besten, als auch die schlechtesten Tage verpasst und seine Nerven geschont.
Bei allen mathematischen Spielereien ist natürlich die psychologische Seite nicht zu unterschätzen. Was würde Otto Normalanleger unter gegebenen Umständen tun?
Der Hinweis, jetzt besser an die Seitenlinie zu gehen, steht ja leider nicht in der Zeitung sondern ergibt sich durch jeweils aktuelle Ereignisse.
Ein rekordverdächtig hoher Kursverfall innerhalb eines Tages ist üblicherweise nicht vorhersehbar, sonst wären ausreichend viele Marktteilnehmer schon während der vorhergehenden Tage ausgestiegen und hätten den Verfall somit nivelliert. Den ersten Tag der hohen Ausschläge, der wohl nicht ganz zufällig auch in den beiden genannten Beispielen ein Kursverlust war, nimmst man also mit.
Was machen die jetzt nervös werdenden Personen? Unmittelbarer Ausstieg oder Abwarten? Und was machen sie nach dem zweiten hohen Rücksetzer?
Die Chance die guten Tage zu verpassen ist jedenfalls höher als die, die schlechten Tage zu verpassen.
Meist kommen die nämlich zuerst und verleiten überhaupt erst dazu tätig zu werden.
am 11.08.2022 11:53
@GetBetter schrieb:
@dg2210 schrieb:Es gab also in den letzten 20 Jahren zwei Perioden mit großen Kursschwankungen: das 4. Quartal 2008 und Corona. Wer in diesem Zeitraum an der Seitenlinie stand, hat sowohl die besten, als auch die schlechtesten Tage verpasst und seine Nerven geschont.
Bei allen mathematischen Spielereien ist natürlich die psychologische Seite nicht zu unterschätzen.
Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Darum ist die "Anlegerrendite" üblicherweise auch geringer als die "Anlagerendite".
Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen "du muss nur durchhalten, dann wird alles gut", aber wenn eine Aktie zwischenzeitlich 95% des Wertes verliert (z.B. Amazon), dann halten das die wenigsten Anleger aus.
Ein rekordverdächtig hoher Kursverfall innerhalb eines Tages ist üblicherweise nicht vorhersehbar,(...) Den ersten Tag der hohen Ausschläge, der wohl nicht ganz zufällig auch in den beiden genannten Beispielen ein Kursverlust war, nimmst man also mit.
(...)
Die Chance die guten Tage zu verpassen ist jedenfalls höher als die, die schlechten Tage zu verpassen.
Meist kommen die nämlich zuerst und verleiten überhaupt erst dazu tätig zu werden.
Das sehe ich nicht so. Natürlich nimmt man die ersten Kursverluste immer mit - das ist eine Art Naturgesetz an der Börse: man kauft immer zu teuer und verkauft immer zu billig.
Ganz konkret für 2008 und 2020 (S&P 500):
Nehmen wir einen "dummen" Anleger, der sich nur an den einfachsten, damals verfügbaren Indikatoren (200-Tage-Linie) orientiert.
Er wäre spätestens Ende 2007 bei ca 1400 Punkten ausgestiegen, obwohl der Höchststand bei 1565 lag. Wiedereinstieg in Sommer 2009 bei 950 Punkten, ebenfalls zu teuer, denn das nächste Tief wäre bei 880 gelegen. Trotzdem ein tolles Ergebnis, weil der die besten und schlechtesten Tage verpasst hätte.
Corona kam zu schnell für die 200-Tage-Linie, aber auch hier wäre man bei 3100 ausgestiegen., bei 3030 wieder eingestiegen (d.h. plus/minus Null), hätte die guten wie die schlechten Tage verpasst und seine Nerven geschont.
Bei Einzelwerten ist es komplizierter. Da gibt es Fälle, bei denen sich große Kursverluste ankündigen (Wirecard) oder spontan eintreten (Facebook). Große Kursgewinne folgen oft auf Übernahmeangebote und sind schwer vorhersehbar.
am 11.08.2022 11:59
Nee, dass wäre mir jetzt zu viel hin und her. Jetzt Augen zu und durch. Und wann komme ich zurück, auf welches Signal wartest du dann?
Der Taiwan-Rums könnte ein Kaufsignal sein (natürlich gewisse Verzögerung danach), auf das ich allerdings gerne verzichten würde...
am 11.08.2022 12:13
am 11.08.2022 12:13
bedarf es diesen "Taiwan-Rums" wie Du es so treffend beschreibst? Was würde passieren, wenn China einfach immer wieder Übungen abhält und damit für eine Blockade von Taiwan sorgt. Das würde unweigerlich zu weiteren Problemen der Lieferketten führen. Ich hatte das so überhaupt noch nicht auf dem Schirm. Bisher hatte ich nur an einen Angriff gedacht, bis ich heute den Bericht auf NTV gelesen hatte.
Gruss aus Berlin
am 11.08.2022 12:34
@ehemaliger Nutzer schrieb:
bedarf es diesen "Taiwan-Rums" wie Du es so treffend beschreibst?
Dazu wird es nicht kommen. So funktioniert chinesische Politik nicht.
Ganz wichtig: die Chinesen haben keine Mid-Term-Elections und müssen keinen
Krieg anfangen, um den Präsidenten zu stützen.
Chinesische Außenpolitik ist auf langfristigen, "sanften" Druck angelegt, siehe Tibet, siehe Hongkong.
China will und wird Taiwan schlucken, aber nicht durch eine offene militärische Option.
11.08.2022 12:41 - bearbeitet 11.08.2022 12:44
11.08.2022 12:41 - bearbeitet 11.08.2022 12:44
ich sehe das auch ähnlich wie Du!
Nur hatte ich die Problematik, die durch solch eine "Militärübung" hervorgerufen wird, bis dato noch überhaupt nicht auf dem Schirm! Jetzt, nach dem ich den Bericht gelesen habe, erscheint es mir natürlich logisch!
Gruss aus Berlin
Nachtrag: Hier der Bericht, wen es interessiert:
am 11.08.2022 13:48
Hallo DG, irgendwie habe ich bei dir oft den Eindruck, dass du (eventuell unbewußt) durch deine rosarote Brille schaust, bzw. eine subjektive Ansicht vertrittst.
Da die Börse bekanntlich ihre Erwartungen i.d.R. für einen Jahreszeitraum festmacht (Gewinnschätzungen, Kursziele usw.) habe ich das mal hier bei der Comdirect (das kann jeder prüfen) kurz angesehen (die Charts werden ja bei Splits um Verzerrungen zu vermeiden, bereinigt und angepasst). Wenn ich nun den Dollar paritätisch zum Euro stelle, hatte Amazon über ein Jahres ein hoch von 162,85 Euro und ein Tief von 97,01 Euro. Das sind aber wie von dir erwähnt keine 95 Prozent gewesen, wenn mein Rechner mich nicht belügt.
Du meintest eventuell die einmal hier erwähnte beste Aktie Sartorisus, welche sich vom Kurs 607 Euro auf 302 Euro halbiert hatte und vom KGV von über hundert nun gedrittelt hat (33), aber das ist ja positiv zu werten, zumal Sartorius als Deutscher Gesundheitsdienstleister und Mitglied der DAX-Familie jetzt sogar vernünftige Kriterien für einen Kauf liefert.
So ein (wie von dir bezeichnet) dummer Anleger, welcher sich nur an dem einfachen Indikator, dem GLD 200 orientiert, wäre doch dann bei etwa 10% Verlust einfach bereits ausgestiegen, oder nicht?
Nein, ich will hier nicht lästern, oder dich in Verlegenheit bringen, aber Trendaktien sind stets hoch bewertet und werden bei schlechten Ergebnissen stets brutal abgestraft.
Auch gute Konzerne verlieren an Wert,und können schwere Einbußen erleiden, aber die Rekonvaleszenz ist vorhanden, während das Geld bei Hypes oder kleinen Fantasiekonzernen für immer verbrannt ist.
Deshalb wäre ein Verlust (nicht nur Wirecard) von 95 % ein Totalverlust, was ich hier auch verständlich begründe:
für einen Verlust von 10 Prozent brauchen wir nur 11 % Kursanstieg um wieder in den Gewinn zu kommen (machbar und somit unbedenklich).
für einen Verlust von 30 Prozent brauchen wir schon 43 % Kursanstieg, um unser Geld wieder zu sehen (möglich, aber nur mit Qualitätsaktien).
bei einem Kursrutsch von 90 Prozent, müßte der Kurs anschließend (nach oben ist es immer schwerer, so ist halt Mathematik) um sage und schreibe 900 Prozent wieder zulegen, um seinen Kapitaleinsatz wieder zu erreichen. Das ist unmöglich. Mit anderen Worten, der Anleger hätte (schon bei 80 Prozent Kursverlust müßte der Kurs 400 % anziehen) einen Totalausfall.
Deshalb sollten vernünftige Börsianer eben auch ein gemischtes Depot aus mehreren Branchen haben, um solche Ausreißer einigermaßen abzufedern. Und Corana, die 2008 erwähnte Finanzkrise oder jetzt ein Krieg innerhalb Europas sind auch gravierende Ereignisse, welche nicht in regulierten Zeitabständen auftreten.
Auch glaube ich nicht ernsthaft, dass ein Börsianer zwei Jahre und eventuell länger warten möchte, bis der Chart Signale für einen Wiedereinstieg liefert und solange sein anzulegendes oder verfügbares Geld achtlos unter dem Kopfkissen liegen läßt.
Es gibt eben statistisch mehr gute wie schlechte Tage und je länger der Zeitraum berechnet wird, desto besser ist sind die Chancen mit einem Depot in den Gewinn zu kommen.
Also bange machen und einzelne Beispiele und gerade passende Zeiträume aufzeigen gilt nicht, nenne mir einen einzigen wichtigen Index (Dow, S&P 500, DAX, Nasdaq, Stoxx usw.), welcher in einem Zeitraum von 10 oder 20 Jahren schlechter performt hätte, selbst wenn man zum ungünstigsten Zeitpunkt eingestiegen wäre.
Einzelne Ausreißer hin oder her, ich bleibe dabei, über lange Zeit und Jahre gute Aktien oder seine ETF`s zu halten ist die sicherste Methode um Erfolg an der Börse zu haben. Die Auswahl ist das eigentliche Problem und nicht die Schwankungen. Und diese muss man eben aushalten können, wenn man sich für Aktien entscheidet.
Grüßle- Shane
11.08.2022 14:03 - bearbeitet 11.08.2022 15:04
11.08.2022 14:03 - bearbeitet 11.08.2022 15:04
@Shane 1 schrieb:
Da die Börse bekanntlich ihre Erwartungen i.d.R. für einen Jahreszeitraum festmacht (Gewinnschätzungen, Kursziele usw.) habe ich das mal hier bei der Comdirect (das kann jeder prüfen) kurz angesehen (die Charts werden ja bei Splits um Verzerrungen zu vermeiden, bereinigt und angepasst). Wenn ich nun den Dollar paritätisch zum Euro stelle, hatte Amazon über ein Jahres ein hoch von 162,85 Euro und ein Tief von 97,01 Euro. Das sind aber wie von dir erwähnt keine 95 Prozent gewesen, wenn mein Rechner mich nicht belügt.
Wenn ich mir die Börsengeschichte der Amazon anschaue, dann finde ich (in Prozent , NASDAQ-Kurse) im Informer:
Die Aktie hat sich also in knapp zwei Jahren auf 5,5958 % ihres alten Wertes "verbilligt", macht einen Kursverlust von ca 95 Prozent.
@GetBetterhatte die sehr wichtige Frage gestellt "Bei allen mathematischen Spielereien ist natürlich die psychologische Seite nicht zu unterschätzen. Was würde Otto Normalanleger unter gegebenen Umständen tun?".
Was hätte der Normalanleger damals gemacht? Natürlich ist es leicht, heute zu sagen "einfach nur durchhalten, das wird schon wieder" und "ich hätte bei 50% , 75% und 87,5% Kursverlust jeweils meine Position verdoppelt". Der Anleger damals hat aber gesehen, daß immer wieder "Bodenbildungen" und "Erholungen" gibt, aber diese bald wieder vernichtet werden. Das passierte -je nach Zählung- 7-10 mal bis zum endgültigen Tief.
Was kann man für heute daraus lernen? Wenn das Unternehmen im Kern gut aufgestellt ist, dann wird es sich wieder erholen und auch Kursrückgänge von >90% wieder aufholen; nicht in einem Jahr, wahrscheinlich auch nicht in drei Jahren, aber wohl in 10 Jahren.