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Anlegerpsychologie, oder: das Geheimrezept der Profis

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Profi-Investoren (m/w),

 

wir, die wir total cool und emotionslos an der Börse unterwegs sind, können uns glücklich schätzen. Denn:

 

Die meisten Hobby-Anleger investieren an der Börse, um Recht zu behalten.

Die meisten Profis investieren an der Börse, um Geld zu verdienen.

 

Was ist damit gemeint?

 

Eine einfache Frage der Psychologie, es gibt Tausende von Studien dazu. Viele Hobby-Anleger sind psychisch nicht in der Lage, sich eine Fehleinschätzung, einen Verlust einzugestehen. Aus diesem Grund halten sie eine Aktie, die fällt, weiter, und warten so lange, bis sie (hoffentlich) wieder nach oben dreht und ihren Kaufkurs überschreitet. Dann wird fix verkauft: "uff, nochmal Glück gehabt". Nach dem Motto: Es gibt für den Aktionär nichts schöneres, als seinen Einstandpreis wiederzusehen. Denn dann ist er im Gewinn und hat Recht gehabt!

 

Hier haben wir alle typischen Fehler auf einen Blick: (mehr dazu steht hier)

- Fixierung auf den Einstandskurs (Profis wissen: der ist völlig wurscht)

- Halten von Aktien, die nach unten laufen

- Verkaufen von Aktien, wenn sie steigen

- Unfähigkeit, sich Fehlgriffe einzugestehen

 

Wir Profis, die wir in dieser großartigen Community zuhause sind, wissen dagegen: Aktien dürfen nur im Aufwärtstrend gekauft werden und niemals, wenn sie fallen. Aktien, die nachhaltig und dauerhaft fallen, müssen verkauft werden. Dazu kann man Stopkurse verwenden. Mehr dazu steht hier.

 

Was viele überrascht:  Die Trefferquote an der Börse ist ebenfalls völlig wurscht!

 

Fehler und Verluste gehören dazu. Selbst wenn ich ganz oft daneben liege, werde ich mit einer professionellen Strategie insgesamt Geld verdienen. Überlebenswichtig ist nur, die Verluste klein zu halten und dafür die Gewinne auszubauen. Beispiel:

 

Ich wähle zufällig 100 Aktien aus und kaufe jede, sagen wir mal für jeweils 100 Euro. Einsatz also 10 000 Euro.

 

Jetzt setze ich für alle Aktien strenge Stopkurse, sagen wir mal bei 10%. Tatsächlich enden 80 der 100 Aktien im Verlust und werden ausgestoppt. Verlust jeweils 10 Euro.*

 

Doch zwanzig Aktien laufen und laufen und laufen. Ich ziehe die Stopkurse nach und verkaufe nicht. Und irgendwann kommt der Moment, wo die zwanzig Aktien sich verdoppelt haben. Gewinn also jeweils 100 Euro.

 

Im Ergebnis habe ich mit 80 Aktien insgesamt 800 Euro verloren und mit 20 Aktien insgesamt 2000 Euro gewonnen.

 

Miserable Trefferquote von nur 20% (bäääh), aber ein Gesamtgewinn von 1 200 Euro, das sind 12 Prozent von meinem Einsatz.

 

Und in meinem Beispiel waren die Papiere zufällig gewählt. Ihr seht: durch Befolgen der Grundregel "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" wird selbst der Pechvogel erfolgreich sein, der kein glückliches Händchen bei der Aktienauswahl hat.

 

Wer vor dem Kauf Aktien analysiert, sei es nach fundamentalen Daten (Gewinnsteigerung, KGV, Dividende, Verschuldungsgrad usw.) oder nach charttechnischen Kriterien (Kauf im Aufwärtstrend, Sterneliste), der wird seine Trefferquote noch steigern und damit noch erfolgreicher sein. Und wir Profis hier in der Community kombinieren ohnehin technische und fundamentale Ansätze.

 

Das mußte mal raus. Ich jetzt auch, zum Christkindlmarkt. Crêpes und gebrannte Mandeln. Und so kleine Figürchen aus dem Erzgebirge, wo oben Rauch rauskommt. Kleiner Scherz.

 

Herzliche Grüße aus einem schneematschigen München

 

nmh

 

_________________

*)  Dient nur der Veranschaulichung. Stopkurse dürfen nicht an fixen Prozentzahlen festgemacht werden. Mehr zum Setzen von Stops steht hier.

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
21 ANTWORTEN

Skies
Experte ★★
276 Beiträge

Danke. Bei mir läuft das ganze auch nur manuell per Excel. Ich stelle mir lediglich die Frage welchen Sinn ein absoluter Abstand hat. Ich lege i.d.R. ein prozentuales "Konfidenzintervall" z.B. +/- 10% um den Kaufwert. Wird dieses Intervall unterschritten --> Stop, wird es überschritten dann wird der Kurs nachgezogen. Bei Festlegung eines absoluten Abstandes ändert sich ja streng genommen der prozentuale Abstand über die Zeit.

 

Beispiel: Kaufwert 30€ und +/-3€ Konfidenzintervall entspricht +/-10%. Steigt der Kurs auf 60€ reduziert sich das Intervall auf +/- 5%.

 

Natürlich wird ein absoluter Abstand auch einen Sinn haben, nur ist mir dieser nicht ganz klar. Bin eben auch kein Profi.

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Skies:

 

Der Sinn eines absoluten (nicht prozentualen) Abstandes (Hub) ist in meinem Artikel hier erklärt. Hintergrund ist, daß Du bei einer Aktie, die (wie in Deinem Beispiel) von 30 auf 60 Euro gestiegen ist, allmählich eine Übergewichtung im Depot hast. Wir Rückversicherer nennen sowas "Klumpenrisiko". Durch den fixen absoluten Abstand wird Dein Stopkurs "strenger", und wenn Du z.B. ein Drittel der Position verkaufst, wenn der strengere Stopkurs erreicht ist, erlaubt die Hub-Methode Dir, den Stop für den Rest der Position fortan weiter zu setzen.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.