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Musk übernimmt Twitter - Chance für Mastodon?

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Heute mal ein richtiger Off-Topic-Beitrag von mir 😉

 

Elon Musk hat kürzlich Twitter übernommen - und die Sorge ist groß, dass seine Sicht auf "free speech" nicht unbedingt kompatibel ist mit der Sicht vieler User auf Meinungsfreiheit; es gibt die Befürchtung, dass das teils toxische Netzwerk noch toxischer wird.
Daher hat das dezentrale Netzwerk "Mastodon" in den letzten Tagen großen Zuspruch erhalten. Auch auf Mastodon gibt es "Tweets" (nennen sich hier "Toots" oder deutsch "Tröts"), man kann Leuten folgen und es gibt auch Hashtags. Wo liegen also die Unterschiede? Ich habe es mal ausgetestet und berichte von meinen ersten subjektiven Erfahrungen.

 

Auf den ersten Unterschied stößt man schon bei der Anmeldung: Man muss sich einen Server aussuchen. Während Twitter ein zentrales Netzwerk ist (man meldet sich auf twitter.com an, fertig), ist Mastodon ein Verbund von Servern ("Instanzen" genannt). Nach etwas Suche nach einer passenden Instanz (jeder Server hat andere Schwerpunkte) eine ausgewählt (nannte sich "troet.city"), angemeldet und dann im Webbrowser eingeloggt. Hier gab es gleich mal mehrere Timelines: Die persönliche Timeline (hier erscheinen die Toots aller Personen, denen man folgt), die lokale Timeline (hier erscheinen alle Toots der Instanz, an der man sich angemeldet hat) und die föderierte Timeline (hier erscheinen Toots, mit denen der Server verbunden ist). Gerade anhand der lokalen Timeline ist also ersichtlich, dass man sich über die Wahl der eigenen Instanz etwas Gedanken machen sollte - man kann aber jederzeit auf eine andere Instanz umziehen, und: Grundsätzlich kann man Leuten von (nahezu) jeder Instanz folgen. Heißt: Die Wahl der Instanz hat quasi ausschließlich Auswirkungen auf die lokale Timeline!
Toots - die 500 Zeichen lang sein können (lt. Entwickler die ideale Größe, um seine Meinung ausführlich darstellen zu können, ohne aber ins "Geschwafel" abzudriften) - sollten immer mit Hashtags versehen werden, so sind sie leichter auffindbar (eine Volltextsuche gibt es nur auf wenigen Servern). Gerade zu Beginn macht es dann auch erstmal Sinn, bestimmten Hashtags zu folgen (das funktioniert instanzübergreifend) um zu sehen, welchen Personen man folgen könnte; Usernamen bestehen übrigens aus der Kombination "@name@heiminstanz". Toots kann man - analog Twitter - auch favorisieren oder teilen.
Schnell habe ich gemerkt: Es herrscht eine große Hilfsbereitschaft, viele alteingesessene Nutzer posten hilfreiche Tipps, die den Einstieg erleichtern. Generell ist die Atmosphäre (zumindest derzeit noch) sehr angenehm; es liegt wahrscheinlich auch an der geringen Größe des Netzwerks, dass Admins Spammer noch problemlos sperren können. Schnell habe ich aber auch gemerkt: Viele Server sind dem Ansturm nicht gewachsen (daher habe ich nach wenigen Stunden meine Heiminstanz gewechselt, da es größere technische Probleme gab). Hier und da gibt es teilweise immer noch Performance-Probleme - auch das hängt mit dem Ansturm zusammen. Die Server-Admins (die übrigens alle auf Spenden angewiesen sind), tun aber ihr Bestes, mehr Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Apropos Ansturm: Man muss das immer im Verhältnis sehen, der Entwickler von Mastodon sprach kürzlich von knapp 100.000 neuen Leuten. Im Vergleich zu Twitter also recht wenig. 
Es gibt auch Apps, für Android hat sich "Tusky" etabliert. Sie braucht übrigens keinerlei Berechtigungen (man vergleiche das mal mit der Twitter-App) - ggf. werden nur Dateizugriffsrechte angefordert (für Upload von Bildern/Dateien). Es gibt aber auch von Mastodon selbst eine App, die allerdings noch recht rudimentär ist - oder man nimmt gleich die Web-App, hier funktionieren die Push-Benachrichtigungen auch am Besten.

 

Also alles toll? Jein: "Große" Namen fehlen auf Mastodon, das kann man - je nach Sichtweise - als Vorteil oder Nachteil sehen, vereinzelt gibt es aber schon Journalisten, Moderatoren oder andere "Promis" (z.B. Jan Böhmermann), die dort aktiv werden. Personen, die rein auf Reichweite aus sind und große Zahlen für ihr Ego benötigen, werden bei Mastodon übrigens aber auch nicht unbedingt glücklich: Die Zahlen bzgl. Follower und Followings sind eher "ca."-Zahlen, auch die Anzahl an "Retweets" (dem Teilen von Toots) oder Antworten sind quasi nicht zu gebrauchen - stehen bei Mastodon (im Gegensatz zu Twitter) aber auch nicht im Mittelpunkt. Von daher dürften die typischen "Influencer" dort auch nicht auftauchen.

Es gibt noch immer hier und da technische Probleme, die Performance ist auch nicht immer optimal. Und: Da jeder eine Instanz aufziehen kann, können natürlich auch Instanzen entstehen, die fraglichen oder auch illegalen Inhalt erlauben - daher führen viele Instanzen eine Art "Blacklist" an Instanzen, mit denen keine Daten ausgetauscht werden. Es wird sich auch zeigen müssen, ob die Nutzer, die bei Mastodon einen Account eröffnet haben, dort auch dauerhaft aktiv bleiben. Ich werde mir das auf alle Fälle weiterhin anschauen.

 

Edit 9:02 Uhr: Infos zu Toot-Statistiken (Retweets, etc.) hinzugefügt.

Edit 9:14 Uhr: Folgen der Instanzwahl verdeutlicht

4 ANTWORTEN

Nobka
Mentor
780 Beiträge

Alleine weil Jan Böhmermann dort ist würde ich das meiden, zudem mit der Wahl des Servers und damit des Themas schafft man nur Echokammern. Das jetzt als meine reine subjektive Meinung.

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Jein. Natürlich ist der Inhalt der lokalen Timeline abhängig vom Server, den man wählt - du siehst aber weiterhin alle Toots in der föderierten Timeline, und auch das Folgen von Hashtags funktioniert Server-übergreifend (ich werde das oben nochmal verdeutlichen). Sonst wäre es ja tatsächlich vollkommener Blödsinn 🙂

Und Jan Böhmermann kann man notfalls ja auch muten (ich hatte ihn noch nie in meiner Timeline) - oder verzichtest du wegen Böhmermann auf die ZDF-Sender?

Nobka
Mentor
780 Beiträge

Okay wenn es so funktioniert. Ich verzichte Allgemein auf ARD/ZDF- Sender, ich zahle nur für den Zirkus. Aber anderes Thema.

richard69
Experte ★
160 Beiträge

#mastodon ist eine knuffige Art zu tröten und hat seinen Charme.