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Es war einmal... Geschichten vom Geldvermehren und -vernichten

Kio
Experte ★★
330 Beiträge

Hallo Alle 🙂

 

Bei dem Ausformulieren eines Beitrages in einem anderen  Thread ist mir die Idee gekommen, Geschichten zu sammeln, bei denen man durch ungewöhnliche Geschehnisse oder ausgefuchste Ideen, besonders effektiv sein Geld vermehrt, oder vernichtet hat. Das muss nichts mit Börse zu tun haben. Aber ein besonders hoher Gewinn oder Verlust sollte schon das Ergebnis des Deals sein.

 

Ich finde, all den anderen Kram von den tollsten Investmentmöglichkeiten hört man ständig. Aber wann und wie habt ihr mal in all dem Rauschen ein aussergewöhnliches Investment entdeckt, wie habt ihr das umgesetzt und was ist daraus geworden?

 

Ich freue mich auf Geschichten und lege vor

kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)
7 ANTWORTEN

Kio
Experte ★★
330 Beiträge

Hallo 🙂

Ich möchte mit einer kleinen Geschichte von einem meiner besseren Deals beginnen, der im Grunde auf großen Zufällen beruht und deshalb perfekt die Thematik beschreibt, wie etwas völlig Unvorhergesehenes vieles verändern kann. Das es am Ende nichts wirklich verändert hat, ist letztlich meiner Vorsicht geschuldet und kann auch als Warnung an alle Angsthasen, die außer mir noch da draußen rumhopsen, gesehen werden.

 

Es begab sich im Jahr 2017, ich saß im Wartezimmer meines Hausarztes. Bei Ärzten längere Artikel zu lesen, führt meist zu einem Abbruch des Artikellesens, wenn man ins Behandlungszimmer gerufen wird, also meide ich dort längere Artikel. Diesmal jedoch kam die Arzthelferin ins Wartezimmer und sagte, dass der Herr Doktor zu einem Notfall nebenan gerufen wurde, weil er sehr viel schneller vor Ort sein konnte als der RTW, es könnte etwas dauern.

Also begann ich einen Artikel über Rohstoffe, seltene Erden, Edelmetalle, usw. zu lesen, ich hatte jetzt ja Zeit. Da ich mich leicht in Gedanken verliere, kann es schon mal vorkommen, dass ich über ein Problem nachdenke, während ich weiterlese. Da für mein Gehirn das Problem, welches ich gerade zu lösen versuche, wichtiger zu sein scheint als der Inhalt des Gelesenen, kommt in diesen Momenten entsprechend wenig Gelesenes da oben an, so ähnlich wie beim Lesen kurz vor dem Einschlafen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, regelmäßig kurze Pausen zu machen und zu rekapitulieren, was da gerade stand, es soll ja auch was hängenbleiben.

 

Ich rekapitulierte also so vor mich hin. Es ging in dieser abgekästelten halben Seite um Platin, bzw. die Platinmetalle: Platin, Palladium und Rhodium; Rhodium ist ein „Abfallprodukt“ bei der Kupfer- und Nickelförderung; Die weltweite Produktion beträgt etwa 2 m³ (24 Tonnen) Rhodium im Jahr; Die Nachfrage nach Rhodium und Palladium war gestiegen. Rhodium wird immer beliebter bei Anlegern und ist das einzige der Platinmetalle, das in nennenswerter Menge im Verhältnis zur weltweiten Förderung in technologischen Anwendungen benötigt wird; Es gibt z.B. keine Katalysatoren in Autos mit Otto Motoren, die ohne Rhodium exzellente Ergebnisse liefern.

 

In dem Moment hat es geblitzt und ich habe hochgesehen. Was genau bemerkte ich? Der Kupferpreis lag halbwegs stabil bei ca. 5.000 Euro, das wusste ich, weil ich diesen regelmäßig beobachtete. Ein stabiler Kupferpreis führt vermutlich nicht zu erhöhter Fördermenge. Wird weniger Kupfer gefördert, fällt weniger Rhodium an. Rhodium wird aber in der Industrie und Medizintechnik, sowie bei der Schmuckherstellung benötigt. Hinzu kommen Anleger und Spekulanten, die physisches Rhodium im Bankschließfach liegen haben und es der Industrie dadurch vorenthalten. Dann hat der Dieselskandal (übrigens ein Schwarzer Schwan) dazu geführt, dass es eine Verschiebung hin zu Ottomotoren gab. Also waren alle Zutaten für ein erfolgversprechendes Investment beisammen.

  1. Verknappung - wenn Kupfer weniger gefördert wird und Rhodium in Schließfächern lagert.
  2. Alternativlosigkeit bei den Anwendungen, Rhodium kann nicht ersetzt werden.
  3. Abnehmer, die deutlich höhere Preise tolerieren müssen und können.

Bei den weiteren Recherchen in den folgenden Tagen verfestigte sich immer mehr mein Eindruck, dass da offensichtlich sehr viele pennen und nicht bemerken, was sich da gerade vor ihren Füßen für Möglichkeiten auftun.

 

Dass ich darauf aufmerksam geworden bin, liegt an der Verkettung der Zufälle, die unvorhergesehen eine große Chance offenbarten. Wäre ich nicht krank geworden und hätte nicht zufällig an dem Tag zu der Uhrzeit einen Termin beim Arzt gehabt, als dieser zu einem Notfall musste, oder fände ich Handydaddeln in Wartesituationen nicht entwürdigend 🤢, wüsste ich vermutlich bis heute nicht, was Rhodium ist. Nicht zu vergessen auch, dass es ohne den Dieselskandal kein interessantes Investment gegeben hätte.

 

Allerdings war ich nicht erfolgreich bei der Suche nach einer Möglichkeit über ein Wertpapier in Rhodium zu investieren. Davon abgesehen, dass es bequemer ist, hat man auch nicht die Umsatzsteuer, bzw. Differenzbesteuerung am Hals.

Aber leider war Rhodium wohl etwas zu exotisch, ich fand nix, wo ich investieren konnte. Also musste ich mich auf physisches Rhodium konzentrieren. Fand den Gedanken dann letztendlich aber auch spannend, so ein winziges Stück Metall real zu besitzen, was so viel Wert ist. Da ich zu dem Zeitpunkt mit physischen Edelmetallen noch gar keine Berührungspunkte hatte, habe ich mich nicht so richtig getraut und zum Test nur eine Unze für damals 1.380 Euro (incl. Mwst.) gekauft. So zum Ausprobieren. Ich hatte gedacht, dass ich ein paar Monate warte und dann vermutlich locker das Doppelte bekomme. Da der Kurs jedoch kontinuierlich stieg, wartete ich ab und habe den kleinen Barren bei einem Rücksetzer 2020 für etwas über 8.000 Euro brutto verkauft. Anschließend stieg der Preis in der Spitze auf 25.000 Euro, da war ich dann leider nicht mehr dabei. Aus meiner Perspektive war es trotzdem ein richtig gutes Geschäft. (Vom MM her hätte ich bei der Risikoklasse vier Unzen kaufen können. Ängstlichkeit hat ihren Preis!)

 

Inzwischen hat der Siegeszug der E-Autos dem Rhodiumpreis den Garaus gemacht. 80% des weltweiten Bedarfs schluckte die Autoindustrie. Mit dem Wegfall der Katalysatoren wird ein Großteil nicht mehr benötigt. Rhodium verkommt nach und nach zum bloßen Anlagemetall, dessen Wert kaum von der industriellen Nachfrage gestützt wird, es wird also langweilig.

 

Die guten Risikoinvestmentmöglichkeiten begleiten uns ständig, man muss nur genügend Wissen zur richtigen Zeit zur Verfügung haben und Kombinationsgabe besitzen, um sie zu erkennen. Aber leider habe ich auch nur diese eine wirklich gute Story, wo vom ersten Moment an alles gepasst hat. Und vermutlich lese ich ständig irgendwelche Artikel, bei denen ich meines wenigen Wissens geschuldet, diese Gelegenheiten nicht sehe.

 

Aber wenn mich mal wieder beim Blättern in Geo, Stern, Spiegel, oder auch Landlust dieser kurze Moment der gierigen Klarheit überkommt – ich halte ihn fest, verfolge ihn und bin dann hoffentlich nicht so ängstlich wie dieses Mal.

 

Auf das wir alle reicher werden 🙂

kio

 

 

 

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge

Hey @Kio !

Toll, dass du dein Vorhaben sofort umgesetzt hast!

Ist ein wirklich interessanter Beitrag!

 

Ich habe leider keinen passenden Beitrag zu diesem Thema, weder in die eine, noch -ein Glück- in die andere Richtung!

 

Und was ich gerade mit einigermaßen Entsetzen festgestellt habe, du bist hier schon so viele Jahre in der Community aber ich nehme dich als "Neuling" wahr, ts....

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

Kio
Experte ★★
330 Beiträge

@Antonia

 

Nun, nur weil ich mal vor ein paar Jahren einen oder zwei Beiträge verfasst habe, würde ich mich nicht als langjähriges Mitglied verstehen...

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge

Naaa, länger als ich 😃

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

CurtisNewton
Mentor ★★★
2.859 Beiträge

Ich hänge mich mal mit Uran dran.

 

Seit Fukushima geht es ja abwärts mit der Atomkraft, das wissen wir ja alle, und die ganze Welt steigt aus der Atomkraft aus.

Bei genauerem Hinsehen ist Deutschland aber das das gallische Dorf, oder direkter formuliert, wir leben in einer Blase die uns glauben macht der deutsche Alleingang wäre repräsentativ. Stattdessen werden überall in der Welt neue Atomkraftwerke gebaut, in China ca. 30 in den nächsten 20 Jahren, weltweit über 100.  Selbst Japan, wo man ja am ehesten einen Ausstieg aus der Atomkraft nachvollziehen könnte, denkt man aktuell über den Bau neuer AKW nach.

 

Gleichzeitig sind nach Fukushima viele Uranminen stillgelegt worden, der Bedarf wurde in den letzten Jahren überwiegend durch Lagerbestände gedeckt. Uranminen sind relativ teuer im Betrieb und es hat sich ein Markt entwickelt bei dem rein rechnerisch klar war dass der Uranpreis erst wieder auf das doppelte steigen musste damit sich die Wiederinbetriebnahme von Uranminen lohnt.

Damit war schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine ein Signal für steigende Preise gegeben.

 

Die militärische und politische Eskalation in Osteuropa hat die Situation noch verschärft, mit Kazatomprom ist einer der größten Lieferanten von Uran in Kasachstan lokalisiert. Jetzt gehört Kasachstan genauso wenig zu Russland wie Österreich zu Bayern, war sich aber über 30-40 Jahre hinweg Lieferverträge sichern muss überlegt sich zweimal ob er das aktuell in Reichweite russischer Truppen tun will.

 

Der Haken dabei ist dass man Uran als Privatperson kaum handeln kann, und auch an den Terminmärkten und bei Optionsscheinen sieht es eher mau aus. Die in den USA üblichen Spott ETF sind hier zulande nicht verfügbar da UCITS ETF mit nur einer Komponente verbietet.

 

Als Workaround  kann an z.B. in Uranminen ausserhalb des Ostblocks investieren, der bekannteste Vertreter dürfte Cameco sein.

Wer etwas mutiger ist kann sich an experimentellere Geschäftsmodelle wagen, Yellow Cake ist z.B. ein Unternehmen dessen Geschäftsmodell darin besteht in Phasen mit Rücksetzern Uran günstig zu kaufen und "für schlechte Zeiten" einzulagern. Von diesen Unternehmen gibt es weniger als eine Handvoll, Uran darf man nämlich einfach so im nächsten Schuppen aufbewahren.

 

Die Yellow Cake Liegt dementsprechend auch bei mir im Depot

 

Gruß

Curtis

 

      

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"Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." - Victor Hugo

Kio
Experte ★★
330 Beiträge

@CurtisNewton 

Vielen Dank. Da ich dieses komische Kribbeln nicht loswerde, wenn ich über die aktuelle Börsensituation nachdenke, bin ich auf der Suche nach "kriesensicheren" Investments. Das hört sich spannend an. Obwohl ich eigentlich kein Fan der Atomkraft bin.

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

Kio
Experte ★★
330 Beiträge

Bisher hat dieser Thread ja noch keinen so großen Anklang gefunden. Dann erzähle ich noch eine kleine Geschichte, die ziemlich aktuell ist. So aktuell, dass sie noch nicht zuende ist. Entsprechend weiche ich aus Gründen der Interessantheit (gibts das Wort?) von meiner Vorgabe des besonderen Gewinns oder Verlustes etwas ab, da ich noch nicht weiß, was daraus wird.

 

Viele kennen ja diese Händler, die mit großen Positionen kleine Preisdifferenzen zwischen den Börsen ausnutzen. Wir kleine Hanseln brauchen das nicht versuchen. Die meisten Differenzen sind so schnell ausgeglichen, das wir sie gar nicht zu Gesicht bekommen.

Manchmal aber gibt es kleine Momente, wo die ganze Welt in so einem Schlummer liegt. Dann sind hauptsächlich Privatpersonen an der Börse unterwegs und der Handel ist irgendwie irrational. Wenn man diese Momente der Irrationalität aufspürt, kann man sie nutzen.

 

Der letzte dieser Momente ist mal gerade 14 Tage her. Am 2 Januar. Ich habe um 21:45 Uhr meine Abendroutine begonnen, die darin besteht, einmal kurz die nachbörsliche Situation zu überprüfen und evtl. noch den einen oder anderen Verkauf zu tätigen. Anschließend wird noch das Vorgehen für den nächsten Tag erstellt. Meistens passiert da nicht wirklich Aufregendes.

Diesmal jedoch sah ich, wie der Nasdaq ordentlich ins Minus gerutscht war, Deutschland aber um inzwischen 21:50 Uhr immer noch am DAX-Schlußkurs festhielt.

Also habe ich noch schnell einen Put-OS herausgesucht und gekauft. War vermutlich der kurzen Zeit geschuldet nicht die idealste Wahl. Am nächsten Tag war der Schein dann trotzdem über 15% im Plus.

Mein Kopf muss immer rechnen, wieviel ist das im Jahr... Ach Konjunktiv, egal.

 

Ich habe den Schein immer noch, weil ich ihn dafür benutze, die Verluste, die ich zum Jahresstart erwartet habe ein wenig abzufedern, um dann in Ruhe weitere Schritte überlegen zu können, die realisierten 15% Gewinn hätten mir für den Zweck nichts genutzt.

 

Kauf Put Dax.jpg

 

 

 

Zur Zeit ist der Schein wieder 17% im Plus.

 

Ich habe noch einen weiteren Schein zur Absicherung. Der hat aber technische Gründe und ist daher nicht so spektakulär.

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)